Motivation im Parzival: Unterschied zwischen den Versionen

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[* Martinez 2000] Martinez, Matias: Motivierung, in: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft (=Bd.2), Berlin/New York 2000, Sp.643-646.
[* Martinez 2000] Martinez, Matias: Motivierung, in: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft (=Bd.2), Berlin/New York 2000, Sp.643-646.
 
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[*Schuhmann 2008] Schuhmann, Martin: Reden und Erzählen. Figurenrede in Wolframs Parzival und Titurel. Heidelberg 2008.
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Version vom 25. Juni 2015, 11:15 Uhr

Die Handlung in Wolfram von Eschenbachs Parzival endet darin, dass Feirefiz getauft wird und er Repanse de Schoye heiratet (811ff.), Anfortas erlöst wird (795,29) uvm.[1] Die Frage die hier behandelt wird, ist, wie es soweit kommt bzw. wie die Handlung bis zu diesem Ende der Handlung vorangetrieben wird. In der Literaturwissenschaft gibt es für diesen Aspekt der Textanalyse - die Motivation - verschiedene Modelle.[2] Im Folgenden soll sich jedoch auf die Arbeiten von Martinez bezogen werden.

Motivation nach Martinez

Laut Matias Martinez folgen in den meisten Erzählungen die einzelnen Ereignisse nicht einfach nur chronologisch aufeinander, sondern einem Prinzip, welches durch bestimmte Regeln und Gesetzte festgelegt sei. Martinez spricht dabei von Motivierung als "Ursache oder Begründung für das einem narrativen (dramatischen oder im engeren Sinne erzählenden) Text dargestellte Geschehen."[ Martinez 2000: 643 ] Hinsichtlich der Funktion dieses narrativen Konzepts verweist er auf die Erzeugung von Kohärenz der Handlung. Die finale und kausale Motivierung werden von Martinez zudem in der erzählten Welt selbst angesiedelt und bilden einen Teil dieser. Seinen Annahmen legt er die Arbeiten von Clemens Lugowski zu Grunde, der in "Motvation von vorne" und "Motivation von hinten" unterscheidet. Martinez ordnet der letzteren Kategorie sowohl die finale als auch die kompositorische Motivation zu. Zudem stellt er fest, dass sich die verschiedenen Motivationsarten nicht unbedingt ausschließen müssen, sondern in vormodernen Texten die finale Motivation meist die kausale Motivation dominiert.[Harms 2013: vgl. 50f.]

Kausale Motivierung

Kausale Motivation wird häufig auch als "Motivation von vorne bezeichnet". Der Grund hierfür liegt darin, dass die Motivation in diesem Fall wie eine Ursache-Wirkungskette funktioniert, d.h. ein Ereignis stellt das Ergebnis einer solchen dar. Eine derartige Motivation können "psychologische Beweggründe der Protagonisten für ihre Handlungen, auch auch nicht-intentionale Ursachen wie Zufälle, Naturereignisse oder Gemengenlagen von Handlungen" sein.[ Martinez 2000: 643 ]

Finale Motivierung

Von einer finalen Motivation wird gesprochen, wenn das Geschehen durch eine allmächtige und übergeordnete Macht gelenkt wird, die die Handlungen determiniert. Die Protagonisten besitzen keine Möglichkeit selbst auf die Entwicklung einzuwirken, sondern folgen nur dem übergeordnetem Plan. Insgesamt ist der Handlungsverlauf vom Ende her bestimmt und ergebnisorientiert ausgerichtet. [ Martinez 2000: 643 ] Ein Beispiel für eine finale Motivation ist in Vergils Aeneis zu finden, deren Handlung von dem Schicksal (fortuna) vorangetrieben wird.

Kompositorische Motivierung

Die kompositorische Motivation nach Martinez ist auf einzelne Motive, Handlungen oder Ereignisse gerichtet, die eine funktionale Stellung in der Gesamtkomposition einnehmen. [ Martinez 2000: 644 ] Dies kann man sich wie folgt vorstellen: Beispielsweise wird zu Beginn einer Erzählung ein Schwert erwähnt. So muss am Ende der Handlung das Schwert die Rettung für den Helden darstellen, auch wenn es während der Zwischenhandlung nicht einmal erwähnt wird.

Motivation im Parzival

Nun wird analysiert, welche der genannten Formen von Motivation im Wolframs Roman vorkommen. Dabei wird zugunsten einer genauen und exemplarischen Analyse einzelner Textabschnitte, auf eine ganzheitliche Untersuchung verzichtet.

Parzival als Gralskönig

Cundrie, die Gralsbotin, spricht kurz vor ihrer Rede über die Erwählung davon, dass sich Parzival die Berufung erstriten (782, 29) habe. In ihrer Rede wird jedoch deutlich, dass sie die Berufung zum Gralskönig eng an die Gnade Gottes knüpft. [Schuhmann 2008: 151] Es scheint, als ob an dieser Stelle finale und kausale Motivation aufeinandertreffen, weshalb die Frage, wie Parzivals Berufung zum Gralskönig hier und an anderen Stellen motiviert ist, besonders interessant.

Fazit

Literaturverzeichnis

<HarvardReferences /> [*Harms 2013] Harms, Björn Michael: Narrative >Motivation von unten<. Zur Versionenkonstitution von >Virginal< und >Laurin<, Berlin/Boston 2013. <HarvardReferences /> [* Martinez 2000] Martinez, Matias: Motivierung, in: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft (=Bd.2), Berlin/New York 2000, Sp.643-646. <HarvardReferences /> [*Schuhmann 2008] Schuhmann, Martin: Reden und Erzählen. Figurenrede in Wolframs Parzival und Titurel. Heidelberg 2008.

  1. Im Folgenden immer zitiert aus: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.
  2. s. Schulz, Armin: Erzähltheorie in mediävistischer Perspektive, Berlin/New York 2012, S.322f.; Martinez, Matias: Motivierung, in: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft (=Bd.2), Berlin/New York 2000, Sp.643-646.