Petrus (Apostel): Unterschied zwischen den Versionen

Aus Kunstwissenschaft Ikonographie
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(Darstellungsmotive Kreuzigung, Freskenzyklus, Märtyrerzyklus)
(Apostel Petrus mit Hahn)
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==== Apostel Petrus mit Hahn ====
Bei Petrus ist der Hahn als Attribut ein zentrales Zeichen der ikonografischen Darstellung für die „Verleugnung des Petrus“. Die evangelische Petrus-Kirche in Öhningen, Kattenhorn am Bodensee zeigt Glasfenster des Malers Otto-Dix (1891-1969). Das hörbare wird sichtbar, in der Darstellung eines großen Hahns und Petrus der am Boden liegend, von Gewissensbissen gequält sich die Ohren zuhält. In seiner Verzweiflungsgeste wird ihm bewusst, dass sich die Prophezeiung von Jesus erfüllt hat. "In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen" (Mt 26, 34).


=== Darstellungsmotive ===
=== Darstellungsmotive ===

Version vom 1. Februar 2022, 19:44 Uhr

Foto Karin Kullmann, Petrus, Mauritiusrotunde, Konstanzer Münster

Petrus ist der bedeutenste Apostel im Neuen Testament. Er gilt als der Gründer der Kirche nach dem Matthäus-Evangelium (Mt 16,17-19): "Du bist Petrus und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen". Vergleiche Markus- Evangelium (Mk 3,16) und Johannes-Evangelium (Jo 1,42).

Quellen

Hauptsächlich aus dem Neuen Testament.

Leben und Wirken

Petrus hieß ursprünglich Simon. Er war Fischer und lebte mit seiner Frau in Kapharnaum (Mk1,30). Der Name Petrus (griech. Fels) erhielt er von Jesus (Mt 16,18): "Auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen".

Fischzug

Simon war mit seinem Bruder Andreas beim Fischfang, jedoch hatten sie keinen Erfolg. Auf Anraten von Jesus der zuvor von einem Boot aus gepredigt hat, fuhr er mit seinem Bruder noch einmal auf den See hinaus. Daraufhin soll der Fang so groß gewesen sein, dass die Netze fast rissen, das Boot fast kenterte. Simon wirft sich Jesus zu Füßen und dieser verheißt ihm, dass er von nun an "Menschen fange". Simon und sein Bruder folgen Jesus von da an als Apostel (Lk 5,4-11). [1]

Vaterunser Gebet

Als Jesus den Jüngern ein Gebet, das Vaterunser lehrt, spricht er davon, dass alle das Recht haben auf Ihr tägliches Brot und des Weiteren auf Verständnis und Nachsicht. Der Mensch solle dazu bewegt werden die wahre Natur Gottes anzuerkennen. Petrus stellt Jesus in diesem Zusammenhang die Frage: Herr, wenn mein Bruder gegen mich fehlt, wie oft muss ich Ihm vergeben? Etwa siebenmal? Jesus antwortet: sieben x siebzigmal sollst du Ihm verzeihen (Mt 18, 21-22).[2]

Schlüsselübergabe an Petrus

Christus verheißt ihm die Schlüssel des Himmelreichs und überträgt an Petrus damit eine göttliche Vollmacht. "Alles was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los sein" (Mt 16,19). [3]

Das Gebet Jesus am Ölberg

Nach dem Abendmahl in Jerusalem in der Zeit vor Jesus Gefangennahme, ging er mit den Jüngern zum Garten Gethsemane am Fuße des Ölbergs. Jesus ließ die Jünger zurück und nahm nur Petrus, Jakobus d.Ä. und Johannes mit. Jesus betete in Todesangst zu seinem Vater im Himmel "der Kelche" möge an Ihm vorrübergehen. (Mt 26,36-46). Dann forderte er die Jünger auf sich zu erheben mit dem Hinweis auf das Nahen des Verräters (Mk 14,32-42). [4]

