Beowulf: Unterschied zwischen den Versionen
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==Inhalt und Struktur mit Textbeispiel== | ==Inhalt und Struktur mit Textbeispiel== | ||
Das Epos beginnt mit einer Einführung ins dänische Königsgeschlecht der Schildinge, vom mythischen Begründer des dänischen Königshauses Scyld, über dessen mythischen Nachkommen Beowulf (hierbei handelt es sich nicht um den Protagonisten des Epos), den halbhistorischen Healfdene, und dessen historisch-belegbaren Söhne Heorogar, Hrothgar und Halfa sowie einer Tochter. | <!-- Das Epos beginnt mit einer Einführung ins dänische Königsgeschlecht der Schildinge, vom mythischen Begründer des dänischen Königshauses Scyld, über dessen mythischen Nachkommen Beowulf (hierbei handelt es sich nicht um den Protagonisten des Epos), den halbhistorischen Healfdene, und dessen historisch-belegbaren Söhne Heorogar, Hrothgar und Halfa sowie einer Tochter. | ||
Der Dänenkönig Hrothgar lässt die große Festhalle Heorot errichten. Es folgen nächtliche Angriffe des Ungeheuers Grendel, welcher sich über in der Halle schlafende Gefolgsleute hermacht und sie tötet. Die Halle wird nach wiederholten Angriffen des Ungeheuers aufgegeben. Beowulf, der Neffe des Gautenkönigs Hygelac, beschließt Hrothgar zu helfen und reist mit seinen Gefolgsleuten nach Dänemark um gegen Grendel zu kämpfen. Er stellt sich Grendel im Zweikampf und siegt. Es herrscht Jubel über Beowulfs Erfolg. Beowulf wird von Hrothgar für seinen Sieg reich beschenkt und gepriesen. Die Feierlichkeiten werden erweitert um die sogenannte Finnsburgepisode: Hrothgars Hofsänger trägt ein Lied über den Kampf um Finnsburg vor. | Der Dänenkönig Hrothgar lässt die große Festhalle Heorot errichten. Es folgen nächtliche Angriffe des Ungeheuers Grendel, welcher sich über in der Halle schlafende Gefolgsleute hermacht und sie tötet. Die Halle wird nach wiederholten Angriffen des Ungeheuers aufgegeben. Beowulf, der Neffe des Gautenkönigs Hygelac, beschließt Hrothgar zu helfen und reist mit seinen Gefolgsleuten nach Dänemark um gegen Grendel zu kämpfen. Er stellt sich Grendel im Zweikampf und siegt. Es herrscht Jubel über Beowulfs Erfolg. Beowulf wird von Hrothgar für seinen Sieg reich beschenkt und gepriesen. Die Feierlichkeiten werden erweitert um die sogenannte Finnsburgepisode: Hrothgars Hofsänger trägt ein Lied über den Kampf um Finnsburg vor. | ||
Anschließend muss sich Beowulf im Kampf gegen die rachsüchtige Mutter Grendels beweisen, welche die Festhalle Heorot attackiert, um den Tod ihres Sohnes zu vergelten. Er verfolgt sie in ihre Unterwasserhöhle, wo er sie nach hartem Kampf tötet und die Leiche Grendels vorfindet, den er abschließend enthauptet. Den Kopf und ein erbeutetes Schwert trägt er zurück zu den wartenden Männern. Es folgt ein Festmahl, und Hrothgar hält eine moralisierende Rede. Reich beschenkt kehren Beowulf und die Gauten zurück ins Gautenland und berichten König Hygelac von ihrem Erfolg. Beowulf überbringt die erhaltenen Schätze dem König und erhält im Gegenzug von diesem ein Schwert, einen Fürstentitel und großen Landbesitz. Nach dem Tod König Hygelacs und dessen Sohnes Heardred wird Beowulf zum Gautenkönig gewählt und regiert 50 Jahre lang glücklich, bis der Frieden jäh gestört wird: ein entlaufener Sklave stößt auf eine Drachenhöhle und entwendet einen goldenen Becher. Erzürnt über den Diebstahl zerstört der Drache große Teile des Landes, darunter auch Beowulfs Festhalle. Der König entscheidet sich gegen den Drachen zu kämpfen, um so der Verwüstung Einhalt zu gebieten. Beowulf ahnt einen schlimmen Ausgang des Kampfes, und hält vor seinen Gefolgsleuten eine düstere Rede, bevor er sich dem Drachen gegenüberstellt. Der folgende Drachenkampf kostet sowohl Beowulf als auch den Drachen das Leben. Der sterbende König besieht den Drachenschatz und gibt Anweisungen für seine Bestattung in einem Grabhügel am Meer. Beowulf wird wie gewünscht von seinen