812: Eine Anweisung Karls des Großen bezüglich immigrierter Hispani: Unterschied zwischen den Versionen

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== Kontextualisierung, Analyse, Interpretation  ==
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Das ''Praeceptum'' vom 2. April 812 ist nur vor dem Hintergrund verschiedener Ereignisse in und um die fränkisch-umayyadische Grenzzone der vorangegangenen einhundert Jahre zu verstehen. Am Anfang standen muslimische Razzien ins fränkische Gebiet, die nicht nur in der bekannten Schlacht von Tours und Poitiers gipfelten, sondern auch zu etwa vier Jahrzehnten muslimischer Herrschaft in Narbonne führten (ca. 719-759), die erst Karls Vater Pippin (regn. 751/752-768) im Jahre 759 beendete.<ref name="ftn10">Vgl. <span style="background-color:transparent;">720-759: Das Chronicon Anianense zu Beginn und Ende muslimischer Herrschaft über Septimanien</span>.</ref> Schon unter Pippin hatte sich ein karolingisches Ausgreifen auf die Iberische Halbinsel angedeutet, als ihm nach Aussage fränkischer Quellen der muslimische Gouverneur von Barcelona und Girona 752 beide Städte zur Herrschaft anbot.<ref name="ftn11">''Annales Mettenses priores'', ed. Bernhard von Simson (MGH SS rer. Germ. 10), Hannover: Hahn, 1905, a. 752, S. 43.</ref> Mit Karls Eingreifen auf der Iberischen Halbinsel im Jahre 778 wendete sich das Blatt dahingehend, dass nun tatsächlich karolingische Kräfte Gebiete im Nordosten der Iberischen Halbinsel in Beschlag nahmen und damit eine karolingisch beherrschte Pufferzone um die 801 eroberte Stadt Barcelona ins Leben riefen, die den Grundstein für das spätere Katalonien legte.<ref name="ftn12">Zu diesem ganzen Themenkomplex siehe Sénac, ''Carolingiens et al-Andalus'', S. 13-85, mit einer chronologischen Tafel S. 145-146. Zur Loslösung Kataloniens aus dem karolingischen Orbit dann Zimmermann, Datation, S. 345-375<nowiki>; Zimmermann, Origine</nowiki>, S. 237-255. </ref>
Das ''Praeceptum'' vom 2. April 812 ist nur vor dem Hintergrund verschiedener Ereignisse in und um die fränkisch-umayyadische Grenzzone der vorangegangenen einhundert Jahre zu verstehen. Am Anfang standen muslimische Razzien ins fränkische Gebiet, die nicht nur in der bekannten Schlacht von Tours und Poitiers gipfelten, sondern auch zu etwa vier Jahrzehnten muslimischer Herrschaft in Narbonne führten (ca. 719-759), die erst Karls Vater Pippin (regn. 751/752-768) im Jahre 759 beendete.<ref name="ftn10">Vgl. [[719-759: Das Chronicon Anianense zu Beginn und Ende muslimischer Herrschaft über Septimanien]].</ref> Schon unter Pippin hatte sich ein karolingisches Ausgreifen auf die Iberische Halbinsel angedeutet, als ihm nach Aussage fränkischer Quellen der muslimische Gouverneur von Barcelona und Girona 752 beide Städte zur Herrschaft anbot.<ref name="ftn11">''Annales Mettenses priores'', ed. Bernhard von Simson (MGH SS rer. Germ. 10), Hannover: Hahn, 1905, a. 752, S. 43.</ref> Mit Karls Eingreifen auf der Iberischen Halbinsel im Jahre 778 wendete sich das Blatt dahingehend, dass nun tatsächlich karolingische Kräfte Gebiete im Nordosten der Iberischen Halbinsel in Beschlag nahmen und damit eine karolingisch beherrschte Pufferzone um die 801 eroberte Stadt Barcelona ins Leben riefen, die den Grundstein für das spätere Katalonien legte.<ref name="ftn12">Zu diesem ganzen Themenkomplex siehe Sénac, ''Carolingiens et al-Andalus'', S. 13-85, mit einer chronologischen Tafel S. 145-146. Zur Loslösung Kataloniens aus dem karolingischen Orbit dann Zimmermann, Datation, S. 345-375<nowiki>; Zimmermann, Origine</nowiki>, S. 237-255. </ref>


