Petrus (Apostel)

Aus Kunstwissenschaft Ikonographie
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Foto Karin Kullmann, Petrus, Mauritiusrotunde, Konstanzer Münster

Petrus ist der bedeutenste Apostel im Neuen Testament. Er gilt als der Gründer der Kirche nach dem Matthäus-Evangelium (Mt 16,17-19): "Du bist Petrus und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen". Vergleiche Markus- Evangelium (Mk 3,16) und Johannes-Evangelium (Jo 1,42).

Quellen

Hauptsächlich aus dem Neuen Testament.

Leben und Wirken

Petrus hieß ursprünglich Simon. Er war Fischer und lebte mit seiner Frau in Kapharnaum (Mk1,30). Der Name Petrus (griech. Fels) erhielt er von Jesus (Mt 16,18): "Auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen".

Fischzug

Simon war mit seinem Bruder Andreas beim Fischfang, jedoch hatten sie keinen Erfolg. Auf Anraten von Jesus der zuvor von einem Boot aus gepredigt hat, fuhr er mit seinem Bruder noch einmal auf den See hinaus. Daraufhin soll der Fang so groß gewesen sein, dass die Netze fast rissen, das Boot fast kenterte. Simon wirft sich Jesus zu Füßen und dieser verheißt ihm, dass er von nun an "Menschen fange". Simon und sein Bruder folgen Jesus von da an als Apostel (Lk 5,4-11). [1]

Vaterunser Gebet

Als Jesus den Jüngern ein Gebet, das Vaterunser lehrt, spricht er davon, dass alle das Recht haben auf Ihr tägliches Brot und des Weiteren auf Verständnis und Nachsicht. Der Mensch solle dazu bewegt werden die wahre Natur Gottes anzuerkennen. Petrus stellt Jesusin diesem Zusammenhang die Frage: Herr, wenn mein Bruder gegen mich fehlt, wie oft muss ich Ihm vergeben? Etwa siebenmal? Jesus antwortet: sieben x siebzigmal sollst du Ihm verzeihen (Mt 18, 21-22).[2]

Schlüsselübergabe an Petrus

Christus verheißt ihm die Schlüssel des Himmelreichs und überträgt an Petrus damit eine göttliche Vollmacht. "Alles was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los sein" (Mt 16,19). [3]

Das Gebet Jesus am Ölberg

Nach dem Abendmahl in Jerusalem in der Zeit vor Jesus Gefangennahme, ging er mit den Jüngern zum Garten Gethsemane am Fuße des Ölbergs. Jesus ließ die Jünger zurück und nahm nur Petrus, Jakobus d.Ä. und Johannes mit. Jesus betete in Todesangst zu seinem Vater im Himmel "der Kelche" möge an Ihm vorrübergehen. (Mt 26,36-46). Dann forderte er die Jünger auf sich zu erheben mit dem Hinweis auf das Nahen des Verräters (Mk 14,32-42). [4]

Verleugnung des Petrus

Nach der Gefangennahme Jesus und während seines Verhörs vor dem hohen Priester und den Ältesten leugnet Petrus der im Hof wartet vor den Magden und Knechten dreimal, dass er zu den Jüngern Jesus gehört. Beim Hahnenschrei errinnert er sich an Jesus Vorhersage: "In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen" (Mt 26, 34). Er geht bitterlich weinend hinaus (Mt 26, 69-75); (Mk 14, 66-72); (Lk 22, 54-62); (Joh 18, 15-18, 25-27). [5]

Pfingsten

Petrus ist auch hier geistig die zentrale Figur unter den Aposteln. Er hält sie große Predigt und bewarheitet so das Wort Jesus Christi (Mt 16,18). Mit der Ausgießung des Heiligen Geistes unter den Aposteln und der Predigt Petrus beginnt die Kirche Christi auf Erden und die Verkündigung der Frohen Botschaft. [6]

