Karolingische Bildungsreform

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Die karolingische Bildungsreform ist Teil der "karolingischen Reformen", die auf Karl den Großen zurückgeführt werden. Seine diesbezüglichen Maßnahmen nahmen nicht nur Einfluss auf das Bildungswesen, sondern auch auf die Kirche, Kunst, Sprache und Schrift der karolingischen Zeit. Da Karl der Große sowohl Oberhaupt des Staates als auch der fränkischen Kirche war, verfügte er über große Macht, die Reformen wenn nötig auch mit Gewalt durchzusetzen.

Karl der Große

Grundgedanke Karls des Großen

Zur Zeit Karls des Großen lagen sämtliche Kirchenschriften nur in Latein vor und selbst die Gottesdienste wurden auf Latein gehalten. Die vorhandenen Abschriften waren oft sehr fehlerhaft und stimmten mit den Orginaltexten nicht mehr überein. Viele Geistliche verfügten über schlechte Lateinkenntnisse und konnten somit auch die Gottesdienste nicht korrekt leiten. Für Karl den Großen machten diese Fehler und Wissenslücken der Geistlichen den Weg für die Bevölkerung zu einem wahren Glauben unmöglich. Ein großer Teil der Bevölkerung konnte kein Latein und verstand demnach nicht einmal das Vaterunser. Durch die Bildungsreform sollten die Geistlichen und Gelehrten in der Lage sein, ihr Wissen an die Menschen weiterzugeben und so einen Weg zum wahren Glauben eröffnen.

Durchführung

Bis sich Karl der Große der Bildung annahm, lag diese fast ausschließlich in den Händen der Klöster. Doch die Klöster führten ihren Bildungsauftrag nicht immer zuverlässig aus. Um ein geistiges Zentrum für sein Reich zu schaffen, holte Karl der Große die besten Gelehrten dieser Zeit an seinen Hof und ließ sie in der Hofschule unterrichten. Die Gelehrten lebten dort mit ihren Schülern zusammen und vermittelten ihnen im alltäglichen Leben ihr Wissen. Im Zuge der Bildungsreform wurden auch die fehlerhaften Abschriften nach folgendem System korrigiert und vervielfältigt:

  • errata corrigere (Fehler berichtigen)
  • superflua abscindere (Überflüssiges entfernen)
  • recta cohartare (Richtiges fördern)

Durch diese Korrekturen und Verbreitung der Schriften wollte Karl der Große eine einheitliche Sprache im karolingischen Reich schaffen. Einige Gelehrte erhielten nach ihrer Zeit bei Hofe kirchliche Ämter, wie die eines Bischofes oder Abtes. Die Bischöfe trieben Schul- und Bibliotheksgründungen voran und trugen so zur Verbreitung des Gedankengutes im Reich bei. Die einfache Bevölkerung war von den Reformmaßnahmen nicht direkt betroffen, sondern sollte durch gute Predigten unterwiesen werden und das Vaterunser und Glaubensbekenntnis kennen und verstehen lernen.


Quellennachweise

Fleckenstein, Joseph: Die Bildungsreform Karls des Großen. Als Verwirklichung der Norma Rectitudinis, Bigge-Ruhr: Josefs-Druckerei 1953

Weddige, Hilkert: Einführung in die germanistische Mediävistik, München: 7. durchgesh. Aufl. 2008