Täter und Opfer (Reinhart Fuchs): Unterschied zwischen den Versionen

Aus MediaeWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
(Einleitung und Übersetzung verändert)
Zeile 1: Zeile 1:
Der folgende Artikel stellt differenziert dar, inwieweit nicht nur die Hauptfigur des von Heinrich dem Glîchezâren verfassten Tierepos ''Reinhart Fuchs'' in eine durchaus ambivalente '''Täter- und Opferrolle''' einzuordnen ist. Vielmehr wird auch der Fokus auf die anderen nennenswerten Figuren des Werkes gerichtet und interpretiert, warum auch sie ambivalente Rollen besitzen können. <ref>Heinrich der Glîchezâre: Reinhart Fuchs. Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch, Hg. Karl-Heinz Göttert, Reclam, Stuttgart 1976.</ref> Zu Beginn folgt eine kurze Einordnung in die Problematik der Täter- und Opferzuteilung anhand eines Ausschnitts aus Reinhart Fuchs (nachfolgend als RF abgekürzt). Anschließend werden die nennenswerten Figuren des Werkes und ihre mögliche/n Rolle/n erörtert. Abschließend werden zentrale Ergebnisse zur Rolleneinordnung und ihre mögliche Ambivalenz zusammengefasst.
Der folgende Artikel stellt dar, inwieweit nicht nur die Hauptfigur des von Heinrich dem Glîchezâren verfassten Tierepos ''Reinhart Fuchs'' in eine ambivalente '''Täter- und Opferrolle''' einzuordnen ist. Vielmehr wird auch der Fokus auf die anderen nennenswerten Figuren des Werkes gerichtet und interpretiert, warum auch sie ambivalente Rollen besitzen können. <ref>Heinrich der Glîchezâre: Reinhart Fuchs. Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch, Hg. Karl-Heinz Göttert, Reclam, Stuttgart 1976.</ref> Zu Beginn folgt eine kurze Einordnung in die Problematik der Täter- und Opferzuteilung anhand der Brunnen-Szene (RF, V. 831-848) aus Reinhart Fuchs (kurz RF). Anschließend werden die nennenswerten Figuren des Werkes und ihre mögliche/n Rolle/n erörtert. Abschließend werden zentrale Ergebnisse zur Rolleneinordnung und ihre mögliche Ambivalenz zusammengefasst.
<br />
<br />
<br />
<br />
Zeile 11: Zeile 11:
| Reinhart begunde umbe gan. || Reinhart ging umher.
| Reinhart begunde umbe gan. || Reinhart ging umher.
|-
|-
| vor dem tor sach er stan || Vor dem Tor sah er [stan = stehen bleiben?]
| vor dem tor sach er stan || Er stand vor dem Tor und sah
|-
|-
| einen sot dief unde wit, || einen Brunnen tief und breit,
| einen sot dief unde wit, || einen Brunnen tief und breit,
|-
|-
| da sach er in, daz gerovwlin sit: || daraufhin blickte er hinein, dass [gerovwlin? keine Übersetzung gefunden] später:
| da sach er in, daz gerovwlin sit: || daraufhin blickte er hinein, was er später bereuen sollte:
|-
|-
| sinen scatin er drinne gesach. || er sah darin [s?]einen Schatten.
| sinen scatin er drinne gesach. || er sah darin seinen Schatten.
|-
|-
| ein michel wunder nv gesach, || Es geschah nun ein großes Wunder,  
| ein michel wunder nv gesach, || Es geschah nun ein großes Wunder,  
|-
|-
| daz der ergovchete hie, || so dass er [ergovchete?] jetzt,
| daz der ergovchete hie, || so dass er jetzt zum Toren wurde,
|-
|-
| der mit listen wunders vil begie. || der mit Listen viele Ungeheuerlichkeiten beging.
| der mit listen wunders vil begie. || der sonst mit Listen viele Ungeheuerlichkeiten beging.
|-
|-
| Reinhart wande sehin sin wib, || Reinhart wollte seine Geliebte sehen,
| Reinhart wande sehin sin wib, || Reinhart meinte seine Geliebte zu sehen,
|-
|-
| div was ime lieb alsam der lib, || welche er ebenso liebt wie [er sich?] liebte,
| div was ime lieb alsam der lib, || welche er ebenso liebt wie er sich liebte,
|--
|--
| wan daz er sih doh niht wolte unthaben, || jedoch wollte er sich doch nicht [unthaben?],  
| wan daz er sih doh niht wolte unthaben, || jedoch wollte er sich nicht abhalten lassen,  
|-
|-
| ern mvoste frivndinne haben, || er musste mehrere Geliebte haben,
| ern mvoste frivndinne haben, || trotzdem mehrere Geliebte zu haben,
|-
|-
| wande minne git hohen muot; || weil Minne ihn zu Hochmut führt;
| wande minne git hohen muot; || weil Minne ihn zu Hochmut führt;
|-
|-
| davon duhte si in guot. || dadurch sie ihm kostbar [duhte].  
| davon duhte si in guot. || dadurch sie ihm kostbar erschien.  
|-
|-
| Reinhart lachete darin, || Reinhart lachte hinunter,
| Reinhart lachete darin, || Reinhart lachte hinunter,
|-
|-
| do zannete der scate sin. || da [zannete?] der Schatten sein
| do zannete der scate sin. || da bewegte sich sein Schatten
|-
|-
| des wister ime michelin danch: || deshalb [wister] dankte er ihm sehr:
| des wister ime michelin danch: || deshalb bedankte er sich sehr:
|-
|-
| vor liebe er in den sot spranch. || vor Liebe sprang er in den Brunnen.
| vor liebe er in den sot spranch. || vor Liebe sprang er in den Brunnen.

