Petrus (Apostel)

Aus Kunstwissenschaft Ikonographie
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Foto Karin Kullmann, Petrus, Mauritiusrotunde, Konstanzer Münster

Petrus ist der bedeutendste Apostel im Neuen Testament. Er gilt als der Gründer der Kirche nach dem Matthäus-Evangelium (Mt 16,17-19): "Du bist Petrus und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen". Vergleiche Markus- Evangelium (Mk 3,16) und Johannes-Evangelium (Jo 1,42).

Quellen

Hauptsächlich aus dem Neuen Testament.

Leben und Wirken

Petrus stammt aus Betsaida (Joh 1,44) in Galiläa (Mk 14,70) und war Fischer am See Gennesaret. Er war verheiratet und lebt mit seiner Frau in Kapharnaum (Mk 1,30). Petrus hieß ursprünglich Simon. Der Name Petrus (griech. Fels) erhielt er von Jesus (Mt 16,18): "Auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen". Sein Leben ist geprägt von guten und schlechten Taten. Als Petrus, Jesus verteidigt schneidet er „Malchus, einem Diener des Hohenpriesters, ein Ohr ab“ [1], wiederum verleugnet er Jesus dreimal, bevor der Hahn kräht, so wie Jesus es prophezeit hat.

Nach der Auferstehung Jesu tätigt er Wunder (Heilungen) und hält lange Reden. Petrus kommt unter Herodes Agrippa I. ins Gefängnis. Mit Ketten gefesselt schläft er zwischen zwei Soldaten (Apg 12,6) als plötzlich ein Engel erscheint und ihn aus dem Kerker führt.

Sein Leben führt ihn bis nach Rom, von dort flieht er vor die Stadttore und trifft auf Jesus. Petrus fragt ihn: „Herr, wohin gehst du?“  (lat. Domine quo vadis?) und Jesus antwortet: „Ich gehe nach Rom, um gekreuzigt zu werden“. „Da erkannte Petrus, dass er selbst das Martyrium erleiden sollte, und kehrte nach Rom zurück" um gekreuzigt zu werden“[2].

Fischzug

Simon war mit seinem Bruder Andreas beim Fischfang, jedoch hatten sie keinen Erfolg. Auf Anraten von Jesus der zuvor von einem Boot aus gepredigt hat, fuhr er mit seinem Bruder noch einmal auf den See hinaus. Daraufhin soll der Fang so groß gewesen sein, dass die Netze fast rissen, das Boot fast kenterte. Simon wirft sich Jesus zu Füßen und dieser verheißt ihm, dass er von nun an "Menschen fange". Simon und sein Bruder folgen Jesus von da an als Apostel (Lk 5,4-11). [3]

Vaterunser Gebet

Als Jesus den Jüngern ein Gebet, das Vaterunser lehrt, spricht er davon, dass alle das Recht haben auf Ihr tägliches Brot und des Weiteren auf Verständnis und Nachsicht. Der Mensch solle dazu bewegt werden die wahre Natur Gottes anzuerkennen. Petrus stellt Jesus in diesem Zusammenhang die Frage: Herr, wenn mein Bruder gegen mich fehlt, wie oft muss ich Ihm vergeben? Etwa siebenmal? Jesus antwortet: sieben x siebzigmal sollst du Ihm verzeihen (Mt 18, 21-22).[4]

Schlüsselübergabe an Petrus

Christus verheißt ihm die Schlüssel des Himmelreichs und überträgt an Petrus damit eine göttliche Vollmacht. "Alles was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los sein" (Mt 16,19). [5]

Das Gebet Jesus am Ölberg

Nach dem Abendmahl in Jerusalem zum Zeitpunkt vor Jesus Gefangennahme, ging er mit den Jüngern zum Garten Gethsemane am Fuße des Ölbergs. Jesus ließ die Jünger zurück und nahm nur Petrus, Jakobus d.Ä. und Johannes mit. Jesus betete in Todesangst zu seinem Vater im Himmel "der Kelche" möge an Ihm vorrübergehen. (Mt 26,36-46). Dann nach langem Beten, forderte er die Jünger auf sich zu erheben mit dem Hinweis auf das Nahen des Verräters (Mk 14,32-42). [6]