Gesetzesübergabe an Petrus

Die Christus überreicht Petrus die Gestzesrollen oder Tafeln des Moses (in seltenen Fällen auch Paulus) und bestimmt ihn dadurch zu seinem Nachfolger. Dieses Thema spielt besonders in der frühen Kirche Westeuropas eine Rolle, da darin die Legitimität von Petrus als erstem Bischof von Rom begründet wurde. Diese Symbolik steht in Anlehnung an profane Gebräuche des Kaiserkults und ist nicht erwähnt im NT. [7]

Bildtraditionen

Attribute

  • ein bis drei Schlüssel mit großem Bart,
  • in der Frühzeit mit Schriftrolle, später mit Buch,
  • ein umgekehrtes Kreuz zum Zeichen des Martyriums
  • ein Handkreuz
  • ein Kreuzstab mit zwei oder drei Querbalken
  • ein Fisch als Hinweis auf seinen ursprünglichen Beruf
  • im Barock ein Hahn als Hinweis auf seine Verleugnung

Darstellungsmotive

Apostel Petrus und die Mauritiusrotunde im Konstanzer Münster

Der Apostel Petrus krönt als Figurenschmuck die Mauritiusrotunde im Konstanzer Münster in einer szenischen Darstellung insgesamt. An jeder Ecke des Polygons auf dem Dachgesims, zwischen den Dreiecksgiebeln, befinden sich jeweils eine der zwölf Apostelfiguren, ca. 81 cm hoch. Die Mauritiusrotunde mit der Heilig-Grab-Ädikula befindet sich nördlich vom Hauptchor und ist ebenerdig vom Kreuzgang zu begehen. Bischof Konrad (934-975) ließ sich 970 nach seiner zweiten Pilgerfahrt ins Heilige Land die Hl.-Grab-Rotunde erbauen. Außen wie innen an der Fassade befinden sich Konsolfiguren, die "von der Heilsverkündung bis zur Verbreitung der Heilsgewissheit in alle Welt" [8] erzählen.

Architektur der Heilig-Grab-Ädikula

Der Grundriss ist zwölfeckig als Kleinarchitektur mit einem Durchmesser von 2,43 m in Form eines Pavillons aufgebaut. Die Fassade ist zweigeteilt gegliedert mit ihren Fenstern und einem "Zeltdach" [9] in spitzer Ausführung und mit Dreiecksgiebeln, bei denen jedes Feld mit einem Dreipass in grauem Rorschacher Sandstein ausgearbeitet ist. An der oberen Hälfte der Außenfassade befinden sich Figuren: (von links neben dem Eingang beginnend) die Verkündigung mit Engel, die Heimsuchung, Szenen der Geburt, die Verkündigung der Frohen Botschaft an die Hirten und als letzte Gruppe zwei Könige der Anbetung.

Apostel Mauritiusrotunde Münster K.K (2).jpg

Quellen- / Literaturverzeichnis kurze Einführung

Kirschbaum, Engelbert: Lexikon der christlichen Ikonographie. In: Wolfgang Braunfels (Hg.): Achter Band Ikonographie der Heiligen Meletius bis zweiundvierzig Märtyrer Register, Freiburg im Breisgau 1976, S. 158-166.


  1. Vgl. Hannelore Sachs, Ernst Badstübner, Helga Neumann: Christliche Ikonographie in Stichworten, Leibzig 1988, S. 280.
  2. Vgl. Jean-Francois Six: Jesus, Gütersloh, S. 67.
  3. Vgl. Hannelore Sachs, Ernst Badstübner, Helga Neumann: Christliche Ikonographie in Stichworten, Leibzig 1988, S. 306.
  4. Vgl. Ebd., S. 271.
  5. Vgl. Ebd., S. 356.
  6. Vgl. Ebd., S. 284.
  7. Vgl. Ebd., S. 149.
  8. Anke Naujokat: Non est hic. Leon Battista Albertis Tempietto in der Capella Rucellai, Aachen/Berlin/Brüssel 2011, S.29.
  9. Herbert Reiners: Das Münster Unserer Lieben Frau Zu Konstanz. Die Kunstdenkmäler Südbadens, Konstanz 1955, S. 501.