Übersetzung "Goldemar" (Albrecht von Kemenaten, Goldemar): Unterschied zwischen den Versionen
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| 3 || Her Dieterich von Berne reit:<br />die rehten strâze er dicke vermeit.<br />dô kêrte er gên der wilde.<br />man seit von sîner degenheit,<br /><sup>5</sup>waz er nôt in strîten leit<br />ze walde und ûf gevilde.<br />wir hœren wunder von im sagen,<br />daz er sô vil gevæhte<br />(mänic wart von im erslagen)<br /><sup>10</sup>und och gên Berne bræhte<br />beidiu gevangen und verwunt,<br />die er mit degenheit betwanc.<br />ime was ze strîte kunt.|| Herr Dieterich von Berne ritt: <br/>Den rechten Pfad er oft vermied.<br />Da zog er in die Wilde.<br />Man sagt von seiner Tapferkeit, <br />welch' Not er in Kämpfen (er)litt<br />zu Walde und im Gefilde.<br>Wir hören Wunder von ihm sagen,<br />dass er soviel fechte (~kämpfe)<br />(viele wurden von ihm erschlagen)<br />und auch nach Bern brächte,<br />alle gefangen und verwund',<br />die er mit Tapferkeit bezwang.<br />Ihm war zu kämpfen kund. (~er war im Kampf erfahren) | | 3 || Her Dieterich von Berne reit:<br />die rehten strâze er dicke vermeit.<br />dô kêrte er gên der wilde.<br />man seit von sîner degenheit,<br /><sup>5</sup>waz er nôt in strîten leit<br />ze walde und ûf gevilde.<br />wir hœren wunder von im sagen,<br />daz er sô vil gevæhte<br />(mänic wart von im erslagen)<br /><sup>10</sup>und och gên Berne bræhte<br />beidiu gevangen und verwunt,<br />die er mit degenheit betwanc.<br />ime was ze strîte kunt.|| Herr Dieterich von Berne ritt: <br/>Den rechten Pfad er oft vermied.<br />Da zog er in die Wilde.<br />Man sagt von seiner Tapferkeit, <br />welch' Not er in Kämpfen (er)litt<br />zu Walde und im Gefilde.<br>Wir hören Wunder von ihm sagen,<br />dass er soviel fechte (~kämpfe)<br />(viele wurden von ihm erschlagen)<br />und auch nach Bern brächte,<br />alle gefangen und verwund',<br />die er mit Tapferkeit bezwang.<br />Ihm war zu kämpfen kund. (~er war im Kampf erfahren) | ||
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| 4 || Dô wart dem tugenthaften man<br />von grôzen risen kunt getân.<br />die wæren in dem walde:<br />dâ vunde man si zaller stunt.<br /><sup>5</sup>daz birge heizet Trûtmunt.<br />dar gâhte der degen balde.<br />er sprach, er wolte gerne sehen<br />die risen ungefüege.<br />swaz kumbers im dâ möhte beschehen,<br /><sup>10</sup>dô iegelîcher trüege<br />ein stange grôz und dar zuo lanc,<br />diu wunder wolte er gerne spehen.<br />sîn manheit in dar zuo betwanc. || Da wurde dem tugenthaften Mann<br />von großen Riesen kund getan.<br />Die wären in dem Walde:<br/>Dort fünde man sie zu jeder Stund'.<br />Das Gebirge heiße Dortmund | | 4 || Dô wart dem tugenthaften man<br />von grôzen risen kunt getân.<br />die wæren in dem walde:<br />dâ vunde man si zaller stunt.<br /><sup>5</sup>daz birge heizet Trûtmunt.<br />dar gâhte der degen balde.<br />er sprach, er wolte gerne sehen<br />die risen ungefüege.<br />swaz kumbers im dâ möhte beschehen,<br /><sup>10</sup>dô iegelîcher trüege<br />ein stange grôz und dar zuo lanc,<br />diu wunder wolte er gerne spehen.