Version vom 13. Dezember 2020, 15:22 Uhr

Der folgende Artikel stellt dar, inwieweit nicht nur die Hauptfigur des von Heinrich dem Glîchezâren verfassten Tierepos Reinhart Fuchs in eine ambivalente Täter- und Opferrolle einzuordnen ist. Vielmehr wird auch der Fokus auf die anderen nennenswerten Figuren des Werkes gerichtet und interpretiert, warum auch sie ambivalente Rollen besitzen können. [1] Zu Beginn folgt eine kurze Einordnung in die Problematik der Täter- und Opferzuteilung anhand der Brunnen-Szene (RF, V. 831-848) aus Reinhart Fuchs (kurz RF). Anschließend werden die nennenswerten Figuren des Werkes und ihre mögliche/n Rolle/n erörtert. Abschließend werden zentrale Ergebnisse zur Rolleneinordnung und ihre mögliche Ambivalenz zusammengefasst.

Hinführung zur Thematik Täter und Opfer


Ausschnitt aus RF (V. 831-848): Reinharts tiefer Fall in den Klosterbrunnen

Mittelhochdeutsch Übersetzung
Reinhart begunde umbe gan. Reinhart ging umher.
vor dem tor sach er stan Er stand vor dem Tor und sah
einen sot dief unde wit, einen Brunnen tief und breit,
da sach er in, daz gerovwlin sit: daraufhin blickte er hinein, was er später bereuen sollte:
sinen scatin er drinne gesach. er sah darin seinen Schatten.
ein michel wunder nv gesach, Es geschah nun ein großes Wunder,
daz der ergovchete hie, so dass er jetzt zum Toren wurde,
der mit listen wunders vil begie. der sonst mit Listen viele Ungeheuerlichkeiten beging.
Reinhart wande sehin sin wib, Reinhart meinte seine Geliebte zu sehen,
div was ime lieb alsam der lib, welche er ebenso liebt wie er sich liebte,
wan daz er sih doh niht wolte unthaben, jedoch wollte er sich nicht abhalten lassen,
ern mvoste frivndinne haben, trotzdem mehrere Geliebte zu haben,
wande minne git hohen muot; weil Minne ihn zu Hochmut führt;
davon duhte si in guot. dadurch sie ihm kostbar erschien.
Reinhart lachete darin, Reinhart lachte hinunter,
do zannete der scate sin. da bewegte sich sein Schatten
des wister ime michelin danch: deshalb bedankte er sich sehr:
vor liebe er in den sot spranch. vor Liebe sprang er in den Brunnen.

Einordnung der Figuren in Täter und/oder Opfer


Fazit


Literaturverzeichnis

  1. Heinrich der Glîchezâre: Reinhart Fuchs. Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch, Hg. Karl-Heinz Göttert, Reclam, Stuttgart 1976.