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| Der Artikel untersucht die Struktur, die beteiligten Charaktere und Eigenarten des Justizsystems im ''Reinhart Fuchs'' von [[Heinrich der Glîchezâre|Heinrich dem Glîchezâren]]. Besonders die Gerichtsepisode sowie der Hoftag, an dem über Reinhart geurteilt wird, soll hierbei im Zentrum der Betrachtung stehen. Nach der genauen Analyse des dargestellten Rechtsprozess und seinen Normen und Regeln, wird hier darauf eingegangen, inwiefern in der Gesellschaft Justizfähigkeit als Anthropinon, eine ausschließlich menschliche Eigenschaft, wahrgenommen wird und was dies für die Interpretation bedeutet. In diesem Zusammenhang wird hier verglichen, wie sich im ''Reinhart Fuchs'' die Tiere im Rechtsprozess unterscheiden und welche Rolle sie dabei einnehmen. Dabei wird herausgearbeitet, wie sich diese Rollen mit den typischen Charaktereigenschaften der Fabeltiere decken. | | Der Artikel untersucht die Struktur, die beteiligten Charaktere und Eigenarten des Justizsystems im ''Reinhart Fuchs'' von [[Heinrich der Glîchezâre|Heinrich dem Glîchezâren]]. Besonders die Gerichtsepisode sowie der Hoftag, an dem über Reinhart geurteilt wird, soll hierbei im Zentrum der Betrachtung stehen. Der Analyse des Gerichtstags wird eine Erklärung zur mittelalterlichen Fehde, sowie das Beispiel des Gesellenbundes als Zivilrechtlichen Fall. Dem Hoftag wird entsprechend eine Erläuterung zum Landfrieden vorangestellt. Inwiefern nimmt die Justiz im Reinhart Fuchs eine starre Form an und wo gibt es Parallelen zur mittelalterlichen Rechtssprechung? |
| Eine weitere zu untersuchende Stelle ist die, in der Reinhart nach der Vergewaltigung zu Isengrin sagt, dass Frau Hersant nun des Rechts wegen als seine Hausfrau bleiben müsse. Gibt es hier eine Parallele zur mittelalterlichen Rechtssprechung?
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| Nachdem am Gerichtstag eine Schlichtung des Konflikts zwischen Reinhart und Isengrin misslungen ist und sich die Lage stattdessen mit der Vergewaltigung Frau Hersants weiter zugespitzt hat, ruft der Löwenkönig Vrevel zum Hoftag, um unter anderem über Reinhart zu richten. | | Nachdem am Gerichtstag eine Schlichtung des Konflikts zwischen Reinhart und Isengrin misslungen ist und sich die Lage stattdessen mit der Vergewaltigung Frau Hersants weiter zugespitzt hat, ruft der Löwenkönig Vrevel zum Hoftag, um unter anderem über Reinhart zu richten. |
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| | | Hier deutet sich schon die bestimmende Rolle des Herrschers in der Justiz an und die wie die Tiere bei ihm ihr Recht suchen. |
| Hier wird bereits Vrevels Funktion als Richter, Isengrins Funktion als Kläger sowie die Funktion des Bären Brun als Anwalt deutlich. | | =Fehde= |
| =Gesetze=
| | Nachdem Reinhart Isengrins Schwanzverlust erwirkt hat geht dieser nach Hause und klagt sein Leid woraufhin seine Frau besonders den verlorenen Schwanz bedauert: ''Wie werde ich ärmste das überstehen? Damit war die Fehde ausgebrochen.'' (Z. 1060-1061) Doch was ist eine Fehde? |
| Inwiefern hat der Gesellenbund etwas mit Justiz zu tun? Reinhart schließt einen Bund mit den Wölfen, um ihre Kräfte zu vereinen. Er bietet seine Listigkeit an und die Wölfe sollen ihre Körperkraft einsetzen, um gemeinsame Sache zu machen. Nachdem die Wölfe sich beraten haben, nehmen sie Reinhart als ihren Vetter auf. Diesen Sachverhalt könnte man als mündlichen Vertrag interpretieren, der heutzutage unter Umständen justiziabel wäre.
