Parzival als Entwicklungsroman (Wolfram von Eschenbach, Parzival): Unterschied zwischen den Versionen

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==Definition Entwicklungsroman==
In der Forschung finden sich mehrere Annäherungen an den Begriff des "Entwicklungsromans". Robert Pesch etwa ordnet ihn in der Nähe des Epos und der Saga ein, da er ihn "als eine Art Heldengeschichte vom vorbildlichen Menschen oder von dem Träger hoher menschlicher Möglichkeiten" betrachtet. [Petsch 1942:296]. Der Protagonist würde zudem durch Proben, Konflikte oder Belehrung in seiner Entwicklung weiter vorangetrieben werden. [Petsch 1942: 298]
Melitta Gerhard geht in ihrer Definition vor allem auf den Inhalt ein, in dem sie Werke dem Entwicklungsroman zuordnet, "die das Problem der Auseinandersetzung des Einzelnen mit der jeweils geltenden Welt, seines allmählichen Reifens und Heranwachsens in die Welt zum Gegenstand haben[...]." [Gerhard 1926: 1]. So betrachtet sie den ''Parzival'' Wolframs auch als "den ersten deutschen Entwicklunsroman" [Gerhard 1926: 10], da "das Problem der Auseinandersetzung des Einzelnen mit dem geistigen und gesellschaftlichen Kosmos seiner Zeit, als allmählichen Werdeprozess, zum ersten Mal gestaltet[...]" wird. [Gerhard 1926: 10] ???
Im Hinblick auf die Unterscheidung vom Bildungsroman und Entwicklungsroman bezeichnet Selbmann den Bildungsroman als "eine historisch genau eingegrenzte Roman''art'' oder ''-gattung''" [Selbmann 1984: 9]???, wohingegen der Entwicklungsroman als "ahistorischer Roman''typ''"[Selbmann 1984: 9]??? klassifiziert werden kann.
Aus all diesen verschiedenen Ansätzen ergibt sich für Sassenhausen die Schlussfolgerung, dass der Entwicklungsroman nicht historisch eingeordnet werden muss, und sich nicht auf ein bestimmtes Entwicklungskonzept konzentriert. [Sassenhausen 2007: X] Für den Entwicklungsroman lassen sich zwei bestimmte Merkmale festmachen: Zum einen konzentriert sich die Handlung des Romans auf einen Protagonisten und seine Entwicklung und zweitens ist diese Handlung biographisch angelegt. [Sassenhausen 2007: X]
==''aetates'' - Lebensalter im Mittelalter==
Autoren im Mittelalter, die ein biographisch ausgerichtetes Werk verfassten, orientierten sich am ''aetates''-Modell, welches das Leben der Menschen in verschiedene Phasen gliederte. [Sassenhausen 2007: X] Am verbreitesten war dabei die Einteilung in sechs Lebensalter. [Sassenhausen 2007: X]. Dies kann damit erklärt werden, dass sich diese Einteilung bereits bei Kirchenvätern wie Augustinus oder Isidor finden lässt. [Sassenhausen 2007: X] Diese sechs Lebensalter sollen im Folgenden mit dem Entwickungsstand des Menschen in der jeweiligen Phase genannt werden. Parallel dazu soll untersucht werden, inwieweit sich dieses Modell auf den Protagonist in Wolframs ''Parzival'' beziehen lässt.
===infantia===
In der ''infantia'' ist der Mensch noch zahnlos, nicht in der Lage, aufzustehen und zu gehen und von der Amme abhängig. [Sassenhausen 2007: X] Die kognitiven Fähigkeiten sind wenig ausgeprägt, da der Mensch in dieser Phase noch ohne Erinnerungsvermögen und zudem noch nicht zur Sprache fähig ist. [Sassenhausen 2007: X]
===pueritia===
In der ''pueritia'' setzt die Körperhaarung bereits ein, der Mensch ist in dieser Phase aber noch nicht geschlechtsreif. [Sassenhausen 2007: X] Im Gegensatz zur ''infantia'' setzt nun das Erinnerungsvermögen ein und der Mensch ist zu eingeschränkter Verstandeskraft sowie Sprache fähig. [Sassenhausen 2007: X]Im Hinblick auf das Sozialverhalten ist der Mensch in dieser Phase noch ungestüm und es bedarf deshalb der Erziehung durch einen Erwachsenen. [Sassenhausen 2007: X]
===adolescentia===
In diesem Lebensalter ist der Mensch zeugungsfähig. [Sassenhausen 2007: X] Hinsichtlich der gesellschaftlichen Einbindung ist die Person eingeschränkt mündig, im Hinblick auf die soziale und emotionale Ebene jedoch noch ungestüm und wie in der ''pueritia'' ist weiterhin Erziehung notwendig. [Sassenhausen 2007: X]
===iuventus===
In dieser Phase ist das Wachstum abgeschlossen und im Hinblick auf die soziale, emotionale und gesellschaftliche Dimension ist der Mensch gereift, da er nun öffentliche Ämter sowie Verantwortung für den Sozialverband und die eigene Familie übernehmen kann und emotional ausgeglichen ist. [Sassenhausen 2007: X]
===gravitas/senior===
In dieser Phase zeichnet sich der Mensch zu einer großen Weisheit aus, ruht in sich und vor allem die Erinnerung an Vergangenes dominiert. [Sassenhausen 2007: X]
===senex===
In diesem letzten Lebensalter fällt der Mensch in kognitiver, sozialer und emotionaler Hinsicht auf die Stufe der ''puertitia'' zurück [Sassenhausen 2007: X]
==Fazit==
==Quellen==
<HarvardReferences /> [*Gerhard 1926] Gerhard, Melitta: Der deutsche Entwicklungsroman bis zu Goethes ''Wilhelm Meister'', Saale 1926.
<HarvardReferences /> [*Petsch 1942] Petsch, Robert: Wesen und Formen der Erzählkunst, Halle/Saale 1942.
<HarvardReferences /> [*Sassenhausen 2007] Sassenhausen, Ruth: Wolframs von Eschenbach ''Parzival'' als Entwicklungsroman. Gattungstheoretischer Ansatz und literarpsychologische Deutung, Köln/Weimar/Wien 2007.
<HarvardReferences /> [*Selbmann 1984] Selbmann, Rolf: Der deutsche Bildungsroman, Stuttgart 1984.

