Diskussion:Kämpfe mit Verwandten im Parzival - Zerstörung dynastischer Identität ?
Hallo, ich finde toll, dass du eine problemorientierte Fragestellung gewählt hast und auch deine Einteilung ist schlüssig. Im Seminar haben wir uns mit dem Text von Beate Kellner bezüglich der Verwandschaftsgrade auf familiärer und universeller Ebene beschäftigt. Vielleicht kann ihre Arbeit noch ergänzend sein für deinen Artikel. Ich schreibe selber gerade an einem intertextuellen Artikel: "Kain und Abel vs. Feirefiz und Parzival" Du kannst dich gerne verlinken und ich werde dich auch mit einbeziehen!
Zum deiner Frage nach Unvermeidbarkeit des Kampfes zwischen Parzival und Gawan ist mir eben noch eingefallen, dass Petrus Tax (Tax, Petrus W.: Nochmals zu Parzivals zwei Schwertern. Ein nachdenklicher und narrativ-kombinatorischer Versuch über Schwerter und Kampfstrategien, Segen und Impotenzen in Wolframs 'Parzival'. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur Bd. 135/ 2006, Heft 3, S. 275-308. --> S.302 ) die These aufstellt, dass Parzival Gawan für Lähelin, den Erzfeind des Gralsreiches, hält. (z.B. wegen der Gralspferde.) Tax führt aus: "Ein zweites Gralspferd brauchte Parzival keineswegs, aber dass er diesen Feind endgültig besiegen musste, unterliegt keinem Zweifel, Man versteht jetzt warum der Kampf so huerteclîch und ohne Ansage beginnt." Damit könnte man vielleicht zeigen, dass der Kampf auch in diesem Kontext nicht wirklich vermeidbar war. Und noch ganz generell: Dein Artikel ist total spannend und sehr gut gelungen! --KIS (Diskussion) 04:15, 15. Jul. 2015 (CEST)
Hallo, ich hätte noch ein paar Anstöße von Beate Kellner für dich:
- " Was im Rahmen der Vorstellungen von Genealogie im engeren Sinne legitim und möglich erscheint, der Kampf gegen Nichtverwandte, wie Heiden, wird - im Modell der universalen Menscheheitsgenealogie perspektiviert - ein Problem. Wenn auch der Fernste, der Heide, als ein Bruder in der Verwandtschaft von Adam her aufgefasst werden kann, werden Kämpfe prinzipiell fragwürdig. Und eben dies wird in der paradigmatischen Reihe von Verwandtenkämpfen im Parzival sichtbar gemacht." [Kellner 2009:40]
- In Bezug auf den Bruderkampf zwischen Feirefiz und Parzival, sagt sie: "Als mächtiger Heide, der aus dem Orient kommt, ist Feirefiz Parzival fern, doch der der Ferne ist der Nächste, ist sein Bruder. [...] Im Sinne der universalen Genealogie ist jeder Heide mit jedem Christ verwandt, doch hier begegnen sich zugleich Verwandte im engeren Sinne [...]"[Kellner 2009:40]
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[*Kellner 2009] Kellner, Beate: Wahrnehmung und Deutung des Heidnischen in Wolframs von Eschenbach "Parzival". In: Wechselseitige Wahrnehmungen der Religionen im Spaetmittelalter und in der Fruehen Neuzeit. Ort unbekannt, 2009.
Außerdem gibt es auf jstor.org auch noch einen Artikel "Verwandtschaft als Wolframs Schlüssel zur Erzählten Welt" von Martin Przybilski, vielleicht steht dort noch etwas drin, das dir weiterhelfen könnte. :) --ParzivalS (Diskussion) 13:04, 15. Jul. 2015 (CEST)