Radikales Alteritätskonzept

Aus MediaeWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das radikale Alteritätskonzept des Schweizer Mediävisten Paul Zumthor (1915-1995) stellt eine direkte Gegenposition zu der These dar, dass Sprache, historische Texte, kulturelle Bedingungen und gesellschaftliche Vorgänge bzw. Prinzipien des Mittelalters auch heute noch Auswirkungen auf unser Leben haben, bzw. dass sich diese von uns vollkommen nachvollziehen lassen (hermeneutisches Alteritätskonzept, reflexives Alteritätskonzept).

Erläuterung

Zumthor sieht die o.g. Inhalte der mittelalterlichen Epoche für uns als komplett unverfügbar an. Jede Parallele der mittelalterlichen Gesellschaft zu unserer Zeit sei also so lange reiner Zufall, bis wir mit genauer Sicherheit eine exakte Analogie beweisen können [1]. Die Schwierigkeit eines solchen Nachweises besteht darin, dass wir weder mit einer Primärquelle arbeiten (einen Zeitzeugen befragen), noch selbst die damalige Welt in Augenschein nehmen können. Zum Beispiel können wir die Intentionen von Autoren mittelalterlicher Texte - aufgrund der damals gängigen Manuskript- und Kopiekultur und der Tatsache, dass die Verfasser schon lange verblichen sind - nur mutmaßen.

Beispiele

  1. [1], Zumthor 1979 S.370.