Der Ring der Nibelungen (Nibelungenlied)

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Einleitung

Dieser Artikel beschäftigt sich mit der unterschiedlichen Bedeutung, des Ringes in den Heldensagen, im Besonderen in den Heldenliedern der Älteren Edda, der Vösungasage und der des Nibelungenliedes. Dabei stellt ein Ring heutzutage einen gewöhnlichen Alltagsgegenstand dar, welcher als Schmuck oder Treue Zeichen einer Partnerschaft oder Freundschaft gilt. Doch heftet sich oft, auf die für uns alltäglichen und gewöhnlich erscheinenden Gegenstände, in der Literatur des Mitalters magische Bedeutung an. Deutlich wird, dass der Ring ein zentrales Element in den Sagen sein kann und die unterschiedlichsten Funktionen erfüllt. Im Folgenden wird diesbezüglich Einblick gegeben, indem als erstes ein allgemeiner Überblick über die Bedeutung des Ringes im Mittelalter und der Literatur gegeben wird und im darauffolgenden speziell auf die Bedeutung des Ringes in den jeweiligen Heldensagen, eingegangen wird.

Bedeutung des Ringes im Mittelalter und der Literatur

Der Ring selbst ist ein bewegliches Objekt, welches im Allgemeinen von hohem Wert ist. Allerdings fungiert ein Ring meistens auch als Symbol. Der Ring steht vor allem im Mittelalter für Herrschaft, Macht, Reichtum und Treue. Die Herrschaft kann er über die Gravur oder eine mit dem Ring verknüpfte Lehnstreue bewirken, aber auch Siegelringe, welche als ``Unterschriften´´ des Mittelalters fungieren, sind ein Beispiel. Des Weiteren kann ein Ring, auf Grund des hohen Materialwerts, als Geschenk gegeben werden und somit ein Symbol für die Beziehung zwischen Schenker und Beschenktem oder aber ein Zeichen der sozialen Ordnung darstellen. Auch fungiert ein Ring als Symbol der Treue, so kann er Lehenstreue, aber auch die Treue zwischen Liebenden darstellen. Zusätzlich dazu finden sich in der Literatur noch viele Magische und Mächtige Ringe, diese haben unter anderem die Macht den Träger zu schützen, aber auch ihn zu führen oder ihm bestimmte Fähigkeiten zu verleihen. Allerdings könne Ringe auch verflucht sein oder ihrem Träger schaden. Ein Ring ist also ein Zeichen und kann aber gleichzeitig großen Einfluss auf die Handlung nehmen und auch auf die Handlungen der Protagonisten. Er fungiert, also nicht nur als Objekt, sondern kann auch in gewissen Fällen ein Handlungsträger werden. [Hammer 2018]

Bedeutung des Ringes in den Heldenliedern der Älteren Edda

Dass dem Ring Andvaranutr in der Liedersammlung der Älteren Edda, überliefert im Codes Regius in der zweiten Hälfte des 13.Jahrhunderts, eine besondere Bedeutung für die Handlung der Erzählung zu kommt, zeigt sich an mehreren Stellen der gesammelten Lieder. So zeichnet sich die Rolle des Ringes auf die Erzählhandlung der Überlieferungsgemeinschaft, insbesondere in den Liedern über Sigurds Jugend (Das Reginnlied, Das Fafnirlied), indem mit ihm ein Fluch verbunden ist, auf Grund dessen dieser zu einem entscheidenden Unglücksmotiv wird, aber auch in dem er bei Liedern um Sigurds Tod (Das Kurze Sigurdlied, Brynhilds Helfahrt) sowie in den beiden Liedern über den Untergang der Giuungen bzw. Niflungen ( Altlilied und Atlamal) , als heroisches Erkennungszeichen Sigurds fungiert. [Hammer 2018] In dem Reginsmal wird die Hintergrunds Geschichte des Drachenhorts mythologisch eingeführt sowie aufgedeckt, wie es zu dem Fluch, welcher auf dem Ring Andvaranutr lastet, gekommen ist. Hier berichtet Reginn, der Ziehvater Sigurds, von dem Ereignis, wie die drei Götter Odin, Hörnir und Loki seinen Bruder Otr getötet haben, welcher in einer Ottergestalt umherwandelte und auf Grund dessen diese seinem Vater Heidmarr Verwandtenbuße schuldeten. Loki wurde ausgesandt, um den Otterbalg mit Gold zu füllen, welches er von dem Zwerg Andwari, welcher in Gestalt eines Hechtes umherwandelte, erpresste. Andwari gab dem Gott das Gold, dass er besaß, versuchte jedoch vergeblich den Ring Anwaraneut zurückzuhalten: Aber als er das Gold entrichtet hatte, da hatte er einen Ring zurückbehalten und den nahm ihm Loki [Krause 2011: S.94] Doch Andvari belegte den Ring mit einem Fluch, welcher von da an, wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung wirkt: [Hammer 2018] Das Gold, das Gust besaß, wird zwei Brüdern den Tod bringen und acht Edlen Streit [Krause 2011: S.94] Das Gold ist dir nun gegeben, und große Buße hast du für mein Haupt; deinem Sohn wird es kein Glück schaffen, es bringt euch beiden den Tod [Krause 2011: S.95]