Verleugnung des Petrus

Nach der Gefangennahme Jesus und während seines Verhörs vor dem hohen Priester und den Ältesten leugnet Petrus der im Hof wartet vor den Magden und Knechten dreimal, dass er zu den Jüngern Jesus gehört. Beim Hahnenschrei errinnert er sich an Jesus Vorhersage: "In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen" (Mt 26, 34). Er geht bitterlich weinend hinaus (Mt 26, 69-75); (Mk 14, 66-72); (Lk 22, 54-62); (Joh 18, 15-18, 25-27). [5]

Pfingsten

Petrus ist auch hier geistig die zentrale Figur unter den Aposteln. Er hält sie große Predigt und bewarheitet so das Wort Jesus Christi (Mt 16,18). Mit der Ausgießung des Heiligen Geistes unter den Aposteln und der Predigt Petrus beginnt die Kirche Christi auf Erden und die Verkündigung der Frohen Botschaft. [6]

Gesetzesübergabe an Petrus

Die Christus überreicht Petrus die Gestzesrollen oder Tafeln des Moses (in seltenen Fällen auch Paulus) und bestimmt ihn dadurch zu seinem Nachfolger. Dieses Thema spielt besonders in der frühen Kirche Westeuropas eine Rolle, da darin die Legitimität von Petrus als erstem Bischof von Rom begründet wurde. Diese Symbolik steht in Anlehnung an profane Gebräuche des Kaiserkults und ist nicht erwähnt im NT. [7]

Bildtraditionen

Attribute

  • ein bis drei Schlüssel mit großem Bart,
  • in der Frühzeit mit Schriftrolle, später mit Buch,
  • ein umgekehrtes Kreuz zum Zeichen des Martyriums
  • ein Handkreuz
  • ein Kreuzstab mit zwei oder drei Querbalken
  • ein Fisch als Hinweis auf seinen ursprünglichen Beruf
  • ein Hahn als Hinweis auf seine Verleugnung

Apostel Petrus mit Schlüssel

Der Apostel Petrus mit einem Schlüssel in der Hand krönt als Figurenschmuck die Mauritiusrotunde im Konstanzer Münster. An jeder Ecke des Polygons auf dem Dachgesims, zwischen den Dreiecksgiebeln, befinden sich jeweils eine der zwölf Apostelfiguren, ca. 81 cm hoch. Die Mauritiusrotunde mit der Heilig-Grab-Ädikula befindet sich nördlich vom Hauptchor und ist ebenerdig vom Kreuzgang zu begehen.



Apostel Petrus mit Hahn

Bei Petrus ist der Hahn als Attribut ein zentrales Zeichen der ikonografischen Darstellung für die „Verleugnung des Petrus“. Die evangelische Petrus-Kirche in Öhningen, Kattenhorn am Bodensee zeigt Glasfenster des Malers Otto-Dix (1891-1969). Das hörbare wird sichtbar, in der Darstellung eines großen Hahns und Petrus der am Boden liegend, von Gewissensbissen gequält sich die Ohren zuhält. In seiner Verzweiflungsgeste wird ihm bewusst, dass sich die Prophezeiung von Jesus erfüllt hat. "In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen" (Mt 26, 34).

Darstellungsmotive

Kreuzigung

Die Kreuzigung Petrus ist in verschiedenen Freskenzyklen, als auch in Märtyrerzyklen zu finden. In Rom verkündet Petrus das Wort Christi, weshalb er von Kaiser Nero (37-68) verhafte und im Jahre 64 zum Tod am Kreuz verurteilt wurde. Petrus eigener Wusch ist es mit dem Kopf nach untern gekreuzigt zu werden, weil er nicht würdig sei, so zu sterben wie Jesus Christus.

Über seinem Grab wurde der Petersdom errichtet, die größte und bedeutendste Kirche der Welt. Zu Beginn ließ Kaiser Konstantin der Große die Basilika Alt-Peter um 324 über Petrus vermuteten Grab errichten. Diese Kirche verfiel im Laufe der Zeit und zur Erneuerung ab 1451 wurde unter Papst Nikolaus V. mit einem Erweiterungsbau begonnen. Ab 1506 beginnt der Bau des Peterdoms, der 1626 eingeweiht wurde.

