Tristan - Verfilmung

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Dieser Artikel soll moderne filmische Adaptionen des Tristan-Stoffes sammeln und auf deren Abweichungen hinweisen. Gleichzeitig soll versucht werden, diese Abweichungen dramaturgisch zu erklären. Dieser Artikel soll kritisch sein. Fragestellungen wie "Ist es sinnvoll die Vorlage auf diese Weise zu verzerren?", "In wie weit wurde der Stoff aktualisiert?", "Ist diese Aktualisierung geglückt?", "Ist der Stoff zugänglicher durch Veränderungen und gleichzeitig noch möglichst werktreu?" sind erwünscht.

Tristana (1970)

Tristana ist eine französisch-spanische Koproduktion unter der Regie von Luis Bunuel. 1971 war der Film für den Oscar für den besten fremdsprachigen Film nominiert. Die Hauptrolle der jungen Tristana wird gespielt von Catherine Deneuve.

Inhalt

Das Drama spielt im Spanien der 1930er Jahre. Die junge Waise Tristana (Catherine Deneuve) wird von dem Lebemann Don Lope (Fernando Rey) adoptiert. Dieser nimmt sich Tristana jedoch auch zur Geliebten. Tristana, die versucht sich dem Zugriff des Alten zu entziehen, sucht Zuflucht in den Armen des jungen Malers Horacio (Franco Nero). Allerdings findet sie auch bei ihm keine Befriedigung. Nach zwei Jahren bringt Horacio Tristana zu Don Lope zurück. Tristana wird schwer krank, ihr muss sogar ein Unterschenkel abgenommen werden. Ein Priester überredet sie, Don Lope zu heiraten, allerdings verweigert sie die Hochzeitsnacht. Als Don Lope Jahre später schwer krank wird und Tristana bittet, Hilfe zu holen, gibt diese nur vor, der Bitte nachzukommen und wartet, bis Don Lope stirbt.

Zusammenfassung

Keppler-Tasaki sieht diese Film-Adaption des Tristan-Stoffes als "eine Geschichte über sexuelle Frustration und daraus folgender Perversion, zu der der Drehort Toledo seine mittelalterliche Atmosphäre beiträgt."[Keppler-Tasaki 2009: 467] In der Eröffnungsszene auf dem Burgwall wird kurz eine zeitliche Einordnung ins Mittelalter vorgetäuscht. Wie Keppler-Tasaki weiß, war Bunuel bekennender Wagnerianer, weshalb er in seinen Filmen viel Gebrauch von der Musik Wagners macht.

Abweichungen von der Vorlage

Tristana ist keine Tristan-Verfilmung im eigentlichen Sinn, sondern ein "Derivat"[Keppler-Tasaki 2009: 467] zentraler Motive des Tristan-Stoffes. Direkte Grundlage des Films bildet das Buch von Benito Pérez Galdós. Die junge Tristana steht wie Isolde zwischen zwei Männern, dem alten Don Lope, den sie nicht liebt und ihrem jungen Geliebten Horacio. Das Motiv der heimlichen Liebesbeziehung sowie der Name 'Tristana' und das mittelalterlich anmutende Setting in Toledo deuten eine Rezeption des Tristan-Stoffes an. Im Gegensatz zu Gottfrieds Tristan ist die Liebe zwischen Tristana respektive Isolde und Horacio resp. Tristan allerdings nicht vollkommen und auch nicht von allzu langer Dauer. In Tristana geht es vielmehr um soziale Zwänge und Abhängigkeiten, Verehrung und Verachtung.

Literatur

<HarvardReferences />

  • [*Keppler-Tasaki 2009] Keppler-Tasaki, Stefan: Internationalisierung und Hybridität. Komparatistische Perspektiven auf die Tristan-Rezeption des 19. bis 21. Jahrhunderts. In: Germanisch-Romanische Monatsschrift 59/4 (2009). S. 459-482.