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| Diu muoter rief ir nâch: || Die Mutter rief ihr nach: | | Diu muoter rief ir nâch: || Die Mutter rief ihr nach: | ||
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| sî sprach: „tohter, volge mir, niht lâ dir wesen gâch! || Sie sprach: „Tochter, | | sî sprach: „tohter, volge mir, niht lâ dir wesen gâch! || Sie sprach: „Tochter, folge mir, lass dich nicht drängen! | ||
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| weistû, wie geschach || Weißt du, was | | weistû, wie geschach || Weißt du, was | ||
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| dîner spilen Jiuten vert, alsam ir eide jach? || deiner | | dîner spilen Jiuten vert, alsam ir eide jach? || deiner Gespielin Jiute früher passiert ist, wie ihre Mutter sagte? | ||
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| der wouhs von sînem reien ûf ir wempel, || Ihr Bauch | | der wouhs von sînem reien ûf ir wempel, || Ihr Bauch wuchs von seinem Tanz | ||
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| und gewan ein kint, daz hiez si lempel: || und sie bekam ein Kind, das sie Lempel nannte: | | und gewan ein kint, daz hiez si lempel: || und sie bekam ein Kind, das sie Lempel nannte: | ||
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| alsô lêrte er sî den gimpelgempel.“ || | | alsô lêrte er sî den gimpelgempel.“ || So lehrte er ihr den Gimpelgempel (Tanz).“ | ||
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| „Muoter lât iz sîn! || „Mutter lasst es sein! | | „Muoter lât iz sîn! || „Mutter lasst es sein! |
Version vom 22. November 2020, 09:48 Uhr
Übersetzung Winterlied 10
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
---|---|
I | |
Dô der liebe summer | Weil der liebe Sommer |
ureloup genam, | Abschied genommen hatte, |
dô muose man der tänze | musste man auf die Tänze |
ûfm anger gar verphlegen. | auf der Wiese gänzlich verzichten. |
des gewan sît kummer | Das bereitete seitdem |
der herre Gunderam: | Herr Gunderam Kummer: |
der muose ouch sîn gestränze | Er musste auch seine Angeberei |
dô lazen under wegen. | unterwegs aufgeben. |
der ist bickelmeister disen winder: | Er ist diesen Winter Aufseher beim Würfelspiel: |
oeder gouch ist in dem lande ninder, | nirgendwo in diesem Land gibt es einen törichteren Dummkopf. |
sîn rûmegazze kaphet zallen zîten wol hin hinder. | Sein Gassenräumer schaut wohl immer zu seinem Hintern. |
II | |
Waz er an den meiden | Was er an den Mädchen |
wunders dâ begât, | da für Wundertaten tat, |
ê daz mîn vrouwe Schelle | Noch bevor die Glocken meiner Frau |
volende ir gebot! | ihren Dienst vollenden würden! |
erst vil unbescheiden, | Er ist sehr rücksichtslos, |
wan swelhe er bestât, | denn welche er auch immer belagert, |
diu wirt von slegen helle | sie wird bleich wegen der Schläge |
und mîdende den spot; | und von dem Spott zieht sie sich zurück; |
dâ von lâzen alle ir smutzemunden, | Aus diesem Grund sollen alle mit dem Schmunzeln aufhören, |
des die jungen niht verheln enkunden! | das die Jungen nicht verbergen können! |
des hât ir hant von solher meisterschefte dicke enphunden. | Daher hat ihre Hand unter solcher Überlegenheit schon häufig gelitten. |
III. | |
Immer, sô man vîret, | Immer wenn man feiert, |
sô hebent sî sich dar | begeben sie sich dorthin |
mit einer samenunge, | mit einem Gefolge, |
den ich wol schaden gan. | dem ich wohl gerne schaden werde. |
Werenbreht der lîret, | Werenbrecht spielt auf der Leier |
sô sumbert Sigemâr. | und Sigmar trommelt. |
daz in dâ misselunge, | Dass ihm das misslingt, |
daz laege et eben an! | das wäre nur gut! |
daz sich doch vil lîhte mac verrîden: | was doch sehr leicht umkippen kann: |
wellents ir getelse niht vermîden, | wenn sie ihre Zügellosigkeit nicht unterlassen, |
sich mugen zwêne an mîner weibelruoten wol versnîden. | können sich zwei an meinem Gerichtsstab wohl verletzen. |
IV. | |
Koeme ich zeinem tanze, | Käme ich zu einem Tanz, |
dâs alle giengen bî, | wo alle hingingen, |
dâ wurde ein spil von hende | dann würde es ein Spiel mit Händen |
mit beiden ekken zuo. | und beiden Schwertern geben. |
lîhte geviele ein schanze, | Leicht ergäbe sich der Zufall, |
daz vor mir laegen drî. | dass vor mir drei daniederliegen. |
