Benutzer:Felix H.: Unterschied zwischen den Versionen
Zur Navigation springen
Zur Suche springen
| Zeile 561: | Zeile 561: | ||
| VII | | VII | ||
|- | |- | ||
| Wâ bî sol man mîn geplätze hinne vür erkennen? || | | Wâ bî sol man mîn geplätze hinne vür erkennen? || Wodurch soll man mein Geschwätz künftig erkennen? | ||
|- | |- | ||
| hie envor dô kande man iz wol bî Riuwental. || | | hie envor dô kande man iz wol bî Riuwental. || Bisher kannte man es wohl dort beim Jammertal. | ||
|- | |- | ||
| dâ von solde man mich noch von allem rehte nennen: || | | dâ von solde man mich noch von allem rehte nennen: || Davon sollte man mich noch zu allem Recht nennen: | ||
|- | |- | ||
| nust mir eigen unde lêhen dâ gemezzen smal. || | | nust mir eigen unde lêhen dâ gemezzen smal. || Es nützt mir selbst und das Lehen dort ist klein bemessen. | ||
|- | |- | ||
| kint, ir heizet iu den singen, der sîn nû gewaltic sî! || | | kint, ir heizet iu den singen, der sîn nû gewaltic sî! || Kinder, ihr werdet in den Gesänge genannt, der Sinn sei nun gewaltig! | ||
|- | |- | ||
| ich bin sîn verstôzen âne schulde: mîne vriunt, nu lâzet mich des namen vrî! || | | ich bin sîn verstôzen âne schulde: mîne vriunt, nu lâzet mich des namen vrî! || Ich bin nicht der Grund für sein Zurückweisen: Meine Freunde, nun lasst mich frei von diesem Namen! | ||
|} | |} | ||
Version vom 29. November 2020, 23:02 Uhr
Übersetzung Winterlied 10
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
|---|---|
| I | |
| Dô der liebe summer | Weil der liebe Sommer |
| ureloup genam, | Abschied genommen hatte, |
| dô muose man der tänze | musste man auf die Tänze |
| ûfm anger gar verphlegen. | auf der Wiese gänzlich verzichten. |
| des gewan sît kummer | Das bereitete seitdem |
| der herre Gunderam: | Herr Gunderam Kummer: |
| der muose ouch sîn gestränze | Er musste auch seine Angeberei |
| dô lazen under wegen. | unterwegs aufgeben. |
| der ist bickelmeister disen winder: | Er ist diesen Winter Aufseher beim Würfelspiel: |
| oeder gouch ist in dem lande ninder, | nirgendwo in diesem Land gibt es einen törichteren Dummkopf. |
| sîn rûmegazze kaphet zallen zîten wol hin hinder. | Sein Gassenräumer schaut wohl immer zu seinem Hintern. |
| II | |
| Waz er an den meiden | Was er an den Mädchen |
| wunders dâ begât, | da für Wundertaten tat, |
| ê daz mîn vrouwe Schelle | Noch bevor die Glocken meiner Frau |
| volende ir gebot! | ihren Dienst vollenden würden! |
| erst vil unbescheiden, | Er ist sehr rücksichtslos, |
| wan swelhe er bestât, | denn welche er auch immer belagert, |
| diu wirt von slegen helle | sie wird bleich wegen der Schläge |
| und mîdende den spot; | und von dem Spott zieht sie sich zurück; |
| dâ von lâzen alle ir smutzemunden, | Aus diesem Grund sollen alle mit dem Schmunzeln aufhören, |
| des die jungen niht verheln enkunden! | das die Jungen nicht verbergen können! |
| des hât ir hant von solher meisterschefte dicke enphunden. | Daher hat ihre Hand unter solcher Überlegenheit schon häufig gelitten. |
| III. | |
| Immer, sô man vîret, | Immer wenn man feiert, |
| sô hebent sî sich dar | begeben sie sich dorthin |
| mit einer samenunge, | mit einem Gefolge, |
| den ich wol schaden gan. | dem ich wohl gerne schaden werde. |
| Werenbreht der lîret, | Werenbrecht spielt auf der Leier |
| sô sumbert Sigemâr. | und Sigmar trommelt. |
| daz in dâ misselunge, | Dass ihm das misslingt, |
| daz laege et eben an! | das wäre nur gut! |
