Die Ebstorfer Weltkarte

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Eine Kopie des zerstörten Originals; zur genaueren Detailansicht: Klicken um zu Vergrößern!


Entstehung:

Die Ebstorfer Weltkarte ist mit einem Durchmesser von 3,6 Metern und einer Fläche von über 10 Quadratmetern die größte, erhaltene Weltkarte aus dem Mittelalter. Sie ist vermutlich im späten 13. Jahrhundert in Form eine sogenannte Radkarte, das heißt einer Kreisrunden Weltkarte entstanden.

Inhalt der Weltkarte:

Die Ebstorfer Weltkarte ist der christlichen Tradition des Mittelalters nach geostet, d.h. Osten ist oben. Im Osten, also Asien, wurde nicht nur das Paradies vermutet, in dem auch die vier großen Flüsse des Osten entspringen sollen (Ganges, Nil, Euphrat und Tigris), sondern auch die Überlieferung, dass Jesus gen Osten in den Himmel aufgefahren sei, veranlasste die Kartographen des Mittelalters den Osten an die obere, also hervorgehobene, Stelle zu rücken. Die Ebstorfer Weltkarte entspricht im Großen und Ganzen dem ethnozentristischen Bild des Mittelalters, in dem der christliche Glaube elementar zum Heil des Menschen nötig ist. Die gesamte Welt wird deshalb als Leib Christis dargestellt, der in Norden und Süden (links und rechts) mit den Händen und im Westen (also unten) mit den Füßen endet. Bezeichnenderweise ist Jerusalem mittig verortet und entspricht im wörtlichen Sinne dem Nabel der Welt. Die Ebstorfer Weltkarte entsprich in ihrer Form der mittelalterlich üblichen Gattung der TO-Karten, welche die Welt in drei Kontinente aufteilen: Asien (Osten, obere Hälfte), Europa (Norden, unten links) und Afrika (Süden, unten rechts). Wie alle TO-Karten legte auch die Ebstorfer Weltkarte keinen Wert auf geographische Genauigkeit und Detailarbeit - viel wichtiger war die heilsgeschichtliche Darstellung der Bibelstellen auf der Welt. Großen Einfluss auf die inhaltliche Gestaltung der Karte hatte auch der Alexandermythos des Mittelalters: Mehrere Szenen sind daraus abgebildet, zum Beispiel die Einschließung der Endzeitvölker Gog und Magog in ein Tal des Kaukasusgebirges (oben links).

Verwendung und Zweck

Die Ebstorfer Weltkarte war - wie alle großen TO-Karten ihrer Art - eine visuelle Umsetzung von enzyklopädischem Wissen des Mittelalters. Vor allem die auch auf der Karte zu sehende Kombination aus Text und Bild verdeutlicht diesen Sachverhalt. Mit ihrer über 10qm großen Fläche, hing sie wohl fest im Kloster Ebstorf und war ein Hilfsmedium in der Lehrtätigkeit der Mönche, die daran sowohl biblisches als auch eben enzyklopädisches Wissen anschaulich erklären konnten.

Wiederentdeckung und Zerstörung des Originals:

Die Ebstorfer Weltkarte wurde erst um 1830 im Benediktinnerinnenkloster in Ebstorf (bei Lüneburg) gefunden. Die Karte war durch unsachgemäße Lagerung und Mäuse stark beschädigt, außerdem war ein 66 mal 50 Zentimeter großes Stück der Karte am oberen rechten Rand der Karte herausgeschnitten. Sie wurde anschließend in die Landesbibliothek nach Hannover gebracht. 1943 verbrannte die Karte bei einem Bombenangriff auf Hannover vollständig. Zuvor wurde jedoch eine originalgetreue Kopie hergestellt, die jetzt im Kloster Ebsdorf ausgestellt ist.

Die Ebstorfer Weltkarte als Alterität:

Die Ebstorfer Welkarte ist ein typisches Beispiel der kulturellen Alterität. Gott gilt als allgegenwärtig und demzufolge ist Jerusalem ganz natürlich auch als Zentrum der Welt eingezeichnet.

Literatur und Links

  • Edsony, Evelyn: Das Bild der Welt im christlichen Okzident, in: Edsony, Evelyn (Hrsg.) u.a.: Der mittelalterliche Kosmos. Karten der christlichen und islamischen Welt, Darmstadt 2005.