<br />sîn manheit in dar zuo betwanc. || Da wurde dem tugenthaften Mann<br />von großen Riesen kund getan.<br />Die wären in dem Walde:<br/>Dort fünde man sie zu jeder Stund'.<br />Das Gebirge heiße Dortmund<ref>These Goedekes, zu der in der Forschung keine Gegenpositionen bestehen. Alle aufgezeichneten Namensvarianten der Stadt Dortmund sind bezeugt sowie das Grundwort -mund als "Berg" identifiziert bei: <br/><small>Udolph, Jürgen: Dortmund. Neues zu einem alten Namen, Essen 2010. (Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark, Sonderdruck aus Band 100/101</small><br />dahin eilte der Krieger bald.<br />Er sprach, er wollte gerne sehen,<br />die ungestümen Riesen.<br />Welch' Kummer ihm da könnte geschehen,<br />da jeglicher (mit sich) führe<br />eine große Stange und dazu lang,<br/>die Wunder wollte er gern erspähen.<br />Seine Männlichkeit ihn dazu zwang. | ||
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| 5 || Im walde vant er einen berc,<br />den hâten gar wildiu getwerc<br />erbûwen und besezzen.<br />bî dien er eine magt ersach.<br /><sup>5</sup>daz im sîn herze des verjach,<br />dem edlen helde vermezzen,<br />ern sæh nie wîp sô wol getân.<br />des vröute sich der guote.<br />man wolte in sî niht sehen lân:<br /><sup>10</sup>sî was in grôzer huote.<br />die stige vertrâten im getwerc.<br />die schœnen vrouwen wol getân<br />vuorten sî mit in in den berc.|| Im Walde fand er einen Berg,<br />den hatten ganz wilde Zwerg'<br />bewohnt und besessen.<br />Bei diesen er eine Frau ersah,<br /> dass ihm das Herz daran erlag,<br />dem edlen kühnen Helde',<br />er sah nie eine Frau so schöner Gestalt. <br />Dessen freute sich der Gute (~Ehrenhafte).<br /> Man wollte ihn sie nicht sehen lassen:<br />Sie war in starker Obhute. (~Bewachung) <br />Die Stufen verstellten ihm (die) Zwerg'.<br />Die schönen Frauen wohlgetan<br />führten sie mit sich in den Berg. | | 5 || Im walde vant er einen berc,<br />den hâten gar wildiu getwerc<br />erbûwen und besezzen.<br />bî dien er eine magt ersach.<br /><sup>5</sup>daz im sîn herze des verjach,<br />dem edlen helde vermezzen,<br />ern sæh nie wîp sô wol getân.<br />des vröute sich der guote.<br />man wolte in sî niht sehen lân:<br /><sup>10</sup>sî was in grôzer huote.<br />die stige vertrâten im getwerc.<br />die schœnen vrouwen wol getân<br />vuorten sî mit in in den berc.|| Im Walde fand er einen Berg,<br />den hatten ganz wilde Zwerg'<br />bewohnt und besessen.<br />Bei diesen er eine Frau ersah,<br /> dass ihm das Herz daran erlag,<br />dem edlen kühnen Helde',<br />er sah nie eine Frau so schöner Gestalt. <br />Dessen freute sich der Gute (~Ehrenhafte).<br /> Man wollte ihn sie nicht sehen lassen:<br />Sie war in starker Obhute. (~Bewachung) <br />Die Stufen verstellten ihm (die) Zwerg'.<br />Die schönen Frauen wohlgetan<br />führten sie mit sich in den Berg. |
Version vom 10. Juni 2016, 08:57 Uhr
Der folgende Artikel übersetzt das Fragment des aventîurehaften Heldenzeitliedes[1] Goldemar Albrechts von Kemenaten ins Neuhochdeutsche sowie Auszüge zweier Textzeugen derselben Sage.