Gefolgsleuten beigesetzt, zusammen mit dem erkämpften Drachenhort. Sein Verwandter Wiglaf wird der neue König der Gauten. | Anschließend muss sich Beowulf im Kampf gegen die rachsüchtige Mutter Grendels beweisen, welche die Festhalle Heorot attackiert, um den Tod ihres Sohnes zu vergelten. Er verfolgt sie in ihre Unterwasserhöhle, wo er sie nach hartem Kampf tötet und die Leiche Grendels vorfindet, den er abschließend enthauptet. Den Kopf und ein erbeutetes Schwert trägt er zurück zu den wartenden Männern. Es folgt ein Festmahl, und Hrothgar hält eine moralisierende Rede. Reich beschenkt kehren Beowulf und die Gauten zurück ins Gautenland und berichten König Hygelac von ihrem Erfolg. Beowulf überbringt die erhaltenen Schätze dem König und erhält im Gegenzug von diesem ein Schwert, einen Fürstentitel und großen Landbesitz. Nach dem Tod König Hygelacs und dessen Sohnes Heardred wird Beowulf zum Gautenkönig gewählt und regiert 50 Jahre lang glücklich, bis der Frieden jäh gestört wird: ein entlaufener Sklave stößt auf eine Drachenhöhle und entwendet einen goldenen Becher. Erzürnt über den Diebstahl zerstört der Drache große Teile des Landes, darunter auch Beowulfs Festhalle. Der König entscheidet sich gegen den Drachen zu kämpfen, um so der Verwüstung Einhalt zu gebieten. Beowulf ahnt einen schlimmen Ausgang des Kampfes, und hält vor seinen Gefolgsleuten eine düstere Rede, bevor er sich dem Drachen gegenüberstellt. Der folgende Drachenkampf kostet sowohl Beowulf als auch den Drachen das Leben. Der sterbende König besieht den Drachenschatz und gibt Anweisungen für seine Bestattung in einem Grabhügel am Meer. Beowulf wird wie gewünscht von seinen Gefolgsleuten beigesetzt, zusammen mit dem erkämpften Drachenhort. Sein Verwandter Wiglaf wird der neue König der Gauten. | ||
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|} (V.1–7) <ref> Alle Versangaben beziehen sich auf folgende Textausgabe: Beowulf, eine Textauswahl mit Einleitung, Übersetzung, Kommentar und Glossar, hg. von Ewald Standop, Berlin 2005. </ref> | |} (V.1–7) <ref> Alle Versangaben beziehen sich auf folgende Textausgabe: Beowulf, eine Textauswahl mit Einleitung, Übersetzung, Kommentar und Glossar, hg. von Ewald Standop, Berlin 2005. </ref> | ||
Bei diesem Textbeispiel handelt es sich um die Einleitungspassage des Beowulf, bezogen auf die Genealogie der Schildinge/Dänen. Das Epos ist verfasst in einem typisch altenglischem Versrhythmus bestehend aus Stabreimversen mit alliterierenden Langzeilen, getrennt durch eine Zäsur (i.d.R. gibt es zwei Starkdurchsilben in jeder Halbzeile). <ref> Einführung in: Beowulf, ein altenglisches Heldenepos, übersetzt und hg. von Martin Lehnert, Leipzig 1986, S.19–20. </ref> | Bei diesem Textbeispiel handelt es sich um die Einleitungspassage des Beowulf, bezogen auf die Genealogie der Schildinge/Dänen. Das Epos ist verfasst in einem typisch altenglischem Versrhythmus bestehend aus Stabreimversen mit alliterierenden Langzeilen, getrennt durch eine Zäsur (i.d.R. gibt es zwei Starkdurchsilben in jeder Halbzeile). <ref> Einführung in: Beowulf, ein altenglisches Heldenepos, übersetzt und hg. von Martin Lehnert, Leipzig 1986, S.19–20. </ref> --> | ||
==Die Kämpfe mit den Monstern== | ==Die Kämpfe mit den Monstern== |
Version vom 24. März 2021, 09:53 Uhr
Stoffkreis
Historisch
Sagenhaft
Sutton Hoo
Christliche Elemente
Entstehungsgeschichte und Eckdaten
Entstehungszeit und Entstehungsort
Der Autor
Inhalt und Struktur mit Textbeispiel
Die Kämpfe mit den Monstern
Kampf mit Grendel (V.86–1250)
Grendels Mutter (V.1251–1800)
Der Kampf mit dem Drachen (V.2200–2710)
Die Funktion der Monster im Werk
Grendel und Grendels Mutter
Hier ist die Funktion der beiden Monster, Beowulf verschiedene Kämpfe zu bieten, bei welchen er sich bewähren kann. Die Monster sind eine Landplage und eine Bedrohung für die Bevölkerung. Indem Beowulf sie besiegt, kann er sich als mutiger, tapferer und guter König bewähren.
