Herzeloydes Traum und Leid: Unterschied zwischen den Versionen

Aus MediaeWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 37: Zeile 37:
Dass sie sich selbst mit der Gottesmutter gleichsetzt, greift der Erzähler zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf, an dem sie als besonders (gottes)treu und demütig gilt, weil sie sich in die Einsamkeit von Soltane zurückzieht und das höfische Leben hinter sich lässt. („Der Erzähler interpretiert ihr Verhalten nach Gahmurets Tod als Ausdruck einer Gesinnung, in der sich Herzeloydes Frömmigkeit und Tugendhaftigkeit offenbaren.“ Bumke, S.52)
Dass sie sich selbst mit der Gottesmutter gleichsetzt, greift der Erzähler zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf, an dem sie als besonders (gottes)treu und demütig gilt, weil sie sich in die Einsamkeit von Soltane zurückzieht und das höfische Leben hinter sich lässt. („Der Erzähler interpretiert ihr Verhalten nach Gahmurets Tod als Ausdruck einer Gesinnung, in der sich Herzeloydes Frömmigkeit und Tugendhaftigkeit offenbaren.“ Bumke, S.52)
Hierbei kommt allerdings die „bittere“ Frage auf, wie viel das mit triuwe und Demut zu tun hat oder ob hier nicht Egoismus die Überhand nimmt. Denn noch einmal möchte sie so einen Schmerz, wie bei dem Tod ihres Ehemannes, nicht erfahren.
Hierbei kommt allerdings die „bittere“ Frage auf, wie viel das mit triuwe und Demut zu tun hat oder ob hier nicht Egoismus die Überhand nimmt. Denn noch einmal möchte sie so einen Schmerz, wie bei dem Tod ihres Ehemannes, nicht erfahren.
== Fazit ==
Mit dem Traum beginnt der Rahmen um Herzeloydes Leid und er schließt sich, als Parzival seine Mutter verlässt und sie durch den unerträglichen Kummer stirbt.
Schon durch den Traum und die Geburt Parzivals wird der Grundstein gelegt, dass Parzival ein großer Herrscher werden kann bzw. auch wird. Es ist wie ein kleiner Ausblick auf das Ende, das man dadurch erahnen kann.


== Quellenverzeichnis ==
== Quellenverzeichnis ==

Version vom 25. Mai 2015, 07:01 Uhr

"Vorläufiger Artikel"

Dieser Artikel wird sich mit Herzeloydes Traum, den sie hatte bevor die Todesnachricht Gahmurets sie erreicht (103,25) und ihrem Kummer über Gahmurets Tod (105,5; 109,1 – 114,4) beschäftigen. Dabei soll die Traumdeutung eine Rolle spielen, sowie die Auswirkungen des Traumes und Herzeloydes Leid auf ihr Handeln und das Leben Parzivals.


Der Traum

Herzeloyde macht einen Mittagschlaf, bei dem sie schlecht träumt. Neben Blitzen und feurigen Donnerstrahlen die sie wegtragen, träumt sie davon, dass sie einen Drachen gebiert, welcher sogar an ihrer Brust trinkt. Der Drache fliegt dann auf nimmer Wiedersehen fort und sie leidet an schrecklichem Kummer. (103,25 – 104,30)


Traumdeutung

In der Traumdeutung der Antike sagt das Träumen einer Schwangeren von einem Drachen das Gebären eines großen Herrschers voraus. Die Blitze, „feurigen Donnerstrahlen“ und „knisternden, sengenden Funken“, welche sie in den Himmel heben, können laut Bumke mit der „<Apokalypse> des <Neuen Testaments>“ in Verbindung gebracht werden. „Speziell an die Vision von der sonnenumhüllten Frau und dem großen Drachen, die im Mittelalter auf Maria als Gottesgebärerin bezogen wurde.“ [Bumke,Joachim: S. 52] spiegelt sich auch im Parzival Text wieder, wenn Herzeloyde rechtfertigt, warum sie ihren Sohn selbst stillt und dies nicht einer Amme überlässt: „Die höchste Königin selber bot Jêsus ihre Brust“ (113,18 f.).


Auswirkungen des Traumes auf Herzeloydes und Parzivals Leben

Sie träumt, dass der Drachen „ihr den Bauch zerreißt“ (Bumke, S.52), als sie ihn gebiert. Parallelen zu ihrem Leben lassen sich insofern herstellen, als dass sie bei der Geburt ihres Sohnes beinahe stirbt (112,6 f.).

