Die Inszenierung des Spotts in Neidharts Sommerliedern: Unterschied zwischen den Versionen

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Plotke beschreibt den Spott als einen Relationsbegriff, weil er immer eine spottende und eine verspottete Instanz voraussetzt. Ohne dieses Verhältnis kann es nach Plotke zu keinem Spott kommen, da er sich immer auf ein Objekt beziehen müsse. Dennoch hebt sie hervor, dass der Spott keinen Rezipienten außerhalb der genannten Relation braucht, weil er sich durch die Beziehung eines Subjekts zu einem Objekt konstituiert, indem der Spottende Merkmale und Eigenschaften des Verspotteten, die negativ konnotiert sind, hervorhebt. Somit beinhalte der Spott immer ein expositorisches Element, da die Merkmale und Eigenschaften präsentiert und artikuliert werden. [Plotke 2010: 23-24]<br />
Plotke beschreibt den Spott als einen Relationsbegriff, weil er immer eine spottende und eine verspottete Instanz voraussetzt. Ohne dieses Verhältnis kann es nach Plotke zu keinem Spott kommen, da er sich immer auf ein Objekt beziehen müsse. Dennoch hebt sie hervor, dass der Spott keinen Rezipienten außerhalb der genannten Relation braucht, weil er sich durch die Beziehung eines Subjekts zu einem Objekt konstituiert, indem der Spottende Merkmale und Eigenschaften des Verspotteten, die negativ konnotiert sind, hervorhebt. Somit beinhalte der Spott immer ein expositorisches Element, da die Merkmale und Eigenschaften präsentiert und artikuliert werden. [Plotke 2010: 23-24]<br />
Diese Artikulation des Spottenden beinhaltet „eine scherzende oder scharf-verletzende Herabsetzung des verspotteten Objekts“[Plotke 2010: 23], was beispielsweise durch die verächtliche Nachahmung körperlicher Attribute seitens des Spottenden gezeigt werden kann. Darüber hinaus muss der Spottende nach Plotke beim Verweis auf ein Objekt mithilfe der Verwendung von Hyperbeln eine Distanz zu ihm aufbauen. Dies bedeutet, dass der Spottende „Eigenschaften übertrieben wiedergibt und karikiert und sich damit vom Nachgeahmten absetzt.“[Plotke 2010: 24]. [Plotke 2010: 24] <br />
Diese Artikulation des Spottenden beinhaltet „eine scherzende oder scharf-verletzende Herabsetzung des verspotteten Objekts“[Plotke 2010: 23], was beispielsweise durch die verächtliche Nachahmung körperlicher Attribute seitens des Spottenden gezeigt werden kann. Darüber hinaus muss der Spottende nach Plotke beim Verweis auf ein Objekt mithilfe der Verwendung von Hyperbeln eine Distanz zu ihm aufbauen. Dies bedeutet, dass der Spottende „Eigenschaften übertrieben wiedergibt und karikiert und sich damit vom Nachgeahmten absetzt.“[Plotke 2010: 24]. [Plotke 2010: 24] <br />
Diese Herabsetzung des verspotteten Objekts durch die negative Bewertung seiner Merkmale und Eigenschaften führe aber zu einer Selbsterhebung des Spottenden, wodurch er „riskiert, mitverächtlich zu werden, da die Gefahr groß ist, im Akt des Spottens und der Selbsterhebung ebenfalls mit den betreffenden Normen zu bre-chen.“[Plotke 2010: 24] Somit kann der Spottende selbst zu einem Objekt des Spottes werden. Folg-lich setzt sich der Spott nach Plotke aus der Darstellung des Spottobjekts und der Distanzierung zu ihm zusammen.[Plotke 2010: 24] <br />
Diese Herabsetzung des verspotteten Objekts durch die negative Bewertung seiner Merkmale und Eigenschaften führe aber zu einer Selbsterhebung des Spottenden, wodurch er „riskiert, mitverächtlich zu werden, da die Gefahr groß ist, im Akt des Spottens und der Selbsterhebung ebenfalls mit den betreffenden Normen zu brechen.“[Plotke 2010: 24] Somit kann der Spottende selbst zu einem Objekt des Spottes werden. Folg-lich setzt sich der Spott nach Plotke aus der Darstellung des Spottobjekts und der Distanzierung zu ihm zusammen.[Plotke 2010: 24] <br />
Aus diesem Grund ist Plotke der Meinung, dass Gattungen, die eine szenische Konstellation voraussetzen, für die Darstellung des Spottes geeignet sind. Hierzu gehöre der Minnesang, da er sowohl szenisches Potenzial als auch dramatische Elemente enthält, da sich ein Sänger vor einem Publikum inszeniert und die Lieder Neidharts zudem häufig Dialoge enthalten, die als dramatisches Element angesehen werden können. Demzufolge enthalten seine Lieder eine dialogische Handlungsdramatik und eine narrativ-monologische Vortragsdramatik, da der Sänger seinen „Spott als Sprechakt vollzieht“[Plotke 2010: 25].[Plotke 2010: 25]  Diese Ebenen werden als interner Sprechakt bezeichnet. [Plotke 2010: 26] <br />
Aus diesem Grund ist Plotke der Meinung, dass Gattungen, die eine szenische Konstellation voraussetzen, für die Darstellung des Spottes geeignet sind. Hierzu gehöre der Minnesang, da er sowohl szenisches Potenzial als auch dramatische Elemente enthält, da sich ein Sänger vor einem Publikum inszeniert und die Lieder Neidharts zudem häufig Dialoge enthalten, die als dramatisches Element angesehen werden können. Demzufolge enthalten seine Lieder eine dialogische Handlungsdramatik und eine narrativ-monologische Vortragsdramatik, da der Sänger seinen „Spott als Sprechakt vollzieht“[Plotke 2010: 25].[Plotke 2010: 25]  Diese Ebenen werden als interner Sprechakt bezeichnet. [Plotke 2010: 26] <br />
Im Gegensatz dazu bezeichnet Plotke die Aufführungssituation, die bei Gattungen mit einer szenischen Konstellation mitgedacht werden muss, als externen Sprechakt, da die Lieder der Aufführungspraxis vor einem Publikum dienten. Aus diesem Grund nennt Plotke die „Spottszenen im Minnesang immer doppelschichtig“[Plotke 2010: 26].[Plotke 2010:26]  Diese Aussage soll im Folgenden anhand ihrer Beschreibung des SL 18 und des WL 27 erklärt werden. Hierfür wird Plotkes Analyse lediglich kurz zusammengefasst.
Im Gegensatz dazu bezeichnet Plotke die Aufführungssituation, die bei Gattungen mit einer szenischen Konstellation mitgedacht werden muss, als externen Sprechakt, da die Lieder der Aufführungspraxis vor einem Publikum dienten. Aus diesem Grund nennt Plotke die „Spottszenen im Minnesang immer doppelschichtig“[Plotke 2010: 26].[Plotke 2010:26]  Diese Aussage soll im Folgenden anhand ihrer Beschreibung des SL 18 und des WL 27 erklärt werden. Hierfür wird Plotkes Analyse lediglich kurz zusammengefasst.

