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| Heid, anger, walt in fröuden stât; || | | Heid, anger, walt in fröuden stât; || Heide, Wiese, steht in Freuden; | ||
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| diu hânt sich bereitet mit ir besten wât, || | | diu hânt sich bereitet mit ir besten wât, || sie haben sich mit ihrem schönsten Kleid geschmückt, | ||
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| die in der meie hât gesant. || | | die in der meie hât gesant. || das ihnen der Mai gegeben hat. | ||
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| sî wir alle || | | sî wir alle || Sieh wir alle | ||
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|frô schalle!|| | | frô schalle!|| jubeln glücklich mit Freude! | ||
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| sumer ist komen in diu lant. || | | sumer ist komen in diu lant. || Der Sommer ist ins Land gekommen. | ||
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| Wol ûz der stuben, ir stolzen kint, || | | Wol ûz der stuben, ir stolzen kint, || Wohl aus der Stube, ihr prächtigen Kinder, | ||
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| lât iuch ûf der strâze sehen! Hin ist der scherfe wint || | | lât iuch ûf der strâze sehen! Hin ist der scherfe wint || lasst euch auf der Straße sehen! Der scharfe Wind ist vorbei | ||
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| unde ouch der vil kalte snê. || | | unde ouch der vil kalte snê. || und auch der sehr kalte Schnee. | ||
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| hebt iuch balde || | | hebt iuch balde || Macht euch schnell | ||
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| zuo dem walde! || | | zuo dem walde! || zum Wald auf! | ||
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| vogelîn singent, den was wê. || | | vogelîn singent, den was wê. || Die Vöglein singen, sie hatten gelitten. | ||
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|Diu sint ergetzet leides gar. || | |Diu sint ergetzet leides gar. ||Die wurden gänzlich für das Leid entschädigt. | ||
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| ir sult mirz gelouben! nemt sîn selbe war, || | | ir sult mirz gelouben! nemt sîn selbe war, || Ihr sollt es mir glauben! Nehmt es selbst wahr, | ||
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|waz der sumer erzeiget hât! || | |waz der sumer erzeiget hât! || was der Sommer offenbart hat! | ||
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|er will rîchen || | |er will rîchen || Er wird | ||
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|sicherlîchen || | |sicherlîchen || sicherlich | ||
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| manegem boum mit loubes wât. || | | manegem boum mit loubes wât. || manchen Baum mit einem Laubkleid schmücken. | ||
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| Die nû vor grôzer huote megen, || | | <br/ > | ||
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| Die nû vor grôzer huote megen, || Die, die schon vorher große Fürsorge haben wollen, | |||
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| die suln balde ir bestez vîrtacgwant an legen || | | die suln balde ir bestez vîrtacgwant an legen || die sollen bald ihr bestes Festtagsgewand anziehen, | ||
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| lâzen sich dar inne ersehen! || | | lâzen sich dar inne ersehen! || und sich darin erblicken lassen! | ||
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| wir suln schouwen || | | wir suln schouwen || Wir sollen | ||
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| vor den ouwen || | | vor den ouwen || vor zu den Feldern schauen | ||
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| maneger hande bloumen brehen, || | | maneger hande bloumen brehen, || wie manche Hände Blumen pflücken. | ||
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|Swie Riuwental mîn eigen sî, || | |Swie Riuwental mîn eigen sî, || Auch wenn das Jammertal mir gehört, | ||
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|ich bin disen sumer aller sorgen frî, || | |ich bin disen sumer aller sorgen frî, || bin ich diesen Sommer von allen Sorgen befreit, | ||
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|sît der winter ist dâ hin. || | |sît der winter ist dâ hin. || seit der Winter vorbei ist. | ||