| | „F. ist die förmlich angesagte Feindschaft und in deren Rahmen eigenmächtig-gewaltsame Rechtsverfolgung.“ (Kohl 2012) Diese Form der Selbstjustiz ist im Mittelalter keinesfalls als prinzipiell illegitim anzusehen denn „Entgegen der älteren Rechtsgeschichte, die F. als Ausdruck des Faustrechts deutete und F.-Führer vielfach als Raubritter sah, zeigte Otto Brunner sie als regelgebundenes Instrument legitimer Selbsthilfe, als »Kampf ums Recht«“ (Kohl 2012) Die Grundlage einer solchen Auseinandersetzung waren dabei nur teilweise festgelegt. „Voraussetzungen einer »rechten F.« waren persönliche F.-Berechtigung, Rechtsgrund, »Absage« (Ankündigung z. B. durch einen F.-Brief) und der Einsatz erlaubter Mittel, wobei sich manche dieser Kriterien einer allgemein gültigen Definition entzogen.“ (Kohl 2012). Isengrin beginnt seine Fehde ''ohne Vorbereitung'' (Z. 1065). Wie genau sich die Fehde am Anfang ausgestaltet und wie der Luchs von Isengrins Fehde gegen Reinhart mitbekommt wird nicht erzählt. Allerdings kippt der Luchs die Fehde und transformiert diese in einen Schlichtungsprozess. Nachfolgend werde ich den Gesellenbund als Fall des Zivilrechts analysieren und wie die Fehde in dieses Bild passt um anschließend auf den genauen Ablauf des Schlichtungsprozess einzugehen. |
| Nach dem der Vertrag geschlossen wurde bringt Reinhart den Bauern mit einer List dazu den Schinken fallen zu lassen. Anschließend schnappen sich die Wölfe den Schinken und verschlingen ihn ohne Reinhart einen Anteil abzugeben. Dies stellt einen Vertragsbruch seitens der Wölfe dar, da diese nicht dafür sorgen, dass, wie es abgemacht war, alle Vertragsparteien einen Vorteil aus der Aktion ziehen.
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| Reinharts Reaktion auf diesen Vertragsbruch ist eine List, mit der er die Wölfe bestrafen möchte: Er lockt sie in den Mönchshof wo sie erst Wein trinken und dann von den Mönchen verdroschen werden. Anschließend trennen sich Isengrin und Reinhart. Statt an einer übergeordneten Instanz sein Recht einzuklagen entscheidet Reinhart sich dafür Selbstjustiz zu üben. Der Vertrag löst sich mit der Trennung von Isengrin und Reinhart auf. Aus dieser Episode kann man folgern, dass es in der erzählten Welt des Reinhart Fuchs kein Zivilrecht gibt, dass man einklagen könnte.
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| Es gibt einen Hinweis, dass der Vertrag statt auf einer konkreten Rechtsordnung von dem Konzept der Ehre abgesichert ist.
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| (z.416- 418)
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| Indem Isengrin Reinhart als treu und ehrenvoll sieht und ihm gleichzeitig unterstellt, dass er deshalb auch niemals mit seiner Frau anbandeln würde, stellt er das durch die Absprache entstandene Vetternverhältnis in den Kontext der Ehre.
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| =Prozesse=
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| ==Schlichtung==
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| Den ersten formellen Prozess finden wir in der versuchten Schlichtung des Konflikts zwischen Isengrin und Reinhart. Angestoßen wird dieser Gerichtstag vom Luch. Nachdem Isengrin erstmal Reinhart auflauert, um mit ihm eine Fehde zu halten. Eine Fehde ist im Mittelalter ein Privatkrieg zwischen Einzelpersonen oder Familien zur Durchsetzung von Rechtsansprüchen. Als der Luchs davon hört möchte er den Streit schlichten denn beide gehören seiner Familie an.
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| Daraus lässt sich schließen, dass in der erzählten Welt des Reinhart Fuchs die Fehde dem Öffentlichen Raum als legitimes Mittel der Rechtsdurchsetzung zugeordnet ist, während bei Verwandtschaft die Familie den Streit unter sich schlichten soll. Der Luch reduziert durch seine Verwandtschaft zu beiden die beiden Parteien auf eine Familie und somit ist die Fehde illegitim.
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| Um den Gerichtstag zu eröffnen soll Isengrin zunächst seine Anklagepunkte dem Luchs offenlegen, der versichert, dass Reinhart für seine Taten büßen muss. Isengrin reduziert seine vielen Klagen auf zwei Punkte: Zum einen den Verlust seines Schwanzes und zum anderen legt er Reinhart die Umwerbung seiner Frau zur Last. Er führt außerdem an, dass er nur klagt da sich diese beiden Klagen aufsummieren und wenn es nur eine gewesen wäre, er auch nicht sein Recht suchen würde. Isengrin unterwirft sich der Norm diesen Konflikt in der Familie zu lösen und sie legen eine Gerichtstag drei Wochen später fest.
