Minnetrank (Gottfried von Straßburg, Tristan): Unterschied zwischen den Versionen
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Für die Sichtweise des Minnetranks als Initialzündung spricht, dass Isolde vor dem gemeinsamen Trank mit Tristan wenig Zuneigung zu ihm zu empfinden scheint. | |||
Als Isolde erkennt, dass Tristan der Mörder ihres Onkels Morold ist, möchte sie Tristan mit dem Schwert erschlagen und ihren Onkel rächen (''„diz swert daz muoz sîn ende wesen! / [...] / gelît er von dem swerte tôt / dâ mite er dînen oeheim sluoc, / sô ist der râche genuoc!“'' (S. 18)). | |||
Isolde bezeichnet Tristan als Schurken (''„î übeler man“ [...]'' (S. 22). | |||
Der Erzähler beschreibt Tristan als Feind Isoldes (''si hôrte ir vînt [...] (S. 24)) und sogar als Todfeind (sô daz der tôtvînt genas [...]'' (S. 26)). | |||
Isolde sagt selbst, dass es ihre Gefühle nicht zulassen würden, Tristan freundschaftlich gesinnt zu sein (''„mîn herze stât mir niht dar zuo, / daz ich sîn vriunt gewesen müge“'' (S. 38)). | |||
Als es dennoch zur Versöhnung zwischen Isoldes Mutter Isolde, Brangäne und Isolde mit Tristan kommt, ist es die junge Isolde, die den Versöhnungskuss nur mit Widerstreben gibt (''doch tet ez Îsôt diu junge / mit langer widerunge.'' (S. 40)). | |||
===Minnetrank als Symbol=== | ===Minnetrank als Symbol=== |
Version vom 27. November 2010, 23:57 Uhr
Der Minnetrank ist der zentrale Gegenstand in Gottfried von Straßburgs Tristan. Erst durch die Einnahme des für Marke und Isolde gedachten Trankes durch Tristan und Isolde kommt die Geschichte des heimlichen Liebespaares überhaupt zustande.
Der Trank
Die Zutaten für den „tranc von minnen“ (11435) werden nicht genannt. Zur Herstellung wird nur erwähnt, dass er „betihtete“ (=kunstreich) (11432) hergestellt und „mit alsô cleinen sinnen ûf geleit und vor bedâht“ (=mit so feinem Verstand gewählt und ausgedacht) (11436f.) worden war. Die Wirkung des Trankes wird dagegen eindringlich geschildert:
- mit sweme sîn ieman getranc,
- den muose er âne sînen danc
- vor allen dingen meinen
- und er dâ wider in einen.
- (11439ff.)
Jeder also, der diesen Trank mit jemand anderem zu sich nahm, war gezwungen diesen zu lieben, ob er nun wollte oder nicht. Ab diesem Zeitpunkt würde es für beide nur noch „ein tôt unde ein leben, ein triure, ein vröude“ (11443f.) geben. Eine zeitliche Begrenzung des Minnezaubers wird dabei nicht genannt, sodass davon ausgegangen werden kann, dass die Wirkung dauerhaft anhält.
Inhalt
Die heilkundige Isolde stellt vor der Abreise Tristans und Isoldes nach Cornwall einen Minnetrank her. Den in ein kleines Glasgefäß gefüllten Trank, übergibt sie Brangäne mit dem Auftrag ihn Marke und Isolde nach deren Hochzeitnacht zu trinken zu geben. Zwei Mal warnt sie Brangäne eindringlich davor, keinen anderen davon trinken zu lassen: „bewar mit allem vlîze daz es ieman enbîze.“ (=Verhindere unbedingt, dass jemand davon trinkt) (11457) sowie „bewar daz, daz sîn mit in zwein ieman enbîze.“ (Achte darauf, dass außer den beiden davon niemand trinkt.) (11464f.). Während einer Pause bei der Überfahrt lässt Brangäne den Trank jedoch unbeaufsichtigt stehen. Als der durstige Tristan nach etwas zu trinken verlangt, bekommt er von einer der Hofdamen den vermeintlichen Wein gebracht. Dies führt dazu, dass Tristan und Isolde zusammen den Minnetrank trinken und infolgedessen in Liebe zueinander verfallen.
Bedeutung des Trankes
Die Bedeutung des Minnetranks und der damit einhergehende Beginn der Liebe zwischen Tristan und Isolde wird in der Forschung kontrovers diskutiert. Hierbei haben sich besonders zwei Sichtweisen herauskristallisiert: Die einen sehen den Minnetrank als Initialwirkung der Liebe an, die anderen sehen in ihm ausschließlich ein Symbol der Liebe.
Minnetrank als Initialzündung
Für die Sichtweise des Minnetranks als Initialzündung spricht, dass Isolde vor dem gemeinsamen Trank mit Tristan wenig Zuneigung zu ihm zu empfinden scheint.
Als Isolde erkennt, dass Tristan der Mörder ihres Onkels Morold ist, möchte sie Tristan mit dem Schwert erschlagen und ihren Onkel rächen („diz swert daz muoz sîn ende wesen! / [...] / gelît er von dem swerte tôt / dâ mite er dînen oeheim sluoc, / sô ist der râche genuoc!“ (S. 18)).
Isolde bezeichnet Tristan als Schurken („î übeler man“ [...] (S. 22).
Der Erzähler beschreibt Tristan als Feind Isoldes (si hôrte ir vînt [...] (S. 24)) und sogar als Todfeind (sô daz der tôtvînt genas [...] (S. 26)).
Isolde sagt selbst, dass es ihre Gefühle nicht zulassen würden, Tristan freundschaftlich gesinnt zu sein („mîn herze stât mir niht dar zuo, / daz ich sîn vriunt gewesen müge“ (S. 38)).
Als es dennoch zur Versöhnung zwischen Isoldes Mutter Isolde, Brangäne und Isolde mit Tristan kommt, ist es die junge Isolde, die den Versöhnungskuss nur mit Widerstreben gibt (doch tet ez Îsôt diu junge / mit langer widerunge. (S. 40)).
Minnetrank als Symbol
Vergleich mit den Darstellungen in anderen Tristanversionen
Primärlektüre
Gottfried von Straßburg: Tristan. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu herausgegeben, ins Neuhochdeutsche übersetzt, mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Rüdiger Krohn. Bd. 1–3. Stuttgart 1980 (RUB 4471-3).