Version vom 29. September 2021, 11:04 Uhr

Im Rahmen dieses Artikels soll die Frage beantwortet werden, wie der Spott in Neidharts Sommer- und Winterliedern inszeniert wird und welche Funktion er innerhalb der Diegese hat.
Hierzu soll zunächst der Spottbegriff mithilfe des Aufsatzes Neidhart als Spötter – Spott bei Neidhart von Seraina Plotke definiert werden. Des Weiteren soll anhand ihrer zwei gewählten Beispiele gezeigt werden, wie sie die Inszenierung des Spottes bei Neidhart beschreibt, um dies in einem nächsten Schritt auf ausgewählte Lieder anzuwenden und mithilfe einer sprachlichen, strukturellen und inhaltlichen Analyse zu erweitern.
Folglich soll mit dieser Analyse gezeigt werden, wer in den Liedern der Spottende und wer der Verspottete ist und wie sich diese Relation bei näherer Betrachtung und unter Einbezug der Aufführungssituation umkehren kann.

Spott bei Seraina Plotke

Seraina Plotke behandelt in ihrem Aufsatz Neidhart als Spötter – Spott bei Neidhart die Ebenen des Spottes in den Liedern Neidharts. Diese Ebenen sind zum einen die textinterne dialogische Handlungsdramatik und die narrativ-monologische Vortragsdramatik und zum anderen die externe Ebene der Aufführungssituation [Plotke 2010: 25-26]. Diese sollen in diesem Kapitel des Artikels erklärt und mit dem Spottbegriff Plotkes ins Verhältnis gesetzt werden.