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| Da Isengrin dem Luchs seine Bitte nicht abschlagen kann, wird hier noch einmal deutlich, dass diese familieninterne Form der Justiz eine sozial bindende Norm darstellt. Weiter bestätigt wird dies durch die hohe Beteiligung anderer Tiere.
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| Zum Gerichtstermin kommt Isengrin mit vielen großen Tieren, während Reinhart kleine Tiere als Begleitung dabeihat. Der Bär Brunn hatte geraten, dass sich Reinhart auf den Zähnen eines Hundes eidlich der Schuld lossagen soll, deshalb bring Isengrin den bissigen Rüden Reize mit, der Schlüssel einer List ist welche während des Gerichtsprozess stattfinden soll. Reize soll sich totstellen und später Reinhart attackieren. Es bleibt unklar wer alles diese List mitgeplant hat, besonders ob der Bär diese List vorgeschlagen hatte und ob der Luchs als Streitschlichter auch von der List weiß. Somit bleibt auch unklar, ob der Gerichtstag tatsächlich der Rechtsprechung dienen soll oder von Anfang an als Falle für Reinhart geplant ist. Sicher ist nur, dass die Absicht des Luchses war Reinhart für seine Taten büßen zu lassen.
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| Der erzählte Prozess geht nur sehr kurz und besteht aus der Forderung des Luchses, Reinhart solle bezeugen das er nicht Hersant nachgestellt habe. Der zweite Klagepunkt, der Schwanzverlust, kommt nicht zur Sprache. Daraufhin beteuert Reinhart seine Unschuld und sagt, dass im Gegensatz zu ihm die Welt Untreu sei. Mit der Untreuen Welt ist hier sicher der faule Gerichtsprozess gemeint, denn Reinhart hatte bereits vom Dachs Krimel erfahren, dass Reize ihn totbeißen wird.
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| Bevor der Gerichtsprozess mit der Flucht Reinharts endet, erfahren wir noch das es während des Gerichtstags Besprechungen unter Verwandten geben kann, denn Reinhart nutzt diese um die Flucht zu ergreifen.
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| Zusammengefasst können wir die Normen der Familieninternen Justiz als festlegen eines offiziellen Termins, Anwesenheit der Verwandtschaft, Übernahme der Rolle des Schlichters von einem mit allen Beteiligten verwandten sowie die Möglichkeit sich zu besprechen. Insgesamt ist der Prozess jedoch von einer List korrumpiert und somit erfahren wir nicht wie und ob die Tat bewiesen wird bevor es zu einer Bestrafung kommt.
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| ==Hoftag==
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| Der König hatte einen Landfrieden ausgerufen, das bedeutet, dass die Fehde die eigentlich als legitime Form der privaten Gewalt im Mittelalter galt, nicht mehr zulässig ist und so die Rechtsprechung exklusiv den offiziellen Gerichten vorbehalten ist. Der Hoftag ist dieses offizielle Gericht.
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| Der zweite Prozess wird im Rahmen des Hoftags, welchen König Vrevel einberufen hatte, da er dachte Gott würde ihn mit Kopfweh strafen, weil er kein Gericht gehalten hatte. Mit Hilfe von Boten wurden die Tiere aus allen Ecken des Reiches eingeladen. Der Ort, eine Wiese, sowie den Zeitpunkt, in sechs Wochen, wurde vom König unumstößlich festgelegt.
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| Kommen wir nun zum Ablauf des Prozesses und den darin enthalten Normen. Der Hoftag beginnt damit, dass sich Vrevel auf den Richterstuhl setzt und für Ruhe sorgt. Darauf meldet sich sofort Isengrin und verlangt nach einem Fürsprecher. Hier zeigt sich das am Hoftag ein Kläger das Recht auf einen Anwalt hat. Brun der Bär wird zum Anwalt ernannt und beginnt sofort im Namen Isengrins zu sprechen: Er fordert seine Ablösung als Anwalt sollte seine Verteidigung ungenügend sein. Da der König ihm dies zusichert können wir davon ausgehen, dass auch die Ablösung von schlechten Anwälten eine Norm des Hoftages ist. Brun beruft sich dabei nicht nur auf sein Recht sondern setzt dieses mit der Güte des Königs in Verbindung. Brun der Bär listet nun als Anwalt die Anklagepunkte auf darunter der Schwanzverlust, sowie Hersants Vergewaltigung. Dabei verknüpft er den Vorwurf der Vergewaltigung an einen Verstoß gegen den Landfrieden. Hier ist zu bemerken das Hersant zwar Opfer ist jedoch die Klage nur im Namen von Isengrin stattfindet. Hier zeigt sich das am Hoftag Frauen keine Klägerrolle einnehmen können sondern ihr Recht nur über einen männlichen Kläger eingefordert werden kann.