Version vom 11. Juli 2012, 11:41 Uhr

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Definition Entwicklungsroman

In der Forschung finden sich mehrere Annäherungen an den Begriff des "Entwicklungsromans". Robert Pesch etwa ordnet ihn in der Nähe des Epos und der Saga ein, da er ihn "als eine Art Heldengeschichte vom vorbildlichen Menschen oder von dem Träger hoher menschlicher Möglichkeiten" betrachtet. [Petsch 1942:296]. Der Protagonist würde zudem durch Proben, Konflikte oder Belehrung in seiner Entwicklung weiter vorangetrieben werden. [Petsch 1942: 298]

Melitta Gerhard geht in ihrer Definition vor allem auf den Inhalt ein, in dem sie Werke dem Entwicklungsroman zuordnet, "die das Problem der Auseinandersetzung des Einzelnen mit der jeweils geltenden Welt, seines allmählichen Reifens und Heranwachsens in die Welt zum Gegenstand haben[...]." [Gerhard 1926: 1]. So betrachtet sie den Parzival Wolframs auch als "den ersten deutschen Entwicklunsroman" [Gerhard 1926: 10], da "das Problem der Auseinandersetzung des Einzelnen mit dem geistigen und gesellschaftlichen Kosmos seiner Zeit, als allmählichen Werdeprozess, zum ersten Mal gestaltet[...]" wird. [Gerhard 1926: 10] ???

Im Hinblick auf die Unterscheidung vom Bildungsroman und Entwicklungsroman bezeichnet Selbmann den Bildungsroman als "eine historisch genau eingegrenzte Romanart oder -gattung" [Selbmann 1984: 9]???, wohingegen der Entwicklungsroman als "ahistorischer Romantyp"[Selbmann 1984: 9]??? klassifiziert werden kann.

