Die mittelalterliche Ständeordnung: Unterschied zwischen den Versionen

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Das nebenstehende Bild soll diese mittelalterliche Betrachtungsweise illustrieren: Geistlicher, Ritter und Bauer stehen hier auf einer Stufe. (Wenngleich die den Bauernstand repräsentierende Person etwas abseits steht und nicht in das Gespräch eingebunden ist.)  
Das nebenstehende Bild soll diese mittelalterliche Betrachtungsweise illustrieren: Geistlicher, Ritter und Bauer stehen hier auf einer Stufe. (Wenngleich die den Bauernstand repräsentierende Person etwas abseits steht und nicht in das Gespräch eingebunden ist.)  
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Freidank weist hier auf die religiöse Dimension hin: Die mittelalterliche Ständeordnung wurde als eine von Gott gegebene Ordnung verstanden und der Versuch eines Heraustretens aus dieser Ordnung dementsprechend als Sünde bestraft.
Freidank weist hier auf die religiöse Dimension hin: Die mittelalterliche Ständeordnung wurde als eine von Gott gegebene Ordnung verstanden und der Versuch eines Heraustretens aus dieser Ordnung dementsprechend als Sünde bestraft.
Seit dem 10. Jhdt. bestand diese Vorstellung der von Gott durchgeführten Gruppierung der Menschen entsprechend ihrer jeweiligen Tätigkeiten:
* Beten ("Tu supplex ora") --> Kleriker
* Schützen ("Tu protege") --> Adlige
* Arbeiten/ Feld bestellen ("Tuque labora") --> Bauern





Version vom 16. Januar 2012, 23:52 Uhr

[in Bearbeitung] Im Mittelalter existierte zunächst keine einheitliche Begrifflichkeit für nhd. Stand. Stattdessen waren die lateinischen Wörter status, ordo, corpus, conditio und gradus, sowie in deutschsprachigen Texten die Wörter name, leben, ê, reht, orden, art und ambet gebräuchlich.

Es wird angenommen, dass mhd. stant erst im 14. Jhdt. entstanden ist und erst im 15. Jhdt. für die Ständeordnung in den Ländern verwendet wurde.


Die Thematisierung der Ständeordnung in der mittelalterlichen Literatur

Kleriker, Ritter und Bauer. (Cleric, Knight, and Workman). British Library, Man.-Nr. Sloane 2435 f.85, ca. 14./15. Jh.
In driu geteilet wâren
von êrst die liute, als ich las:
bûman, ritter unt pfaffen.
ieslich nâch sîner mâze was
gelîch an adel und an art
dem andern ie. [...] (Heinrich Frauenlob von Meißen, VII, 22, 1-6)
Übersetzung: Von Anfang an waren die Menschen in drei Gruppen geteilt, wie ich gelesen habe: Bauern, Ritter und Geistliche. Sie waren, jeder auf seine Art und Weise, einander immer gleich an Adel und Abstammung.


Was heute als mangelnde soziale Gleichheit kritisiert würde, wurde im Mittelalter ganz anders aufgefasst: auf die Gleichheit der Stände wird in der Textpassage explizit hingewiesen.

Das nebenstehende Bild soll diese mittelalterliche Betrachtungsweise illustrieren: Geistlicher, Ritter und Bauer stehen hier auf einer Stufe. (Wenngleich die den Bauernstand repräsentierende Person etwas abseits steht und nicht in das Gespräch eingebunden ist.)



Got hât driu leben geschaffen:
gebûre, ritter unde pfaffen; [...] (Freidank 27, 1-2)
Übersetzung: Gott hat drei Stände erschaffen: Bauern, Ritter und Geistliche.


Freidank weist hier auf die religiöse Dimension hin: Die mittelalterliche Ständeordnung wurde als eine von Gott gegebene Ordnung verstanden und der Versuch eines Heraustretens aus dieser Ordnung dementsprechend als Sünde bestraft. Seit dem 10. Jhdt. bestand diese Vorstellung der von Gott durchgeführten Gruppierung der Menschen entsprechend ihrer jeweiligen Tätigkeiten:

  • Beten ("Tu supplex ora") --> Kleriker
  • Schützen ("Tu protege") --> Adlige
  • Arbeiten/ Feld bestellen ("Tuque labora") --> Bauern




Literatur

  • Bumke, Joachim: Höfische Kultur: Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter, 12. Aufl., dtv München 2008.
  • Weddige, Hilkert: Einführung in die germanistische Mediävistik, 7. Aufl., C.H.Beck München 2008.