Schwächen Ulrichs (Ulrich von Liechtenstein, Frauendienst)

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Einleitung

Ziel des folgenden Artikels ist es, die Schwächen von Ulrichs 1. Frauendienst herauszuarbeiten.

Um die Schwächen Ulrichs aus dem Werk „Frauendienst“ von 1255 aufzeigen zu können, muss zunächst festgelegt werden, was die Stärken und das Ideal Ulrichs waren und hätten sein sollen.

Er benennt seine Vorstellungen zum Frauendienst zu Beginn des Buches:

Mittelhochdeutscher Text [FD mhd] __________ Neuhochdeutsche Übersetzung [FD nhd]
Lip, guot, muot und dar zu daz leben __________ Mein Leben und mein ganzes Gut
wil ich den vrouwen allez geben __________ will ich den edlen Damen geben
und dienen als ich beste kan. __________ und ihnen dienen wie ich kann.
Und wird ich immer ze einem man, __________ Und bin ich einstens dann ein Mann,
min dienst muoz an in geligen, __________ so steh’ ich gern in ihrem Dienst,
da mit verderben oder gesigen: __________ gleich ob ich siege oder stirb:
ich wil in immer dienend sin! __________ Ich diene ihnen immerdar!
Sus riet mir daz herze min.“ __________ So also riet mir stets mein Herz.«
(FD: 11)

Ob er den Damen wirklich immerdar dienen wird, wie er in den zitierten und an den Anfang des Buches gesetzten Versen verkündet, soll im Verlauf des Artikels analysiert werden.

Hintergrund

Zur Entstehungszeit des „Frauendienst“ fand ein gesellschaftlicher Wandel und Umbruch statt, der sowohl Auswirkungen auf die Kultur als auf die Bräuche des 13. Jahrhunderts hatte. Wie wirkten sich diese auf das Rittertum aus? Was macht einen höfischen Ritter überhaupt aus? Welche Tugenden und Fertigkeiten muss er besitzen und wie sieht der gelungene Frauendienst aus?

Diese Fragen müssen zunächst beantwortet werden, sowie der historische Hintergrund der damaligen Zeit dargelegt werden muss, um eine anschließende Analyse der betreffenden Textstellen im „Frauendienst“ gewährleisten zu können.[1]

Sozialer und kultureller Wandel

Das Prestige, gewonnen aus dem Kampf und die Waffentüchtigkeit zum Fortbestand der Gesellschaft, stößt im Laufe des 11. und 12. Jahrhundert auf immer mehr Widerstand seitens der Kirche. Ihr Widerstand ist gegen die „Gottesfriedenbewegung gegen die Gewalttaten und die blutigen Fehden des Adels […] und […] die Turniere [...]“[Wenzel 1974: S. 104] gerichtet. Sie verlangen die Konzeption des miles christianus, also den Kampf für den Glauben und seine Ziele, dessen Ausbreitung, und den Schutz der Schwachen und Hilfsbedürftigen, also die Minne der geistlichen Dichtung.[Wenzel 1974: S. 104] Wenzel nennt hier zudem den Begriff der milita christi, der „Doppelbestimmung des Rittertums als Träger der geistig-sittlichen und politisch-militärischen Aufgaben“[Wenzel 1974: S. 104] Die „klassische Minne“ lehnt die Liebe als Selbstwert völlig ab.

Die Forderungen des Klerus, dem dominierenden politischen Stand den Kampf in den Dienst christlicher Interessen, wie den Kreuzzügen, zu stellen, nutzt das Rittertum, um seine Kampfestüchtigkeit im Sinne alter Konventionen weiterhin auszuüben und ihm eine neue Legitimation zu geben. Dadurch wuchs die Macht des Adels.[Wenzel 1974: S. 105f.] Die Ritter, als Teil des Adels, stabilisierten durch ihren Waffengebrauch im Dienste der Kirche die Gesellschaft. Die gemeinsamen Anstrengungen der geistlichen und militärischen Führung, sowie die Gewährleistung der wirtschaftlichen Versorgung, führten dazu, dass im 12. und 13. Jahrhundert „ein annäherndes Gleichgewicht der Kräfte [...] ein Idealzustand [...]“[Göttert 2011: S. 211] entstand. Dies führte dazu, das sich die Bevölkerung zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert mehr als verdoppelte und sich die Ernteerträge um 50 Prozent steigerten. Der militärischen Schutz und die florierende Wirtschaft veranlasste die Adligen dazu der höfischen Kultur, den ritterlichen Turnieren, den Dichtern und der Minne, vermehrte Aufmerksamkeit schenken. „Die hochhöfische Blütezeit mit ihrer ritterlichen Kultur [...] ruhte auf diesem Gleichgewicht“[Göttert 2011: S. 211], konstatiert Göttert.