Aus all diesen verschiedenen Ansätzen ergibt sich für Sassenhausen die Schlussfolgerung, dass der Entwicklungsroman nicht historisch eingeordnet werden muss, und sich nicht auf ein bestimmtes Entwicklungskonzept konzentriert. [Sassenhausen 2007: X] Für den Entwicklungsroman lassen sich zwei bestimmte Merkmale festmachen: Zum einen konzentriert sich die Handlung des Romans auf einen Protagonisten und seine Entwicklung und zweitens ist diese Handlung biographisch angelegt. [Sassenhausen 2007: X]


aetates - Lebensalter im Mittelalter

Autoren im Mittelalter, die ein biographisch ausgerichtetes Werk verfassten, orientierten sich am aetates-Modell, welches das Leben der Menschen in verschiedene Phasen gliederte. [Sassenhausen 2007: X] Am verbreitesten war dabei die Einteilung in sechs Lebensalter. [Sassenhausen 2007: X]. Dies kann damit erklärt werden, dass sich diese Einteilung bereits bei Kirchenvätern wie Augustinus oder Isidor finden lässt. [Sassenhausen 2007: X] Diese sechs Lebensalter sollen im Folgenden mit dem Entwickungsstand des Menschen in der jeweiligen Phase genannt werden. Parallel dazu soll untersucht werden, inwieweit sich dieses Modell auf den Protagonist in Wolframs Parzival beziehen lässt.


infantia

In der infantia ist der Mensch noch zahnlos, nicht in der Lage, aufzustehen und zu gehen und von der Amme abhängig. [Sassenhausen 2007: X] Die kognitiven Fähigkeiten sind wenig ausgeprägt, da der Mensch in dieser Phase noch ohne Erinnerungsvermögen und zudem noch nicht zur Sprache fähig ist. [Sassenhausen 2007: X]

pueritia

In der pueritia setzt die Körperhaarung bereits ein, der Mensch ist in dieser Phase aber noch nicht geschlechtsreif. [Sassenhausen 2007: X] Im Gegensatz zur infantia setzt nun das Erinnerungsvermögen ein und der Mensch ist zu eingeschränkter Verstandeskraft sowie Sprache fähig. [Sassenhausen 2007: X]Im Hinblick auf das Sozialverhalten ist der Mensch in dieser Phase noch ungestüm und es bedarf deshalb der Erziehung durch einen Erwachsenen. [Sassenhausen 2007: X]

adolescentia

In diesem Lebensalter ist der Mensch zeugungsfähig. [Sassenhausen 2007: X] Hinsichtlich der gesellschaftlichen Einbindung ist die Person eingeschränkt mündig, im Hinblick auf die soziale und emotionale Ebene jedoch noch ungestüm und wie in der pueritia ist weiterhin Erziehung notwendig. [Sassenhausen 2007: X]

iuventus

In dieser Phase ist das Wachstum abgeschlossen und im Hinblick auf die soziale, emotionale und gesellschaftliche Dimension ist der Mensch gereift, da er nun öffentliche Ämter sowie Verantwortung für den Sozialverband und die eigene Familie übernehmen kann und emotional ausgeglichen ist. [Sassenhausen 2007: X]

gravitas/senior

In dieser Phase zeichnet sich der Mensch zu einer großen Weisheit aus, ruht in sich und vor allem die Erinnerung an Vergangenes dominiert. [Sassenhausen 2007: X]

senex

In diesem letzten Lebensalter fällt der Mensch in kognitiver, sozialer und emotionaler Hinsicht auf die Stufe der puertitia zurück [Sassenhausen 2007: X]


Fazit

Quellen

<HarvardReferences /> [*Gerhard 1926] Gerhard, Melitta: Der deutsche Entwicklungsroman bis zu Goethes Wilhelm Meister, Saale 1926. <HarvardReferences /> [*Petsch 1942] Petsch, Robert: Wesen und Formen der Erzählkunst, Halle/Saale 1942. <HarvardReferences /> [*Sassenhausen 2007] Sassenhausen, Ruth: Wolframs von Eschenbach Parzival als Entwicklungsroman. Gattungstheoretischer Ansatz und literarpsychologische Deutung, Köln/Weimar/Wien 2007. <HarvardReferences /> [*Selbmann 1984] Selbmann, Rolf: Der deutsche Bildungsroman, Stuttgart 1984.