Nikolaus von Myra (Heiliger)

Aus Kunstwissenschaft Ikonographie
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Abb. 1: Aleksa Petrov: Nikolaus von Myra, russische Ikone, 1294.Quelle https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Nikola_from_1294.jpg

Nikolaus ist neben Maria der am meisten verehrte Heilige der Ostkirche. Aber auch in der Westkirche gehört der Bischof von Myra und Wundertäter zu den populärsten Heiligen. Sein Gedenktag, der 6. Dezember, wurde als Fest kommerzialisiert und in vielen Familien gibt es zu diesem Datum eine kleine Bescherung.


Quellen

Ein Teil der vielen Legenden über Sankt Nikolaus wird in der Legenda Aurea wiedergegeben.

Abb. 2: Heiliger Nikolaus, Pfarrkirche St. Nikolaus in Aremberg, um 1770/1780.Quelle https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Aremberg_St.Nikolaus714.JPG

Leben und Wirken

Nikolaus wurde vermutlich um 270 geboren. Es gibt nahezu keine gesicherten Daten über sein Leben, dafür aber viele beliebte Legenden.

Schon drei Tage nach Nikolaus' Geburt soll das Kind bereits im Badezuber gestanden haben. Außerdem verweigerte der Säugling freitags die Muttermilch und befolgte somit das Fastengebot.

Nachdem seine Eltern verstarben, verteilte er sein reiches Erbe an Arme. Besonders bekannt ist die Legende, nach welcher er den drei Töchtern eines armen Mannes nachts Goldkugeln durch das Fenster warf, wodurch er die Mädchen vor der Zwangsprostitution bewahrte. Stattdessen war es ihnen nun möglich zu heiraten.

Ebenfalls sehr beliebt ist die Erzählung wie Nikolaus drei Jungen wieder zum Leben erweckte, die von einem Wirt ermordert und bereits zu Pökelfleisch verarbeitet worden waren.

Des Weiteren veranlasste Nikolaus die Befreiung dreier Feldherren, die zu Unrecht zum Tode verurteilt wurden, bewahrte seine Bischofsstadt Myra vor einer Hungersnot und rettete ein Schiff in Seenot.

Nikolaus wurde Bischof von Myra und im Zuge der Christenverfolgung unter Konstantin gefangen und gefoltert. Noch heute soll aus seinem Grabmal heilkräftiges Öl fließen.

Abb. 3: Nikolaus und das Kornwunder. Teil von Nikolaus-Flügelaltar, St. Mariae Kirche in Mühlhausen, um 1485.Quelle https://commons.wikimedia.org/wiki/File:NikolausMyra_Kornwunder.jpg

Bildtraditionen

Attribute

Nikolaus ist meist als alter, grauhaariger Mann mit Bart dargestellt. Oft hat er ein asketentypisches Gesicht mit hoher Stirn und breiten Schläfen. Kennzeichnend trägt er meist ein Bischofsgewand, eine Mitra und hat einen Bischofsstab bei sich. Dazu hält er großenteils ein Buch in der Hand, auf dem drei Goldkugeln, manchmal auch drei Äpfel, Steine oder Brote liegen. Häufig hat er auch einen Geldbeutel bei sich. In einigen Fällen wird Nikolaus mit weit geöffneten Armen oder dem Segensgestus abgebildet. Letzteres trifft auf die Ikonendarstellung von 1294 (Abb.1) zu, bei der auch die typischen grauen Haare und die hohe Stirn zu sehen sind. Als Attribut kann außerdem zu seinen Füßen ein Pökelfass mit drei Knaben dargestellt sein, wie beispielsweise bei der Nikolausfigur in Abbildung 2. Da er außerdem Patron der Seeleute ist, finden sich manchmal auch Symbole wie Anker, Steuerrad oder Schiff.