Rittertum und Frauendienst

Das erste Bruchstück adliger Standeslehre lässt sich im 12. Jahrhundert verorten und trägt den Namen Rittersitte.[Wenzel 1974: S. 93] Die Rittersitte bildet den Übergang der geistlichen zur „weltlichen“ Dichtung. Durch den schlechten Überlieferungszustand sind nur Bruchstücke davon erhalten, denen zu entnehmen ist, dass eine „sittliche Haltung im christlichen Sinne“[Wenzel 1974: S. 95] gefordert wird. Neben der Anerkennung der Bewährung der Ritter im Krieg wird zudem bereits der Frauendienst erwähnt, im Sinne einer realen, weniger einer idealen Verpflichtung.[Wenzel 1974: S. 95] Der Frauendienst lässt sich somit nicht getrennt vom Rittertum betrachten
Eine weitere wichtige Dichtung des frühen Mittelalters für das Selbstverständnis der mittelalterlichen Menschen stellt die Kaiserchronik dar.[Wenzel 1974: S. 98] Neben der Geschichte des römischen Reiches wird auch das deutsche Erbe in dieser Chronik thematisiert. Denn für den deutschen Adelsstand bildet dieser Rückblick zu den Wurzeln die Legitimation seines Selbstverständnis und Führungsanspruches und bindet die Aristokratie in ihrer geistlich-politischen Ausrichtung an die ethischen und religiösen Normen der Antike, die sie sich zur „Erstellung eines eigenen Geschichtsbildes“[Wenzel 1974: S. 99] angeeignet haben.

Als vorbildhafte Menschen, entwickelt aus den integrierten Legenden in der Kaiserchronik, werden der Herrscher, der Ritter und die frouwe genannt. Zudem bestätigt die Kaiserchronik hervorgehobene und erzieherische wie sittliche Funktion der Herrin (frouwe)[2] gegenüber der Ehefrau (wîp). Des Weiteren wird auf die Institution der Ehe als einzige rechtmäßige verwiesen. Als weiteren wichtigen Punkt für den Artikel nennt Wenzel „die Dsziplinierung der kriegerischen und sexuellen Energien“[Wenzel 1974: S. 104], deren Maß durch die christliche Ethik bestimmt wird. Die Turniere bieten die Möglichkeit, die kriegerischen Energien, kontrolliert durch Regeln, als „höfischen Frauendienst“[Wenzel 1974: S. 101] zu realisieren. Der ritterliche Kampf im Rahmen eines Turnieres werde Ausdruck der Verteidigung der Ehre, bringe den Kämpfern den Beifall der Damen und vermittle sittlichen Wert, so Wenzel.[Wenzel 1974: S. 103f] Dies sind einige Charakteristika der „klassische Minne“ der „vor- und frühhöfischen Zeit“.[Wenzel 1974: S. 104ff] Demnach bildet die „Klassische Minne“ die Grundlage für das höfische Ritterideal, bestehend aus vor allem zwei zentralen, bereits aufgeführten Punkten: sittliche Disziplinierung des Liebesverlangens und Kontrolle der kriegerischen Energien.

Brunner und Daim zufolge besitzt ein höfischer Ritter folgende drei Eigenschaften:
1. der freie Dienst am freigiebige Herren
2. die Bestimmung der ritterlichen Ethik nach dem Christentum (Schwertleihe und Ritterleihe wurden durch religiöses Zeremoniell begleitet -> „christlich ritterliche Ethik“[Brunner / Daim 1981: S. 33])
3. der Dienst an der unerreichbaren Frau als irdisches Symbol ihrer Ideale[Brunner / Daim 1981: S. 31ff]

Sowohl Brunner / Daim als auch Wenzel sehen die christliche Ethik als Basis der sittlichen Ausrichtung des Ritters und stimmen in ihrer Auslegung der ritterlichen Eigenschaften überein. Die „weltliche“ Komponente des Hohen Minnesangs lockert jedoch den engen, durch die christliche Ethik vorgegebenen Rahmen, sodass auch außereheliches Liebesverlangen, wenn denn von christlichem Streben getrieben, legitimiert wird.[Wenzel 1974: S. 113ff] Die unauflösliche Spannung durch die Nichterfüllung der körperlichen Wünsche charakterisiert eben diese.

Dissonanzen im Verlauf des 1. Frauendienstes

In seiner Dissertation von 1969 schreibt Jürgen Ruben, dass der „Frauendienst“ „uns fast nur den vorbildlichen höfischen Minneritter und Dichter Ulrich von Lichtenstein [sic] und dessen eifrige Taten im ritterlich-höfischen Frauendienst“[Ruben 1969: S. 9] zeigt. Ist Ulrich wirklich der vorbildliche und tugendhafte Ritter seiner Zeit oder wie können wir das fast von Ruben interpretieren? Folgend werden einzelne Episoden des „Frauendienstes“ näher betrachtet und auf Schwächen Ulrichs hin untersucht.

Rittertum und Minnedienst im Jugendalter

[FD mhd: 13-45]

Die Adoleszenz eines jungen Adeligen galt der „Vorbereitung und Einübung in die ritterlichen Fähigkeiten“[Fleckstein 2002: S. 190]. Deshalb wurden die Söhne der Adligen zu Verwandten oder an einen fremden Hof geschickt um im Knappendienst[3] die notwendigen körperlichen Fähigkeiten wie den Umgang mit Pferden und Waffen sowie die feinen Sitten und das rechte Verhalten zu lernen. Ulrich beschreibt zu Beginn des Buches, nach einigen Lehrjahren bei einem edlen Herrn (Heinrich), welche wichtigen Eigenschaften ein edler Ritter besitzen müsse, um einer Herrin vorbildhaft dienen zu können:

Mittelhochdeutscher Text [FD mhd] __________ Neuhochdeutsche Übersetzung [FD nhd]
Der selbe werde herre min __________ Und dieser edle Herre mein
sagt mir daz uf die triwe sin: __________ der sagte mir auf seine Treu:
«swer werdecliche wolde leben, __________ «Wer höfisch würdig leben wollt,
der solde sich für eigen geben __________ der soll sich ganz zu Eigen geben
einer reinen vrowen guot; __________ der edlen, schönen Herrin sein;
da von so würd er hochgemut.» __________ dadurch erst wird er höfisch froh»
er sprach: «ez wart nie werder man, __________ Er sprach: «Ein Mann hat wenig wert,
er were den vrowen undertan.» __________ der nicht den Damen untertan.»
__________
Er sagt mir in miner jugent __________ Er hat mir viel in meiner Jugend
vor vil der sinen süezen tugent; __________ von seiner höfischen Art erzählt;
erlert mich sprechen wider diu wip, __________ er lehrte mich sprechen zu den Frau’n
uf örsen riten minen lip, __________ und richtig reiten auf dem Pferd;
an prieven tihten süeziu wort. __________ in Briefen dichten süße Wort’
er jach, ez waer der tugend hort. __________ das nur sei höf’sche Tüchtigkeit
«ez tiuret junges mannes lip, __________ «Es hebt den Wert des Mannes sehr,
der suoze sprichet wider diu wip.; __________ wenn er zu Frauen höfisch spricht.
__________
Süeziu wort mit werchen war __________ Denn schöne Worte, echte Werk
sin gout gegen werden wiben gar, __________ sind vortrefflich für höf`sche Frau`n,
du solt für war gelouben mir, __________ du sollst mir glauben, es ist wahr,
daz nimmer kan gelingen dir __________ daß niemand bei den edlen Frau`n
an guoten wiben, wil du in __________ erfolgreich ist, der sie belügt
liegen, smeichen; daz ist ein sin __________ und schmeichelt; dieses sollst du nicht,
der dir gegen wiben selten frumt __________ denn das nützt dir bei Frauen nichts
und dir für war ze schaden chumt» __________ und kann dir nur zum Schaden sein.»
[FD: 32-34]

Ackermann weist darauf hin, dass „die Entsprechung von Ausgesagtem und Handlung“ [Ackermann 2009: S. 228] anzustreben sei. Denn nur wer den Damen dient, wie Heinrich es Ulrich in seiner Jugend- und Lehrzeit vermittelt hat, kann sich den edlen Damen und ihrer Vollkommenheit nähern. Inwiefern Ulrich sich die Worte seines Lehrherren zu Herzen genommen hat, soll nachfolgend anhand von ausgewählten Textbelegen untersucht werden.

Im Allgemeinen wird zwischen dem ritterlichen Dienst, der allen Frauen gewidmet ist, und dem speziellen, der einer Frau dient, unterschieden. Ulrich konzentriert sich bereits in jungen Jahren auf eine auserwählte Dame. Wie wichtig ihm der Frauendienst ist zeigt sich bereits in Wien bei der Hochzeit der Tochter des Fürsten Leopolds, die gleichzeitig seine Schwertleihe[4] war (FD: 39, 4). Die edle Frau freut sich über seine Ritterschaft, da er als Kind als Diener an ihrem Hof war. Ein Freund teilt Ulrich ihr Lob mit, was zum ersten „falschen Wörtlichnehmen“[Ackermann 2009: S. 228] einer Aussage der edlen Frau durch Ulrich führt. Im Verlauf des weiteren Dienstes wird dies, wie noch gezeigt wird, wiederholt auftreten. Seiner Nichte (niftel), die ihn minnekrank sieht, verrät er den Namen seiner Herrin, daraufhin rät sie ihm vom diesem Dienst ab, da „si ist ze hohe dir geborn“[FD mhd: 61, 3] und versucht ihn davon abzuhalten, schließlich sei „dir waer sin gar ze vil“ [FD mhd: 61, 2].

Mundoperation

[FD mhd: 83-110]

Die edle Herrin sagt der niftel, dass Ulrichs Dienst ihr nicht ziemen würde und zudem ihm sein Mund übel stehe (FD: 80, 8). Sobald sie dies Ulrich mitgeteilt hat möchte er seinen missgestalteten Mund operieren lassen (FD: 83, 6] und macht sich auf die Suche nach einem Arzt, der ihn operieren würde. Nach langer Suche findet er einen in Graz (FD: 94, 6). Zuvor ließ er der Herrin durch seinen Boten mitteilen, dass er seinen Mund schneiden lassen werde. Sie kann es nicht glauben und betont die Dummheit einer solchen Handlung (FD: 98, 7)

Nach der Operation ruft Ulrich den Boten zu sich und teilt ihm mit:

Mittelhochdeutscher Text [FD mhd] __________ Neuhochdeutsche Übersetzung [FD nhd]
»Du solt von mir der vrowen din __________ »Du sollst von mir der Herrin dein
niht sagen wan den Dienst min, __________ nichts sagen, nur den Dienst von mir
ich engetar niht mer enbieten ir; __________ entbieten, ich verlang′ nicht mehr;
wan swem du wil, dem sag von mir, __________ doch wenn du willst, sag′s jedermann,
swaz hie erliten hat min lip, __________ was hier mein Leib gelitten hat,
daz si geschehen durch ein wip, __________ das alles tat ich für die Frau,
diu sprach, mir stüend min munt niht wol: __________ die sagte, daß mein Mund nicht schön:
da von ich disen smerzen dol. __________ Deswegen litt ich diesen Schmerz.
(FD: 100)