Goldemar - Textausgabe im Bernerton und Übersetzung
Die mittelhochdeutsche Textausgabe zzgl. Strophenzählung entspricht der von Julius Zupitza.[Zupitza 1870]:202-204
Strophe | Textausgabe nach Julius Zupitza im standardisierten Mittelhochdeutsch |
Übersetzung durch Fridurich von Drusomagus ins Neuhochdeutsche | ||||||
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1 | Wir hân von helden vil vernomen, dieze grôzen striten sint bekomen bi hern Dietrichs ziten. si begiengen degenheit genuoc, 5dô einer ie den andern sluoc. si wolten niender riten, si wærn ze strîten wol bereit, ir schilte, ir helmen veste. mänic kumber do erleit. 10man sprach, er tæte dez beste, der mängen âne schulde ersluoc. dâ von ir lop gepriset wart, sô man die tôten von in truoc. |
Wir haben von Helden viel vernommen, die zu großen Kämpfen sind gekommen, zu Herrn Dietrichs Zeiten. Sie begingen Tapferkeit genug, wenn einer je den anderen schlug. Sie wollten niemals (fort)reiten, sie wären zu Kämpfen stets bereit, ihre Schilde, ihre Helmen feste. Viel Not da geschah. Man sprach, er täte das Beste, der Viele schuldlos erschlug. Dadurch ihr Lob gepriesen ward (~wurde), so man die Toten von ihnen trug. | ||||||
2 | Nu merkt, ir herren, daz ist reht: von Kemenâten Albreht der tihte* ditze mære, wie daz der Berner vil guot 5nie gwan gên vrouwen hôhen muot. wan seit uns daz er wære gên vrouwen niht ein hovelîch man (sin muot stuont im ze strîte), unz er ein vrouwen wol getân 10gesach bî einen zîten: diu was ein hôchgeloptiu meit, diu den Berner dô betwanc, als uns diu âventiure seit. |
Nun merkt (Euch), ihr Herren, das ist recht: von Kemenaten, Albrecht, der dichtete* diese Märe, (~ Erzählung) wie der Berner durchweg gut nie gewann der Frauen hohe Gunst. Man sagte uns, dass er wäre, zu Frauen nie ein höfischer Mann, (sein Gemüt stand ihm zu Kampfe) bis er eine Frau wohlgetan (~schöner Gestalt) erblickte zu einer Zeit: Die war eine hochgelobte Maid, die den Berner da bezwang, wie uns die Aventiure sagt. *alternative Übersetzung: schrieb oder sang. Im Argot der Dietrichepik erscheint "dichten" zutreffend (vgl. DF). | ||||||
3 | Her Dieterich von Berne reit: die rehten strâze er dicke vermeit. dô kêrte er gên der wilde. man seit von sîner degenheit, 5waz er nôt in strîten leit ze walde und ûf gevilde. wir hœren wunder von im sagen, daz er sô vil gevæhte (mänic wart von im erslagen) 10und och gên Berne bræhte beidiu gevangen und verwunt, die er mit degenheit betwanc. ime was ze strîte kunt. |
Herr Dieterich von Berne ritt: Den rechten Pfad er oft vermied. Da zog er in die Wilde. Man sagt von seiner Tapferkeit, welch' Not er in Kämpfen (er)litt zu Walde und im Gefilde. Wir hören Wunder von ihm sagen, dass er soviel fechte (~kämpfe) (viele wurden von ihm erschlagen) und auch nach Bern brächte, alle gefangen und verwund', die er mit Tapferkeit bezwang. Ihm war zu kämpfen kund. (~er war im Kampf erfahren) | ||||||
4 | Dô wart dem tugenthaften man von grôzen risen kunt getân. die wæren in dem walde: dâ vunde man si zaller stunt. 5daz birge heizet Trûtmunt. dar gâhte der degen balde. er sprach, er wolte gerne sehen die risen ungefüege. swaz kumbers im dâ möhte beschehen, 10dô iegelîcher trüege ein stange grôz und dar zuo lanc, diu wunder wolte er gerne spehen. sîn manheit in dar zuo betwanc. |
Da wurde dem tugenthaften Mann von großen Riesen kund getan. Die wären in dem Walde: Dort fünde man sie zu jeder Stund'. Das Gebirge heiße DortmundReferenzfehler: Für ein <ref> -Tag fehlt ein schließendes </ref> -Tag. aus dem "Hürnen Seyfrît", Ulsenbrand aus der "Virginal" schließlich hin zu Goldemar und seinen Riesen. Der Versabschnitt ist für diesen Artikel insbesondere von Bedeutung, da er ein sehr wahrscheinliches Szenario innerhalb der Handlung eines vollständigen Goldemars bezeugt: Wir erfahren nun, dass es zum Kampf zwischen den Wulfingern und Goldemars Riesen kommen wird, Goldemar aber vermeintlich erfolgreich Widerstand leisten kann. Die Textausgabe entspricht der von Karl Bartsch. [Bartsch 1871]
