Motivation im Parzival: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Handlung in Wolfram von Eschenbachs ''Parzival'' endet darin, dass Feirefiz getauft wird und er Repanse de Schoye heiratet (811ff.), Anfortas erlöst wird (795,29) uvm. Die Frage die hier behandelt wird, ist, wie es denn soweit kommt bzw. wie die Handlung bis zu diesem Ende der Handlung vorangetrieben wird. In der Literaturwissenschaft gibt es für diesen Aspekt der Textanalyse - der Motivation - verschiedene Modelle.<ref>s. Schulz, Armin: Erzähltheorie in mediävistischer Perspektive, Berlin/New York 2012, S.322f.; Martinez, Matias: Motivierung, in: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft (=Bd.2), Berlin/New York 2000, Sp.643-646. </ref>  
Die Handlung in Wolfram von Eschenbachs ''Parzival'' endet darin, dass Feirefiz getauft wird und er Repanse de Schoye heiratet (811ff.), Anfortas erlöst wird (795,29) uvm. Die Frage die hier behandelt wird, ist, wie es soweit kommt bzw. wie die Handlung bis zu diesem Ende der Handlung vorangetrieben wird. In der Literaturwissenschaft gibt es für diesen Aspekt der Textanalyse - der Motivation - verschiedene Modelle.<ref>s. Schulz, Armin: Erzähltheorie in mediävistischer Perspektive, Berlin/New York 2012, S.322f.; Martinez, Matias: Motivierung, in: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft (=Bd.2), Berlin/New York 2000, Sp.643-646. </ref>  
Im Folgenden soll sich jedoch auf die Arbeiten von Martinez bezogen werden.  
Im Folgenden soll sich jedoch auf die Arbeiten von Martinez bezogen werden.  


==Motivation nach Martinez ==
==Motivation nach Martinez ==
Laut Matias Martinez folgen in den meisten Erzählungen die einzelnen Ereignisse nicht einfach nur chronologisch aufeinander, sondern folgen einem Prinzip, welches durch bestimmte Regeln und Gesetzte festgelegt sei. Martinez spricht dabei von Motivierung als ''Ursache oder Begründung für das einem narrativen (dramatischen oder im engeren Sinne erzählenden) text dargestellte Geschehen.''<ref>Martinez, 2000.</ref> Hinsichtlich der Funktion dieses narrativen Konzepts verweist er auf die Erzeugung von Kohärenz der Handlung.  
Laut Matias Martinez folgen in den meisten Erzählungen die einzelnen Ereignisse nicht einfach nur chronologisch aufeinander, sondern einem Prinzip, welches durch bestimmte Regeln und Gesetzte festgelegt sei. Martinez spricht dabei von Motivierung als ''Ursache oder Begründung für das einem narrativen (dramatischen oder im engeren Sinne erzählenden) Text dargestellte Geschehen.''<ref>Martinez, 2000.</ref> Hinsichtlich der Funktion dieses narrativen Konzepts verweist er auf die Erzeugung von Kohärenz der Handlung. Die finale und kausale Motivierung werden von Martinez zudem in der erzählten Welt selbst angesiedelt und bilden einen Teil dieser.  


=== Finale Motivation ===
=== Finale Motivierung ===
Von einer finalen Motivation wird gesprochen, wenn das Geschehen durch eine allmächtige und übergeordnete Macht gelenkt wird, die die Handlungen determiniert. Die Protagonisten besitzen keine Möglichkeit selbst auf die Entwicklung einzuwirken, sondern folgen nur dem übergeordnetem Plan. Insgesamt ist der Handlungsverlauf vom Ende her bestimmt und ergebnisorientiert ausgerichtet  
Von einer finalen Motivation wird gesprochen, wenn das Geschehen durch eine allmächtige und übergeordnete Macht gelenkt wird, die die Handlungen determiniert. Die Protagonisten besitzen keine Möglichkeit selbst auf die Entwicklung einzuwirken, sondern folgen nur dem übergeordnetem Plan. Insgesamt ist der Handlungsverlauf vom Ende her bestimmt und ergebnisorientiert ausgerichtet. [ Martinez 2000: 643 ]
Ein Beispiel für eine finale Motivation ist in Vergils Aeneis zu finden, deren Handlung von dem Schicksal (fortuna) vorangetrieben wird.
Ein Beispiel für eine finale Motivation ist in Vergils Aeneis zu finden, deren Handlung von dem Schicksal (fortuna) vorangetrieben wird.


=== Kausale Motivation ===
=== Kausale Motivierung ===
Kausale Motivation wird häufig auch als "Motivation von vorne bezeichnet". Der Grund hierfür liegt darin, dass die Motivation in diesem Fall wie eine Ursache-Wirkungskette funktioniert, d.h. ein Ereignis stellt das Ergebnis einer solchen dar. Eine derartige Motivation können "psychologische Beweggründe der Protagonisten für ihre Handlungen, auch auch nicht-intentionale Ursachen wie Zufälle, Naturereignisse oder Gemengenlagen von Handlungen" sein.<ref>Martinez, 2000, S.634. </ref>
Kausale Motivation wird häufig auch als "Motivation von vorne bezeichnet". Der Grund hierfür liegt darin, dass die Motivation in diesem Fall wie eine Ursache-Wirkungskette funktioniert, d.h. ein Ereignis stellt das Ergebnis einer solchen dar. Eine derartige Motivation können "psychologische Beweggründe der Protagonisten für ihre Handlungen, auch auch nicht-intentionale Ursachen wie Zufälle, Naturereignisse oder Gemengenlagen von Handlungen" sein.<ref>Martinez, 2000, S.634. </ref>