Er fordert hier indirekt den Boten auf seine Qualen und Schmerzen, die er für die edle Herrin erleiden musste, allen mitzuteilen um möglichst viel Resonanz und Mitleid zu erhalten. Er zielt dadurch, wie schon zuvor durch das Wörtlichnehmen der Kritik der Dame an seinem Mund, auf die Akzeptanz derselben ab und lässt sich durch nichts von seiner einmal beschlossenen Handlung abbringen. Zudem kann die Operation nicht als direkter Dienst an der unerreichbaren Frau (s. Rittertum und Frauendienst) gewertet werden, denn nur durch „ritterliche Taten“[Peters 1971: S. 94] wird das Ansehen der Dame erhöht. Die Operation diente hauptsächlich der Selbstaufwertung und erhofften Akzeptanz. Ulrich handelte sogar gegen den Wunsch der Dame (FD: 98, 7) und gegen das rechte Maß und somit entgegen der Tugend eines Ritters. Diese Schwäche in seinem Dienst, das rechte Maß nicht zu finden, zeigt sich immer wieder im Verlauf seines Frauendienstes, wie nachstehend anhand weiterer beispielhafter Episoden belegt werden wird.

Trotz der Ablehnung der Dame bezüglich der nachträglichen Mundkorrektur möchte sie das Ergebnis betrachten. Ulrich erhält zum ersten Mal die Möglichkeit mit seiner Dame zu sprechen. Doch sein Mund versagt ihm dies:

Mittelhochdeutscher Text [FD mhd] __________ Neuhochdeutsche Übersetzung [FD nhd]
Ich tet für war wol zehen stunt __________ Nun tat ich führwahr zehnmal gleich
gegen ir ze sprechen uf den munt - __________ den Mund zum Sprechen vor ihr auf -
do was diu zunge mir gelegen, __________ jedoch die Zunge war gelähmt,
si wolde deheines wortes pflegen. __________ sie sagte nicht ein einziges Wort.
ich wil da von niht sprechen me, __________ Ich will davon nicht sprechen mehr,
ich schiet ot aber von ir als e, __________ ich schied von ihr wie einmal schon,
daz ich gegen ir nie wort gesprach, __________ als ich kein einz′ges Wort da sprach,
des tages mir fünfstunt daz geschah. __________ und das geschah mir fünfmal hier.
(FD: 131)

Der Körper Ulrichs lässt ihn hier im Stich und das verärgerte Herz fordert den lîp auf zu agieren. Verunsichert durch das Verhalten der Dame und das Hinzukommen eines weiteren Ritters versagt ihm sein lîp (FD: 122-123) weiterhin jede Unterstützung und verstärkt seine Unsicherheit. Die Abhängigkeit von der höfischen Kultur, die ihn, neben seinem Stolz, zur Mundoperation veranlasst hat, wird hier durch das Wissen um des eigenen "ungelenken Sprechens"[Pieper 1982: 137], also der fehlenden Kompetenz im höfischen Sprechen, noch verstärkt und lässt Ulrich ganz verstummen.

Die korrigierte äußerliche Schwäche wird ersetzt durch die Schwäche der Unfähigkeit zur Kommunikation. Diese muss über einen Boten erfolgen, da er „nicht auf Augenhöhe“[Kellermann 2010: S. 223] mit der Dame kommunizieren kann. Überdies muss er seine Botschaften einem Schreiber diktieren und sich die erhaltenen Botschaften durch einen Vorleser vermitteln lassen um die Antworten seiner erfahren Dame zu können. Sein Analphabetismus macht ihn angreifbar und abhängig und stellt eine weitere Schwäche Ulrichs dar.

Somit führt die vermeintliche Heldentat nicht zum gewünschten Erfolg. Ackermann verweist darauf, dass die Korrektur von Beginn an zum Scheitern verurteilt gewesen sei, „nachträgliche Korrekturen“[Ackermann 2009: S. 235] seien nicht vorgesehen, denn sowohl die innere als auch die äußere Schönheit werden durch die höfische Norm vorausgesetzt. Zudem wird das „ungefüge Sprechorgan“[Ackermann 2009: S. 232], Metapher der zuvor unangemessenen, von der Dame kritisierten, Artikulation beim persönlichen Kontakt zur „Metapher der unmöglichen mündlichen Kommunikation“[Ackermann 2009: S. 237].

Fingerepisode

[FD mhd: 340-440]

Auf einem Turnier verletzt sich Ulrich bei einem Tjost (Einzelstechen) am Finger (FD: 343, 4-6). Umgehend lässt er der Herrin durch seinen Boten mitteilen, dass er im Kampf zu ihren Ehren seinen Finger verloren habe (FD: 389, 1-5; 391, 1: 394, 8). Er behauptet sogar, dass er "durch si[hervorgehoben durch L.J.] gar einen vinger vlorn"[FD mhd: 389, 3] habe. Wieder versucht Ulrich durch Mitleid, wie zuvor beriets bei seiner Mundoperation, dadurch in der Gunst der Herrin zu steigen, obwohl ihm der Meister mitteilt hat:

