Aventiure (Gottfried von Straßburg, Tristan): Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 63: | Zeile 63: | ||
Wer diesen Kompromiss nicht schaffen kann, ist nicht der ganzlichen triuwe (1805) fähig und verliert die ere. | Wer diesen Kompromiss nicht schaffen kann, ist nicht der ganzlichen triuwe (1805) fähig und verliert die ere. | ||
Eine Lösung diese Konflikts, ein Wiederherstellen der alten Ideale ist nicht vorgesehen und Gottfried liefert auch keine Antworten, wie man sich in einem solche Konflikt verhalten soll. | Eine Lösung diese Konflikts, ein Wiederherstellen der alten Ideale ist nicht vorgesehen und Gottfried liefert auch keine Antworten, wie man sich in einem solche Konflikt verhalten soll. | ||
(Vgl.Todtenhaupt S.203-206) |
Version vom 5. Januar 2011, 12:34 Uhr
Aventiure (altfranzösisch : avantare= Ereignis/Begebenheit) ist ein mittelalterlicher Begriff der vor allem im Artusroman von Chrétien de Troyes die Bewährungsproben eines Helden bezeichnen. Zudem verbindet man mit dem Begriff Aventiure das Einwirken des Zufalls/Schichsals in den Handlungsverlauf einer Erzählung. Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Darstellung des Aventiure Begriffs und dem Vorkommen von Aventiure im Tristan.
Was ist Aventiure?
Das Wort Aventiure wird im Neuhochdeutschen oft mit dem Wort Abendteuer übersetzt, ist jedoch wesentlich vielschichtiger anzuwenden.
In mittelalterlichen Erzählungen suchen Helden die Herausforderung um sich zu beweißen, Ruhm und Ehre zu erlangen oder um eine Frau zu werben. Die Minne ist somit also eng in das Aventiure-Schma integriert, gerade in den Artusromanen wird dies besonder deutlich. Die Konfrontation mit der Gefahr ist ebenfalls ein wichtiges Motiv innherhalb der Aventiure Idee.
Aventiure bezeichent jedoch nicht nur die Bewährungsproben eines Helden, sondern vermittelt auch eine bestimmte Erzählform. So sind Aventiureerzählungen generell retrospektives Erzählen. Das Erleben eines Einzlenen wird in Sprache umgesetzt (Vgl. Schnyder S. 369)
Ein anderes Element ist die Idee der Fortuna. Die Zufälligkeiten die letztendlich das Schichsal einleuten bekommen eine besondere Bedeutung in mittelalterlichen Erzählungen. So wird ze aventiure auch als zufällig übersetzt.Fortuna bezeichent den schichsalhaften Zufall der in den Handlungverlauf eingreift.
Doch Aventiure unterliegt einem strengem göttlichen Prinzip, und ist immer eng in den Sinnkontext eingearbeitet. So wirkt auf der einen Seite Fortuna, auf der anderen Seite jedoch steht die Idee von Vrou Saelde, dem göttlichen Prinzip, das göttliche Heil. Aventiure kommt letztendlich also auch von Gott. (Vgl. Schnyder S. 369)
Aventiure im Tristan
Im Folgenden soll analysiert werden inwiefern der Begriff der Aventiure im Tristan anzutreffen ist bzw. inwiefern er sich von der Idee des Aventiure Begriffs im Artusroman unterscheidet.
Fortuna
Das Motiv der Fortuna ist tief im Tristanroman verankert.
So geschehen die Dinge aufgrund kleiner zufälliger Verkettungen. Ein Beispiel hierfür ist in dem Kapitel Die Entführung] in dem das Wort Aventiure zweimal vorkommt.
kam ez von aventiure also daz von norwaege über se einkoufshif unde de keinez me in daz lant ze Parmenie kam
Hier verdeutlicht die Aventiure die Zufälligkeit. Rein zufällig kam das Handelsschiff nach Parmenien und brachte somit den Lauf der Dinge ins Rollen.
Ein wesentliches Thema Gottfrieds ist, wie sich Tristan gegenüber der Fortunahaftigkeit der Welt verhält. Gottfried setzt der Fortuna-Kraft eine weitere Wirklichkeitskraft gegenüber, und zwar die Minne. Im Gegensatz zur Minne, die als Ziel die paradiesische Erfüllung hat, die Fortunakraft kein Ziel, ist unbeständig und fordert die Selbstbehauptung der menschlichen Existenz heraus. Tristan gelingt es, aufgrund vorrausschauender Vorsicht, sich nicht von der Fortuna in die Irre leiten zu lassen. (Vgl Tomasek S. 112-113)
Auch die Heldentaten Tristans erinnern stark an das Konzept der Aventiure, da Tristan viele Bewährungsprobe wahrnimmt und letztendlich viel Ruhm und Ehre erlangt. Sieht man jedoch genauer hin, bemekrt man, dass sich die Motivation des Helden anders verhält als im Arutsroman. In erster Linie liegt dies an der Darstellung der höfischen Welt im Tristanroman. Diese ist von Grund auf nicht in der Perfektheit beschrieben wie sie im Artusroman anzutreffen ist. Demzufolge ist das Verhältnis von Tristan zu der höfischen Welt ein spannungsreiches. Tristan ist nie wirkliche Teil des höfischen Lebens. (Vgl Haug S. 198) Während im Artusroman die Aventiure in die Macht-und Kulturordnung des Hofes eingeglierdert ist wird im Tristan ein ambivalentes Bild des Höfischen gezeichnet.
Zwar sucht Tristan die Herauforderung und die Gefahr, jedoch macht er dies in erster Linie aus persönlichem Belangen. So tritt Tristan beispielsweise gegen Morold an, vor allem deswegen, weil es sich sont niemand traut und kein andere Held für diesen Kampf zu finden ist. Auch ist die Irlandfahrt persönlich motivert , da es ihm darum geht seine Wunden heilen zu lassen. (Vgl. Haug S. 198)
Zerfall der Ideale
Tristans Bild wird zwar teilweise mit der Idee eines Artus-Ritters verkörpert, deutlich wird jedoch dass auch dieses Ideal in dem Tristanroman vom Zerfall bedroht ist. Der gesamte Roman wird von dem sogenannten lip-ere Konflikt durchzogen. Von den Die handlden Personen sollen versuchen einen Ausgleich zwischen lip und ere herzustellen. Am Anfang des Romans, in dem Tristan in all seinen Tugenden beschrieben wird, gelingt ihm das. Nach dem Minnetrank jedoch kommt die lip-ere Verbindung ins Wanken, und die moraleitat der Frau geht verloren. Der dritte Teil des Tristan, wird auch als der Ritterroman bezeichnet, und enthält die meisten Artus- Bezüge. Die Ritterschaft, die in diesem Teil im Mittelpunkt steht, soll den lip-ere Konflikt wieder zum Ausgleich bringen. Wer diesen Kompromiss nicht schaffen kann, ist nicht der ganzlichen triuwe (1805) fähig und verliert die ere. Eine Lösung diese Konflikts, ein Wiederherstellen der alten Ideale ist nicht vorgesehen und Gottfried liefert auch keine Antworten, wie man sich in einem solche Konflikt verhalten soll. (Vgl.Todtenhaupt S.203-206)