Doch nicht auf dem Gold im Allgemeinen lastet Andwaris Fluch, sondern auf dem Ring Andwaranaut im Speziellen, welcher Andwari vergeblich versucht vor den Göttern zurückzuhalten. Erst Andvari belegt den Ring, welcher den Hort komplett macht, mit dem oben genannten Fluch. Auch im weiteren Verlauf wird durch die Vorgeschichte durch Reginn, abermals deutlich, dass der Ring, welcher zeichenhaft für den gesamten Hort steht, mit Mord und Habgier besetzt ist. So sind Heidmarr, Reginn und Fafnir im weiteren Verlauf ebenfalls vom Goldrausch befallen. Heidmarr enthält Reginn und Fafnir ihren Anteil an der Verwandtenbuße vor und beansprucht den Hort für sich allein. Folgend tötet Fafnir seinen Vater, verbirgt den Hort vor Reginn und verwandelt sich in einen Drachen, um diesen zu beschützen. Daraufhin stachelt Reginn Sigurd, im Fafnirslied, auf seinen Bruder Fafnir zu töten und an seiner statt Vaterrache zu nehmen. Von den Meisen erfährt Sigurd, von der List Reginns, und tötet diesen daraufhin ebenfalls und bemächtigt sich des gesamten Hortes. [Hammer 2018]

Insbesondere der Ring Andwaranaut betont diese Habgier und den Goldrausch, da er nicht nur von Andvari sondern auch von Odin zurückgehalten wird:[Hammer 2018] Aber als das geschehen war, trat Hreidmarr vor und sah ein Barthaar. Er befahl es zu bedecken. Da zog Odin den Ring Andwaraneut hervor und bedeckte das Haar [Krause 2011: S.95] Auch weist jeder Übergeber des Hortes bereits auf den Fluch des Ringes und dem damit verbundenen Unheil hin:[Hammer 2018] Das Gold ist die nun gegeben, und große Buße hast du für mein Haupt; deinem Sohn wird es kein Glück schaffen, es bringt euch beiden den Tod[Krause 2011: S.95] Das klingende Gold und der glutrote Schatz, dich werden diese Ringe töten [Krause 2011: S.108] Wie sich sehen lässt ist die Weitergabe des Ringes, welcher verbunden mit dem Hort ist, von Anfang an mit Mord und Habgier verbunden. Es wird deutlich, dass sich bereits in dem Reginslied und Fafnirslied, Andvaris Fluch bereits schon zum Teil erfüllt hat, denn er kostete Heidmarr, Fafnir und Reginn das Leben und deutet das vermeintliche Unheil Sigurds voraus. Somit ist der Ring durch den Fluch Andvaris ein handlungsauslösendes Element, welches eine Untat nach der anderen bewirkt und somit großen Einfluss auf die Handlungsweise der auftauchenden Figuren nimmt.[Hammer 2018]