Verleugnung des Petrus

Nach der Gefangennahme Jesus und während seines Verhörs vor dem hohen Priester und den Ältesten leugnet Petrus der im Hof wartet vor den Magden und Knechten dreimal, dass er zu den Jüngern Jesus gehört. Beim Hahnenschrei erinnert er sich an Jesus Vorhersage: "In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen" (Mt 26, 34). Er geht bitterlich weinend hinaus (Mt 26, 69-75); (Mk 14, 66-72); (Lk 22, 54-62); (Joh 18, 15-18, 25-27). [7]

Pfingsten

Petrus ist auch hier geistig die zentrale Figur unter den Aposteln. Er hält eine große Predigt und bewarhrheitet so das Wort Jesus Christi (Mt 16,18). Mit der Ausgießung des Heiligen Geistes unter den Aposteln und der Predigt Petrus beginnt die Kirche Christi auf Erden und die Verkündigung der Frohen Botschaft. [8]

Gesetzesübergabe an Petrus

Christus überreicht Petrus die Gesetzesrollen oder Tafeln des Moses und bestimmt ihn dadurch zu seinem Nachfolger. Dieses Thema spielt besonders in der frühen Kirche Westeuropas eine Rolle, da darin die Legitimität von Petrus als erstem Bischof von Rom begründet wird. Diese Symbolik steht in Anlehnung an profane Gebräuche des Kaiserkults und ist nicht erwähnt im NT. [9]

Bildtraditionen

Attribute

  • ein bis drei Schlüssel mit großem Bart,
  • ein Hahn als Hinweis auf seine Verleugnung
  • ein Fisch als Hinweis auf seinen ursprünglichen Beruf
  • ein Handkreuz
  • ein Kreuzstab mit zwei oder drei Querbalken
  • ein umgekehrtes Kreuz zum Zeichen des Martyriums, siehe Kreuzigung

Apostel Petrus mit Schlüssel

Apostel Petrus Hauptattribut sind die Schlüssel. Es können ein bis drei Schlüssel sein. In der oberen Abbildung hält Petrus einen Schlüssel in der Hand und krönt als Figurenschmuck, die Heilig-Grab-Ädikula in der Mauritiusrotunde im Konstanzer Münster. Ikonografisch bedeuten die Schlüssel, die Himmelsschlüssel, die den Zugang zum Himmelreich schaffen. Petrus wird als Hüter der Paradiestür angesehen und bekommt die Vollmacht von Jesus zu binden und zu lösen, „also zum Vergeben und zum Exkommunizieren“[10].

„Und ich werde dir die Schlüssel des Himmelreiches geben, was du auf der Erde binden wirst, das wird in dem Himmel gebunden sein, und was du auf der Erde lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.“ (Mat 16, 18f).

Bei zwei Schlüssel wird der eine in Gold und der andere in Silber dargestellt. Diese stehen für das Paradies oder die Hölle. Ikonografisch sind drei Schlüssel die Macht im Himmel, auf Erden und in der Unterwelt. In der Darstellung sind sie „miteinander verbunden oder ineinander verflochten“[11], so dass die Macht ein Ganzes bildet. Die Bündelung der drei Schlüssel kommt auch, in einem übergroßen Schlüssel zum Ausdruck.  

Die Schlüssel sind nicht nur alleine das Attribut für Petrus, sondern auch für die Päpste wie „Benedikt XI., und XII., Innozenz V. und Colelestin V.“, weil der Papst als Nachfolger Petrus gilt, somit auch Stellvertreter Jesus Christi auf Erden ist. Die symbolische Übertragung der Schlüssel kennzeichnen bis heute das Papstwappen.