ich hielte ez âne wende, | Ich hielt es für sicher, |
verbüte ez einer vruo. | auch wenn es einer früh verhindern würde |
sige und saelde hulfen mir gewinnen, | Sieg und Glück würden mir gewinnen helfen, |
daz si halbe müesen dan entrinnen. | sodass sie fast davonkommen müssen. |
nu ziehen ûf und lâzen in ir gogelheit zerinnen! | Nun macht euch auf und die Ausgelassenheit soll zerinnen! |
V. | |
Sîne weidegenge | Seine Jagdausflüge, |
die verewent mich grâ, | lassen mich grau werden, |
swenn er verwendeclîchen | wann auch immer er hochmütig |
vür mîne vrouwen gât. | vor meiner Dame geht. |
trîbet erz die lenge, | Betreibt er es auf Dauer, |
bestât er danne dâ, | bleibt er dann dort, |
man hilft im ûz der kîchen, | hilft man ihm aus seinem Keuchen, |
daz er vil riuwic stât. | dass er sehr leidvoll dasteht. |
er und etelîcher sîn geselle, | Ihn und seine Gesellen, |
den ich tanzent an ir hant ersnelle, | die ich tanzend an ihrer Hand erwische, |
des sî gewis, ich slahe in, daz sîn offen stât ein elle! | das sei gewiss, die schlage ich, dass ihre Elle heraustritt! |
VI. | |
Im hilft niht sîn treie | Weder sein Wams hilft ihm |
noch sîn hiubelhuot; | noch seine Haube; |
ez wirt im in getrenket: | man wird sich an ihm rächen: |
er zuhte ir einen bal. | Er entriss ihr einen Ball. |
erst ein toerscher leie; | Er ist ein dummer Laie; |
sîn tumbelîcher muot | sein törichter Mut |
der wirt im dâ bekrenket. | wird ihn dabei verletzen. |
wil er vür Riuwental | Will er beim Jammertal |
hin und her sô vil gewentschelieren, | so sehr hin und her gehen, |
er wirt wol zezeiset under vieren. | er wird wohl von Vieren zerzaust, |
her Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? | Herr Werenbrecht, was kann ich dafür, wird ihn das zu Fall bringen? |
VIa | |
Die wîl ich die klingen | Die Schwerter will ich |
um mîne sîten trage, | an meinen Seiten tragen, |
sô darf mir durch mîn sumber | so kann mir niemand |
niemen stechen nieht. | durch mein Geflecht stechen. |
er mouz vil wîte springen: | Er muss sehr weit springen: |
begrîfe ichn mit dem slage, | ich erwische ihn mit dem Schlag, |
ich slahe in, daz er tumber | ich schlage ihn, dass er |
schouwet nimmer lieht. | kein Licht mehr sieht. |
ich hilf im des lîbes in den aschen | Ich bringe seinen Körper in den Schmutz |
und slah im mit willen eine vlaschen, | und gebe ihm mit Absicht einen Hieb, |
daz im die hunt daz hirne ab der erde müezen naschen. | dass ihm die Hunde das Gehirn von der Erde lecken können. |
VIb | |
Her Nîthart hât gesungen, | Herr Neidhart hat gesungen, |
az ich in hazzen wil | dass ich ihn hassen werde |
durch mînes neven willen, | meinem Verwandten zuliebe, |
des neven er beschallt. | dessen Verwandten er beschuldigt hatte. |
lieze ers unbetwungen! | Es ließ ihn unbekümmert! |
es ist im gar ze vil. | Es ist ihm gar zu viel. |
enpflæge er sîner grillen | Wenn er seine Grillen kultivieren würde, |
und het ouch der gewalt! | hätte er auch Gewalt! |
ez ist ein schelten, daz mich freuden letzet. | Es ist eine Beleidigung, die mich der Freude beraubt. |
wirt diu weibelroute mir gewetzet, | Wird für mich das Gerichtsschwert gewetzt, |
ich trenne in ûf, daz man wol einen sezzel in in setzet. | schneide ich ihn auf, sodass man wohl einen Sessel in ihn stellen könnte. |
Übersetzung Sommerlied 4
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
---|---|
I | |
Heid, anger, walt in fröuden stât; | Heide, Wiese, steht in Freuden; |
diu hânt sich bereitet mit ir besten wât, | sie haben sich mit ihrem schönsten Kleid geschmückt, |
die in der meie hât gesant. | das ihnen der Mai gegeben hat. |
sî wir alle | Sieh wir alle |
frô schalle! | jubeln glücklich mit Freude! |
sumer ist komen in diu lant. | Der Sommer ist ins Land gekommen. |
II | |
Wol ûz der stuben, ir stolzen kint, | Wohl aus der Stube, ihr prächtigen Kinder, |
lât iuch ûf der strâze sehen! Hin ist der scherfe wint | lasst euch auf der Straße sehen! Der scharfe Wind ist vorbei |
unde ouch der vil kalte snê. | und auch der sehr kalte Schnee. |
hebt iuch balde | Macht euch schnell |
zuo dem walde! | zum Wald auf! |
vogelîn singent, den was wê. | Die Vöglein singen, sie hatten gelitten. |
III | |
Diu sint ergetzet leides gar. | Die wurden gänzlich für das Leid entschädigt. |