In weiteren Liedern der Überlieferungsgemeinschaft der Edda-Lieder, wird des Öfteren der Schatz erwähnt oder es tauchen Ringe an zentralen Stellen der Handlung auf und nehmen wichtige Funktionen ein. Jedoch stehen diese nicht unbedingt mit dem Fluch des Hortes in Verbindung, sondern nehmen eher die Funktion von heroischen Erkennungsträgern ein. So versinnbildlicht der Ring Andvaranaut und der damit verbundene Schatz die heroische Stärke Sigurds, findet aber auch anderweitigen Einsatz zum Beispiel im Atlilied als Warnzeichen Gudruns an ihre Brüder Gunnar und Högni (wobei unklar ist, ob es sich wirklich um den Ring Andvaranaut handelt).[Hammer 2018]

Der Ring in der Völsungasaga

In der Völsungasaga heißt der Ring Andvaronaut und gehört ursprünglich dem Zwerg Andvari. Jedoch wird Andvari der Ring zusammen mit seinem Schatz von Loki in Zuge der Otterbuße genommen und von Odin an den Zwerg Hreidmar übergeben. Allerdings verflucht Andvari den Ring und sagt, dass der Ring und das Gold jedem Besitzer den Tod bringen sollen. Dieser Fluch wird von Loki an Hreidmar weitergegeben. Im Anschluss daran erschlägt Fafnir seinen Vater Hreidmar und nimmt ihm Ring und Schatz ab, da der Vater ihm seinen Teil der Buße vorenthalten hat.[Herrmann 1923: S.38-41] Schließlich kommt der Ring in Sigurds besitz, als dieser, auf Anraten von Regin, dem Bruder von Fafnir, Fafnir erschlägt und nachdem ihm die Meisen dazu raten, Ring und Schatz in seinen Besitz nimmt.[Herrmann 1923: S.44-49] Der Ring wechselt das nächste Mal den Besitzer als Sigurd ihn , bei ihrem 2. Treffen, Brynhild übergibt.[Herrmann 1923: S.59-61] Hier steht zwar im Primärtext nur ein Goldring, jedoch wird klar, dass es Andvaronaut war, als Sigurd den Ring später in Gunars gestalt entgegennimmt. Im Anschluss daran gibt Sigurd den Ring an Gudrun weiter, wobei die genauen Umstände der Übergabe nicht im Primärtext beschrieben werden. Gudrun zeigt den Ring daraufhin Brynhild im Streit und leitet so die Ermordung Sigurds ein.[Herrmann 1923: S.66-72] Der Ring selbst geht in den Besitz von Gunnar und Hogni über und wird (wahrscheinlich) mit dem Rest des Schatzes im Rhein versenkt, allerdings wird nur beschrieben, dass der Schatz im Rhein statt an den Händen der Hunnen landen soll.[Herrmann 1923: S.94-95] [Hammer 2018]

Bedeutung des Ringes im Nibelungenlied

Auch im Nibelungenlied nimmt ein Ring, die Funktion eines Erkennungsträgers ein und fungiert als ein zentrales Beweisstück im Königinnenstreit. Jedoch unterscheidet sich der Ring, von dem im Nibelungenlied die Sprache ist, grundlegend von dem Ring Andvaranaut in den Edda-Liedern. So ist zum Beispiel von der Vorgeschichte des Hortes im Nibelungenlied nur knapp die Rede und es wird nicht explizit erwähnt, dass ein Ring auf dem ein Fluch lastet Bestandteil des Hortes ist. Zentrale Bestandteile des Hortes sind stattdessen diverse andere magische Gegenstände wie beispielsweise der Tarnmantel oder das Schwert Balmunc.[Hammer 2018]

Quellen & Literatur

  • [*Hammer 2018] Hammer, Andreas: Der Ring der Nibelungen: Der Ring als Ding und Akteur in den skandinavischen und deutschen Version des ,Nibelungenstoffes‘, in: Sebastian Brather, Wilhelm Heizmann und Steffen Patzold (Hgg.): Reallexikon der germanischen Altertumskunde-Ergänzungbände, Berlin/Boston 2018, S. 97-115.
  • [*Krause 2011] Das Reginnlied, in: Reclam; Arnulf Krause: Die Heldenlieder der Älteren Edda, Ditzingen 2011.
  • [*Herrmann 1923] Herrmann, Paul: Nordische Nibelungen. Die Sagas von den Völsungen von Ragnar Lodbrok und Hrolf Kraki, in: Ulf Diederichs (Hg.): Isländische Heldenromane (Bd. 21), Jena 1923.