| daz sich doch vil lîhte mac verrîden: | was doch sehr leicht umkippen kann: |
| wellents ir getelse niht vermîden, | wenn sie ihre Zügellosigkeit nicht unterlassen, |
| sich mugen zwêne an mîner weibelruoten wol versnîden. | können sich zwei an meinem Gerichtsstab wohl verletzen. |
| IV. | |
| Koeme ich zeinem tanze, | Käme ich zu einem Tanz, |
| dâs alle giengen bî, | wo alle hingingen, |
| dâ wurde ein spil von hende | dann würde es ein Spiel mit Händen |
| mit beiden ekken zuo. | und beiden Schwertern geben. |
| lîhte geviele ein schanze, | Leicht ergäbe sich der Zufall, |
| daz vor mir laegen drî. | dass vor mir drei daniederliegen. |
| ich hielte ez âne wende, | Ich hielt es für sicher, |
| verbüte ez einer vruo. | auch wenn es einer früh verhindern würde |
| sige und saelde hulfen mir gewinnen, | Sieg und Glück würden mir gewinnen helfen, |
| daz si halbe müesen dan entrinnen. | sodass sie fast davonkommen müssen. |
| nu ziehen ûf und lâzen in ir gogelheit zerinnen! | Nun macht euch auf und die Ausgelassenheit soll zerinnen! |
| V. | |
| Sîne weidegenge | Seine Jagdausflüge, |
| die verewent mich grâ, | lassen mich grau werden, |
| swenn er verwendeclîchen | wann auch immer er hochmütig |
| vür mîne vrouwen gât. | vor meiner Dame geht. |
| trîbet erz die lenge, | Betreibt er es auf Dauer, |
| bestât er danne dâ, | bleibt er dann dort, |
| man hilft im ûz der kîchen, | hilft man ihm aus seinem Keuchen, |
| daz er vil riuwic stât. | dass er sehr leidvoll dasteht. |
| er und etelîcher sîn geselle, | Ihn und seine Gesellen, |
| den ich tanzent an ir hant ersnelle, | die ich tanzend an ihrer Hand erwische, |
| des sî gewis, ich slahe in, daz sîn offen stât ein elle! | das sei gewiss, die schlage ich, dass ihre Elle heraustritt! |
| VI. | |
| Im hilft niht sîn treie | Weder sein Wams hilft ihm |
| noch sîn hiubelhuot; | noch seine Haube; |
| ez wirt im in getrenket: | man wird sich an ihm rächen: |
| er zuhte ir einen bal. | Er entriss ihr einen Ball. |
| erst ein toerscher leie; | Er ist ein dummer Laie; |
| sîn tumbelîcher muot | sein törichter Mut |
| der wirt im dâ bekrenket. | wird ihn dabei verletzen. |
| wil er vür Riuwental | Will er beim Jammertal |
| hin und her sô vil gewentschelieren, | so sehr hin und her gehen, |
| er wirt wol zezeiset under vieren. | er wird wohl von Vieren zerzaust, |
| her Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? | Herr Werenbrecht, was kann ich dafür, wird ihn das zu Fall bringen? |
| VIa | |
| Die wîl ich die klingen | Die Schwerter will ich |
| um mîne sîten trage, | an meinen Seiten tragen, |
| sô darf mir durch mîn sumber | so kann mir niemand |
| niemen stechen nieht. | durch mein Geflecht stechen. |
| er mouz vil wîte springen: | Er muss sehr weit springen: |
| begrîfe ichn mit dem slage, | ich erwische ihn mit dem Schlag, |
| ich slahe in, daz er tumber | ich schlage ihn, dass er |
| schouwet nimmer lieht. | kein Licht mehr sieht. |
| ich hilf im des lîbes in den aschen | Ich bringe seinen Körper in den Schmutz |
| und slah im mit willen eine vlaschen, | und gebe ihm mit Absicht einen Hieb, |
| daz im die hunt daz hirne ab der erde müezen naschen. | dass ihm die Hunde das Gehirn von der Erde lecken können. |
| VIb | |
| Her Nîthart hât gesungen, | Herr Neidhart hat gesungen, |
| az ich in hazzen wil | dass ich ihn hassen werde |
| durch mînes neven willen, | meinem Verwandten zuliebe, |
| des neven er beschallt. | dessen Verwandten er beschuldigt hatte. |
| lieze ers unbetwungen! | Es ließ ihn unbekümmert! |