Mittelhochdeutscher Text [FD mhd] __________ Neuhochdeutsche Übersetzung [FD nhd]
"ir sült ane angest sin, __________ »Oh seid ganz ohne Angst,
ich mach iuch in vil kurzer stunt __________ ich mache euch in kurzer Zeit
an iwerm vinger wol gesunt." __________ den Finger wieder ganz gesund.«
(FD: 352, 6-8)

Dass er hier die Worte seines Lehrmeisters Heinrich missachtet, der ihm beigebracht hatte, dass man niemals erfolgreich um eine Dame werben könne, wenn man sie belügt (FD: 34), spielt in diesem Moment keine Rolle für Ulrich. Er sendet ihr kurz darauf erneut ein Lied (Lied 8) um sie von sich und seinem Dienst zu überzeugen und weist darauf hin, dass er außer der Minne Lohn nichts fordere (FD: Lied 8, V). Er identifiziert die Dame mit der weiblichen Person in dem Lied und sich selbst mit dem männlichen Part und schreibt „daz stet allez in ir hant“[FD mhd: Lied 8, II, 7] - all seine Freude, sein Glück und sein Ansehen würden von ihr abhängen. Der edlen Dame geht dies zu weit und sie lehnt eine Identifizierung ihrer Person mit der weiblichen Figur in Ulrichs Lied ab. Ihre Reaktion wird daraufhin immer abweisender und drohender. Sie rät ihm dringend von seinem Werben ab und warnt ihn, „daz erz hat schaden immer me“[FD mhd: 405, 7]. Nicht einmal ein König hätte Erfolg mit seinem Dienst, deshalb solle er diese Dummheit sein lassen (FD: 406).

Nachdem sie erfährt, dass Ulrich den Finger gar nicht verloren, sondern nur verletzt hat, bezichtigt sie ihn ob der Täuschung als Lügner (FD: 432, 2). Trotz der Lehren Heinrichs, der ihn in jungen Jahren unterrichtete, dass Lügen einen erfolgreichen Frauendienst verhindern würde (FD: 34, 5), bleibt Ulrich nicht bei der Wahrheit sondern lügt bewusst und verschlechtert durch diese Schwäche immer weiter die Möglichkeit der Erfüllung seines Frauendienstes - den Wunsch nach körperlicher Nähe. Ulrich gesteht zwar im Nachhinein sein falschen Verhalten ein und lässt sich den Finger abschlagen, um ihn als Beweis für den Verlust der Dame, zusammen mit einem Büchlein, zu schicken, doch dies ändert nichts an der Unehrlichkeit gegenüber der Dame.

Ist es wirklich Komik und Überzeichnung, wovon Ackermann ausgeht, wenn die hohe Sprache der Minne mit dem körperlichen Begehren Ulrichs konfrontiert wird? Die zentralen Ideale des Minnesangs, „triuwe und mâze“[Ackermann 2009: S. 240] werden, so Ackermann, ad absurdum geführt und zeigen sich in Ulrichs bereitwilligen Verstümmelungen, welche sie stellvertretend für die „Unfähigkeit des Dieners“[Ackermann 2009: S. 241] ansieht. Die Komik ist hier nicht von Relevanz, doch widerlegt dies Rubens Behauptung des vorbildlichen Ritters Ulrich, der nach vorliegender Untersuchung mehr Schwächen als Vorteile aufweist und, wie Ackermann treffend feststellt, einen unfähigen Diener verkörpert. Er handelt entgegen der hohen Minne, obwohl er betont, dass er genau dies will:

Mittelhochdeutscher Text [FD mhd] __________ Neuhochdeutsche Übersetzung [FD nhd]
Ein hohe minne gernder man __________ Ein Mann der hohe Minne will
mit stetem muote daz pin ich, __________ mit stetem Sinne, das bin ich,
(FD: Lied 9, III, 1-2)[5]

Er handelt jedoch immer wieder entgegen dieser Behauptung und übersieht die Unvereinbarkeit der hohen und niederen Minne. Erneut zeigt sich hier, dass seine Worte nicht seinen Taten entsprechen und kennzeichnet eine entscheidende Schwäche in seinem Frauendienst.

Abenteuer wie Ulrich seine Herrin traf

[FD mhd: 1124-1336]

Trotz der Lüge Ulrichs stimmt die Herrin einem Treffen zu und lädt ihn unter Berücksichtigung gewisser Forderungen - Ulrich muss sich den Armen und Aussätzigen anschließen - auf ihre Burg ein (FD: 1115). Nach längerem Hin und Her wird Ulrich durch ein Fenster in die Kemenate der Herrin gezogen und darf mit ihr sprechen. Voller Freude preist er ihre edle Art und fordert im nächsten Moment seine Minnelohn - er möchte sich zu ihr legen - die Dame reagiert daraufhin empört:

Mittelhochdeutscher Text [FD mhd] __________ Neuhochdeutsche Übersetzung [FD nhd]
Ich wil iuchz rehte wizzen lan, __________ Ich will es euch jetzt richtig sagen,
umb welhe rede ichz han getan, __________ warum ich dieses hab′ getan,
daz ich iuch ze disen ziten her __________ daß ich euch heut′ zu dieser Zeit
habe lazen chomen: das ich iuch wer, __________ herkommen ließ: Daß ich gewähr′,
des ir da gert, des mac niht sin, __________ was ihr nun wollt, das kann nicht sein,
iuch habent hie diu ougen min, __________ es haben meine Augen euch,
in miner heinliche gern gesehen, __________ in dem Gemach hier gern geseh′n,
daz ist wan ze eren iu geschehen. __________ das ist zur Ehre euch gescheh′n.
(FD: 1208)

Die Szene verdeutlicht erneut Ulrichs vorrangiges Ziel: die Erfüllung seiner körperlichen Sehnsucht.

