Schwächen Ulrichs (Ulrich von Liechtenstein, Frauendienst): Unterschied zwischen den Versionen

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= Ulrichs Schwächen im Verlauf von "Frauendienst" =
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In seiner Dissertation von 1969 schreibt Jürgen Ruben, dass der „Frauendienst“ „uns fast nur den vorbildlichen höfischen Minneritter und Dichter Ulrich von Lichtenstein [sic] und dessen eifrige Taten im ritterlich-höfischen Frauendienst“[Ruben 1969: S. 9] zeigt. Ist Ulrich wirklich der vorbildliche und tugendhafte Ritter seiner Zeit oder wie können wir das ''fast'' von Ruben interpretieren? Folgend werden einzelne Episoden des ''Frauendienstes'' näher betrachtet und auf Schwächen Ulrichs hin untersucht.
 
== Rittertum und Minnedienst ==
== Rittertum und Minnedienst ==



Version vom 13. Juni 2013, 22:40 Uhr

Einleitung

Ziel des folgenden Artikels ist es, die Schwächen von Ulrichs Frauendienst herauszuarbeiten.

Um die Schwächen Ulrichs aus dem Werk Frauendienst von 1255 herausarbeiten zu können, muss zunächst festgelegt werden, was die Stärken und das Ideal Ulrichs waren und hätten sein sollen.

Er benennt sie selbst zu Beginn des Buches:

Mittelhochdeutscher Text (FD: 2, 11): __________ Neuhochdeutsche Übersetzung:
Lip, guot, muot und dar zu daz leben __________ Mein Leben und mein ganzes Gut
wil ich den vrouwen allez geben __________ will ich den edlen Damen geben
und dienen als ich beste kan. __________ und ihnen dienen wie ich kann.
Und wird ich immer ze einem man, __________ Und bin ich einstens dann ein Mann,
min dienst muoz an in geligen, __________ so steh’ ich gern in ihrem Dienst,
da mit verderben oder gesigen: __________ gleich ob ich siege oder stirb:
ich wil in immer dienend sin! __________ Ich diene ihnen immerdar!
Sus riet mir daz herze min. __________ So also riet mir stets mein Herz.«


Des Weiteren schreibt er nach einigen Lehrjahren bei einem edlen Herrn:

Mittelhochdeutscher Text (FD; 6, 32-34): __________ Neuhochdeutsche Übersetzung:
Der selbe werde herre min __________ Und dieser edle Herre mein
sagt mir daz uf die triwe sin: __________ der sagte mir auf seine Treu:
«swer werdecliche wolde leben, __________ «Wer höfisch würdig leben wollt,
der solde sich für eigen geben __________ der soll sich ganz zu Eigen geben
einer reinen vrowen guot; __________ der edlen, schönen Herrin sein;
da von so würd er hochgemut.» __________ dadurch erst wird er höfisch froh»
er sprach: «ez wart nie werder man, __________ Er sprach: «Ein Mann hat wenig wert,
er were den vrowen undertan.» __________ der nicht den Damen untertan.»
__________
Er sagt mir in miner jugent __________ Er hat mir viel in meiner Jugend
vor vil der sinen süezen tugent; __________ von seiner höfischen Art erzählt;
erlert mich sprechen wider diu wip, __________ er lehrte mich sprechen zu den Frau’n
uf örsen riten minen lip, __________ und richtig reiten auf dem Pferd;
an prieven tihten süeziu wort. __________ in Briefen dichten süße Wort’
er jach, ez waer der tugend hort. __________ das nur sei höf’sche Tüchtigkeit
«ez tiuret junges mannes lip, __________ «Es hebt den Wert des Mannes sehr,
der suoze sprichet wider diu wip.; __________ wenn er zu Frauen höfisch spricht.
__________
Süeziu wort mit werchen war __________ Denn schöne Worte, echte Werk
sin gout gegen werden wiben gar, __________ sind vortrefflich für höf`sche Frau`n,
du solt für war gelouben mir, __________ du sollst mir glauben, es ist wahr,
daz nimmer kan gelingen dir __________ daß niemand bei den edlen Frau`n
an guoten wiben, wil du in __________ erfolgreich ist, der sie belügt
liegen, smeichen; daz ist ein sin __________ und schmeichelt; dieses sollst du nicht,
der dir gegen wiben selten frumt __________ denn das nützt dir bei Frauen nichts
und dir für war ze schaden chumt» __________ und kann dir nur zum Schaden sein.»

Welche Bedeutung diesen, am Anfang des Buches gesetzten Versen beikommt, wird im Verlauf des Artikels analysiert werden.


Zur Entstehungszeit des „Frauendienst“ fand ein gesellschaftlicher Wandel und Umbruch statt, der große Auswirkungen auf die Kultur und Bräuche des 13. Jahrhunderts hatte. Wie wirkten sich diese auf das Rittertum aus? Was macht einen höfischen Ritter aus? Welche Tugenden und Fertigkeiten muss er besitzen und wie sieht der gelungene Frauendienst aus? Welchen Stellenwert hatte das Individuum?