Karl der Große war im Jahre 777 von zwei muslimischen Dissidenten – Ibn al-Aʿrābī und Ibn Yūsuf – in Paderborn aufgesucht worden. Fränkischen und arabischen Quellen zufolge sollen diese ihn animiert haben, in das Gebiet jenseits der Pyrenäen einzugreifen.<ref name="ftn13">''Annales Regni Francorum / Annales qui dicuntur Einhardi'', ed. Georg Heinrich Pertz und Friedrich Kurze (MGH SS rer. Germ. in us. schol. 6), Hannover: Hahn, 1895, a. 777-778, S. 48-51; ''Aḫbār maǧmūʿa'', ed./transl. Don Emilio Lafuente y Alcántara, Madrid: Rivadeneyra, 1867, S. 112–13 (AR), S. 103 (ES).</ref> Die dortigen instabilen Verhältnisse waren u. a. auch Folge einer Schwächung der Zentralgewalt in Córdoba beim Herrschaftsantritt Hišāms I. (regn. 172-180/788-796), der sich gegen seine Brüder Sulaymān und ʿAbd Allāh durchsetzen musste.<ref name="ftn14">Dunlop, Hi<u>sh</u>ām I.</ref> Als Karl mit Truppen aus verschiedenen Reichsteilen 778 über die Pyrenäen setzte, erhielt er von der muslimischen Führung Zaragozas einige Geiseln gestellt, geriet dann aber in Kämpfe mit den nichtmuslimischen Basken und Navarrern, die in Karls Zerstörung Pamplonas resultierten. Bei seiner Rückkehr wurde sein Heer von baskischen Gruppen aufgerieben.<ref name="ftn15">Zu den Ereignissen 777-778 vgl. ''Annales Regni Francorum / Annales qui dicuntur Einhardi'', ed. Pertz und Kurze (MGH SS rer. Germ. in us. schol. 6), S. 48-51; ''Annales Mettenses priores'', ed. von Simson (MGH SS rer. Germ. 10), ad 778, S. 66-67. Einblicke in die arabisch-islamische Quellenperspektive bei König, ''Arabic-Islamic Views'', S. 192-194; Schilling, Karl der Große, S. 201-221. Zu den Ereignissen, vgl. Sénac, ''Carolingiens et al-Andalus'', S. 51-70; Collins, ''Arab Conquest,'' S. 210-217.'' ''Zu Pamplona, vgl. Leroy, Pamplona, Sp. 1649; Lévi-Provençal und Huici Miranda, Banbalūna, S. 1011-1012. Die Stadt wurde 121/739 unter dem Gouverneur ʿUqba b. al-Ḥaǧǧādī kurzfristig unter muslimische Kontrolle gebracht, die allerdings vor der fränkischen Zerstörung durch eine baskische Rebellion vertrieben wurde.</ref>
Karl der Große war im Jahre 777 von zwei muslimischen Dissidenten – Ibn al-Aʿrābī und Ibn Yūsuf – in Paderborn aufgesucht worden. Fränkischen und arabischen Quellen zufolge sollen diese ihn animiert haben, in das Gebiet jenseits der Pyrenäen einzugreifen.<ref name="ftn13">''Annales Regni Francorum / Annales qui dicuntur Einhardi'', ed. Georg Heinrich Pertz und Friedrich Kurze (MGH SS rer. Germ. in us. schol. 6), Hannover: Hahn, 1895, a. 777-778, S. 48-51; ''Aḫbār maǧmūʿa'', ed./transl. Don Emilio Lafuente y Alcántara, Madrid: Rivadeneyra, 1867, S. 112–13 (AR), S. 103 (ES).</ref> Die dortigen instabilen Verhältnisse waren u. a. auch Folge einer Schwächung der Zentralgewalt in Córdoba beim Herrschaftsantritt Hišāms I. (regn. 172-180/788-796), der sich gegen seine Brüder Sulaymān und ʿAbd Allāh durchsetzen musste.<ref name="ftn14">Dunlop, Hi<u>sh</u>ām I.