Benutzer:Sara Göhring

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Reinhart Fuchs V.2013-2019

des wart er trvric vnde vnvro,

er sprach: 'herre, wie kvmt ditz so,

daz mich ein voglin hat betrogen?

daz mvet mich, daz ist vngelogen.'

REinhart kvndikeite pflac,

doch ist hevte niht sin tac,

daz iz im nach heile mvege ergan.


Übersetzung

deshalb war er traurig und betrübt,

er sprach: "Herr, wie kommt dies so,

dass mich ein Vöglein betrogen hat?

das ärgert mich, das ist ungelogen."

Reinhart pflegte listig zu sein,

doch heute ist nicht sein Tag,

dass es ihm gut ergehen konnte.



V.385-392

Do Reinhart die not vberwant,

vil schire er den wolf Ysengrin vant.

do er in von erst ane sach,

nv vernemet, wie er do sprach:

'got gebe evch, herre, gvten tac.

swaz ir gebietet vnde ich mac

evch gedinen vnde der vrowen min,

des svlt ir beide gewis sin.



Übersetzung:

Als Reinhart die Not überwunden hatte,

traf er sogleich den Wolf Ysengrin.

Als er ihn das erste Mal ansah,

da hörten sie nun wie er sprach:
["nu vernemet" = Imperativ Plural]

'Gott gebe euch, Herr, einen guten Tag.

Was auch immer ihr verlangt,

und ich euch und eurer Dame dienen kann,

dessen könnt ihr euch sicher sein.



V.393-401

ich bin dvrch warnen her zv ev kvmen,

wan ich han wol vernumen,

daz evch hazzet manic man.

wolt ir mich zv gesellen han?

ich bin listic, stare sit ir,

ir mochtet gvten trost han zv mir.

vor ewere kraft vnde von minen listen

konde sich niht gevristen,

ich konde eine bvre wol zerbrechen.'



Übersetzung:

Ich bin gekommen um Euch zu warnen,

als ich wahrhaftig gehört habe,

dass Euch so mancher Mensch verfolgt.

Wollt Ihr mich als Begleiter haben?

Ich bin listig, stark seid Ihr,

Ihr werdet mit mir guten Beistand haben.

Vor Eurer Kraft und vor meiner List

kann man sich nicht bewahren,

ich könnte eine ganze Burg zerstören.


Übersetzung V. 2155-2167

alsvs lonet ir Reinhart,
daz si sin vorspreche wart.
Iz ist ovch noch also getan
swer hilfet einem vngetrewen man,
daz er doch an im vindet
valschs, des han wir gnvc gesehen
vnde mvz ovch dicke alsam geschen.
alsvst hat bewart
sine vrteilere Reinhart.
der arzet was mit valsche da,
den kvnic verriet er sa.
er konde mangen vbelen wanc.


Auf diese Weise dankte ihr Reinhart,
dass sie für ihn vorgesprochen hat.
Es ist auch noch ebenso gesagt:
jeder, der einem ungetreuen Mann hilft
findet doch Falsches an ihm,
das haben wir genug gesehen
und muss auch häufig so geschehen.
Folglich hat Reinhart
sein Urteil bewahrt.
Der Arzt war mit Betrug da,
den König verriet er sogleich.
Er konnte üblen Streich entbehren.


Übersetzung V.253-274

Nv horet, wie Reinhart , || Nun hört, wie Reinhart,
der vngetrewe hovart, || der untreue Hofhund,
warb vmb sines neven tot. || Seinen Vetter umwarb.
daz tet er doch ane not. || Das tat er doch ohne Not.
Er sprach: ‚lose, Dizelin, || Er sprach: ‚Hör zu, Dizelin,
hilf mir, trvt neve min! || hilf mir, mein liebster Vetter!
dir ist leider miner not niht kvnt: || Dir ist leider meine Not nicht bewusst:
ich wart hvete vru wunt; || Ich war heute früh verwundet;
der kese liet mir ze nahen bi. || Der Käse verlieh mich darum näherzukommen.
er smecjet sere, ich vurcht. er si || Er riecht streng, ich befürchte, er sei
mir zv der wunden schedelich. || mir für die Wunden schädlich.
trvt neve, nv bedenke mich! || Liebster Vetter, nun denke an mich!
dines vater trewe waren gvt, || deines Vaters Treue waren gut,
ovch hore ich sagen, daz sippeblvt || auch höre ich sagen, dass Blut
von wazzere niht vertirbet. || dicker ist als Wasser.
din neve alsvst erstirbet. || Dein Vetter stirbt auf diese Weise.
daz macht dv erwenden harte wol. || Das kannst du wohl schwer verhindern.
vom stanke ich grozen kvmmer dol.‘ || Vom Gestank erleide ich großen Kummer.‘
Der rabe zehant hinnider vlovc, || Der Rabe flog sofort hinunter,
dar in Reinhart betrovc. || da betrog ihn Reinhart.
er wolde im helfen von der not || Er wollte ihm aus der Not helfen
dvrch trewe, daz was nach sin tot. || durch Treue, das war nach seinem Tod.

Übersetzung V.1784-1790

nv vernemt seltzene dinc || nun hört die seltsamen Dinge

vnde vremde mere,|| und fremden Geschichten

der die glichesere || die der Heuchler / Glichezâre

v kvnde geit, wen si sint gewerlich.|| euch erzählt, denn sie sind zuverlässig.

er ist geheizen Heinrich,|| er wird Heinrich genannt,

der hat die bvch zesame geleit || der die Bücher

von Isengrines arbeit. || von Isengrins Leid zusammengeführt hat.

Übersetzung V.423-427

Reinhart sprach zv der vrowen: || Reinhart sprach zu der Dame:

'gevatere, mochtet ir beschowen || 'Gevatterin, könntet ihr

grozen kvmmer, den ich trage: || den großen Kummer erkennen, den ich erleide:

von eweren minnen, daz ist min clage, || die Liebe zu euch, das ist meine Klage,

bin ich harte sere wunt.' || von der ich sehr schmerzlich verletzt bin.'

Übersetzung V.1170-1183

do gewan si schire schande genuc: || Da erwartete sie sofort großes Verderben:

sine mochte hin nich her, || da sie weder vor noch zurück konnte,

Reinhart nam des gvten war, || ergriff Reinhart die Gelegenheit,

zv eime andern loche er vz spranc, || sprang aus einem anderen Loch heraus,

vf sine gevateren tet er einen wanc. || und machte einen Sprung auf seine Gevatterin.

Isengrine ein herzen leit geschach: || Isengrin wurde furchtbares Leid zugefügt:

er gebrvtete si, daz erz an sach. || denn jener vergewaltigte sie, so dass er es mitansehen musste.

Reinhart sprach: 'vil libe vrvndin, || Reinhart sprach: 'Liebste Freundin,

ir schvlt talent mit mir sin. || ihr solltet heute bei mir sein.

izn weiz niman, ob got wil, || es weiß niemand, so Gott will,

dvrch ewer ere ich iz gerne verhil.' || für eure Ehre würde ich es bereitwillig verheimlichen.'

vern Hersante schande was niht cleine, || Frau Hersants Schande war nicht gering,

sie beiz vor zoren in die steine, || sie biss vor Zorn in die Steine,

ir kraft konde ir nicht gefrvmen. || ihre Stärke konnte ihr aber nicht nützich sein.