Der Fuchs und die Wölfe (Reinhart Fuchs): Unterschied zwischen den Versionen
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Dass das Erlangen der Zuneigung von Frau Hersant jedoch zu scheitern prädestiniert, macht sie ihm deutlich, prägnant ist die, fast schon maliziöse, Aussage "wold aber ich deheines gern, so werest dv mir doch zv swach." (V. 432f.) [Heinrich der Glîchezâre 1995]. Hierbei hebt sie die körperliche Überlegenheit Isegrins über Reinhart hervor. Als Isegrin nach kurzer Zeit zu den beiden stößt "[...] tet der hobischere alse der rede niht inwere." (V. 441f.) [Heinrich der Glîchezâre 1995]. Er versucht also den Schein zu wahren und evoziert bei dem Leser und Frau Hersant einen bigotten Eindruck | Dass das Erlangen der Zuneigung von Frau Hersant jedoch zu scheitern prädestiniert, macht sie ihm deutlich, prägnant ist die, fast schon maliziöse, Aussage "wold aber ich deheines gern, so werest dv mir doch zv swach." (V. 432f.) [Heinrich der Glîchezâre 1995]. Hierbei hebt sie die körperliche Überlegenheit Isegrins über Reinhart hervor. Als Isegrin nach kurzer Zeit zu den beiden stößt "[...] tet der hobischere alse der rede niht inwere." (V. 441f.) [Heinrich der Glîchezâre 1995]. Er versucht also den Schein zu wahren und evoziert bei dem Leser und Frau Hersant einen bigotten Eindruck. | ||
== Isegrin's Männlichkeit == | == Isegrin's Männlichkeit == |
Version vom 17. Dezember 2020, 11:19 Uhr
Diese Seite befasst sich mit der Beziehung zwischen Reinhart und der Familie der Wölfe in dem Tierepos "Reinhart Fuchs" von Heinrichs der Glîchezâre. Dabei liegt der Fokus auf den Episoden mit Isegrin, aber auch die Episoden mit Frau Hersant werden anhand von Textbelegen analysiert und gedeutet. Da die zwei Wolf-Söhne nicht direkt in Handlung verstrickt sind, werden sie in diesem Artikel nicht näher behandelt.
Erstes Aufeinandertreffen
Reinhart begegnet der Familie der Wölfe kurz nachdem er es durch eine List geschafft hat, aus einer Wildfalle zu entkommen. Isegrin hat dieses Schauspiel beobachtet, und so schon einen Eindruck von Reinhart's Gewitzheit erlangt. Reinhart berichtet ihm, dass er gekommen sei um ihn zu warnen, da viele Männer ihn hassen würden. Er verspricht Isegrin darauf hin, ihm und Frau Hersant zu dienen. Isegrin bespricht sich mit seiner Familie und verkündet, dass sie ihn als Vetter in die Familie aufnehmen. Dass sie dadurch noch großes Leid erfahren werden, wird dem Leser durch die Prolepse in Vers 410-412 vermittelt.
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
---|---|
do hate aber er Ysengrin | Jedoch hatte Isegrin |
ein vbel gesinde zv ime genvmen, | böses Gesindel zu sich aufgenommen, |
daz mvste im ze schaden kvmen. | das musste ihn schnell ins Verderben stürzen. |
Denn was die Wölfe nicht wissen, der Leser hingegen durch die der Textstelle vorangegangenen Verse erfahren hat, ist, dass Reinhart opportunistisch handelt um die Gunst von Frau Hersant zu erlangen. Somit hat er sich, perfiderweise ohne dass Isegrin sich dessen bewusst ist, zu Isegrin's Antagonist entwickelt und konkurriert mit seinem neu gewonnen Vetter um dessen Partnerin.
Anbandelungen Reinhart's
Dass das Erlangen der Zuneigung von Frau Hersant jedoch zu scheitern prädestiniert, macht sie ihm deutlich, prägnant ist die, fast schon maliziöse, Aussage "wold aber ich deheines gern, so werest dv mir doch zv swach." (V. 432f.) [Heinrich der Glîchezâre 1995]. Hierbei hebt sie die körperliche Überlegenheit Isegrins über Reinhart hervor. Als Isegrin nach kurzer Zeit zu den beiden stößt "[...] tet der hobischere alse der rede niht inwere." (V. 441f.) [Heinrich der Glîchezâre 1995]. Er versucht also den Schein zu wahren und evoziert bei dem Leser und Frau Hersant einen bigotten Eindruck.
Isegrin's Männlichkeit
Wie bereits erwähnt, hat Männlichkeit und die damit einhergehende Potenz einen hohen Stellenwert in der Beziehung der Wölfe. Ebendiese Männlichkeit nimmt jedoch irreversibel Schaden an Reinhart's Taten wie im Folgenden dargelegt wird.
Entehrung Isegrins
Reinhart hatte Isegrin unter einem Vorwand, während sie gemeinsam Eisfischen waren, immer wieder Wasser über den Schwanz gegossen. Aufgrund der Temperaturen fror dieser fest. Als Reinhart sich sicher war, dass Isegrin festgefroren ist, hat er ihn zurückgelassen. Isegrin geriet dann schnell in eine heikle Situation als der Jäger Birtin sich im näherte.