Er nutzt die Chance das erste Mal direkt mit ihr zu kommunizieren, ohne Umwege wie Boten und anders übermittelte Botschaften, die eine Zielerreichung erschweren und zu Missverständnissen führen kann, nicht. Ihm reichen weder das Lob noch die Gunst der Dame. Auf ihre Erklärung hin, dass sie ihm um ihrer Ehre und ihres Ansehens willen seinen Wunsch nicht erfüllen kann (FD: 1210-1211), spricht er seiner niftel gegenüber gar von einer „groziu missetat“[FD mhd: 1214, 7] und beschwert sich, dass er umsonst gekommen sei (FD: 1214, 3). Zudem spricht er zu der Herrin, dass ihr verhalten unter ihrer Würde läge und sie durch ihr Handeln Schuld an seiner nun für immer währenden Trauer sei (FD: 1227, 1-5). Diese unrechtmäßigen Beschuldigungen, sowie die Ignoranz bezüglich der Aussagen und Bitten der Dame, den Dienst ruhen zu lassen, durchziehen den gesamten 1. Frauendienst.

Würde er im Sinne der „Hohen Minne“ handeln würde er sich nicht nur mit der Anerkennung seines Dienstes in Form von Respekt und der Huldigung seines ehrenvollen Ritterdaseins, die er bei diesem Zusammentreffen bekommt, begnügen. Die gewährte Gunst und Anerkennung macht ihn nicht glücklich. Hier zeigt sich am klarsten, dass Ulrichs vorrangiges Ziel nicht dem Dienst an der Frau gewidmet ist, ohne welchen ein Mann nur wenig wert sei (FD: 32, 7-8), sondern der Erfüllung seines Begehrens. Dieses Begehren repräsentiert Ulrich größte und folgenschwerste Schwäche in seinem 1. Frauendienst. Durch das Beharren auf das Liegen neben der Herrin verdirbt er sich seinen jahrelangen Dienst selbst und macht das Gelingen seines Dienstes unmöglich.

Weitere Schwächen in Ulrichs 1. Frauendienst

Neben den vorangegangenen längeren Episoden aus dem "Frauendienst", werden nun weitere exemplarische Stellen nach Schwächen in Ulrichs Frauendienst hin untersucht.[6]

Lied 1

[FD mhd: S. 12)

Noch vor der Mundoperation schreibt Ulrich ein erstes Lied, in welchem er die Dame wissen lässt, dass sie seine Auserwählte sei . Ulrich identifiziert sich mit dem "Ich" des Liedes und preist die Dame, der er niemals genug für sein durch sie erfahrenes Hochgefühl danken kann (FD: Lied 1, IV, 4-7), die er mit dem "Du" des Liedes gleichsetzt. Damit ignoriert Ulrich die geltenden Regeln der Minnelyrik, die laut Ackermann, durch eine „Offenheit der Rollen“[Ackermann 2009: S. 230] gekennzeichnet ist. Er überschreitet eine Grenze, die eine „Trennung von Subjekt der Äußerung und Subjekt des Geäußerten“[Ackermann 2009: S. 231] verlangt und bricht mit der geforderten Distanz zwischen Minnediener und Herrin.

„nu sprich, daz ez din wille s“[FD mhd: IV, 5] fordert er die Dame zur Bestätigung seines Dienstes auf. Die Stelle weist auf den weiteren Verlauf des 1. Frauendienstes hin, wobei Ulrich immer wieder die Aussagen seiner Herrin ignoriert, obwohl er nach ihren Wünschen fragt. Dies kann klar als Schwäche Ulrichs charakterisiert werden, denn er missachtet nicht nur die Wünsche der Dame, sondern zugleich entspricht sein Handeln nicht seinen Aussagen.

Venusfahrt

[FD mhd: 470-986]

In dieser Episode zieht Ulrich verkleidet als Königin Venus und begleitet von einem stattlichen Gefolge durch das Land, um den Rittern zu zeigen, wie den Damen richtig gedient wird (FD: Brief B, S.178)

Im ersten Lied schreibt er, dass seine auserwählte Herrin die Eine ist, der er immer treu sein wird (Lied 1, III, 4). Auch bei der Venusfahrt handelt er entgegen seiner Aussagen und wankt in der Stetigkeit seines Dienstes, indem er sich durch eine andere Frau verzaubern lässt, die ihn daraufhin auf die Schwäche seines Dienstes an seiner Herrin hinweist und äußert, dass sie ein solches Verhalten nicht dulde (FD: 938). Ulrich gesteht seinen Wankelmut ein und offenbart, dass wenn er die fremde Dame noch länger angeschaut hätte dies „min staete schaden hin“[FD mhd: 939, 8]. Er hätte demnach seinen Dienst der Dame gegenüber, der er ewige Treue versprochen hatte, gebrochen, hätte ihn die Fremde nicht getadelt. Seine Schwäche, die fehlende Treue, "die wichtigste christliche Tugend"[Gurjewitsch 1997: S. 230], weist er wieder von sich zurück und behauptet allein sein lîp, in diesem Fall seine Augen, sei schuld daran(FD: 941, 1). Dieses fehlende Eingeständnis der eigenen Schuld ist ein weiterer Schwachpunkt in Ulrichs 1. Frauendienst.