Diese Fragen müssen zunächst beantwortet werden, sowie der historische Hintergrund der damaligen Zeit dargelegt werden muss, um eine anschließende Analyse der betreffenden Textstellen im „Frauendienst“ gewährleisten zu können.[1]

Hintergrund

soziale und kulturelle Wandel

Das Prestige, gewonnen aus dem Kampf und die Waffentüchtigkeit zum Fortbestand der Gesellschaft, stößt im Laufe des 11. und 12. Jahrhundert auf immer mehr Widerstand seitens der Kirche. Ihr Widerstand ist gegen die „Gottesfriedenbewegung gegen die Gewalttaten und die blutigen Fehden des Adels […] und […] die Turniere [...]“[Wenzel 1974: S. 104] gerichtet. Sie verlangen die Konzeption des miles christianus, also den Kampf für den Glauben und seine Ziele, dessen Ausbreitung, und den Schutz der Schwachen und Hilfsbedürftigen, also die Minne der geistlichen Dichtung.[Wenzel 1974: S. 104] Wenzel nennt hier zudem den Begriff der milita christi, der „Doppelbestimmung des Rittertums als Träger der geistig-sittlichen und politisch-militärischen Aufgaben“[Wenzel 1974: S. 104] Die „klassische Minne“ lehnt die Liebe als Selbstwert völlig ab.

Die Forderungen des Klerus, dem dominierenden politischen Stand den Kampf in den Dienst christlicher Interessen, wie den Kreuzzügen, zu stellen, nutzt das Rittertum, um seine Kampfestüchtigkeit im Sinne alter Konventionen weiterhin auszuüben und ihm eine neue Legitimation zu geben. Dadurch wächst die Macht des Adels.[Wenzel 1974: S. 105f.]

Rittertum und Frauendienst

Identität und Individuum

In Arbeit!

Ulrichs Schwächen im Verlauf von "Frauendienst"

In seiner Dissertation von 1969 schreibt Jürgen Ruben, dass der „Frauendienst“ „uns fast nur den vorbildlichen höfischen Minneritter und Dichter Ulrich von Lichtenstein [sic] und dessen eifrige Taten im ritterlich-höfischen Frauendienst“[Ruben 1969: S. 9] zeigt. Ist Ulrich wirklich der vorbildliche und tugendhafte Ritter seiner Zeit oder wie können wir das fast von Ruben interpretieren? Folgend werden einzelne Episoden des Frauendienstes näher betrachtet und auf Schwächen Ulrichs hin untersucht.


Rittertum und Minnedienst

Soziale Kontakte

Missverständnisse und Abwertung

Resümee

Anmerkungen

  1. Die folgende Auswahl an Forschungsliteratur erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da die Vielzahl der Schriften über Minne und Rittertum den Rahmen des vorliegenden Artikels sprengen würden. Deshalb sind die exemplarischen Titel nur eine spezifische, für den Artikel gewählte, Anthologie Für eine weiterführende und intensivere Auseinandersetzung mit der Thematik sei eine größere Sammlung zu empfehlen.

Literaturverzeichnis

<HarvardReferences />

Primärliteratur

  • [*FD] Ulrich <von Liechtenstein>: Frauendienst. Hrsg. v. Franz Viktor Spechtler. Göppingen: Kümmerle, 1987 (Göppinger Arbeiten zur Germanistik 485) (zit. als FD: Strophe,Vers).
  • Ulrich <von Liechtenstein>: Frauendienst. Übers. v. Franz Viktor Spechtler. Klagenfurt: Wieser, 2000.

Sekundärliteratur

  • [*Brunner / Daim 1981] Brunner, Karl & Falko Daim: Ritter Knappen Edelfrauen Ideologie und Realität des Rittertums im Mittelalter. Graz: Hermann Böhlhaus Nachf., 1981.
  • [*Fleckstein 2011] Fleckstein, Josef: Rittertum und ritterliche Welt
  • [*Gerok-Reiter 1995] Gerok-Reiter, Annette: „Auf der Suche nach der Individualität in der Literatur des Mittelalters“. In: Aertsen, Jan A.,/ Speer, Andreas (Hrsg.): Individuum und Individualität im Mittelalter. Berlin: Walter de Gruyter, 1995, S. 223-246.
  • [*Göttert 2002] Göttert, Karl-Heinz: Die Ritter. Stuttgart: Philipp Reclam jun., 2001.
  • [*Peters 1971] Peters, Ursula: Frauendienst. Untersuchungen zu Ulrich von Liechtenstein und zum Wirklichkeitsgehalt der Minnedichtung. Göppingen: Verlag Alfred Kümmerle, 1971.
  • [*Ruben 1969] Ruben, Jürgen: Zur 'gemischten Form' im 'Frauendienst' Ulrichs von Lichtenstein. Untersuchungen über das Verhältnis der Lieder, Büchlein und Briefe zum erzählenden Text. Dissertation, Hamburg: Lüdke bei der Uni, 1969.
  • [*Wenzel 1974] Wenzel, Horst: Frauendienst und Gottesdienst. Berlin: Erich Schmidt Verlag, 1974.