</ref> Als Karl mit Truppen aus verschiedenen Reichsteilen 778 über die Pyrenäen setzte, erhielt er von der muslimischen Führung Zaragozas einige Geiseln gestellt, geriet dann aber in Kämpfe mit den nichtmuslimischen Basken und Navarrern, die in Karls Zerstörung Pamplonas resultierten. Bei seiner Rückkehr wurde sein Heer von baskischen Gruppen aufgerieben.<ref name="ftn15">Zu den Ereignissen 777-778 vgl. ''Annales Regni Francorum / Annales qui dicuntur Einhardi'', ed. Pertz und Kurze (MGH SS rer. Germ. in us. schol. 6), S. 48-51; ''Annales Mettenses priores'', ed. von Simson (MGH SS rer. Germ. 10), ad 778, S. 66-67. Einblicke in die arabisch-islamische Quellenperspektive bei König, ''Arabic-Islamic Views'', S. 192-194; Schilling, Karl der Große, S. 201-221. Zu den Ereignissen, vgl. Sénac, ''Carolingiens et al-Andalus'', S. 51-70; Collins, ''Arab Conquest,'' S. 210-217.'' ''Zu Pamplona, vgl. Leroy, Pamplona, Sp. 1649; Lévi-Provençal und Huici Miranda, Banbalūna, S. 1011-1012. Die Stadt wurde 121/739 unter dem Gouverneur ʿUqba b. al-Ḥaǧǧādī kurzfristig unter muslimische Kontrolle gebracht, die allerdings vor der fränkischen Zerstörung durch eine baskische Rebellion vertrieben wurde.</ref>
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Zimmermann, Michel: La datation des documents catalans du IX<sup>e</sup> au XII<sup>e</sup> siècle: un itinéraire politique, in: ''Annales du Midi : revue archéologique, historique et philologique de la France méridionale ''93/154 (1981), S. 345-375.
Zimmermann, Michel: La datation des documents catalans du IX<sup>e</sup> au XII<sup>e</sup> siècle: un itinéraire politique, in: ''Annales du Midi : revue archéologique, historique et philologique de la France méridionale ''93/154 (1981), S. 345-375.


Zimmermann, Michel: Origines et formation d’un Etat catalan (801-1137), in: Joaquim Nadal Farreras and Philippe Wolff (Hrsg.), ''Histoire de la Catalogne'', Toulouse: Privat, 1982, S. 237-255.|8=Karl der Große, Karolinger, Spanische Mark, ''marca hispanica'', Zaragoza, Pamplona, Barcelona, Basken, Umayyaden, Dissidenten, Flüchtlinge, Christen unter muslimischer Herrschaft, ''ḏimma'', dhimma, ''aprisio'', al-Andalus, Frankenreich, karolingisch-umayyadische Beziehungen, Lehnswesen, Landbesitz, Landnahme|3a=''In nomine Patris et Filii et Spiritus sancti. Karolus, serenissimus augustus, a Deo coronatus, magnus pacificus imperator, Romanorum gubernans imperium, qui et per misericordiam Dei rex Francorum et Langobardorum Berane, Gauscelino, Gisclafredo, Odilone, Ermengario, Ademaro, Laibulfo et Erlino comitibus.''|4a=Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Karl, erlauchter, von Gott gekrönter Augustus und großer friedensbringender Imperator, der das Imperium der Römer beherrscht, der durch die Gnade Gottes König der Franken und Langobarden ist, an die Grafen Beranus, Gauseclinus, Gisclafredus, Odilo, Ermengarius, Ademarus, Laibulfus and Erlinus.