Glasfenster von Otto Dix, Petruskirche Kattenhorn Foto: Karin Kullmann

Apostel Petrus mit Hahn

Bei Petrus ist der Hahn als Attribut ein zentrales Zeichen der ikonografischen Darstellung für die „Verleugnung des Petrus“. Die evangelische Petrus-Kirche in Öhningen, Kattenhorn am Bodensee zeigt Glasfenster des Malers Otto-Dix (1891-1969). Das hörbare wird sichtbar, in der Darstellung eines großen Hahns und Petrus der am Boden liegend, von Gewissensbissen gequält sich die Ohren zuhält. In seiner Verzweiflungsgeste wird ihm bewusst, dass sich die Prophezeiung von Jesus erfüllt hat. "In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen" [12] (Mt 26, 34).

Apostel Petrus mit Netz und Fische

Die Attribute Netz und Fische deuten auf Petrus ehemaligen Beruf als Fischer hin. In den Glasfenstern von Otto Dix in der evangelischen Petrus-Kirche in Öhningen, wird Petrus mit Netz und Fischen, gleichzeitig auch als Fisch selbst dargestellt. Er wird auch als Patron der Fischer und Fischverkäufer angesehen.

Apostel Petrus mit Kreuzstab, mit zwei oder drei Querbalken

Der Kreuzstab (Ferla) ist ein Stab oder Stock, der am oberen Ende ein lateinisches Kreuz trägt und dem Papst vorbehalten ist. Dieses Kreuz ist gekennzeichnet durch einen Querbalken. Der Stab mit zwei Querbalken, trägt am oberen Ende das Patriarchenkreuz (Doppelkreuz). Der Stab mit drei Querbalken, bei dem der obere Balken kurz ist und die anderen nach unten länger werden, bezeichnet man als Papstkreuz oder Pontifikalkreuz. Die drei Querbalken kennzeichnen die Aufgaben des Papstes, „das Priesteramt, das Hirten- und Lehramt“[13]. Ikonografisch rekurriert der Kreuzstab mit seinen verschiedenen Kreuzformen auf Jesus, weil Jesus auf Petrus seine Kirche bauen will.

Darstellungsmotive

Petrus wird im Portraitbild als älterer Mann mit Bart, grauem Haar und Tonsur abgebildet.

Kreuzigung

Die Kreuzigung Petrus ist in verschiedenen Freskenzyklen, als auch in Märtyrerzyklen zu finden. In Rom verkündet Petrus das Wort Christi, weshalb er von Kaiser Nero (37-68) verhafte und im Jahre 64 zum Tod am Kreuz verurteilt wurde. Petrus eigener Wunsch ist es, mit dem Kopf nach unten gekreuzigt zu werden, weil er nicht würdig sei, so zu sterben wie Jesus.

Über seinem Grab wird der Petersdom errichtet, die größte und bedeutendste Kirche der Welt. Zu beginn lässt Kaiser Konstantin der Große die Basilika Alt-Peter um 324 über Petrus vermutetem Grab errichten. Diese Kirche verfällt im Laufe der Zeit und zur Erneuerung ab 1451 wird unter Papst Nikolaus V. mit einem Erweiterungsbau begonnen. Ab 1506 beginnt der Bau des Peterdoms, der 1626 die Weihe erhält.

Unter dem Hochaltar, in dem Confessio (begehbarer Andachtsraum) befindet sich wiederum ein Altar, in dem die Gebeine Petrus aufbewahrt werden. Damit wird den Gläubigen der Zugang zur Märtyrerreliquie ermöglicht.

Deodato Orlandi, Das Martyrium des Petrus, San Piero a Grado, Pisa, ca. 1302, Foto: Karin Kullmann

Freskenzyklus

Der Legende nach, hat im Jahre 44 Petrus in der Gegend von San Piero a Grado seine erste Messe gefeiert. Der im frühen Mittelalter (8.-9. Jahrhundert) gegründeten Kirchenbau wurde im 10. Jahrhundert durch eine größere Kirche ersetzt. In der dreischiffigen Basilika in San Piero Apostolo in San Piero a Grado in der Gegend von Pisa Italien ist an den Wänden des Mittelschiffs ein Freskenzyklus abgebildet.