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|ich will lêren || | |ich will lêren || Ich will | ||
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|die jungen êren || | |die jungen êren || den Jungen dieselbe Freude bereiten: | ||
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|freude: dar nâch stêt mîn sin. || | |freude: dar nâch stêt mîn sin. || Danach trachtet mein Sinn. | ||
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Version vom 16. November 2020, 11:11 Uhr
Übersetzung Winterlied 10
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
|---|---|
| I | |
| Dô der liebe summer | Weil der liebe Sommer |
| ureloup genam, | Abschied genommen hatte, |
| dô muose man der tänze | musste man auf die Tänze |
| ûfm anger gar verphlegen. | auf der Wiese gänzlich verzichten. |
| des gewan sît kummer | Das bereitete seitdem |
| der herre Gunderam: | Herr Gunderam Kummer: |
| der muose ouch sîn gestränze | Er musste auch seine Angeberei |
| dô lazen under wegen. | unterwegs aufgeben. |
| der ist bickelmeister disen winder: | Er ist diesen Winter Aufseher beim Würfelspiel: |
| oeder gouch ist in dem lande ninder, | nirgendwo in diesem Land gibt es einen törichteren Dummkopf. |
| sîn rûmegazze kaphet zallen zîten wol hin hinder. | Sein Gassenräumer schaut wohl immer zu seinem Hintern. |
| II | |
| Waz er an den meiden | Was er an den Mädchen |
| wunders dâ begât, | da für Wundertaten tat, |
| ê daz mîn vrouwe Schelle | Noch bevor die Glocken meiner Frau |
| volende ir gebot! | ihren Dienst vollenden würden! |
| erst vil unbescheiden, | Er ist sehr rücksichtslos, |
| wan swelhe er bestât, | denn welche er auch immer belagert, |
| diu wirt von slegen helle | sie wird bleich wegen der Schläge |
| und mîdende den spot; | und von dem Spott zieht sie sich zurück; |
| dâ von lâzen alle ir smutzemunden, | Aus diesem Grund sollen alle mit dem Schmunzeln aufhören, |
| des die jungen niht verheln enkunden! | das die Jungen nicht verbergen können! |
| des hât ir hant von solher meisterschefte dicke enphunden. | Daher hat ihre Hand unter solcher Überlegenheit schon häufig gelitten. |
| III. | |
| Immer, sô man vîret, | Immer wenn man feiert, |
| sô hebent sî sich dar | begeben sie sich dorthin |
| mit einer samenunge, | mit einem Gefolge, |
| den ich wol schaden gan. | dem ich wohl gerne schaden werde. |
| Werenbreht der lîret, | Werenbrecht spielt auf der Leier |
| sô sumbert Sigemâr. | und Sigmar trommelt. |
| daz in dâ misselunge, | Dass ihm das misslingt, |
| daz laege et eben an! | das wäre nur gut! |
| daz sich doch vil lîhte mac verrîden: | was doch sehr leicht umkippen kann: |
| wellents ir getelse niht vermîden, | wenn sie ihre Zügellosigkeit nicht unterlassen, |
| sich mugen zwêne an mîner weibelruoten wol versnîden. | können sich zwei an meinem Gerichtsstab wohl verletzen. |
| IV. | |
| Koeme ich zeinem tanze, | Käme ich zu einem Tanz, |
| dâs alle giengen bî, | wo alle hingingen, |
| dâ wurde ein spil von hende | dann würde es ein Spiel mit Händen |
| mit beiden ekken zuo. | und beiden Schwertern geben. |
| lîhte geviele ein schanze, | Leicht ergäbe sich der Zufall, |
| daz vor mir laegen drî. | dass vor mir drei daniederliegen. |
| ich hielte ez âne wende, | Ich hielt es für sicher, |
| verbüte ez einer vruo. | auch wenn es einer früh verhindern würde |
| sige und saelde hulfen mir gewinnen, | Sieg und Glück würden mir gewinnen helfen, |
| daz si halbe müesen dan entrinnen. | sodass sie fast davonkommen müssen. |
| nu ziehen ûf und lâzen in ir gogelheit zerinnen! | Nun macht euch auf und die Ausgelassenheit soll zerinnen! |
| V. | |
| Sîne weidegenge | Seine Jagdausflüge, |
| die verewent mich grâ, | lassen mich grau werden, |
| swenn er verwendeclîchen | wann auch immer er hochmütig |
| vür mîne vrouwen gât. | vor meiner Dame geht. |
| trîbet erz die lenge, | Betreibt er es auf Dauer, |
| bestât er danne dâ, | bleibt er dann dort, |
| man hilft im ûz der kîchen, | hilft man ihm aus seinem Keuchen, |
| daz er vil riuwic stât. | dass er sehr leidvoll dasteht. |
| er und etelîcher sîn geselle, | Ihn und seine Gesellen, |
| den ich tanzent an ir hant ersnelle, | die ich tanzend an ihrer Hand erwische, |
| des sî gewis, ich slahe in, daz sîn offen stât ein elle! | das sei gewiss, die schlage ich, dass ihre Elle heraustritt! |
