Die mittelalterliche Ständeordnung: Unterschied zwischen den Versionen

Aus MediaeWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 7: Zeile 7:


''In driu geteilet waren
''In driu geteilet waren
von erst die liute, als ich las:
von erst die liute, als ich las:
buman, ritter unt pfaffen.
buman, ritter unt pfaffen.
ieslich nach siner maze was
ieslich nach siner maze was
gelich an adel und an art
gelich an adel und an art
dem andern ie. [...] (Heinrich Frauenlob von Meißen, VII, 22, 1-6)
 
dem andern ie. [...]'' (Heinrich Frauenlob von Meißen, VII, 22, 1-6)


Übersetzung: Von Anfang an waren die Menschen in drei Gruppen geteilt, wie ich gelesen habe: Bauern, Ritter und Geistliche. Sie waren, jeder auf seine Art und Weise, einander immer gleich an Adel und Abstammung.
Übersetzung: Von Anfang an waren die Menschen in drei Gruppen geteilt, wie ich gelesen habe: Bauern, Ritter und Geistliche. Sie waren, jeder auf seine Art und Weise, einander immer gleich an Adel und Abstammung.
[[Datei:Kleriker, Ritter, Bauer.jpg|200px|left|thumb|Geistlicher, Ritter, Bauer]]


Was heute als mangelnde soziale Gleichheit kritisiert würde, wurde im Mittelalter ganz anders aufgefasst: auf die Gleichheit der Stände wird in der obigen Textpassage explizit hingewiesen.
Was heute als mangelnde soziale Gleichheit kritisiert würde, wurde im Mittelalter ganz anders aufgefasst: auf die Gleichheit der Stände wird in der obigen Textpassage explizit hingewiesen.
Das nebenstehende Bild soll diese mittelalterliche Betrachtungsweise illustrieren: Geistlicher, Ritter und Bauer stehen hier auf einer Stufe. (Wenngleich die den Bauernstand repräsentierende Person etwas abseits steht und nicht in das Gespräch eingebunden ist.)




''Got hat driu leben geschaffen:
''Got hat driu leben geschaffen:
gebure, ritter unde pfaffen; [...]'' (Freidank 27, 1-2)
gebure, ritter unde pfaffen; [...]'' (Freidank 27, 1-2)


Freidank weist hier auf die religiöse Dimension hin: Die mittelalterliche Ständeordnung wurde als eine von Gott gegebene Ordnung verstanden und der Versuch eines Heraustretens aus dieser Ordnung dementsprechend als Sünde bestraft.
Freidank weist hier auf die religiöse Dimension hin: Die mittelalterliche Ständeordnung wurde als eine von Gott gegebene Ordnung verstanden und der Versuch eines Heraustretens aus dieser Ordnung dementsprechend als Sünde bestraft.

Version vom 15. Januar 2012, 14:03 Uhr

Im Mittelalter existierte zunächst keine einheitliche Begrifflichkeit für nhd. Stand. Stattdessen waren die lateinischen Wörter status, ordo, corpus, conditio und gradus, sowie in deutschsprachigen Texten die Wörter name, leben, ê, reht, orden, art und ambet gebräuchlich.

Es wird angenommen, dass mhd. stant erst im 14. Jhdt. entstanden ist und erst im 15. Jhdt. für die Ständeordnung in den Ländern verwendet wurde.


Die Thematisierung der Ständeordnung in der mittelalterlichen Literatur

In driu geteilet waren

von erst die liute, als ich las:

buman, ritter unt pfaffen.

ieslich nach siner maze was

gelich an adel und an art

dem andern ie. [...] (Heinrich Frauenlob von Meißen, VII, 22, 1-6)

Übersetzung: Von Anfang an waren die Menschen in drei Gruppen geteilt, wie ich gelesen habe: Bauern, Ritter und Geistliche. Sie waren, jeder auf seine Art und Weise, einander immer gleich an Adel und Abstammung.

Geistlicher, Ritter, Bauer



Was heute als mangelnde soziale Gleichheit kritisiert würde, wurde im Mittelalter ganz anders aufgefasst: auf die Gleichheit der Stände wird in der obigen Textpassage explizit hingewiesen.

Das nebenstehende Bild soll diese mittelalterliche Betrachtungsweise illustrieren: Geistlicher, Ritter und Bauer stehen hier auf einer Stufe. (Wenngleich die den Bauernstand repräsentierende Person etwas abseits steht und nicht in das Gespräch eingebunden ist.)






Got hat driu leben geschaffen:

gebure, ritter unde pfaffen; [...] (Freidank 27, 1-2)

Freidank weist hier auf die religiöse Dimension hin: Die mittelalterliche Ständeordnung wurde als eine von Gott gegebene Ordnung verstanden und der Versuch eines Heraustretens aus dieser Ordnung dementsprechend als Sünde bestraft.