Longinus-Legende

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Die Longinus Legende

1. Allgemein

Dieser Artikel befasst sich mit der Legende des Märtyrers Longinus. Als Grundlage hierfür wird die Legende aus dem Passional genommen. Ferner soll an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass es mehrere Versionen der Longinus Legende gibt, die sich hinsichtlich der thematischen Schwerpunkte unterscheiden. [1]

2. Inhalt

Die Longinus Legende ist eine relativ kurze Legende. Im mhd. Passional (um 1300 entstanden) umfasst sie gerade einmal 184 Verse. Sie beginnt am wichtigsten Punkt der Heilsgeschichte – der Kreuzigung Jesus. Longinus wird als „rittere “ [2] vorgestellt. Genauer als Soldat unter Pilatus. Des Weiteren wird erzählt, dass Longinus Blind sei. [3] Er ist der Soldat, welcher Jesus mit der heiligen Lanze die Seite öffnet. Durch die Berührung mit dem Blute Christi werden ihm die Augen geöffnet und durch das darauf folgende Erdbeben und die Sonnenfinsternis wird er gläubig und bestätigt als Erster, dass Jesus der Sohn Gottes gewesen sein muss. Sein Leben als römischer Soldat lässt er hinter sich und wird von den Jüngern in Jesus Lehren unterwiesen und führt fortan ein Leben als Einsiedler in der Wüste.

Über diese 28 Jahre andauernde Zeit berichtet die Legende nichts Weiteres. Danach kommt es zum Martyrium des Longinus. Obwohl ihm die Zunge herausgeschnitten wird, verbreitet er dennoch die Botschaft Gottes weiter. Er zerstört die heidnischen Götterbilder und treibt ihnen die Teufel aus. Und Gott bestraft den Richter des Longinus mit Blindheit für dessen Ungläubigkeit und Vergehen an Longinus. Longinus erklärt seinem Richter, dass er nach seinem Tod dafür sorgen könne, dass der Richter sein Augenlicht zurückerhalte. Dieser ordnet Longinus Enthauptung an. Nach dieser bittet er zu ihm und kann wieder sehen. Nach diesem Wunder bekehrt sich der Richter zu Christentum. Auch nach seinem Tod soll Longinus zahlreiche Wunder vollbracht haben.

Insgesamt schildert die Longinus-Legende nur zwei prägnante Momente aus dem Leben des Heiligen, dessen Bekehrung unter dem Kreuz und seinen Märtyrertod.

3. Besonderheiten

3.1 Die Nähe zur Passion Christi

Die Märtyrer versuchen den Weg Jesus nachzugehen, in Tugenden wie in Schmerzen. Deshalb ist hier die unmittelbare Nähe zur Kreuzigung so wichtig. Der Tod des Märtyrers wird in direkten Bezug mit dem von Jesus gesetzt. [4]Longinus hat direkten Anteil daran und erlebte Jesus unmittelbar, nicht wie andere Heilige nur aus Erzählungen oder der Bibel. Er weist sich somit als ein direkter „Nachfolger“ aus. Der Tod Jesus ist für ihn der Anfang im christlichen Glauben. Einmal zeigt sich dies durch „das öffnen der Augen“ und durch seine Bekehrung zu Gott. [5]

3.2 Dopplungen

In der Darstellung der Legende fallen die Dopplungen schnell ins Auge. Sie geben der Legende, wenn man so sagen möchte, eine Art Rahmenhandlung. Die Wiederholungen haben die Funktion, aufzuzeigen, dass die Märtyrer darin bestrebt sind, das Leiden Christi nachzuempfinden und in seine Fußstapfen zu treten.

 3.2.1 Blindheit

Die Metapher der Blindheit erfährt in der Longinus Legende eine Wiederholung. Zum Ersten gibt es da die Blindheit von Longinus am Anfang der Legende, welche durch das Blut Christi bereinigt wird. Und dann wäre da noch der Richter des Longinus, welcher von Gott mit Blindheit für seinen Unglauben bestraft wird. Longinus, nachdem er ermordet wurde, setzt sich für seinen Richter ein und der Mann erlangt sein Augenlicht wieder. Die Blindheit ist eine beliebte Metapher in der Legende, meist ist damit nicht die körperliche Blindheit gemeint, sondern die der Seele, dass der Mensch nicht in der Lage ist den wahren Glauben zu erkennen. [6]

 3.2.2 Bekehrung

Auch die Bekehrung kommt durch die Heilung der Blindheit doppelt in der Longinus Legende vor. Sowohl Longinus als auch sein Richter sind beide Ungläubige. Durch die wundersame Heilung der Blindheit und dadurch, dass sie Zeugen von unmittelbarem Wundern waren, werden sie bekehrt. Longinus am Anfang der Legende, sein Richter am Ende. Das Motiv der Bekehrung bildet so eine Art Rahmenhandlung in der Legende. Die Bekehrung bildet einen zentralen Wendepunkt in der Legende. Egal, wie das Leben des Heiligen davor aussah, durch seine Bekehrung wäscht er sich von Sünden rein und wird im christlichen Glauben neu geboren.

