Sprache (Gottfried von Straßburg, Tristan): Unterschied zwischen den Versionen

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Gottfried hat die Verse des Tristan größtenteils stichisch und als Paarreim (aabb) verfasst. Hebung und Senkung wechseln sich in der Regel ab, der Rhythmus ist teilweise jambisch, teilweise trochäisch. Das gleichmäßige System wird jedoch durch verschiedene Elemente immer wieder unterbrochen. So lassen sich, wie zum Beispiel in Vers 618 („jene ander tanzen schouwen“)<ref>Der Auftakt wird deutlich in der Tristan-Ausgabe von Reinhold Beckstein, Vers 616: „jene ánder tanzen schouwen“</ref>, zweisilbige Auftakte finden, der trochäische Vers konvertiert zu einem jambischen.[Scharschuch 1938: 49]
Insbesondere in der ersten Hälfte schiebt Gottfried außerdem vierzeilige Strophen ein,[Scharschuch 1938: 48] die den Fortgang der Handlung unterbrechen und Weisheiten und Ansichten des Autors ausdrücken.
Beispiel 1 (Vers 1751ff):
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:'''''<big>O</big>'''wê der ougenweide,
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:''dâ man nâch leidem leide
:
:''mit leiderem leide
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:''siht leider ougenweide!'' 
Beispiel 2 (Vers 1865ff):
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:'''''<big>S</big>'''ich treit der werlde sache
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:''vil ofte z'ungemache
:
:''und aber von ungemache
:
:''wider ze guoter sache.'' 
Die eingeschobenen Strophen sind in der Regel jambisch (unbetont – betont) und drei- oder viermal gehoben [Scharschuch 1938: 49], weisen jedoch ebenfalls Unregelmäßigkeiten auf (siehe Beispiel 2, Vers 1867). Sie sind im umarmenden Reim (abba) oder, insbesondere im [[Der Prolog in Gottfrieds Tristan|Prolog]], im Kreuzreim (abab) verfasst.
Neben Endreimen greift Gottfried auch auf Innenreime und Reimspiele zurück: „haeten si beide ir weide./si weideten beide“ (Vers 10999f) bzw. „und zwivelte si ouch beide./dem gebeidetem leide (13765f).[Scharschuch 1938:50]. An diesen Beispielen zeigt sich auch, dass Gottfried häufig auf das Stilmittel der Reimbrechung zurückgreift. Reim und Satz entsprechen einander nicht unbedingt, was syntaktisch zusammen gehört, muss kein Reimpaar bilden. Zwischen Kapitel XI und XII ist die Brechung sogar kapitelübergreifend. [Scharschuch 1938: 51]. 
Scharschuch beurteilt die Unregelmäßigkeiten durchaus positiv, denn sie würden einen farb- und kunstlosen Stil verhindern. [Scharschuch 1938: 49]
==Anmerkungen==
<references/>


==Literatur==
==Literatur==
* Zotz, Nicola: Sprache des Hofes - Sprache der Liebe. Französisch als Distanzsprache im "Tristan", in: Der "Tristan" Gottfrieds von Straßburg. Hrsg. Christoph Huber u. Victor Millet, Tübingen 2002, S.117-129.
* Zotz, Nicola: Sprache des Hofes - Sprache der Liebe. Französisch als Distanzsprache im "Tristan", in: Der "Tristan" Gottfrieds von Straßburg. Hrsg. Christoph Huber u. Victor Millet, Tübingen 2002, S.117-129.
* Huber, Christoph: Wort-Ding-Entsprechungen. Zur Sprach- und Stiltheorie Gottfrieds von Straßburg, in: Befund und Deutung. Festschrift Hans Fromm, hg. von Klaus Grubmüller, Tübingen 1979, S.268-308.
* Huber, Christoph: Wort-Ding-Entsprechungen. Zur Sprach- und Stiltheorie Gottfrieds von Straßburg, in: Befund und Deutung. Festschrift Hans Fromm, hg. von Klaus Grubmüller, Tübingen 1979, S.268-308.
<harvardreferences />
*[*Scharschuch 1938] Scharschuch, Heinz: Gottfried von Straßburg. Stilmittel - Stilästhetik. Berlin 1938.