Der Traum ist in vielerlei Hinsicht vorausblickend. Einerseits in die nahe Zukunft, als sie Parzival gebiert und dabei beinahe stirbt und als sie Parzival an ihrer Brust trinken lässt. Andererseits gibt der Traum auch einen Ausblick auf die fernere Zukunft, wenn Herzeloyde ihr Kind in Soltane aufzieht und Parzival eines Tages fortgeht und sie vor Kummer stirbt, aber auch, dass Parzival ein großer Herrscher werden wird, nämlich Gralskönig.


Herzeloydes Leid

Die Nachricht von Gahmurets Tod erreicht Herzeloyde nach ihrem Alptraum. Sie trauert so schrecklich um ihren Mann, dass sie in Ohnmacht fällt. Erst ein alter Mann kommt ihr mit Wasser zu Hilfe, während alle anderen sie liegen lassen. (109,3 ff.) Sie bittet Gott um Hilfe, dass sie nicht „stumpf und fühllos“ werde. Sie vergleicht dies sogar mit dem zweiten Tod Gahmurets, weil sie schließlich das Kind ihres verstorbenen Mannes in sich trägt. (110,17) Zu Herzeloydes Leid können auch die zwei Wochen zählen, in denen sie in den Wehen lag. Auch die Geburt geht nicht ohne Probleme über die Bühne. Ihr Sohn „[hatte] so starke Glieder“ (112,6), dass sie bei der Geburt fast gestorben wäre.


Auswirkungen Herzeloydes Kummers auf ihr Verhalten

Bei Gahmurets Beerdigung fragt sie nach dem Hemd, das er anhatte als er ums Leben kam. Sie möchte den Blutbefleckten „Fetzen“ überziehen, so wie sie es immer getan hat, wenn er von Turnieren heimkehrte. Dies wird von den Anwesenden als unangemessen empfunden und ihr wird das Hemd weggenommen. (Vlg. die Kuriosität, dass Gahmuret immer ein Hemd von Herzeloyde über der Rüstung trug, welches sie bei seiner Rückker überzog und auf „bloßer Haut“ trug.)

Wenn man so möchte hat Gott ihr Gebet, nicht „stumpf und fühllos“(110,17) zu werden erhört. Denn die Liebe zu ihrem Sohn, den Gahmuret ihr noch schenkte, lässt sie vergessen, welchen Stand sie in der Gesellschaft hat und welche Regeln dort gelten. Nachdem Herzeloyde bei der Geburt ihres prächtigen Sohnes beinahe gestorben wäre, entschließt sie sich, ihrem Kind selbst die Brust zu geben und dies nicht einer Amme zu überlassen. Dies rechtfertigt sie mit der Begründung, dass schließlich Maria, die Mutter von Jesus, ebenfalls selbst gestillt hat. „Die höchste Königin selber bot Jêsus ihre Brust“ (113,18 f.). Dass sie sich selbst mit der Gottesmutter gleichsetzt, greift der Erzähler zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf, an dem sie als besonders (gottes)treu und demütig gilt, weil sie sich in die Einsamkeit von Soltane zurückzieht und das höfische Leben hinter sich lässt. („Der Erzähler interpretiert ihr Verhalten nach Gahmurets Tod als Ausdruck einer Gesinnung, in der sich Herzeloydes Frömmigkeit und Tugendhaftigkeit offenbaren.“ Bumke, S.52) Hierbei kommt allerdings die „bittere“ Frage auf, wie viel das mit triuwe und Demut zu tun hat oder ob hier nicht Egoismus die Überhand nimmt. Denn noch einmal möchte sie so einen Schmerz, wie bei dem Tod ihres Ehemannes, nicht erfahren.

Fazit

Mit dem Traum beginnt der Rahmen um Herzeloydes Leid und er schließt sich, als Parzival seine Mutter verlässt und sie durch den unerträglichen Kummer stirbt. Schon durch den Traum und die Geburt Parzivals wird der Grundstein gelegt, dass Parzival ein großer Herrscher werden kann bzw. auch wird. Es ist wie ein kleiner Ausblick auf das Ende, das man dadurch erahnen kann.


Quellenverzeichnis

<HarvardReferences /> [*Bumke 2004] ^ Bumke, Joachim: Wolfram von Eschenbach. Achte Auflage. Stuttgart, Weimar 2004.