Der Drache
Der Drache dient im Beowulf zum einen als Hüter des Schatzes, solange bis ihm ein Becher aus dem Schatz gestohlen wird. Dann wandelt sich seine Funktion. Daher ist es zum anderen die Funktion des Drachen, Rache auszuüben. Durch seine Wut über den Diebstahl rächt sich der Drache und wird dadurch zur Landplage, was Beowulf dazu provoziert, den Kampf mit dem Drachen auszuüben. Der Drache initiiert somit den Endkampf.
Durch den Kampf mit dem Drachen kann sich der Held normalerweise bewähren, etwa bei der Brautwerbung oder während seiner Ausbildung als Ritter. Der Drache trägt hier somit zur Entwicklung des Helden bei. Indem der Heilige in der Literatur den Drachen besiegt, findet eine Legitimation des Christentums statt. Der Drache stellt dabei eine Figur des Bösen dar, die nur aus der Hölle stammen kann. Indem ein Heiliger den Drachen besiegt, kann die Macht der Kirche und des christlichen Glaubens aufgezeigt werden. Nicht so im Heldenepos Beowulf, denn hier stirbt der Held. Er kann sich nicht gegen den Drachen bewähren und stirbt im Kampf gegen ihn.
Wenn der Drache im Beowulf weder der Bewährung des Helden, noch der Legitimation der christlichen Kirche dient, so stellt sich die Frage, welche Funktion der Drache im Werk hat. Beowult ist kein Heiliger und auch kein Ritter in der Ausbildung. Er hat seine Entwicklung schon hinter sich und hat sich bereits in vielen Kämpfen bewährt. Demnach hat er keine Bewährung durch den Kampf mit dem Drachen nötig. Er legitimiert sich auch nicht als Heiliger. Viel mehr wird durch Beowulfs persönliches Schicksal die Rolle eines perfekten Christen gezeigt, was der Drache erst ermöglicht. Denn durch den Drachen stirbt Beowulf und kann damit einem befriedigenden und gottesfürchtigen Tod entgegensehen. Die Funktion des Drachen am Ende des Werkes ist demnach, Beowulf zu töten, um dessen ehrenvollen Heldentod zu ermöglichen. Zum anderen hat der Tod des Drachen dennoch die Funktion, den Sieg des christlichen Glaubens und des tapferen Kampfes, auch Wiglafs, aufzuzeigen, der alle bösen Mächte besiegen kann.