ir sult mirz gelouben! nemt sîn selbe war, | Ihr sollt es mir glauben! Nehmt es selbst wahr, |
waz der sumer erzeiget hât! | was der Sommer offenbart hat! |
er will rîchen | Er wird |
sicherlîchen | sicherlich |
manegem boum mit loubes wât. | manchen Baum mit einem Laubkleid schmücken. |
IV | |
Die nû vor grôzer huote megen, | Die, die schon vorher große Fürsorge haben wollen, |
die suln balde ir bestez vîrtacgwant an legen | die sollen bald ihr bestes Festtagsgewand anziehen, |
lâzen sich dar inne ersehen! | und sich darin erblicken lassen! |
wir suln schouwen | Wir sollen |
vor den ouwen | vor zu den Feldern schauen |
maneger hande bloumen brehen, | wie manche Hände Blumen pflücken. |
V | |
Swie Riuwental mîn eigen sî, | Auch wenn das Jammertal mir gehört, |
ich bin disen sumer aller sorgen frî, | bin ich diesen Sommer von allen Sorgen befreit, |
sît der winter ist dâ hin. | seit der Winter vorbei ist. |
ich will lêren | Ich will |
die jungen êren | den Jungen dieselbe Freude bereiten: |
freude: dar nâch stêt mîn sin. | Danach trachtet mein Sinn. |
Übersetzung Sommerlied 18
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
---|---|
I | |
„Uns wil ein sumer komen“, | „Es wird ein Sommer zu uns kommen“, |
sprach ein magt: „jâ hân ich den von Riuwental vernomen. | sprach ein Mädchen: „ Ja das habe ich von jenem vom Jammertal gehört. |
jâ wil ich in loben. | Wirklich, ich will ihn loben. |
mîn herze spilt gein im vor vreuden, als ez welle toben. | Mein Herz schlägt für ihn vor Freude, als ob es toben wollte. |
ich hœr in dort singen vor den kinden. | Ich höre ihn dort vor den Kindern singen. |
jâne wil ich nimmer des erwinden, | Diese Erscheinung will ich nicht daran hindern, |
ich springe an sîner hende zuo der linden.“ | ich springe an seinen Händen zu den Linden.“ |
II | |
Diu muoter rief ir nâch: | Die Mutter rief ihr nach: |
sî sprach: „tohter, volge mir, niht lâ dir wesen gâch! | Sie sprach: „Tochter, folge mir, lass dich nicht drängen! |
weistû, wie geschach | Weißt du, was |
dîner spilen Jiuten vert, alsam ir eide jach? | deiner Gespielin Jiute früher passiert ist, wie ihre Mutter sagte? |
der wouhs von sînem reien ûf ir wempel, | Ihr Bauch wuchs von seinem Tanz |
und gewan ein kint, daz hiez si lempel: | und sie bekam ein Kind, das sie Lempel nannte: |
alsô lêrte er sî den gimpelgempel.“ | So lehrte er ihr den Gimpelgempel (Tanz).“ |
III | |
„Muoter lât iz sîn! | „Mutter lasst es sein! |
er sante mir ein rôsenschapel, daz het liehten schîn, | Er schickte mir einen Rosenkranz, der hat hell geleuchtet |
ûf daz houbet mîn, | auf meinem Kopf, |
und zwêne rôten golzen brâhte er her mir über Rîn: | und zwei rote Schuhe brachte er mir über den Rhein: |
die trag ich noch hiwer an mînem beine. | die trage ich dieses Jahr an meinem Bein. |
des er mich bat, daz weiz ich niewan eine. | Worum er mich bat, das weiß nur ich. |
jâ volge ich iuwer ræte harte kleine.“ | Deshalb folge ich euerem Rat kein bisschen.“ |
Der mouter der wart leit, | Der Mutter, der war es leid, |
daz diu tohter niht enhôrte, daz si ir vor geseit; | dass die Tochter nicht zuhörte, was sie ihr prophezeite; |
iz sprach diu stolze meit: | Es sprach die stolze Jungfrau: |
„ich hân im gelobt: des hât er mîne sicherheit. | „Ich habe ihn zum Mann genommen: Dafür hat er meine Zusage (mein Wort). |
waz verliuse ich dâ mit mîner êren? | Warum soll ich damit meine Ehre aufgeben? |
jâne will ich nimmer widerkêren, | Ich werde nicht wieder heimkehren, |
er mouz mich sîne geile sprünge lêren.“ | er muss mir seine fröhlichen Sprünge beibringen. |
Diu muoter sprach: „wol hin! | Die Mutter sprach: „Los! |
verstû übel oder wol, sich, daz ist dîn gewin: | Fährst du wohl oder übel, sieh, das ist dein Preis: |
dû hâst niht guoten sin. | du hast keinen guten Verstand. |
will dû mit im gein Riuwental, dâ bringet er dich hin: | Willst du mit ihm ins Jammertal gehen, dann bringt er dich hin: |
alsô kann sîn treiros dich verkoufen. | das heißt, sein Tanzlied kann dich verkaufen/preisgeben |
er beginnt dich slahen, stôzen, roufen | er beginnt dich zu schlagen, zu verletzen, zu prügeln |
und müezen doch zwô wiegen bî dir loufen.“ | und trotzdem müssen zwei Wiegen bei dir laufen.“ |