"Ich hân mîn lêhen" (Walther von der Vogelweide, 11,X)
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[Textnachweise?]
- Ich hân mîn lêhen, al die werlt, ich hân mîn lêhen.
- Nû entfürhte ich niht den hornunc an die zêhen,
- und will alle boese hêrren dester minre flêhen.
- Der edel künec, der milte künec hât mich berâten,
- daz ich den sumer luft und in dem winter hitze hân.
- Mîn nâhgeburen dunke ich verre baz getân:
- Sie sehent mich niht mêr an in butzen wîs als sî wîlent tâten.
- Ich bin ze lange arm gewesen ân mînen danc.
- Ich was sô voller scheltens daz mîn âten stanc:
- Daz hât der künec gemachet reine, und dar zuo mînen sanc.
- Ich habe mein Lehen, an alle Welt, ich habe mein Lehen!
- Nun fürchte ich nicht mehr mir die Zehen im Februar zu erfrieren
- und werde alle geizigen Herren umso weniger anbetteln.
- Der edle König, der großzügige König hat mich versorgt
- sodass ich im Sommer Luft und im Winter wärme habe.
- Meinen Nachbarn scheine ich nun viel besser gestellt,
- sie sehen mich nicht mehr, als Poltergeist an, wie sie es zuweilen getan haben.
- Ich bin zulange unfreiwillig arm gewesen.
- Ich war so voller Tadel, dass mein Atem stank.
- Den hat der König rein gemacht und obendrein auch meinen Gesang.