| VI. | |
| Im hilft niht sîn treie | Weder sein Wams hilft ihm |
| noch sîn hiubelhuot; | noch seine Haube; |
| ez wirt im in getrenket: | man wird sich an ihm rächen: |
| er zuhte ir einen bal. | Er entriss ihr einen Ball. |
| erst ein toerscher leie; | Er ist ein dummer Laie; |
| sîn tumbelîcher muot | sein törichter Mut |
| der wirt im dâ bekrenket. | wird ihn dabei verletzen. |
| wil er vür Riuwental | Will er beim Jammertal |
| hin und her sô vil gewentschelieren, | so sehr hin und her gehen, |
| er wirt wol zezeiset under vieren. | er wird wohl von Vieren zerzaust, |
| her Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? | Herr Werenbrecht, was kann ich dafür, wird ihn das zu Fall bringen? |
| VIa | |
| Die wîl ich die klingen | Die Schwerter will ich |
| um mîne sîten trage, | an meinen Seiten tragen, |
| sô darf mir durch mîn sumber | so kann mir niemand |
| niemen stechen nieht. | durch mein Geflecht stechen. |
| er mouz vil wîte springen: | Er muss sehr weit springen: |
| begrîfe ichn mit dem slage, | ich erwische ihn mit dem Schlag, |
| ich slahe in, daz er tumber | ich schlage ihn, dass er |
| schouwet nimmer lieht. | kein Licht mehr sieht. |
| ich hilf im des lîbes in den aschen | Ich bringe seinen Körper in den Schmutz |
| und slah im mit willen eine vlaschen, | und gebe ihm mit Absicht einen Hieb, |
| daz im die hunt daz hirne ab der erde müezen naschen. | dass ihm die Hunde das Gehirn von der Erde lecken können. |
| VIb | |
| Her Nîthart hât gesungen, | Herr Neidhart hat gesungen, |
| az ich in hazzen wil | dass ich ihn hassen werde |
| durch mînes neven willen, | meinem Verwandten zuliebe, |
| des neven er beschallt. | dessen Verwandten er beschuldigt hatte. |
| lieze ers unbetwungen! | Es ließ ihn unbekümmert! |
| es ist im gar ze vil. | Es ist ihm gar zu viel. |
| enpflæge er sîner grillen | Wenn er seine Grillen kultivieren würde, |
| und het ouch der gewalt! | hätte er auch Gewalt! |
| ez ist ein schelten, daz mich freuden letzet. | Es ist eine Beleidigung, die mich der Freude beraubt. |
| wirt diu weibelroute mir gewetzet, | Wird für mich das Gerichtsschwert gewetzt, |
| ich trenne in ûf, daz man wol einen sezzel in in setzet. | schneide ich ihn auf, sodass man wohl einen Sessel in ihn stellen könnte. |
Übersetzung Sommerlied 4
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
|---|---|
| Heid, anger, walt in fröuden stât; | Heide, Wiese, steht in Freuden; |
| diu hânt sich bereitet mit ir besten wât, | sie haben sich mit ihrem schönsten Kleid geschmückt, |
| die in der meie hât gesant. | das ihnen der Mai gegeben hat. |
| sî wir alle | Sieh wir alle |
| frô schalle! | jubeln glücklich mit Freude! |
| sumer ist komen in diu lant. | Der Sommer ist ins Land gekommen. |
| Wol ûz der stuben, ir stolzen kint, | Wohl aus der Stube, ihr prächtigen Kinder, |
| lât iuch ûf der strâze sehen! Hin ist der scherfe wint | lasst euch auf der Straße sehen! Der scharfe Wind ist vorbei |
| unde ouch der vil kalte snê. | und auch der sehr kalte Schnee. |
| hebt iuch balde | Macht euch schnell |
| zuo dem walde! | zum Wald auf! |
| vogelîn singent, den was wê. | Die Vöglein singen, sie hatten gelitten. |
| Diu sint ergetzet leides gar. | Die wurden gänzlich für das Leid entschädigt. |
| ir sult mirz gelouben! nemt sîn selbe war, | Ihr sollt es mir glauben! Nehmt es selbst wahr, |
| waz der sumer erzeiget hât! | was der Sommer offenbart hat! |
| er will rîchen | Er wird |
| sicherlîchen | sicherlich |
| manegem boum mit loubes wât. | manchen Baum mit einem Laubkleid schmücken. |
| Die nû vor grôzer huote megen, | Die, die schon vorher große Fürsorge haben wollen, |
| die suln balde ir bestez vîrtacgwant an legen | die sollen bald ihr bestes Festtagsgewand anziehen, |
| lâzen sich dar inne ersehen! | und sich darin erblicken lassen! |
| wir suln schouwen | Wir sollen |
| vor den ouwen | vor zu den Feldern schauen |
| maneger hande bloumen brehen, | wie manche Hände Blumen pflücken. |
| Swie Riuwental mîn eigen sî, | Auch wenn das Jammertal mir gehört, |
| ich bin disen sumer aller sorgen frî, | bin ich diesen Sommer von allen Sorgen befreit, |
| sît der winter ist dâ hin. | seit der Winter vorbei ist. |
| ich will lêren | Ich will |
| die jungen êren | den Jungen dieselbe Freude bereiten: |
| freude: dar nâch stêt mîn sin. | Danach trachtet mein Sinn. |