Würfelspielmetaphorik: Unterschied zwischen den Versionen

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Dieser Artikel wird auf die Würfelspielmetaphorik im Parzival eingehen.
In Wolframs Parzival wird häufig das Motiv des Würfels aufgegriffen., welches mit Begriffen wie  Unberechenbarkeit und der Zufälligkeit eines Geschehens assoziiert wird. Jedoch sind im Parzival gerade Bestimmung und göttliche Vorhersehung zentrale Themen. Somit zeigt sich mit der Würfelspielmetaphorik eine gewisse Spannung zwischen der scheinbaren Zufälligkeit von Ereignissen und prädestinierten Schicksalen. Ziel dieses Artikels ist es, einige Schlüsselszenen des Parzival, wie Parzivals Geburt, Parzivals Verfehlung in der Gralsburg und auch seine letzliche Ernennung zum Gralskönig, hinsichtlich ihrer Würfelspielmetaphorik zu betrachten und zu analysieren. Weiterhin wird auch die Repräsentation dieser Würfelspielmetaphorik auf der Erzählebene genauer betrachtet werden.


== Parzivals Geburt ==
== Parzivals Geburt ==
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Parzivals Geburt wird als erster  Wurf der âventiure beschrieben, die also somit erst mit diesem Ergeinis ihren Anfang findet – erst mit Parzivals Geburt kann das Spiel beginnen. Jedoch wirft diese Stelle die Frage auf, inwiefern dieser erste Spielwurf ein zufälliges Ereignis ist, da Parzival von Anfang an als Held der Geschichte bestimmt war. Handelt es sich hierbei nun um das Ergebnis eines zufälligen Würfelwurfs oder das einer Kalkulation? Bereits im Prolog (Pz. 4,23-26) sagt der Erzähler Parzivals Geburt vorraus:
(Pz. 4,23-26)


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Mit seiner Geburt wird Parzival zu diss mæres sachewalte (Pz. 112, 17), also zu der Person, die die Geschichte verwaltet . Die Leitung übernimmt jedoch, ab der Geburt des Helden, die würfelnde âventiure, wobei dem Erzähler nur die Rolle des Beobachters zukommt, der das Ereignis beschreibt. Schneyder argumentiert, dass Parzivals Geburt durch die Verwendung der Würfelspielmetaphorik, als ein kontingentes Ereignis einer komplexen Würflerei gezeigt wird, die schließlich zur Verbindung von Parzivals Eltern führt. (Schneyder 2002, S. 311). Die Metaphorik des Würfels stört die Zielgerichtetheit der Erzählung, zumindest auf der Bildebene, da neben dem Element der Vorbestimmung auch das der Zufälligkeit präsentiert wird.
 
Schneyder fasst die Überlegungen wie folgt zusammen:
„Der mæreshalp noch nicht geborene, aber zur Erzählung auserwählter Held, wird erst durch das realisierte Erzählen in Zeit und Raum eingegliedert und erhält im Moment seiner Geburt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Konsequenz der Ereignisse aber wird bestimmt durch das Würfelglück der âventiure.“ (Schneyder , S. 312)


== Verfehlungen in der Gralsburg ==
== Verfehlungen in der Gralsburg ==

Version vom 26. Mai 2015, 23:47 Uhr

In Wolframs Parzival wird häufig das Motiv des Würfels aufgegriffen., welches mit Begriffen wie Unberechenbarkeit und der Zufälligkeit eines Geschehens assoziiert wird. Jedoch sind im Parzival gerade Bestimmung und göttliche Vorhersehung zentrale Themen. Somit zeigt sich mit der Würfelspielmetaphorik eine gewisse Spannung zwischen der scheinbaren Zufälligkeit von Ereignissen und prädestinierten Schicksalen. Ziel dieses Artikels ist es, einige Schlüsselszenen des Parzival, wie Parzivals Geburt, Parzivals Verfehlung in der Gralsburg und auch seine letzliche Ernennung zum Gralskönig, hinsichtlich ihrer Würfelspielmetaphorik zu betrachten und zu analysieren. Weiterhin wird auch die Repräsentation dieser Würfelspielmetaphorik auf der Erzählebene genauer betrachtet werden.

Parzivals Geburt

Das Motiv der Würfelspielmetaphorik ist an vielen Stellen im Parzival präsent, wie auch bei der Geburt des Helden (112,9-12), wo es heißt:

hiest der âventiure wurf gespilt Hier hat nun die Aventiure ihren ersten Wurf getan,
und ir begin ist gezilt: ihr Ziel ist aufgesteckt:
wand er ist alêrst geborn, Denn erst jetzt ist der geboren,
dem diz mære wart erkorn. dem diese Geschichte bestimmt war.

Parzivals Geburt wird als erster Wurf der âventiure beschrieben, die also somit erst mit diesem Ergeinis ihren Anfang findet – erst mit Parzivals Geburt kann das Spiel beginnen. Jedoch wirft diese Stelle die Frage auf, inwiefern dieser erste Spielwurf ein zufälliges Ereignis ist, da Parzival von Anfang an als Held der Geschichte bestimmt war. Handelt es sich hierbei nun um das Ergebnis eines zufälligen Würfelwurfs oder das einer Kalkulation? Bereits im Prolog (Pz. 4,23-26) sagt der Erzähler Parzivals Geburt vorraus:

den ich hie zuo hân erkorn, Den ich hier im Auge habe,
er ist mæreshalp noch ungeborn, der ist von der Geschichte her noch ungeboren,
dem man dirre âventiure giht von dem man diese Abenteuer sagt
und wunders vil des dran geschiht. und die vielen Wunder, die da geschehen werden.

Mit seiner Geburt wird Parzival zu diss mæres sachewalte (Pz. 112, 17), also zu der Person, die die Geschichte verwaltet . Die Leitung übernimmt jedoch, ab der Geburt des Helden, die würfelnde âventiure, wobei dem Erzähler nur die Rolle des Beobachters zukommt, der das Ereignis beschreibt. Schneyder argumentiert, dass Parzivals Geburt durch die Verwendung der Würfelspielmetaphorik, als ein kontingentes Ereignis einer komplexen Würflerei gezeigt wird, die schließlich zur Verbindung von Parzivals Eltern führt. (Schneyder 2002, S. 311). Die Metaphorik des Würfels stört die Zielgerichtetheit der Erzählung, zumindest auf der Bildebene, da neben dem Element der Vorbestimmung auch das der Zufälligkeit präsentiert wird.

Schneyder fasst die Überlegungen wie folgt zusammen: „Der mæreshalp noch nicht geborene, aber zur Erzählung auserwählter Held, wird erst durch das realisierte Erzählen in Zeit und Raum eingegliedert und erhält im Moment seiner Geburt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Konsequenz der Ereignisse aber wird bestimmt durch das Würfelglück der âventiure.“ (Schneyder , S. 312)

Verfehlungen in der Gralsburg

Berufung zum Gralskönig

Die Minne als Würflerin

Das Würfelspiel des Erzählens

Anmerkungen

Literaturverzeichnis

Textausgabe

Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der ‚Parzival’-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.

Sekundärliteratur

Nellmann, Eberhard : Dichtung ein Würfelspiel? Zu 'Parzival' 2,13 und 'Tristan' 4639. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur Bd. 123/ 1994, Heft 4, S. 458-466.

Schnyder, Mireille: Glücksspiel und Vorsehung. Die Würfelspielmetaphorik im 'Parzival' Wolframs von Eschenbach. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur Bd. 131/ 2002, Heft 3, S. 308-325.