| es ist im gar ze vil. | Es ist ihm gar zu viel. |
| enpflæge er sîner grillen | Wenn er seine Grillen kultivieren würde, |
| und het ouch der gewalt! | hätte er auch Gewalt! |
| ez ist ein schelten, daz mich freuden letzet. | Es ist eine Beleidigung, die mich der Freude beraubt. |
| wirt diu weibelroute mir gewetzet, | Wird für mich das Gerichtsschwert gewetzt, |
| ich trenne in ûf, daz man wol einen sezzel in in setzet. | schneide ich ihn auf, sodass man wohl einen Sessel in ihn stellen könnte. |
Übersetzung Sommerlied 4
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
|---|---|
| I | |
| Heid, anger, walt in fröuden stât; | Heide, Wiese, steht in Freuden; |
| diu hânt sich bereitet mit ir besten wât, | sie haben sich mit ihrem schönsten Kleid geschmückt, |
| die in der meie hât gesant. | das ihnen der Mai gegeben hat. |
| sî wir alle | Sieh wir alle |
| frô schalle! | jubeln glücklich mit Freude! |
| sumer ist komen in diu lant. | Der Sommer ist ins Land gekommen. |
| II | |
| Wol ûz der stuben, ir stolzen kint, | Wohl aus der Stube, ihr prächtigen Kinder, |
| lât iuch ûf der strâze sehen! Hin ist der scherfe wint | lasst euch auf der Straße sehen! Der scharfe Wind ist vorbei |
| unde ouch der vil kalte snê. | und auch der sehr kalte Schnee. |
| hebt iuch balde | Macht euch schnell |
| zuo dem walde! | zum Wald auf! |
| vogelîn singent, den was wê. | Die Vöglein singen, sie hatten gelitten. |
| III | |
| Diu sint ergetzet leides gar. | Die wurden gänzlich für das Leid entschädigt. |
| ir sult mirz gelouben! nemt sîn selbe war, | Ihr sollt es mir glauben! Nehmt es selbst wahr, |
| waz der sumer erzeiget hât! | was der Sommer offenbart hat! |
| er will rîchen | Er wird |
| sicherlîchen | sicherlich |
| manegem boum mit loubes wât. | manchen Baum mit einem Laubkleid schmücken. |
| IV | |
| Die nû vor grôzer huote megen, | Die, die schon vorher große Fürsorge haben wollen, |
| die suln balde ir bestez vîrtacgwant an legen | die sollen bald ihr bestes Festtagsgewand anziehen, |
| lâzen sich dar inne ersehen! | und sich darin erblicken lassen! |
| wir suln schouwen | Wir sollen |
| vor den ouwen | vor zu den Feldern schauen |
| maneger hande bloumen brehen, | wie manche Hände Blumen pflücken. |
| V | |
| Swie Riuwental mîn eigen sî, | Auch wenn das Jammertal mir gehört, |
| ich bin disen sumer aller sorgen frî, | bin ich diesen Sommer von allen Sorgen befreit, |
| sît der winter ist dâ hin. | seit der Winter vorbei ist. |
| ich will lêren | Ich will |
| die jungen êren | den Jungen dieselbe Freude bereiten: |
| freude: dar nâch stêt mîn sin. | Danach trachtet mein Sinn. |
Übersetzung Sommerlied 18
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
|---|---|
| I | |
| „Uns wil ein sumer komen“, | „Es wird ein Sommer zu uns kommen“, |
| sprach ein magt: „jâ hân ich den von Riuwental vernomen. | sprach ein Mädchen: „ Ja das habe ich von jenem vom Jammertal gehört. |
| jâ wil ich in loben. | Wirklich, ich will ihn loben. |
| mîn herze spilt gein im vor vreuden, als ez welle toben. | Mein Herz schlägt für ihn vor Freude, als ob es toben wollte. |
| ich hœr in dort singen vor den kinden. | Ich höre ihn dort vor den Kindern singen. |
| jâne wil ich nimmer des erwinden, | Auf diese Weise will ich das nicht beenden, |
| ich springe an sîner hende zuo der linden.“ | ich springe an seinen Händen zu den Linden.“ |
| II | |
| Diu muoter rief ir nâch: | Die Mutter rief ihr nach: |