Definition des Spottbegriffs im Kontext einer szenischen Konstellation

Plotke beschreibt den Spott als einen Relationsbegriff, weil er immer eine spottende und eine verspottete Instanz voraussetzt. Ohne dieses Verhältnis kann es nach Plotke zu keinem Spott kommen, da er sich immer auf ein Objekt beziehen müsse. Dennoch hebt sie hervor, dass der Spott keinen Rezipienten außerhalb der genannten Relation braucht, weil er sich durch die Beziehung eines Subjekts zu einem Objekt konstituiert, indem der Spottende Merkmale und Eigenschaften des Verspotteten, die negativ konnotiert sind, hervorhebt. Somit beinhalte der Spott immer ein expositorisches Element, da die Merkmale und Eigenschaften präsentiert und artikuliert werden. [Plotke 2010: 23-24]
Diese Artikulation des Spottenden beinhaltet „eine scherzende oder scharf-verletzende Herabsetzung des verspotteten Objekts“[Plotke 2010: 23], was beispielsweise durch die verächtliche Nachahmung körperlicher Attribute seitens des Spottenden gezeigt werden kann. Darüber hinaus muss der Spottende nach Plotke beim Verweis auf ein Objekt mithilfe der Verwendung von Hyperbeln eine Distanz zu ihm aufbauen. Dies bedeutet, dass der Spottende „Eigenschaften übertrieben wiedergibt und karikiert und sich damit vom Nachgeahmten absetzt.“[Plotke 2010: 24]. [Plotke 2010: 24]
Diese Herabsetzung des verspotteten Objekts durch die negative Bewertung seiner Merkmale und Eigenschaften führe aber zu einer Selbsterhebung des Spottenden, wodurch er „riskiert, mitverächtlich zu werden, da die Gefahr groß ist, im Akt des Spottens und der Selbsterhebung ebenfalls mit den betreffenden Normen zu brechen.“[Plotke 2010: 24] Somit kann der Spottende selbst zu einem Objekt des Spottes werden. Folg-lich setzt sich der Spott nach Plotke aus der Darstellung des Spottobjekts und der Distanzierung zu ihm zusammen.[Plotke 2010: 24]
Aus diesem Grund ist Plotke der Meinung, dass Gattungen, die eine szenische Konstellation voraussetzen, für die Darstellung des Spottes geeignet sind. Hierzu gehöre der Minnesang, da er sowohl szenisches Potenzial als auch dramatische Elemente enthält, da sich ein Sänger vor einem Publikum inszeniert und die Lieder Neidharts zudem häufig Dialoge enthalten, die als dramatisches Element angesehen werden können. Demzufolge enthalten seine Lieder eine dialogische Handlungsdramatik und eine narrativ-monologische Vortragsdramatik, da der Sänger seinen „Spott als Sprechakt vollzieht“[Plotke 2010: 25].[Plotke 2010: 25] Diese Ebenen werden als interner Sprechakt bezeichnet. [Plotke 2010: 26]
Im Gegensatz dazu bezeichnet Plotke die Aufführungssituation, die bei Gattungen mit einer szenischen Konstellation mitgedacht werden muss, als externen Sprechakt, da die Lieder der Aufführungspraxis vor einem Publikum dienten. Aus diesem Grund nennt Plotke die „Spottszenen im Minnesang immer doppelschichtig“[Plotke 2010: 26].[Plotke 2010:26] Diese Aussage soll im Folgenden anhand ihrer Beschreibung des SL 18 und des WL 27 erklärt werden. Hierfür wird Plotkes Analyse lediglich kurz zusammengefasst.