Goldemar außerhalb der DietrichepikDie Sagenfigur des Zwergenkönigs Goldemar scheint nicht, oder zumindest nicht allein in der Dietrichepik beheimatet. So findet sich eine alternative Erzählung mit einem Hausgeist bzw. Kobold namens "Goldemer" innerhalb des bedeutsamen Geschichtswerkes "Cosmidromius" des Kirchenreformes Gobelinus Person, auf das in einem geplanten, gesonderten Artikel zur literarischen Figur Goldemar näher eingegangen werden soll. Über den Verfasser Albrecht von KemenatenEs finden sich keine eindeutig zuordbaren historiographischen/chronikalen Zeugnisse über den Schreiber. Außerhalb des Werkes selbst existieren nur zwei Quellen ein- und desselben Verfassers, die einen Albrecht von Kemenaten als Dichter benennen: Ein Lob des Epikers Rudolf von Ems innerhalb seiner "Verfasserkataloge" in den Prologen von "Alexander"[2] und "Wilehalm von Orlens".[3] Damit existiert im Vergleich zu "Heinrich dem Vogelær", der benannten Erzähl- bzw. Vermittlerinstanz in Dietrichs Flucht zumindest 1 Sekundärquelle, weshalb der gegenwärtige Konsens in der Forschung (noch) nicht wie im genannten Fall von einer rein fiktiven Erzählinstanz ausgeht, gleichwohl keinerlei neue Erkenntnisse aufgrund der mangelnden Quellenlage in Aussicht stehen. Schneider geht bei Albrecht von Kemenaten dennoch von einer späten Autorfiktion innerhalb der Überlieferung der Sage aus.[Schneider 1962]:269 Die ältere Forschung (so auch Zupitza [Zupitza 1870]:46) sah aufgrund des Bernertons, aus formalen und stilistischen Gründen Albrecht von Kemenaten auch als Verfasser des "Eckenliedes", "Sigenots" und der "Virginal" an, diese These gilt aber inzwischen als überholt.[De Boor 1997]:142 De Boor wiederum erwog Albrecht als Urheber des Bernertons [De Boor 1961]:20, Heinzle [Heinzle 1999]:103 argumentiert dagegen, dass es sich beim Bernerton mit Kreuzreim, wie er im Goldemar Anwendung findet, um die jüngere Ausprägung desselben handelt. Der Name "Kemenaten" hat im 13. Jahrhundert weite Verbreitung als Orts- und Familienname. Schröder [Schröder 1930]:233 verwies auf das schwäbische Ministerialiengeschlecht von Kemenaten bei Großbeuren mit seinem bedeutsamsten Vertreter Volkmar dem Weisen, Zingerle [Zingerle 1856]:295 zu seiner Zeit auf einen Anfang des 13. Jahrhunderts bezeugten "Albertus de Chemenaten" eines Südtiroler Ministerialiengeschlechts.[4] Einzelnachweise
Literatur<harvardreferences /> Primärtexte[*Zupitza 1870] Dietrichs Abenteuer von Albrecht von Kemenaten nebst den Bruchstücken von Dietrich und Wenezlan, hg. von Julius Zuitza, Berlin 1870. (Deutsches Heldenbuch, Fünfter Teil) [*Von Der Hagen 1855] Heldenbuch. Altdeutsche Heldenlieder aus dem Sagenkreis Dietrich von Bern und der Nibelungen, hg. von Friedrich Heinrich von der Hagen, Leipzig 1855. [*Bartsch 1871] Reinfried von Braunschweig, hg. von Karl Bartsch, Tübingen 1871. Sekundärliteratur[*De Boor 1961] De Boor, Helmut: Albrecht von Kemnaten, in: Unterscheidung und Bewahrung. Festschrift für Herman Kunisch, Berlin 1961, S. 20-30. [*De Boor 1997] De Boor, Helmut: Die deutsche Literatur im späten Mittelalter. Erster Teil 1250-1350, neubearbeitet von Johannes Janota, München 1997. [*Gillespie 1973] Gillespie, George T.: A Catalogue of Persons named in German Heroic Literature, Oxford 1973. [*Heinzle 1999] Heinzle, Joachim: Einführung in die mittelhochdeutsche Dietrichepik, Berlin/New York 1999, S. 103-105. [*Schneider 1962] Schneider, Hermann: Germanische Heldensage. Deutsche Heldensage Band I. 2. unveränderte Auflage mit einem Nachwort und Ergänzung von Ruth Wischnewski, Berlin 1962. (Grundriss der Germanischen Philologie,10,1) [*Schröder 1930] Schröder, Edward: Rudolf von Ems u. sein Litteraturkreis, in: ZdfA 67 (1930), S. 209-251. [*Zingerle 1856] Zingerle, Ignaz Vinzenz: Albrecht von Kemenaten, in: Germania I (1856), S. 295-296. Artikel zur Dietrichepik
Inhaltsangaben u. Übersetzungen: Aventiurehafte Dietrichepik |