Version vom 25. November 2010, 17:24 Uhr

ûzen - innen

Antithesen

Chiasmen

Französisch als Sprache des Hofes

Im Tristan wird an mehreren Stellen die Fremdsprache Französisch verwendet. Allgemein fällt dabei auf, dass es sich immer um einen einfachen Wortschatz handelt und falls nicht, eine Übersetzung hinzugefügt wird, z.B. . Es lassen sich verschiedene Arten und Situationen der Verwendung unterscheiden.

Es gibt diverse Namensepitheta die auf französisch sind, z.B. . Begriffe aus kulturellen Bereichen der französischen Literatur sind auch oft französisch, sie werden also als Fremdwörter verwendet. Das gilt vor allem für die Jagdszene, in der Tristan den Bewohnern Cornwalls die französische Art und Weise einen Hirsch zu zerlegen lehrt und dabei glaich auch die französischen Fachbegriffe enbesten [2813], furkîe[2926] und curîe [2961]. Auch im Bereich der Musik werden französische Fremdworte für französische Dichtungsarten verwendet, z.B. pasturêle, schanzûne, refloit oder folate.

Desweiteren finden Begrüßungen oder Segenswünsche oft mit französischen Worten statt. So wird Tristan in Cornwall von den Pilgern mit: "deû sal, bêâs amîs!" [2681] begrüßt und Tristan antwortet mit "dê benîe/ si sainte companîe!" [2685/2686]. Ähnliche Verwendungen lassen sich auch in vielen ähnlichen Szenen finden, zum Beispiel bei der Ankunft Tristans bei Marke oder der Begrüßung Ruals am Markehof.

Es lässt sich also sagen, dass das Französische in diesen Fällen als Fremdsprache gebraucht wird um das Aufeinendertreffen unterschiedlicher Kulturen und Sprachen zu symbolisieren. Durch die französischen Fachbegriffe wird die französische Herkunft der kulturellen Errungenschaften aufgezeigt. Außerdem konnte Gottfried von Straßburg schlecht sämtliche im Ausland spielenden Szenen in Fremdsprachen erzählen, deshalb steht das Französische hier stellvertretend für alle nicht deutschen Sprachen, die Tristan beherrscht, unabhängig davon, ob sie in Irland, England oder Cornwall spielen. Diese Fremdsprachenverwendung ist auch unabhängig vom Stand der Angesprochenen denn sowohl mit den Pilgern als auch mit dem König wird Französisch gesprochen.

Es gibt aber noch weitere Situationen in denen das Französiche verwendet wird, obwohl hier keine Personen aus verschiedenen Kulturkreisen aufeinander Treffen. So sind Lobpreise oder Totenklagen auf Französisch, zum Beispiel als Tristan am Hofe Markes hochgelobt wird mit dem Lied "Tristan, Tristan li Parmenois/ cum est bêâs et cum cûrtois!" [3363/3364]. Ein weiteres Beispiel ist der Lobgesang mit dem Isolde in Cornwall empfangen wird: "Îsôt, Îsôt la blunde/ marveil de tû le munde." [12559/12560]. Ein Beispiel für Totenklagen ist der Trauerruf um Morgan: "â noster sires, il est mort!" [3484]. Auch in Kampfszenen wird das Französische verwendet sowohl bei Ausdrücken als auch bei Kampfrufen. Im Kampf gegen Morgan ist die Rede von "michel crôieren" der "massenîe": "schevelier Parmenîe!/Parmenîe schevalier!" [5574-5577] und am Ende kommt es zur "schunfentiure" [5609]. Französisch kann auch als Bekräftigung einer Aussage gebraucht werden, so zum Beispiel wird dem Erstaunen über Tristans Namen am Hofe Markes von einem Anwesenden mit dem Ausruf: "dêus adjût" [3137] Ausdruck verliehen. Als Tristan zur Jagd ausgeschickt wird, auch am Hofe Markes, antwortet er: "â bon eure [...]/ daz lât alsô sîn." [3202/3203] und dann: "allez avant!" [3205]. In der Badeszene bittet Tristan Isolde nicht einfach um Gnade, sondern ruft auf Französisch aus "merzî, bêle Îsôt!" [10202].