Ebenen des Spotts im Sommerlied 18

Plotke beschreibt die Inszenierung des Spottes auf der Ebene der dialogischen Handlungsdramatik in den Sommerliedern anhand von SL 18. Bei diesem handelt es sich um ein Mutter-Tochter-Gespräch, in dem der Sänger nicht als Figur szenisch auftritt, sondern nur von der Mutter und der Tochter beschrieben wird. [Plotke 2010: 27]
Die Tochter preist den sogenannten Riuwental, der ihr Geschenke macht, an und leugnet die Perspektive der Mutter, die nicht begeistert von den Handlungen der Tochter ist und ihr ihr Verhalten vor Augen hält. Somit verspotten sie sich nach Plotke auf der Ebene der dialogischen Handlungsdramatik gegenseitig und das „Lied steht im Zeichen des spöttischen Dialogs“[Plotke 2010: 28] . Des Weiteren wird auch der Sänger Riuwental von der Mutter verspottet, da sie sein schlechtes Verhalten gegenüber Frauen darstellt, indem sie auf das Ereignis mit Jiute referiert. Da die Tochter ihrer Meinung nach auf den Sänger hereinfällt, gibt sie sie nach Plotke der Lächerlichkeit preis. Die Tochter dagegen stellt ihre „Mutter als überängstliche Behüterin dar"[Plotke 2010: 29]. [Plotke 2010: 27-29]
Plotke betrachtet neben dieser internen Sprechsituation auch die externe Sprechsituation. Bei dieser handelt es sich um die Aufführungssituation. Im Zusammenhang mit der internen Sprechsituation wird die Spottszene des Liedes durch die externe Sprechsituation doppelschichtig.[Plotke 2010: 27]
Auf der Ebene der Aufführungspraxis machen sich gemäß Plotke sowohl Mutter als auch Tochter mit ihren eigenen Aussagen lächerlich. Zudem erscheint der Sänger auf dieser Ebene stärker karikiert, da sich das Publikum durch die Aussagen der Mutter und der Tochter ein eigenes Bild von ihm machen kann, in dem er als „verächtliche Sänger-Figur“[Plotke 2010:29] erscheint.[Plotke 2010: 29]

Ebenen des Spotts im Winterlied 27

Laut Plotke steht in den Winterliedern eine andere Ebene im Vordergrund als in den vom Dialog geprägten Sommerliedern. Die Winterlieder behandeln die Inszenierung eines Sänger-Ichs, das in einigen Winterliedern über sein erfolgloses Werben klagt. Dieses wird häufig in Form eines Monologs wiedergegeben, wodurch es sich bei den Winterliedern häufig um die narrativ-monologische Vortragsdramatik handelt, die Plotke anhand des WL 27 erklärt. [Plotke 2010: 30]
In diesem Winterlied äußert sich der Sänger auf der Ebene der Vortragsdramatik spottend über seine Konkurrenten, die ebenfalls Interesse an einer vrouwe haben. Demnach inszeniert er sich aus der Distanz als Richter, der Urteile über seine Konkurrenten fällt und erhebt sich somit selbst, indem er ihre negativen Eigenschaften hervorhebt. [Plotke 2010: 32]
Auf der Ebene der Vortragssituation ändert sich die Spottszene in Bezug auf die Verteilung der Rolle des Spottenden und des Verspotteten. Denn der Sänger selbst wird auf dieser Ebene zum Spottobjekt, weil er sich über seine Konkurrenten erhebt, ob-wohl er selbst nicht von seiner Geliebten erhört wird. Des Weiteren wird deutlich, dass der Sänger mit den kulturellen Normen der höfischen Gesellschaft bricht, da mit der ländlichen Bevölkerung außerhalb der höfischen Kultur interagiert, obwohl er sich selbst des höfischen Sangs bedient. [Plotke 2010: 32-34]
Darüber hinaus ist Plotke der Meinung, dass die ergänzenden Trutzstrophen, die im Verlauf des Artikels näher betrachtet werden sollen, die Verspottung des Sängers nochmals verdeutlichen, da sie von dem störenden Verhalten und Singen des Sängers der Aufführungssituation handeln. Folglich äußern sich sowohl der Spottende als auch das Spottobjekt verächtlich über den jeweils anderen. [Plotke 2010: 32-33]

Spott in Neidharts Sommerliedern

Spott in Neidharts Winterliedern

Schlussbemerkung

Literaturverzeichnis

Primärliteratur

Sekundärliteratur <HarvardReferences /> [*Plotke 2010] Plotke, Seraina: Neidhart als Spötter – Spott bei Neidhart, in: Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes 57/1 (2010), S. 23.

Nachschlagewerte