Der große Zyklus entstand um 1300 anlässlich des von Papst Bonifatius VIII. ausgerufenen Jubeljahr oder Heiliges Jahr. Die Wandmalereien zeigen in "dreißig Tafel die Geschichten aus dem Leben des Heiligen Petrus, einige Episoden aus dem Leben des Heiligen Paulus, Konstantins und des Heiligen Silvester"[14]. Der Zyklus wird dem Maler aus Lucca, Deodato Orlandi, zugeschrieben.

Die Erzählungen aus dem Leben der Heiligen sind in einzelne Bildfelder unterteilt und mit einer jeweiligen Bildunterschrift versehen. Die einzelnen Felder werden durch Bänder voneinander getrennt. Im unteren Teil der Wand sind die Porträts der Päpste dargestellt, vom heiligen Apostel Petrus bis zu Johannes XVII.[15]

Märtyrerzyklen

Auf zwei Altarflügel, die aus zwölf Bildfeldern bestehen, wird das Apostelmartyrium von den zwölf Aposteln 1435/1440, von der Malerwerkstatt Stephan Locher (1400-1451) dargestellt. In den Märtyrerbildern zeigt sich eine Vielfalt von brutaler Gewalt, die die Apostel mit Gelassenheit zum Sterben ohne Widerstand und Aufbegehren hinnehmen. Sie gehen dem Tod entgegen mit der Gewissheit ihrer Auferstehung zum ewigen Leben.

Ein Altarflügel zeigt sechs Bildfelder. Dieser Bilderzyklus beginnt mit Petrus, der auf dem Kopf gekreuzigt wird. Danach folgt: „Paulus wird das Haupt abgeschlagen, Andreas wird an das X-Kreuz genagelt, Johannes der Evangelist im Ölkessel gesiedet, Jakobus d. Ä. enthauptet und Bartholomäus bekommt die Haut abgezogen“ [16]. Die Flügelinnenseiten befinden sich im Städel Museum, Frankfurt am Main.

Quellen- / Literaturverzeichnis kurze Einführung

Kirschbaum, Engelbert: Lexikon der christlichen Ikonographie. In: Wolfgang Braunfels (Hg.): Achter Band Ikonographie der Heiligen Meletius bis zweiundvierzig Märtyrer Register, Freiburg im Breisgau 1976, S. 158-166.


  1. Fernando Lanzi, Gioia Lanzi: Das Buch der Heiligen. Kunst, Symbole und Geschichte, Stuttgart 2003, S. 58.
  2. Esther Meier: Handbuch der Heiligen, Darmstadt 2010, S. 30.
  3. Vgl. Hannelore Sachs, Ernst Badstübner, Helga Neumann: Christliche Ikonographie in Stichworten, Leibzig 1988, S. 280.
  4. Vgl. Jean-Francois Six: Jesus, Gütersloh, S. 67.
  5. Vgl. Hannelore Sachs, Ernst Badstübner, Helga Neumann: Christliche Ikonographie in Stichworten, Leibzig 1988, S. 306.
  6. Vgl. Ebd., S. 271.
  7. Vgl. Ebd., S. 356.
  8. Vgl. Ebd., S. 284.
  9. Vgl. Ebd., S. 149.
  10. Fernando Lanzi, Gioia Lanzi: Das Buch der Heiligen. Kunst, Symbole und Geschichte, Stuttgart 2003, S. 60.
  11. Ebd. Lanzi 2003, S. 60.
  12. Hildegard Kretschmer: Lexikon der Symbole und Attribute in der Kunst, Stuttgart 2020, S. 373.
  13. https://www.katholisch.de/artikel/19253-diese-zehn-kreuze-sollten-katholiken-kennen
  14. https://www.academia.edu/40285826/Assaf_Pinkus_and_Michal_Ozeri_From_Body_to_Icon_The_Life_of_Sts_Peter_and_Paul_in_the_Murals_of_S_Piero_a_S_Piero_a_Grado_Convivium_2_2014_1_21 (Zugriffsdatum: 04.02.2020)
  15. http://www.travelingintuscany.com/italiaans/pisa/sanpietroagrado.htm (Zugriffsdatum: 02.02.2020)
  16. Ester Meier: Handbuch der Heiligen, Darmstadt 2010, S. 25.