Körperlichkeit (Ulrich von Liechtenstein, Frauendienst): Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
|||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
==Beziehung von historischem Körper und Protagonisten-Ich== | ==Beziehung von historischem Körper und Protagonisten-Ich== | ||
Der ''Frauendienst'' von Ulrich von Liechtenstein, welcher ein steirischer Ministerialer, Truchsesse und Landrichter war, gilt in der Forschung als erste Ich-Erzählung in deutscher Sprache.<ref> Vgl. Kiening, S.214f. </ref> Sowohl [[Autobiografische Elemente (Ulrich von Liechtenstein, Frauendienst)| | Der ''Frauendienst'' von Ulrich von Liechtenstein, welcher ein steirischer Ministerialer, Truchsesse und Landrichter war, gilt in der Forschung als erste Ich-Erzählung in deutscher Sprache.<ref> Vgl. Kiening, S.214f. </ref> Sowohl [[Autobiografische Elemente (Ulrich von Liechtenstein, Frauendienst)|autobiografische]] als auch [[Fiktionale Elemente (Ulrich von Liechtenstein, Frauendienst)|fiktionale]] Elemente sind in diesem Werk vorhanden. Die, für autobiographisches Schreiben konstitutive, Nicht-Fiktionalität ist allerdings zweifelhaft: "Das Ich, das sich hier artikuliert, entspricht offensichtlich nicht dem aus neuzeitlichen Autobiographien geläufigen."[Kiening 1998: 215] Zwar trägt das Protagonisten-Ich den Namen ''Ulrich von Liechtenstein''; selbst nennt er sich allerdings nie so und zudem teilt er nur vereinzelte Elemnte der historischen Konstellation mit dem steirischen Ministerialen Ulrich von Liechtenstein.<ref> Im Folgenden soll das Protagonisten-Ich Ulrich von Liechtenstein im Vergleich zum historischen Autor-Ich in Anführungszeichen gesetzt werden, um eine bessere Unterscheidung zu ermöglichen. </ref> "Er [das Protagonisten-Ich "Ulrich von Liechtenstein"] steht offensichtlich in nicht mehr (aber auch nicht weniger) als einer Verweisbeziehung zu der historischen Person außerhalb des Textes. Diese Beziehung dürfte ihren Reiz aus der Spannung von Übereinstimmungen und Differenzen bezogen haben."[Kiening 1998:215] Doch Kiening bemerkt weiter, dass diese Spannung kaum rekonstruierbar ist, da literarische und außerliterarische Biographie eben nur punktuelle Berührungen aufweisen. "Ob an dem historischen Körper des Autors, der von sich selbst tz erzählen vorgibt, tatsächlich die Wegoperation einer Hasenscharte oder das Fehlen eines Fingers zu bemerken waren, muss offenbleiben. Nichtsdestoweniger gehört das Verweisen auf einen solchen Körper und die ihn umgebende Lebenswelt zur Spezifik des ''Frauendienstes''."[Kiening 1998:215] | ||
==Scheinbare und unscheinbare Körperlichkeit im "Frauendienst"== | ==Scheinbare und unscheinbare Körperlichkeit im "Frauendienst"== |
Version vom 14. Juni 2013, 12:53 Uhr
Beziehung von historischem Körper und Protagonisten-Ich
Der Frauendienst von Ulrich von Liechtenstein, welcher ein steirischer Ministerialer, Truchsesse und Landrichter war, gilt in der Forschung als erste Ich-Erzählung in deutscher Sprache.[1] Sowohl autobiografische als auch fiktionale Elemente sind in diesem Werk vorhanden. Die, für autobiographisches Schreiben konstitutive, Nicht-Fiktionalität ist allerdings zweifelhaft: "Das Ich, das sich hier artikuliert, entspricht offensichtlich nicht dem aus neuzeitlichen Autobiographien geläufigen."[Kiening 1998: 215] Zwar trägt das Protagonisten-Ich den Namen Ulrich von Liechtenstein; selbst nennt er sich allerdings nie so und zudem teilt er nur vereinzelte Elemnte der historischen Konstellation mit dem steirischen Ministerialen Ulrich von Liechtenstein.[2] "Er [das Protagonisten-Ich "Ulrich von Liechtenstein"] steht offensichtlich in nicht mehr (aber auch nicht weniger) als einer Verweisbeziehung zu der historischen Person außerhalb des Textes. Diese Beziehung dürfte ihren Reiz aus der Spannung von Übereinstimmungen und Differenzen bezogen haben."[Kiening 1998:215] Doch Kiening bemerkt weiter, dass diese Spannung kaum rekonstruierbar ist, da literarische und außerliterarische Biographie eben nur punktuelle Berührungen aufweisen. "Ob an dem historischen Körper des Autors, der von sich selbst tz erzählen vorgibt, tatsächlich die Wegoperation einer Hasenscharte oder das Fehlen eines Fingers zu bemerken waren, muss offenbleiben. Nichtsdestoweniger gehört das Verweisen auf einen solchen Körper und die ihn umgebende Lebenswelt zur Spezifik des Frauendienstes."[Kiening 1998:215]
Scheinbare und unscheinbare Körperlichkeit im "Frauendienst"
Die Blumen
Die Waschwasserszene
Das Büchlein
Der Finger
Näheres zum Finger als Symbol von Körperlichkeit im Artikel Die Fingerepisode
Primärliteratur
- Spechtler, Franz Viktor (Hg.): Ulrich von Liechtenstein. Frauendienst, Göppingen 1987. (Mittelhochdeutscher Text)
- Liechtenstein, Ulrich von: Frauendienst, übers. v. Franz Viktor Spechtler, Klagenfurt/Celovec 2000.
Einzelnachweise aus der Forschungsliteratur
<HarvardReferences /> [*Kiening 1998] Kiening, Christian: Der Autor als 'Leibeigener' der Dame - oder des Textes? Das Erzählsubjekt und sein Körper im 'Frauendienst' Ulrichs von Liechtenstein, in: Andersen, Elizabeth (Hrsg.): Autor und Autorschaft im Mittelalter, Tübinge, 1998, S.211-238