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Der Artikel untersucht die Struktur, die beteiligten Charaktere und Eigenarten des Justizsystems im Reinhart Fuchs von Heinrich dem Glîchezâren. Besonders die Gerichtsepisode sowie der Hoftag, an dem über Reinhart geurteilt wird, soll hierbei im Zentrum der Betrachtung stehen. Der Analyse des Gerichtstags wird eine Erklärung zur mittelalterlichen Fehde, sowie das Beispiel des Gesellenbundes als Zivilrechtlichen Fall. Dem Hoftag wird entsprechend eine Erläuterung zum Landfrieden vorangestellt. Inwiefern nimmt die Justiz im Reinhart Fuchs eine starre Form an und wo gibt es Parallelen zur mittelalterlichen Rechtssprechung?
Nachdem am Gerichtstag eine Schlichtung des Konflikts zwischen Reinhart und Isengrin misslungen ist und sich die Lage stattdessen mit der Vergewaltigung Frau Hersants weiter zugespitzt hat, ruft der Löwenkönig Vrevel zum Hoftag, um unter anderem über Reinhart zu richten.
Mittelhochdeutsch |
Übersetzung
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der kvunic gienc an daz gerichte sa |
Der König setzte sich auf den Richterstuhl.
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Reinhart was niht ze hove da; |
Reinhart war nicht am Hof
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sine vinde brachte er doch ze not. |
und sollte dennoch seine Feinde in Bedrängnis bringen.
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der kvnic selbe gebot, |
Der König befahl,
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daz si ir brechten liezen sin. |
dass das Geschrei aufhöre.
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do svchte rechte er Ysengrin |
Da suchte Isengrin sein Recht:
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eines vorsprechen er gerte |
er verlangte einen Fürsprecher,
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der kvnic in eines gwerte |
den der König ihm zugestand.
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daz mvste Bvn der bere sin. |
Brun der Bär, sollte es sein.
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Hier deutet sich schon die bestimmende Rolle des Herrschers in der Justiz an und die wie die Tiere bei ihm ihr Recht suchen.
Fehde
Nachdem Reinhart Isengrins Schwanzverlust erwirkt hat geht dieser nach Hause und klagt sein Leid woraufhin seine Frau besonders den verlorenen Schwanz bedauert: Wie werde ich ärmste das überstehen? Damit war die Fehde ausgebrochen. (Z. 1060-1061) Doch was ist eine Fehde?
„F. ist die förmlich angesagte Feindschaft und in deren Rahmen eigenmächtig-gewaltsame Rechtsverfolgung.“ (Kohl 2012) Diese Form der Selbstjustiz ist im Mittelalter keinesfalls als prinzipiell illegitim anzusehen denn „Entgegen der älteren Rechtsgeschichte, die F. als Ausdruck des Faustrechts deutete und F.-Führer vielfach als Raubritter sah, zeigte Otto Brunner sie als regelgebundenes Instrument legitimer Selbsthilfe, als »Kampf ums Recht«“ (Kohl 2012) Die Grundlage einer solchen Auseinandersetzung waren dabei nur teilweise festgelegt. „Voraussetzungen einer »rechten F.« waren persönliche F.-Berechtigung, Rechtsgrund, »Absage« (Ankündigung z. B. durch einen F.-Brief) und der Einsatz erlaubter Mittel, wobei sich manche dieser Kriterien einer allgemein gültigen Definition entzogen.“ (Kohl 2012). Isengrin beginnt seine Fehde ohne Vorbereitung (Z. 1065). Wie genau sich die Fehde am Anfang ausgestaltet und wie der Luchs von Isengrins Fehde gegen Reinhart mitbekommt wird nicht erzählt. Allerdings kippt der Luchs die Fehde und transformiert diese in einen Schlichtungsprozess. Nachfolgend werde ich den Gesellenbund als Fall des Zivilrechts analysieren und wie die Fehde in dieses Bild passt um anschließend auf den genauen Ablauf des Schlichtungsprozess einzugehen.