=== Kompositorische Motivation ===
=== Kompositorische Motivierung ===
Die kompositorische Motivation nach Martinez ist auf einzelne Motive, Handlungen oder Ereignisse gerichtet, die eine funktionale Stellung in der Gesamtkomposition einnehmen. Dies kann man sich wie folgt vorstellen: Beispielsweise wird zu Beginn einer Erzählung ein Schwert erwähnt. So muss am Ende der Handlung das Schwert die Rettung für den Helden darstellen, auch wenn es während der Zwischenhandlung nicht einmal erwähnt wird.
Die kompositorische Motivation nach Martinez ist auf einzelne Motive, Handlungen oder Ereignisse gerichtet, die eine funktionale Stellung in der Gesamtkomposition einnehmen. [ Martinez 2000: 644 ] Dies kann man sich wie folgt vorstellen: Beispielsweise wird zu Beginn einer Erzählung ein Schwert erwähnt. So muss am Ende der Handlung das Schwert die Rettung für den Helden darstellen, auch wenn es während der Zwischenhandlung nicht einmal erwähnt wird.  


== Motivation im Parzival ==  
== Motivation im Parzival ==  
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== Literaturverzeichnis ==
== Literaturverzeichnis ==
<HarvardReferences />
[* Martinez 2000] Martinez, Matias: Motivierung, in: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft (=Bd.2), Berlin/New York 2000, Sp.643-646.




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Version vom 27. Mai 2015, 18:06 Uhr

Die Handlung in Wolfram von Eschenbachs Parzival endet darin, dass Feirefiz getauft wird und er Repanse de Schoye heiratet (811ff.), Anfortas erlöst wird (795,29) uvm. Die Frage die hier behandelt wird, ist, wie es soweit kommt bzw. wie die Handlung bis zu diesem Ende der Handlung vorangetrieben wird. In der Literaturwissenschaft gibt es für diesen Aspekt der Textanalyse - der Motivation - verschiedene Modelle.[1] Im Folgenden soll sich jedoch auf die Arbeiten von Martinez bezogen werden.

Motivation nach Martinez

Laut Matias Martinez folgen in den meisten Erzählungen die einzelnen Ereignisse nicht einfach nur chronologisch aufeinander, sondern einem Prinzip, welches durch bestimmte Regeln und Gesetzte festgelegt sei. Martinez spricht dabei von Motivierung als Ursache oder Begründung für das einem narrativen (dramatischen oder im engeren Sinne erzählenden) Text dargestellte Geschehen.[2] Hinsichtlich der Funktion dieses narrativen Konzepts verweist er auf die Erzeugung von Kohärenz der Handlung. Die finale und kausale Motivierung werden von Martinez zudem in der erzählten Welt selbst angesiedelt und bilden einen Teil dieser.

Finale Motivierung

Von einer finalen Motivation wird gesprochen, wenn das Geschehen durch eine allmächtige und übergeordnete Macht gelenkt wird, die die Handlungen determiniert. Die Protagonisten besitzen keine Möglichkeit selbst auf die Entwicklung einzuwirken, sondern folgen nur dem übergeordnetem Plan. Insgesamt ist der Handlungsverlauf vom Ende her bestimmt und ergebnisorientiert ausgerichtet. [ Martinez 2000: 643 ] Ein Beispiel für eine finale Motivation ist in Vergils Aeneis zu finden, deren Handlung von dem Schicksal (fortuna) vorangetrieben wird.

Kausale Motivierung

Kausale Motivation wird häufig auch als "Motivation von vorne bezeichnet". Der Grund hierfür liegt darin, dass die Motivation in diesem Fall wie eine Ursache-Wirkungskette funktioniert, d.h. ein Ereignis stellt das Ergebnis einer solchen dar. Eine derartige Motivation können "psychologische Beweggründe der Protagonisten für ihre Handlungen, auch auch nicht-intentionale Ursachen wie Zufälle, Naturereignisse oder Gemengenlagen von Handlungen" sein.[3]

Kompositorische Motivierung

Die kompositorische Motivation nach Martinez ist auf einzelne Motive, Handlungen oder Ereignisse gerichtet, die eine funktionale Stellung in der Gesamtkomposition einnehmen. [ Martinez 2000: 644 ] Dies kann man sich wie folgt vorstellen: Beispielsweise wird zu Beginn einer Erzählung ein Schwert erwähnt. So muss am Ende der Handlung das Schwert die Rettung für den Helden darstellen, auch wenn es während der Zwischenhandlung nicht einmal erwähnt wird.

Motivation im Parzival

Fazit

Literaturverzeichnis

<HarvardReferences /> [* Martinez 2000] Martinez, Matias: Motivierung, in: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft (=Bd.2), Berlin/New York 2000, Sp.643-646.

  1. s. Schulz, Armin: Erzähltheorie in mediävistischer Perspektive, Berlin/New York 2012, S.322f.; Martinez, Matias: Motivierung, in: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft (=Bd.2), Berlin/New York 2000, Sp.643-646.
  2. Martinez, 2000.
  3. Martinez, 2000, S.634.