In all diesen Beispielen greift die Erklärung, dass Französische symbolisiere die Fremdsprache nicht, weil die Personen genauso gut deutsch sprechen könnten. Viel mehr wird hier die Wichtigkeit der Szenen durch das Französische hervorgehoben, da dieser Registerwechsel den Leser aufmerken lässt.

Eine weitere Beobachtung ist noch zu machen, und zwar wird das Französische auch in den beiden Szenen des Liebesgeständnisses verwendet.

Verstechnik

Gottfried hat die Verse des Tristan größtenteils stichisch und als Paarreim (aabb) verfasst. Hebung und Senkung wechseln sich in der Regel ab, der Rhythmus ist teilweise jambisch, teilweise trochäisch. Das gleichmäßige System wird jedoch durch verschiedene Elemente immer wieder unterbrochen. So lassen sich, wie zum Beispiel in Vers 618 („jene ander tanzen schouwen“)[1], zweisilbige Auftakte finden, der trochäische Vers konvertiert zu einem jambischen.[Scharschuch 1938: 49] Insbesondere in der ersten Hälfte schiebt Gottfried außerdem vierzeilige Strophen ein,[Scharschuch 1938: 48] die den Fortgang der Handlung unterbrechen und Weisheiten und Ansichten des Autors ausdrücken.

Beispiel 1 (Vers 1751ff):

Owê der ougenweide,
dâ man nâch leidem leide
mit leiderem leide
siht leider ougenweide!

Beispiel 2 (Vers 1865ff):

Sich treit der werlde sache
vil ofte z'ungemache
und aber von ungemache
wider ze guoter sache.

Die eingeschobenen Strophen sind in der Regel jambisch (unbetont – betont) und drei- oder viermal gehoben [Scharschuch 1938: 49], weisen jedoch ebenfalls Unregelmäßigkeiten auf (siehe Beispiel 2, Vers 1867). Sie sind im umarmenden Reim (abba) oder, insbesondere im Prolog, im Kreuzreim (abab) verfasst. Neben Endreimen greift Gottfried auch auf Innenreime und Reimspiele zurück: „haeten si beide ir weide./si weideten beide“ (Vers 10999f) bzw. „und zwivelte si ouch beide./dem gebeidetem leide (13765f).[Scharschuch 1938:50]. An diesen Beispielen zeigt sich auch, dass Gottfried häufig auf das Stilmittel der Reimbrechung zurückgreift. Reim und Satz entsprechen einander nicht unbedingt, was syntaktisch zusammen gehört, muss kein Reimpaar bilden. Zwischen Kapitel XI und XII ist die Brechung sogar kapitelübergreifend. [Scharschuch 1938: 51]. Scharschuch beurteilt die Unregelmäßigkeiten durchaus positiv, denn sie würden einen farb- und kunstlosen Stil verhindern. [Scharschuch 1938: 49]

Anmerkungen

  1. Der Auftakt wird deutlich in der Tristan-Ausgabe von Reinhold Beckstein, Vers 616: „jene ánder tanzen schouwen“

Literatur

  • Zotz, Nicola: Sprache des Hofes - Sprache der Liebe. Französisch als Distanzsprache im "Tristan", in: Der "Tristan" Gottfrieds von Straßburg. Hrsg. Christoph Huber u. Victor Millet, Tübingen 2002, S.117-129.
  • Huber, Christoph: Wort-Ding-Entsprechungen. Zur Sprach- und Stiltheorie Gottfrieds von Straßburg, in: Befund und Deutung. Festschrift Hans Fromm, hg. von Klaus Grubmüller, Tübingen 1979, S.268-308.

<harvardreferences />

  • [*Scharschuch 1938] Scharschuch, Heinz: Gottfried von Straßburg. Stilmittel - Stilästhetik. Berlin 1938.