Das Motiv des imperfekten Helden im Ausgang des Werkes
Normalerweise werden die Drachen am Ende einer Geschichte getötet. Zahlreiche Beispiele bestätigen diese Regel, etwa die Legende um den heiligen Silvester, Tristan oder das Nibelungenlied. Beowulf stellt jedoch eine Ausnahme dar, denn hier stirbt der Held am Ende des Werkes, indem er von dem Drachen, gegen den er gerade ankämpft, getötet wird. Beowulf stirbt kurz nach dem Kampf an den Verletzungen, die der Drache ihm zugefügt hat. Dieser Ausgang stellt eine Besonderheit da, die sich ansonsten nur noch bei Otnit finden lässt, der ebenfalls durch einen Drachen getötet wird. Er wird von diesem während er schläft zu seinen Jungen gebracht, die ihn aus seiner Rüstung heraussaugen, bis er schließlich den Tod findet. Diese beiden Helden stechen hervor, denn normalerweise wird der Drache in der mittelalterlichen Literatur von einem Helden oder einem Heiligen besiegt. Durch den Kampf mit dem Drachen kann sich der Held bewähren, etwa bei der Brautwerbung oder während seiner Ausbildung als Ritter. Der Drache trägt hier somit zur Entwicklung des Helden bei. Indem der Heilige in der Literatur den Drachen besiegt, findet eine Legitimation des Christentums statt. Der Drache stellt dabei eine Figur des Bösen dar, die nur aus der Hölle stammen kann. Indem ein Heiliger den Drachen besiegt, kann die Macht der Kirche und des christlichen Glaubens aufgezeigt werden. Im Heldenepos Beowulf jedoch stirbt der Held. Er kann sich nicht gegen den Drachen bewähren und stirbt im Kampf gegen ihn. Noch tragischer ist die Niederlage des Otnit, denn dieser stirbt nicht im Kampf, sondern wird im Schlaf von einem Drachen umgebracht.
Wenn der Drache im Beowulf weder der Bewährung des Helden, noch der Legitimation der christlichen Kirche dient, so stellt sich die Frage, welche Funktion der Drache im Werk hat und warum Beowulf am Ende des Epos sterben muss. Dadurch, dass Beowulf am Ende des Werkes stirbt, stellt er einen imperfekten Helden dar. Er hat zwar zuvor bereits viele Kämpfe gewonnen, letztendlich kann er sich jedoch nicht gegen seinen Endgegner, den Drachen, bewähren. Der Tod wird normalerweise negativ konnotiert. Dass Beowulf stirbt, kann als Fehler, Beziehungsweise Imperfektion des Helden angesehen werden. Fraglich ist, was es mit dem Motiv des imperfekten Helden im Beowulf auf sich hat. Der Drache im Werk stirbt zwar letztendlich auch, er wird von Beowulf und seinem Neffen gemeinschaftlich getötet, noch bevor Beowulf den Wunden aus dem Kampf erliegt. Der Glaube an Gott ist im Werk omnipotent [1]. Auch Beowulf ist ein gottesfürchtiger König. Für ihn bedeutet der Tod demnach nicht die letzte Station und das Ende aller Dinge, da er an einen Himmel glaubt. Er sieht demnach dem Tod mutig entgegen und mit dem Wissen, dass er den Drachen getötet hat, auch wenn er dabei ebenfalls sterben muss, und für sein zurückbleibendes Volk den Drachenschatz geborgen hat, den sein Neffe dem Volk zu Gute kommen lassen wird, kann er beruhigt in den Tod gehen[2], denn seinem hinterbliebenen Neffen und seinem Volk geht es gut und Beowulf kann trotzdem als Held sterben. So ist Beowulf zwar ein imperfekter Held, jedoch ist er trotzdem ein Held und ein perfekter Christ, der seine Pflicht über den Tod hinaus erfüllt und sich in Gottes Hände begibt. Um diese Gottesfürchtigkeit und die Präsenz Gottes über den Tod hinaus zu zeigen, muss Beowulf sterben, was diesen jedoch in ein gutes Licht rückt und für diesen ein gutes Ende bedeutet. Demnach hat das Motiv des imperfekten Helden hier keine negative Bedeutung. Durch seinen Tod wird Beowulf noch einmal erhöht und die Erwartungen des christlichen Glaubens werden in seinem Tod widergespiegelt und glorifiziert.
Einzelnachweise
- ↑ GARDE, Judith. Christian and Folkloric Tradition in the Beowulf: Death and the Dragon Episode. Literature and theology, 1997, 11. Jg., Nr. 4, S. 325.
- ↑ GARDE, Judith. Christian and Folkloric Tradition in the Beowulf: Death and the Dragon Episode. Literature and theology, 1997, 11. Jg., Nr. 4, S. 341.
Literaturverzeichnis
Garde, Judith. Christian and Folkloric Tradition in the Beowulf: Death and the Dragon Episode. Literature and theology, 1997, 11. Jg., Nr. 4.