Diskussion:Schuld, Sühne und Erlösung (Wolfram von Eschenbach, Parzival)

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Hallo mein Freund:) Ich wollte vermerken, dass ich erstens deinen Artikel gelesen habe und zweitens beeindruckt den Hut ziehe vor deinem wortgewaltigen und inhaltsschwangeren Artikel, der es unmöglich macht, ihm außer langweiligen Verlinkungen irgendetwas hinzuzufügen. Ich finde die Aussage "Der Gral beruft den Richtigen zur Falschen Zeit und ist am Scheitern selbst schuld" interessant. Vor allem, weil ja die Gralsgesellschaft den Weisungen Gottes unterworfen ist, stellt sich da ja die Frage: Warum macht der Gral diesen Fehler? Hat er mit dem Versagen des Parzival nicht gerechnet? Will Wolfram dem Leser einen fehlerhaften Gral, also einen fehlerhaften Gott präsentieren? Oder verfolgt der Gral, indem er Parzival zum Sünder macht ein Ziel? Ihn nachher zu einem besseren Gralskönig zu machen? Was bezweckt Wolfram damit den besten aller Ritter zwar versagen zu lassen, ihm einerseits die Schuld daran nicht zuzuschreiben und ihn andererseits keine wirkliche innere Umkehr erleben zu lassen? Beste Grüße--Firlefanz 10:59, 21. Jun. 2012 (CEST) Und auf den zweiten Blick fällt auf: Du schreibst oft "auf den ersten Blick"!:)--Firlefanz 12:47, 21. Jun. 2012 (CEST)

Zunächst mal: Danke für die Blumen, ich kann sie - mit Blick auf deine Artikel - nur zurückgeben! Ich habe auch mehrere Gedanken an diesen Sachverhalt verschwendet, den Du mit Recht hervorhebst, hatte aber mir dann zwischenzeitlich gedacht, dass ich es nicht zwingend vollständig zuende denken muss. Wolfram hat immer wieder Multiperspektivität in seinem "Parzival" zugelassen, ja bewusst angelegt und ich denke, dass ich dem nicht gerecht werden würde, wenn ich es auf eine zwingende Deutung herunterbreche; deswegen lies ich es in der relativ offenen Form stehen - herausgearbeitet wurde eben nur diese eine, zum Handlungsverlauf alternierende Deutungsmöglichkeit. Doch - wie schon gesagt - deine Kritik ist berechtigt und ich habe nun zumindest in der Fußnote die für mich am plausibelste weitergedachte Deutung vermerkt und ähnlich auch in der Forschung gefunden: Wolfram übt nicht direkt Religionskritik, wohl aber Institutionskritik an der Kirche. Dafür sprechen bestimmte Aspekte:
  1. Trevrizent kann ohne geistliche Weihe Parzival die Absolution erteilen (also als Laie; nicht von der Kirche ausgebildet - undenkbar eigentlich für die Zeit!)
  2. Die Gralsgemeinschaft bekommt ihre Weisungen direkt von einer transzendenten Instanz - Kirche als Mittlerin fehlt ebenfalls.
Könntest Du damit leben, oder ist das immernoch zu schwach herausgearbeitet. Ich will halt in keinster Weise Wolframs bewusst angelegte Vagheit und Multiperspektivität durch eine zu enge Deutung zerstören...--Max Zesch 20:30, 30. Jun. 2012 (CEST)