|3b=''Notum sit vobis, quia isti Ispani de vestra ministeria, Martinus presbiter, Iohannis, Quintila, Calapodius, Asinarius, Egila, Stephanus, Rebellis, Ofilo, Atila, Fredemirus, Amabilis, Christianus, Elpericus, Homodei, Jacentius, Esperandei, item Stephanus, Zoleiman, Marchatellus, Theodaldus, Paraparius, Gomis, Castellanus, Ardaricus, Wasco, Wisisus, Witericus, Ranoidus, Sunicfredus, Amancio, Cazerellus Longobardus, Zate, militeis, Odesindus, Walda, Roncariolus, Mauro, Pascales, Simplicio, Gabinus, Solomo presbyter, ad nos venientes suggesserint, quod multas obpressiones sustineant de parte vestra et iuniorum vestrorum. Et dixerunt, quod aliqui pagenses fiscum nostrum sibi alter alterius testificant ad eorum proprietatem et eos exinde expellant contra iusticiam et tollant nostram vestituram, quam per triginta annos seu amplius vestiti fuimus, et ipsi per nostrum donitum de eremo per nostram datam licentiam retraxerunt. Dicunt etiam, quod aliquas villas, quas ipsi laboraverunt, laboratas illis eis abstractas habeatis et beboranias illis superponitis, et saiones qui per fortia super eos exactant.''|4b=Weil diese Spanier (''Ispani'') unter Eurer Dienstaufsicht befindend, sei Euch mitgeteilt: Der Presbyter Martin, Johannes, Quintila, Calapodius, Asinarius, Egila, Stephanus, Rebellis, Ofilo, Atila, Fredemirus, Amabilis, Christianus, Elpericus, Homodei, Jacentius, Esperandei, ferner Stephan, Zoleiman, Marchatellus, Theodaldus, Paraparius, Gomis, Castellanus, Ardaricus, Wasco, Wisisus, Witericus, Ranoidus, Sunicfredus, Amancio, der Langobarde Cazerellus, Zate und seine Kämpfer [militeis = ''milites eius''?], Odesindus, Walda, Roncariolus, Mauro, Pascales, Simplicio, Gabinus, der Presbyter Solomo haben zu uns kommend (''ad nos venientes'') angedeutet, dass sie von Eurer Seite sowie derjenigen Eurer Untergebenen viele Unterdrückungen ertragen. Sie sagen, dass einige Dorfleute – jeweils einer für den anderen – bezeugen, dass unser Fiskalland zu ihrem Besitz zähle, sie [die ''Ispani''] rechtswidrig von da vertreiben und damit unser Landvergaberecht (''vestituram'') zunichte machen, das wir dreißig Jahre oder mehr ausgeübt haben, während jene [die ''Ispani''] und mit unserer ausdrücklichen Erlaubnis der Wüstenei [Land] abtrotzen. Sie behaupten auch, dass Ihr ihnen einige Landgüter, die sie selbst bearbeitet haben, abgenommen habt und ihnen Abgaben (''beboraniae<ref name="ftn1">''Dahn, Könige der Germanen, S. 44, übersetzt beboranias mit „Finanz-, Naturalleistungen“. Depreux, Préceptes, S. 31, übersetzt beide Begriffe (beboranias et saiones) mit „agents“. Zum Begriff siehe [http://ducange.enc.sorbonne.fr/BEBORANIA http://ducange.enc.sorbonne.fr/BEBORANIA]. ''</ref>)'' ''auferlegt'' ''und Funktionäre (''saiones<ref name="ftn2">''Hier handelt sich um Funktionäre untergeordneter Rangstufe, zu deren Aufgabe die Steuereintreibung gehörte. Weiterführende Literatur zum Begriff bei Depreux, Préceptes, S. 31 FN 103. Zum Begriff siehe [http://ducange.enc.sorbonne.fr/SAIONES http://ducange.enc.sorbonne.fr/SAIONES]</ref>)'' ''vorgesetzt habt, die sie mit ganzer Kraft auspressen.|3c=''Quamobrem iussimus Iohanne archiepiscopo misso nostro, ut ad dilectum filium nostrum Lodoicum regem veniret et hanc causam ei per ordinem recitaret. Et mandavimus illi, ut tempore oportuno illuc veniens et vos in eius presentiam venientes, hordinare faciat, quomodo aut qualiter ipsi Ispani vivere debeant.''|4c=Aus diesem Grund haben wir unserem Gesandten, dem Erzbischof Johannes, befohlen, dass er unseren geliebten Sohn, König Ludwig, besuche und ihm per Befehl diesen Fall schildere. Und wir haben ihm befohlen, dass er zu einer geeigneten Zeit dorthin kommen und Ihr in seine Gegenwart kommen sollt, damit er klar darlegt, auf welche Weise und wie diese Spanier leben sollen.