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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Isingrin was besezzin. | Isegrin war umzingelt. |
her Birtin hate ime gemezzin: | Herr Birtin hatte ihn abgeschätzt: |
den rucke wolter ime inzwei slahin. | denn er wollte ihm den Nacken abschlagen. |
do begunden ime die fuze ingan, | Da fing es an, dass ihm die Füße wegrutschten, |
vonme sliffe er nider kam: | auf dem glitschigen Eis fiel er hin: |
div gleti ime den swanc nam. | die Glätte nahm ihm den Schwung. |
umbe den sturz er niht enlie, | Aufgrund des Sturzes |
an den kniwin er wider gie. | machte er auf den Knien weiter. |
div gletin im aber den swanc nam, | Die Glätte nahm ihm erneut den Schwung, |
daz er heht ubir den zagel kam; | sodass er nur den Schwanz traf; |
den sluoc er ime garwe abe. | den schlug er ihm gänzlich ab. |
sie ir huobin beide groze clage. | Sie hegten beide großes Bedauern. |
Her Birtin do clagete, | Herr Birtin beklagte, |
daz er vermisset habete, | dass er nicht getroffen hat, |
ouch clagite sere Isingrin | und Isegrin jammerte |
den vil liebin zagil sin. | seinem geliebten Schwanz nach. |
den muoser da ze pfande lan. | Den musste er als Pfand zurücklassen. |
Danach verlässt Isegrin den Schauplatz schnell und folgt Reinhart Richtung Kloster.
Zweideutigkeit und Folgen der Textstelle
Es könnte zwar als glückliche Fügung angesehen werden, dass er mit dem Leben davon gekommen ist, doch hat der Verlust des Schwanzes eine starke negative Auswirkung. Die Textstelle kann auf verschiedene Weise gedeutet werden. Einerseits kann man "zagil" ausschießlich als die Rute des Wolfes verstehen, wahrscheinlicher ist jedoch die Auslegung, dass "zagel" hier für das männliche Glied steht. Somit wurde Isegrin nicht nur physischer Schmerz zugefügt, desweiteren wurde er seiner Männlichkeit beraubt. Durch die vorangegangene Tonsur und die spätere Kastration ist die vorherig exorbitante Männlichkeit bei Isegrin nun nur noch rudimentär ausgeprägt. Das ist daher gravierend, da die Männlichkeit Isegrin's als einer der Hauptpfeiler der Beziehung zwischen ihm und Frau Hersant fungierte. Denn die Abweisungen Reinharts hat Frau Hersant stets mit ebendieser Männlichkeit begründet. Somit haben die Taten Reinharts, beziehungsweise die aus seinen Taten resultierenden Folgen, eminenten Einfluss auf das Familienkonstrukt der Wölfe.
Entehrung Frau Hersants
Wie in Sexuelle Gewalt im Reinhart Fuchs ausführlich dargelegt, kommt es zu einer Vergewaltigung Frau Hersant's durch Reinhart. Wie sehr er der Familie der Wölfe dadurch schadet und wie sehr er sie entehrt wird auch beim Hoftag deutlich. Da Isegrin diesen Vorfall dort zur Anklage bringt wird ihm bewusst gemacht, dass er dieses Thema schnellstmöglich in Vergessenheit geraten lassen sollte. Andernfalls "[...] schädige [er] die Ehre von Weib und Kind, wenn er derartige Geschichten in die Öffentlichkeit trage." Ruh [1980].Referenzfehler: Ungültige Verwendung von <ref>
: Der Parameter „name“ ist ungültig oder zu lang. So wurde der Familie der Wölfe, insbesondere Frau Hersant, hier nicht nur Schaden zugefügt, sondern auch jede Möglichkeit genommen, den Schuldigen dafür zur Rechenschaft zu ziehen - die Tat bleibt somit ungesühnt.
Reinharts List und Isegrins Glück
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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Reinhart sprach: 'des macht dv gnuc han, | Da antwortete Reinhart: 'Davon könntest du genug haben - |
wilt dv hie brvderschaft enpfan, | wenn du der Bruderschaft beitrittst, |
dv wirdest meister vber di braten.' | wirst du für die Braten zuständig sein.' |
da wart er san beraten. | Da hat sich Insegrin sogleich entschieden. |
'daz lob ich', sprach Ysingrin. | 'Das gelobe ich', sagte Isengrin. |
'nv stoz', sprach er, 'din hovbt herin.' | 'Dann streck deinen Kopf herein!', antwortete Reinhart. |
des was Ysengrin bereit, | Dazu war Isegrin bereit, |
do nahet im sin arbeit. | da näherte ihm sich seine Qual. |
dar in stiez er sin hovbet groz, | Hinein streckte er sein mächtiges Haupt, |
brvder Reinhart in begoz | und Bruder Reinhart übergoss dieses, tatsächlich, |
mit heizem wazzer, daz ist war, | mit heißem Wasser, |
daz vurt im abe hvt unde har. | welches Isegrin's Haupt und seine Haare verbrühte. |
Quellen
<HarvardReferences />
- [*Heinrich der Glîchezâre 1995] Heinrich der Glîchezære: Reinhart Fuchs. Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch, hg. Karl-Heinz Götter, Stuttgart 1995.
Literatur
- [*Ruh 1980] Ruh, Kurt: Höfische Epik des deutschen Mittelalters. Bd. 2: 'Reinhart Fuchs', 'Lanzelet', Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Straßburg, Berlin 1980 (Grundlagen der Germanistik 25), S. 13-33