4. Die heilige Lanze

Die Heilige Lanze ist die Reliquie schlechthin. Mit ihr führte Longinus den Lanzenstich durch. Ihr Lauf durch die Geschichte ist anhand verschiedener Quellen gut nachzuvollziehen. Im Mittelalter gehörte die heilige Lanze zu den Königsinsignien und war damit ein Artefakt zur Herrscherlegitimation. Somit konnte sich der Herrscher von Gottes Gnaden ausweisen und galt durch die heilige Lanze, welche mit dem Blut Jesus getränkt war, als unbesiegbar. [7] Zu dem Lanzenstich gibt es mehrere Versionen, die in welchen Christus schon vor dem Stich Tod war und die in denen er dadurch den Tod erfuhr. [8] Die verschiedenen Auslegungen finden ihren weg bis zu den heutigen Passionsspielen. Je nach Version sieht damit natürlich auch die Schuldigkeit des Longinus aus – dennoch wird er in jeder von seiner Blindheit geheilt und im neuen christlichen Glauben wiedergeboren. Dies unterstreicht die Tatsache, dass Jesus am Kreuz für alle Sünden der Menschen gestorben ist, Longinus eingeschlossen.

5. Literatur

DAUVEN VAN KNIPPENBERG, Carla: … einer von den Soldaten öffnete seine Seite … Eine Untersuchung der Longinuslegende im deutschsprachigen geistlichen Spiel des Mittelalters, Amsterdam 1990.

HAMMER, Adreas: Ent-Zeitlichung und finales Erzählen in mittelalterlichen Legenden und Antilegenden, in: (Hg. Friedrich) Anfang und Ende. Formen narrativer Zeitmodellierung in der Vormoderne, Berlin, 2014

KÖPKE, Friedrich Karl: Das Passional einer Legenden-Sammlung des dreizehnten Jahrhunderts. Von sante Longino einem riterre. Quedlinburg , 1852.

WORM, Peter: Die heilige Lanze. Bedeutungswandel und Verehrung eines Herrschaftszeichens, in: Arbeiten aus dem Marburger hilfswissenschaftlichen Institut (Hg. Eisenlohr u. Worm), Marburg an der Lahn, 2000, S. 179 – 228.

  1. DAUVEN VAN KNIPPENBERG, Carla: … einer von den Soldaten öffnete seine Seite … Eine Untersuchung der Longinuslegende im deutschsprachigen geistlichen Spiel des Mittelalters, Amsterdam 1990, S, 123.
  2. KÖPKE, Friedrich Karl: Das Passional einer Legenden-Sammlung des dreizehnten Jahrhunderts. Von sante Longino einem riterre. Quedlinburg , 1852, Vers 1.
  3. Inwiefern dieser Aussage hier Glauben geschenkt werden kann ist fraglich. Ein Soldat im römischen Reich, der Blind war oder zumindest eine sehr starke Beeinträchtigung der Sehfähigkeit hatte ist doch unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist hier eine Metapher – siehe Abschnitt Blindheit.
  4. HAMMER, Adreas: Ent-Zeitlichung und finales Erzählen in mittelalterlichen Legenden und Antilegenden, in: (Hg. Friedrich) Anfang und Ende. Formen narrativer Zeitmodellierung in der Vormoderne, Berlin, 2014, S. 182.
  5. HAMMER, Adreas: Ent-Zeitlichung und finales Erzählen in mittelalterlichen Legenden und Antilegenden, in: (Hg. Friedrich) Anfang und Ende. Formen narrativer Zeitmodellierung in der Vormoderne, Berlin, 2014, S. 183.
  6. DAUVEN VAN KNIPPENBERG, Carla: … einer von den Soldaten öffnete seine Seite … Eine Untersuchung der Longinuslegende im deutschsprachigen geistlichen Spiel des Mittelalters, Amsterdam 1990, S, 47.
  7. WORM, Peter: Die heilige Lanze. Bedeutungswandel und Verehrung eines Herrschaftszeichens, in: Arbeiten aus dem Marburger hilfswissenschaftlichen Institut (Hg. Eisenlohr u. Worm), Marburg an der Lahn, 2000, S. 179 – 228., S. 194.
  8. DAUVEN VAN KNIPPENBERG, Carla: … einer von den Soldaten öffnete seine Seite … Eine Untersuchung der Longinuslegende im deutschsprachigen geistlichen Spiel des Mittelalters, Amsterdam 1990, S, 123.