Unter dem Hochaltar, in dem Confessio (begehbarer Andachtsraum) befindet sich wiederum ein Altar, in dem die Gebeine Petrus aufbewahrt werden. Damit wird den Gläubigen der Zugang zur Märtyrerreliquie ermöglicht.

Deodato Orlandi, Das Martyrium des Petrus, San Piero a Grado, Pisa, ca. 1302, Foto: Karin Kullmann

Freskenzyklus

Der Legende nach, hat im Jahre 44 Petrus, in der Gegend von San Piero a Grado seine erste Messe gefeiert. Der im frühen Mittelalter (8.-9. Jahrhundert) gründeten Kirchenbau wurde im 10. Jahrhundert durch eine größere Kirche ersetzt. In der dreischiffigen Basilika in San Piero Apostolo in San Piero a Grado in der Gegend von Pisa Italien ist an den Wänden des Mittelschiffs ein Freskenzyklus abgebildet.

Der große Zyklus entstand um 1300 anlässlich, des von Papst Bonifatius VIII. ausgerufenen Jubeljahr oder Heiliges Jahr. Die Wandmalereien zeigen in dreißig Tafel die Geschichten aus dem Leben des Heiligen Petrus, einige Episoden aus dem Leben des Heiligen Paulus, Konstantins und des Heiligen Silvester. Der Zyklus wird dem Maler aus Lucca, Deodato Orlandi, zugeschrieben.

Die Erzählungen aus dem Leben der Heiligen sind in einzelne Bildfelder unterteilt und mit einer jeweiligen Bildunterschrift versehen. Die einzelnen Felder werden durch Bänder voneinander getrennt. Im unteren Teil der Wand sind die Porträts der Päpste dargestellt, vom heiligen Apostel Petrus bis zu Johannes XVII.


Märtyrerzyklen

Auf zwei Altarflügel, die aus zwölf Bildfeldern bestehen wird das Apostelmartyrium von zwölf Aposteln 1435/1440, von der Malerwerkstatt Stephan Locher (1400-1451) dargestellt. In den Märtyrerbildern zeigt sich eine Vielfalt von brutaler Gewalt, die die Apostel mit Gelassenheit zum Sterben ohne Widerstand und Aufgebehren hinnehmen. Sie gehen dem Tod entgegen, mit der Gewissheit ihrer Auferstehung zum ewigen Leben.

Ein Altarflügel zeigt sechs Bildfelder, dieser Bilderzyklus beginnt mit Petrus der auf dem Kopf gekreuzigt wird danach folgt: „Paulus wird das Haupt abgeschlagen, Andreas wird an das X-Kreuz genagelt, Johannes der Evangelist im Ölkessel gesiedet, Jakobus d. Ä. enthauptet und Bartholomäus bekommt die Haut abgezogen“. Die Flügelinnenseiten befinden sich im Städel Museum, Frankfurt am Main.

Quellen- / Literaturverzeichnis kurze Einführung

Kirschbaum, Engelbert: Lexikon der christlichen Ikonographie. In: Wolfgang Braunfels (Hg.): Achter Band Ikonographie der Heiligen Meletius bis zweiundvierzig Märtyrer Register, Freiburg im Breisgau 1976, S. 158-166.


  1. Vgl. Hannelore Sachs, Ernst Badstübner, Helga Neumann: Christliche Ikonographie in Stichworten, Leibzig 1988, S. 280.
  2. Vgl. Jean-Francois Six: Jesus, Gütersloh, S. 67.
  3. Vgl. Hannelore Sachs, Ernst Badstübner, Helga Neumann: Christliche Ikonographie in Stichworten, Leibzig 1988, S. 306.
  4. Vgl. Ebd., S. 271.
  5. Vgl. Ebd., S. 356.
  6. Vgl. Ebd., S. 284.
  7. Vgl. Ebd., S. 149.