Darstellungsmotive

Szenische Darstellungen mit Nikolaus gibt es ungefähr so viele verschiedene wie die zahlreichen Legenden und Wundergeschichten, die sich zu dem Heiligen finden lassen. In Abbildung 3 lässt sich eine gemalte Szene von 1485 erkennen. Dargestellt wird in diesem Fall das Kornwunder, durch welches Nikolaus die Stadt Myra, dessen Bischof er ist, von der Hungeresnot befreit. Er bittet Handelsschiffe um eine Kornspende, die ihm durch ein Verprechen seiner Seite gewährt wird. Er beteuert, dass im Zielhafen der Schiffe genauso viel Korn an Bord sein wird, wie zu Beginn der Fahrt aufgeladen wurde. Genau das tritt ein und so geraten weder die Seeleute in Schwierigkeiten, noch müssen die Einwohner*innen Myras unter Hunger leiden. Abgesehen vom Kontext der Erzählung lässt sich Nikolaus in der Abbildung durch Mitra, Bischofsgewand und graue Haare identifizieren.

Zum Heiligen Nikolaus gibt es auch häufig ganze Zyklen, in denen sein Leben und Schaffen bildnerisch erzählt wird. So auch im Konstanzer Münster, in der Nikolauskapelle. In Abbildung 4 ist der Hauptzyklus, bestehend aus 12 Szenen, zu sehen. Die einzelnen Szenen sind chronologisch nebeneinander in Leserichtung an der Wand angeordnet. Dabei ist der Heilige Nikolaus in jedem der Bildfelder abgebildet. Im oberen Register finden sich die Szenen des Säuglingswunders, also wie der neugeborene Nikolaus bereits im Bade steht bzw. kniend betet, außerdem Nikolaus als betender Jugendlicher sowie der Heilige wie er arme Mädchen mit Goldkugeln beschenkt und sich deren Vater bei ihm bedankt. Des Weiteren sind Nikolaus' Priester- und Bischofweihe dargestellt. Im unteren Register sind fast ausschließlich Wundertaten und Nikolaus in seiner Rolle als Nothelfer zu sehen. So rettet er Pilger in Seenot, seine Stadt vor der Hungersnot (Kornspende), und wendet die Rache der Göttin Diana ab. Laut der Legende lässt Nikolaus den Baum fällen, der jener Göttin geweiht ist. Diese bittet aus Rache Pilger die Kirche in Myra mit einem Öl zu bestreichen, das sie den Reisenden gibt. Nikolaus warnt die Pilger allerdings und als diese das Öl ins Meer kippen, beginnt das Wasser zu brennen. Die letzten beiden Bildfelder zeigen wie Nikolaus drei Unschuldige rettet, die zum Tode verurteilt wurden, sowie Nikolaus' eigenen Tod.

Zu der Zeit, in der die Wandmalereien entstanden, war es in der Kunst noch relativ neu durch erschaffene Räume die Narration innerhalb von Werken zu erleichtern. Durch geöffnete Räume werden die Betrachtenden stärker mit eingebunden und durch die einzelnen Lebensstationen des Nikolaus geleitet. Geöffnete Türen oder Schwellen können außerdem symbolhaft eingesetzt werden: so beipielsweise in der Szene der Bischofsweihe, bei welcher Nikolaus noch außen vor der Schwelle zum Kircheninnenraum kniet, während die anderen Amtsträger und Ordensbrüder bereits dort stehen. Die Schwelle deutet also neben dem räumlichen auch auf einen zeitlichen Aspekt.

Quellen- / Literaturverzeichnis

Abb. 4: Nikolauszyklus, Nikolauskapelle Konstanzer Münster, ca. 1430, Quelle Lara Kiolbassa, Vanessa Grimm.

Benz, Richard (Hrsg.): Die Legenda aurea des Jacobus de Voragine, Heidelberg 1975, S. 26-34.

Braunfels, Wolfgang/ Kirschbaum, Engelbert (Hrsg.): Lexikon der christlichen Ikonographie (LCI), Band 8, Freiburg 1994/2004, S. 45-58.

Poeschel, Sabine: Handbuch der Ikonographie. Sakrale und profane Themen der bildenden Kunst, Darmstadt 2014, S. 267f.

Schäfer, Joachim: Ökumenisches Heiligenlexikon. Nikolaus von Myra, https://www.heiligenlexikon.de/BiographienN/Nikolaus_von_Myra.htm (20.2.2022).

LKM online tour guide, https://www.lkm.uni-konstanz.de/otg/karten.php?ID=26&item_ID=7029 (23.02.2022).

LKM online tour guide, https://www.lkm.uni-konstanz.de/otg/karten.php?ID=26&item_ID=7030 (23.02.2022).