Aufgabe des Dienstes

[FD mhd: 1363-1365]

Die Komik von Ulrichs Frauendienst, auf die Ackermann wiederholt hinweist, gilt dem vorrangigen „Bestreben Ulrichs nach körperlicher Vereinigung“[Ackermann 2009: S.224] mit der Dame, die er andererseits im Sinne der Hohen Minne stilisiert. Die Hohe Minne jedoch ist „asymetrisch ausgerichtet“[Eming 2010: S. 199], denn sie fordert sowohl die komplette Hingabe des Mannes als auch die konstante Zurückhaltung der Frau. Ulrich kann dies nicht akzeptieren. Somit muss sein Dienst scheitern.

Ulrich hebt im Verlauf seines Dienstes immer wieder seine Beständigkeit und sein rechtes Maß hervor, die einen Teil der sozialen Tugenden[7] eines höfischen Ritters bilden. Wiederkehrend sind die Umstände, sein lîp oder die Dame Schuld an den Missverständnissen und an der unbefriedigenden Situation seines Minnedienstes. Auch die Beendigung seines Dienstes rechtfertigt Ulrich damit:

Mittelhochdeutscher Text [FD mhd] __________ Neuhochdeutsche Übersetzung [FD nhd]
Do si ir untat niet erwant, __________ Weil sie die Untat nicht vermied,
do schiet ich uz ir dienst zehant __________ so schied ich aus dem Dienst sogleich
von ir schulden minen muot. __________ aus ihrer Schuld nur ganz allein.
(FD: 1208)

Dass er behauptet hatte der Herrin, wie auch immer sie handeln wird, ihr in ewiger Treue dienen wird - bis zu seinem Tod (FD: 411, 1-4) - scheint vergessen. Er weist jegliche Verantwortung für das Scheitern von sich und gibt alle Schuld der Dame. Er führt nicht aus was die Dame ihm angetan hat und hebt seinen Großmut im Hinblick auf seine Verschwiegenheit noch hervor, doch er zürnt ihr sehr und beschimpft die Dame regelrecht in mehreren Liedern (Lied 21 - Lied 25). Auffallend ist, dass Ulrich, wie Pieper treffend feststellt, im ersten Scheltlied trotz der untât der Dame zu einer Versöhnung bereit ist[Pieper 1982: S. 154], als die Dame daraufhin jedoch nicht reagiert lässt er von seinen Schimpfliedern nicht ab. Erst als ihn eine fremde Dame, wie zuvor bei dem Liebäugeln mit einer anderen Herrin während der Venusfahrt, auf die Ungerechtigkeit und Schwäche seines Handelns hinweist (FD: 1375, 2-7), lässt er von den Schmähungen gegenüber der Dame ab und forciert seine Energie um eine neue Herrin auszuwählen. Diese Selbstgerechtigkeit und Selbstüberschätzung am Ende des Dienstes lässt sich über den gesamten 1. Frauendienst hinweg beobachten und es würden sich noch weitere Stellen im "Frauendienst finden um das zu verdeutlichen, dies würde aber den Rahmen des Artikels sprengen.

Resümee

Abschließend kann konstatiert werden, dass Ulrichs Schwächen im 1. Frauendienst vor allem auf seinem sehnlichen Wunsch nach der körperlichen Vereinigung zurückzuführen sind. Dieser Sehnsucht nach körperlicher Nähe, deren Beginn und Tiefe mit dem Trinken des Waschwassers der Dame lokalisiert werden kann (FD: 25, 8), ordnet er, wie herausgearbeitet wurde, alles andere unter. Dies zeigt sich am deutlichsten beim Zusammentreffen mit der angebeteten Dame auf ihrer Burg (bzw. der Burg des Ehegatten). Eine weitere hervorzuhebende Schwäche bildet die Tatsache, dass seine Worte nicht seinen Taten entsprechen. Vielmehr bricht er mit allen Empfehlungen seines Lehrers Heinrich:

1. er ist der Dame gegenüber unehrlich (Fingerepisode)

2. er überschreitet Grenzen wie die notwendige Distanz (Zusammentreffen mit der Dame)

3. er verliert immer wieder das notwendige Maß ihr gegenüber und widersetzt sich jeglichen Wünschen und Aufforderungen der Dame (u.a. Mundoperation), die von Beginn des Frauendienstes an versucht Ulrich seine Grenzen aufzuzeigen und ihn auf die Unmöglichkeit seines Wunsches hinzuweisen (FD: 1097).

Stattdessen bemitleidet er sich häufig ob seines aufopferungsvollen Dienstes selbst (FD: 101-102) und ordnet der Verwirklichung seines Willens den tugendhaften, ehrbaren und beständigen Dienst der Dame gegenüber unter. Dabei übersieht er seine eigenen Schwächen, die er immer wieder den Umständen oder seinem Körper zuschreibt, den er nicht zu beeinflussen in der Lage ist. Das unerfüllbare Begehren, die Grenzüberschreitungen, die Widersprüchlichkeiten seiner Aussagen, die nicht seinem Handeln entsprechen, und die Missachtung der aufgeführten Lehren Heinrichs, sowie das fehlende Maß lassen Ulrichs Dienst an der ersten Dame scheitern.