|3d=''Propterea has litteras fieri praecepimus atque demandamus, ut neque vos neque iuniores vestri memoratos Ispanos nostros, qui ad nostram fiduciam de Ispania venientes, per nostram datam licentiam erema loca sibi ad laboricandum propriserant et laboratas habere videntur, nullum censum superponere praesumatis neque ad proprium facere permittatis; quoad usque illi fideles nobis aut filiis nostris fuerunt, quod per triginta annos abuerint per aprisionem, quieti possideant et illi et posteritas eorum et vos conservare debeatis. Et quicquid contra iustitiam eis vos aut iuniores vestri factum habetis aut si aliquid eis iniuste abstulistis, omnia in loco restituere faciatis, sicuti gratiam Dei et nostram vultis habere propitiam.''|4d=Deswegen haben wir befohlen, diese Briefe auszustellen und erwarten, dass weder Ihr noch Eure Untergebenen wagt, unseren erwähnten Spaniern, die aus Spanien unter unsere Obhut (''ad nostram fiduciam'') gekommen sind, sich mit unserer gegebenen Erlaubnis wüste Ländereien angeeignet und zu bearbeitet haben scheinen, irgendeine Steuer aufzuerlegen, noch erlaubt, dass man sich ihrer Besitztümer bemächtigt. Denn da jene sich bis jetzt uns und unseren Söhnen als loyal erwiesen haben, sollen sie und ihre Nachkommenschaft in Ruhe besitzen, was sie sich dreißig Jahre lang im Rahmen einer ''aprisio'' angeeignet haben, während Ihr es bewahren sollt. Was immer Ihr oder Eure Untergebenen ihnen gegen das Gesetz angetan habt, oder wenn Ihr ihnen irgendetwas unrechtmäßig weggenommen habt, sollt Ihr alles wieder an seinen Platz zurückführen, insofern Ihr die Gnade Gottes und unser Wohlwollen genießen wollt.|3e=''Et ut certius credatis, de anulo nostro subter sigillari iussimus. Guidbertus diaconus ad vicem Ercambaldi recognovit. Data IV. Nonas Aprili anno Christo propicio imperii nostri XII, regni vero in Francia XLIV. atque XXXVIII in Italia, indictione quinta. Actum Aquisgrani palacio regio in Dei nomine feliciter. Amen.''|4e=Und damit Ihr dies als sicher anerkennt, haben wir befohlen, unten mit unserem Ring zu siegeln. Der Diakon Guidbertus hat anstelle von Ercambaldus gegengezeichnet. Gegeben an den 4. Nonen des April im von Christus bevorzugten 12. Jahr unserer Kaiserherrschaft, unserem 54. Jahr unserer Herrschaft im Frankenreich und unserem 38. in Italien, in der 5. Indiktion. Ausgegeben in der königlichen Pfalz in Aachen, glücklich im Namen Gottes. Amen.}}
Zimmermann, Michel: Origines et formation d’un Etat catalan (801-1137), in: Joaquim Nadal Farreras and Philippe Wolff (Hrsg.), ''Histoire de la Catalogne'', Toulouse: Privat, 1982, S. 237-255.|8=Karl der Große, Karolinger, Spanische Mark, ''marca hispanica'', Zaragoza, Pamplona, Barcelona, Basken, Umayyaden, Dissidenten, Flüchtlinge, Christen unter muslimischer Herrschaft, ''ḏimma'', dhimma, ''aprisio'', al-Andalus, Frankenreich, karolingisch-umayyadische Beziehungen, Lehnswesen, Landbesitz, Landnahme|3a=''In nomine Patris et Filii et Spiritus sancti. Karolus, serenissimus augustus, a Deo coronatus, magnus pacificus imperator, Romanorum gubernans imperium, qui et per misericordiam Dei rex Francorum et Langobardorum Berane, Gauscelino, Gisclafredo, Odilone, Ermengario, Ademaro, Laibulfo et Erlino comitibus.''