Musenanrufung (Gottfried von Straßburg, Tristan): Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 18. Januar 2011, 17:28 Uhr
Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Abschnitt von Vers 4860 bis 4974 [1], in dem der Erzähler in direktem Anschluss an den Literaturexkurs Apollo und die Musen anruft. In dieser Textstelle finden sich so gehäuft wie sonst nirgends im Roman Bezüge zu antik-mythologischen Stoffen.
Überleitung: Vom Literaturexkurs zur Musenanrufung
Die Invocatio
In der Antike
Im Mittelalter
Adressaten des Anrufs
Apollo
In der klassischen Mythologie
Der Gott Apollo galt als Anführer der Musen, wie auch an seinem Beinamen "Musagetes" ersichtlich wird. Er ist der
- Gott der Musik und der Weissagung, Sohn Iuppiters und der Latona, Zwillingsbruder Dianas, Vater des Aesculap und des Orpheus, Großvater des Caunus und der Byblis, Herr des Orakels von Delphi, Gott von Claros und Delos [Ovid 2010: S. 911-912]
Sein griechischer Beiname Phoebus bedeutet der Strahlende und weist auf die mythologische Abstammung Apollos von einem wahrscheinlich im Orient verehrten Sonnengott hin.
Im Mittelalter
Die neun Musen
In der klassischen Mythologie
Gottfried spricht in diesem Abschnitt von den neun Camênen.
- 'Apolle und die Camênen,
- der ôren niun Sirênen,
- die dâ ze hove der gâben pflegent,(V. 4871-4873)
- (Apollo und die Kamönen, die neun Sirenen für die Ohren, die dort am Hofe diese Gaben verwalten [Gottfried von Straßburg 2007: Bd. 1, S. 299])
Die Kamönen waren altitalienische Quellgöttinnen, die im Mittelalter mit den olympischen Musen, auch Mnemoiden genannt, gleichgesetzt wurden. Auch die Sirênen aus Vers 4872, die mythologisch andere Gestalten sind, erfuhren diese Gleichsetzung und stehen daher bei Gottfried ebenfalls für die Musen [Krohn 2007-2008] . Diese weiblichen mythologischen Gestalten gelten als die Töchter des Zeus und der Mnemosyne. Sie sind die Schutzgöttinnen der Künste und verbinden sich in den griechischen Mythen mit Helden, denen sie mit ihrer jeweiligen Kunst zur Seite stehen. Im folgenden sind ihre Aufgaben und anbefohlenen Künste den Namen zugeordnet.
Name | anbefohlene Künste |
---|---|
Klio | Geschichtsschreibung |
Melpomene | Tragödie |
Terpsichore | Chorlyrik und Tanz |
Thalia | Komödie |
Euterpe | Lyrik und Flötenspiel |
Erato | Liebesdichtung |
Urania | Sternkunde |
Polyhymnia | Gesang und Leierspiel |
Kalliope | epische Dichtung, Rhetorik und Philosophie |
Diese Einteilung wird erstmals von Hesiod im 6. Jh. v. Chr. vorgenommen, auch legt er die Zahl der Musen auf neun fest. Sitz der Musen ist der Berg Helikon, wo auch die Quelle Hippokrene entspringt. Das geflügelte Musenpferd Pegasus hatte sie, der Überlieferung nach, durch einen Hufschlag freigelegt. [Ovid 2010: Buch V, 250-268]
Im Mittelalter
Überleitung: Von der Musenanrufung zur Schwertleite
V.a.: Ironie gegen Veldeke!
Bedeutung der Einschaltung der Musenanrufung
Fazit
Bedeutung der Textstelle zur Selbstpositionierung des Erzählers (vgl. auch den Artikel zum Antiken Geistesgut im Roman
- ↑ alle Zitationen aus dem Primärtext mit Versangabe im Folgenden zitiert aus[Gottfried von Straßburg 2007]
Literatur
<HarvardReferences />
- [*Gottfried von Straßburg 2007] Gottfried von Straßburg; Ranke, Friedrich (Übers.); Tristan, Band 1 und 2; Reclam; Stuttgart; 2007.
- [*Ovid 2010] Ovidius Naso, Publius; Albrecht, Michael von: Metamorphosen. Lateinisch, deutsch. Durchges. und bibliogr. erg. Ausg. Stuttgart: Reclam (Römische Literatur, 1360), 2010.
- [*Krohn 2007-2008] Krohn, Rüdiger: Stellenkommentar zu Gottfried von Straßburg: Tristan. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu hg., ins Neuhochdeutsche übers., Bd. 3, 8./9./12. Aufl., Stuttgart 2007-2008 (RUB 4471-4473).
- [* Hoffa 1910] Hoffa, Wilhelm (1910): Antike Elemente bei Gottfried von Straßburg. In: Zeitschrift für deutsches Altertum (52), S. 339–351.
- [*Okken 1996] Okken, Lambertus (1996): Kommentar zum Tristan-Roman Gottfrieds von Strassburg. 2., gründlich überarb. Amsterdam: Rodopi (Amsterdamer Publikationen zur Sprache und Literatur, 57).
- [*Schwab 2006] Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Altertums; Gondrom, Bindlach; 2006.