Die Analyse hat gezeigt, dass die Behauptung Rubens, Ulrich sei ein fast vorbildlicher Minneritter, mit Vorbehalt betrachtet werden muss. Nach der vorliegenden Betrachtung der exemplarischen Auszüge aus dem „Frauendienst“ kann diese Aussage nicht bestätigt werden.

Anmerkungen

  1. Anm.: Die folgende Auswahl an Forschungsliteratur erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da die Vielzahl der Schriften über Minne und Rittertum den Rahmen des vorliegenden Artikels sprengen würden. Deshalb sind die exemplarischen Titel nur eine spezifische, für den Artikel gewählte, Anthologie. Für eine weiterführende und intensivere Auseinandersetzung mit der Thematik sei eine größere Sammlung zu empfehlen.
  2. Zur weiterführenden Lektüre und zum Nachlesen der zunehmenden Idealisierung der Herrin (frouwe) siehe: [Wenzel 1974: S. 106ff]
  3. Anm.: Der Begriff Knappendienst kann zum einen die Lehrjahre eines jungen adligen Mannes, der noch nicht Ritter war, bezeichnen und zum anderen fand er Verwendung für einen einfachen Waffenknecht niederen Herkunft. Vgl.[Fleckstein 2002: S.190ff] Hier wird der Begriff Knappendienst im Sinne der Lehrjahre eines jungen Adligen verwendet.
  4. Anm.: Damit ist „die Mannbarmachung der adligen Jugend durch Übergabe der Waffen“[Göttert 2011: S. 62] gemeint, also die Erhebung zum Ritter.
  5. Vgl. auch FD: 800, 1
  6. Anm.: Die exemplarisch untersuchten Stellen aus dem "Frauendiesnt" wurden aufgrund ihrer Aussagekraft für den vorliegenden Artikel ausgewählt. Es wird hierbei kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben.
  7. Anm.: Dazu gehören des Weiteren die Freigebigkeit (largitas), die Heiterkeit (hilaritas), Liebenswürdigkeit (iucunditas), die Leutseligkeit (affabilitas), und die Sanftmut (manusetudo) Vgl. [Fleckstein 2002: S. 194]

Literaturverzeichnis

Primärliteratur

  • [*FD mhd] Ulrich <von Liechtenstein>: Frauendienst. Hrsg. v. Franz Viktor Spechtler. Göppingen: Kümmerle, 1987 (Göppinger Arbeiten zur Germanistik 485) (zit. als FD: Strophe,Vers).
  • [*FD nhd] Ulrich <von Liechtenstein>: Frauendienst. Übers. v. Franz Viktor Spechtler. Klagenfurt: Wieser, 2000.

Sekundärliteratur

  • [*Ackermann 2009] Ackermann, Christiane: Im Spannungsfeld von Ich und Körper. Subjektivität im »Parzival« Wolframs von Eschenbach und im »Frauendienst« Ulrichs von Liechtenstein. Köln: Böhlau Verlag, 2009.
  • [*Brunner / Daim 1981] Brunner, Karl & Falko Daim: Ritter Knappen Edelfrauen Ideologie und Realität des Rittertums im Mittelalter. Graz: Hermann Böhlhaus Nachf., 1981.
  • [*Eming 2010] Eming, Jutta: Gattungsmischung und Selbstbezüglichkeit. Die Dialoglieder in Ulrichs von Liechtenstein Frauendienst, in: Münkler, Marina (Hg.): Aspekte einer Sprache der Liebe. Formen des Dialogischen im Minnesang, Berlin, 2010, S. 185-207
  • [*Fleckstein 2002] Fleckstein, Josef: Rittertum und ritterliche Welt. Berlin: Siedler Verlag, 2002.
  • [*Göttert 2011] Göttert, Karl-Heinz: Die Ritter. Stuttgart: Philipp Reclam jun., 2011.
  • [*Gurjewitsch 1997] Gurjewitsch, Aaron J.: Das Weltbild des mittelalterliche Menschen. München: C. H. Beck, 1997.
  • [*Kellermann 2010] Kellermann, Karina: "Ulrichs von Liechtenstein Frauendienst als mediales Labor." In: Linden, Sandra / Young, Christopher: Ulrich von Liechtenstein. Leben - Zeit - Werk - Forschung. Berlin / New York: De Gruyter, 2010, S. 207-260.
  • [*Peters 1971] Peters, Ursula: Frauendienst. Untersuchungen zu Ulrich von Liechtenstein und zum Wirklichkeitsgehalt der Minnedichtung. Göppingen: Verlag Alfred Kümmerle, 1971.
  • [*Pieper 1982] Pieper, Michael: Die Funktion der Kommentierung im »Frauendienst« Ulrichs von Liechtenstein. Göppingen: Kümmerle Verlag, 1982.
  • [*Ruben 1969] Ruben, Jürgen: Zur 'gemischten Form' im 'Frauendienst' Ulrichs von Lichtenstein. Untersuchungen über das Verhältnis der Lieder, Büchlein und Briefe zum erzählenden Text. Dissertation, Hamburg: Lüdke bei der Uni, 1969.
  • [*Wenzel 1974] Wenzel, Horst: Frauendienst und Gottesdienst. Berlin: Erich Schmidt Verlag, 1974.