|4a=Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Karl, erlauchter, von Gott gekrönter Augustus und großer friedensbringender Imperator, der das Imperium der Römer beherrscht, der durch die Gnade Gottes König der Franken und Langobarden ist, an die Grafen Beranus, Gauseclinus, Gisclafredus, Odilo, Ermengarius, Ademarus, Laibulfus and Erlinus.|3b=''Notum sit vobis, quia isti Ispani de vestra ministeria, Martinus presbiter, Iohannis, Quintila, Calapodius, Asinarius, Egila, Stephanus, Rebellis, Ofilo, Atila, Fredemirus, Amabilis, Christianus, Elpericus, Homodei, Jacentius, Esperandei, item Stephanus, Zoleiman, Marchatellus, Theodaldus, Paraparius, Gomis, Castellanus, Ardaricus, Wasco, Wisisus, Witericus, Ranoidus, Sunicfredus, Amancio, Cazerellus Longobardus, Zate, militeis, Odesindus, Walda, Roncariolus, Mauro, Pascales, Simplicio, Gabinus, Solomo presbyter, ad nos venientes suggesserint, quod multas obpressiones sustineant de parte vestra et iuniorum vestrorum. Et dixerunt, quod aliqui pagenses fiscum nostrum sibi alter alterius testificant ad eorum proprietatem et eos exinde expellant contra iusticiam et tollant nostram vestituram, quam per triginta annos seu amplius vestiti fuimus, et ipsi per nostrum donitum de eremo per nostram datam licentiam retraxerunt. Dicunt etiam, quod aliquas villas, quas ipsi laboraverunt, laboratas illis eis abstractas habeatis et beboranias illis superponitis, et saiones qui per fortia super eos exactant.''|4b=Weil diese Spanier (''Ispani'') unter Eurer Dienstaufsicht befindend, sei Euch mitgeteilt: Der Presbyter Martin, Johannes, Quintila, Calapodius, Asinarius, Egila, Stephanus, Rebellis, Ofilo, Atila, Fredemirus, Amabilis, Christianus, Elpericus, Homodei, Jacentius, Esperandei, ferner Stephan, Zoleiman, Marchatellus, Theodaldus, Paraparius, Gomis, Castellanus, Ardaricus, Wasco, Wisisus, Witericus, Ranoidus, Sunicfredus, Amancio, der Langobarde Cazerellus, Zate und seine Kämpfer [militeis = ''milites eius''?], Odesindus, Walda, Roncariolus, Mauro, Pascales, Simplicio, Gabinus, der Presbyter Solomo haben zu uns kommend (''ad nos venientes'') angedeutet, dass sie von Eurer Seite sowie derjenigen Eurer Untergebenen viele Unterdrückungen ertragen. Sie sagen, dass einige Dorfleute – jeweils einer für den anderen – bezeugen, dass unser Fiskalland zu ihrem Besitz zähle, sie [die ''Ispani''] rechtswidrig von da vertreiben und damit unser Landvergaberecht (''vestituram'') zunichte machen, das wir dreißig Jahre oder mehr ausgeübt haben, während jene [die ''Ispani''] und mit unserer ausdrücklichen Erlaubnis der Wüstenei [Land] abtrotzen. Sie behaupten auch, dass Ihr ihnen einige Landgüter, die sie selbst bearbeitet haben, abgenommen habt und ihnen Abgaben (''beboraniae'')<ref name="ftn1">Dahn, ''Könige der Germanen'', S. 44, übersetzt ''beboranias'' mit „Finanz-, Naturalleistungen“. Depreux, Préceptes, S. 31, übersetzt beide Begriffe (''beboranias et saiones'') mit „agents“. Zum Begriff siehe [http://ducange.enc.sorbonne.fr/BEBORANIA http://ducange.enc.sorbonne.fr/BEBORANIA].</ref> auferlegt und Funktionäre (''saiones'')<ref name="ftn2">Hier handelt sich um Funktionäre untergeordneter Rangstufe, zu deren Aufgabe die Steuereintreibung gehörte. Weiterführende Literatur zum Begriff bei Depreux, Préceptes, S. 31 FN 103. Zum Begriff siehe [http://ducange.enc.sorbonne.fr/SAIONES http://ducange.enc.sorbonne.fr/SAIONES]</ref> vorgesetzt habt, die sie mit ganzer Kraft auspressen.|3c=''Quamobrem iussimus Iohanne archiepiscopo misso nostro, ut ad dilectum filium nostrum Lodoicum regem veniret et hanc causam ei per ordinem recitaret. Et mandavimus illi, ut tempore oportuno illuc veniens et vos in eius presentiam venientes, hordinare faciat, quomodo aut qualiter ipsi Ispani vivere debeant.''|4c=Aus diesem Grund haben wir unserem Gesandten, dem Erzbischof Johannes, befohlen, dass er unseren geliebten Sohn, König Ludwig, besuche und ihm per Befehl diesen Fall schildere. Und wir haben ihm befohlen, dass er zu einer geeigneten Zeit dorthin kommen und Ihr in seine Gegenwart kommen sollt, damit er klar darlegt, auf welche Weise und wie diese Spanier leben sollen.|3d=''Propterea has litteras fieri praecepimus atque demandamus, ut neque vos neque iuniores vestri memoratos Ispanos nostros, qui ad nostram fiduciam de Ispania venientes, per nostram datam licentiam erema loca sibi ad laboricandum propriserant et laboratas habere videntur, nullum censum superponere praesumatis neque ad proprium facere permittatis; quoad usque illi fideles nobis aut filiis nostris fuerunt, quod per triginta annos abuerint per aprisionem, quieti possideant et illi et posteritas eorum et vos conservare debeatis. Et quicquid contra iustitiam eis vos aut iuniores vestri factum habetis aut si aliquid eis iniuste abstulistis, omnia in loco restituere faciatis, sicuti gratiam Dei et nostram vultis habere propitiam.''|4d=Deswegen haben wir befohlen, diese Briefe auszustellen und erwarten, dass weder Ihr noch Eure Untergebenen wagt, unseren erwähnten Spaniern, die aus Spanien unter unsere Obhut (''ad nostram fiduciam'') gekommen sind, sich mit unserer gegebenen Erlaubnis wüste Ländereien angeeignet und zu bearbeitet haben scheinen, irgendeine Steuer aufzuerlegen, noch erlaubt, dass man sich ihrer Besitztümer bemächtigt. Denn da jene sich bis jetzt uns und unseren Söhnen als loyal erwiesen haben, sollen sie und ihre Nachkommenschaft in Ruhe besitzen, was sie sich dreißig Jahre lang im Rahmen einer ''aprisio'' angeeignet haben, während Ihr es bewahren sollt. Was immer Ihr oder Eure Untergebenen ihnen gegen das Gesetz angetan habt, oder wenn Ihr ihnen irgendetwas unrechtmäßig weggenommen habt, sollt Ihr alles wieder an seinen Platz zurückführen, insofern Ihr die Gnade Gottes und unser Wohlwollen genießen wollt.|3e=''Et ut certius credatis, de anulo nostro subter sigillari iussimus. Guidbertus diaconus ad vicem Ercambaldi recognovit. Data IV. Nonas Aprili anno Christo propicio imperii nostri XII, regni vero in Francia XLIV. atque XXXVIII in Italia, indictione quinta. Actum Aquisgrani palacio regio in Dei nomine feliciter. Amen.''|4e=Und damit Ihr dies als sicher anerkennt, haben wir befohlen, unten mit unserem Ring zu siegeln. Der Diakon Guidbertus hat anstelle von Ercambaldus gegengezeichnet. Gegeben an den 4. Nonen des April im von Christus bevorzugten 12. Jahr unserer Kaiserherrschaft, unserem 54. Jahr unserer Herrschaft im Frankenreich und unserem 38. in Italien, in der 5. Indiktion. Ausgegeben in der königlichen Pfalz in Aachen, glücklich im Namen Gottes. Amen.}}
 
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