| sî sprach: „tohter, volge mir, niht lâ dir wesen gâch! | Sie sprach: „Tochter, folge mir, lass dich nicht drängen! |
| weistû, wie geschach | Weißt du, was |
| dîner spilen Jiuten vert, alsam ir eide jach? | deiner Gespielin Jiute früher passiert ist, wie ihre Mutter sagte? |
| der wouhs von sînem reien ûf ir wempel, | Ihr Bauch wuchs von seinem Tanz |
| und gewan ein kint, daz hiez si lempel: | und sie bekam ein Kind, das sie Lempel nannte: |
| alsô lêrte er sî den gimpelgempel.“ | So zeigte er ihr die Tanzweise/den Penis.“ |
| III | |
| „Muoter lât iz sîn! | „Mutter lass es sein! |
| er sante mir ein rôsenschapel, daz het liehten schîn, | Er legte mir einen Rosenkranz, der hell geleuchtet hat |
| ûf daz houbet mîn, | auf meinem Kopf, |
| und zwêne rôten golzen brâhte er her mir über Rîn: | und er brachte mir zwei rote Schuhe über den Rhein: |
| die trag ich noch hiwer an mînem beine. | die trage ich noch jetzt an meinem Bein. |
| des er mich bat, daz weiz ich niewan eine. | Worum er mich bat, das weiß nur ich allein. |
| jâ volge ich iuwer ræte harte kleine.“ | Auch folge ich euerem Rat überhaupt nicht.“ |
| IV | |
| Der mouter der wart leit, | Der Mutter, der war es leid, |
| daz diu tohter niht enhôrte, daz si ir vor geseit; | dass die Tochter nicht erhörte, was sie ihr vorhersagte; |
| iz sprach diu stolze meit: | Es sprach das stolze Mädchen: |
| „ich hân im gelobt: des hât er mîne sicherheit. | „Ich habe ihn zum Mann genommen: Dafür hat er mein Ehrenwort. |
| waz verliuse ich dâ mit mîner êren? | Warum soll ich damit meine Ehre aufs Spiel setzen? |
| jâne wil ich nimmer widerkêren, | Auf diese Weise will ich nicht wieder zurückkehren, |
| er mouz mich sîne geile sprünge lêren.“ | er muss mir seine begierigen Sprünge zeigen. |
| V | |
| Diu muoter sprach: „wol hin! | Die Mutter sprach: „Auf! |
| verstû übel oder wol, sich, daz ist dîn gewin: | Verstehe es wohl oder übel, sieh, das ist dein Gewinn: |
| dû hâst niht guoten sin. | du hast keinen guten Sinn. |
| wil dû mit im gein Riuwental, dâ bringet er dich hin: | Willst du mit ihm ins Jammertal, dann bringt er dich hin: |
| alsô kann sîn treiros dich verkoufen. | So kann sein Tanzlied dich aufgeben. |
| er beginnt dich slahen, stôzen, roufen | Er beginnt dich zu schlagen, dich niederzustoßen, dich zu prügeln |
| und müezen doch zwô wiegen bî dir loufen.“ | und es müssen doch zwei Wiegen bei dir laufen.“ |
Übersetzung Winterlied 24
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
|---|---|
| I | |
| Sumer, dîner süezen weter müezen wir uns ânen; | Sommer, wir müssen auf dein schönes Wetter verzichten: |
| dirre kalte winder trûren unde senen gît. | Dieser kalte Winter verursacht Traurigkeit und Sehnsucht. |
| ich bin ungetroestet von der lieben wolgetânen. | Ich bin hoffnungslos auf die lieben Schönheiten. |
| wie sol ich vertrîben dise lange swaere zît, | Wie soll ich diese lange schwere Zeit vertreiben, |
| diu die heide velwet unde mange bluomen wolgetân? | die die Heide und einige Blumen kräftig entfärbt? |
| dâ von sint die vogele in dem walde des betwungen, daz si ir singen müezen lân. | Davon sind die Vögel im Wald gezwungen, dass sie ihr Singen unterlassen müssen. |
| II | |
| Alsô hât diu vrouwe mîn daz herze mir betwungen, | So hat meine Dame mein Herz erobert, |
| daz ich âne vröude muoz verswenden mîne tage. | dass ich ohne Freude meine Tage verschwenden muss. |
| ez vervaehet niht, swaz ich ir lange hân gesungen; | Es nützt nichts, was ich ihr lange vorgesungen habe; |
| mir ist alsô maere, daz ich mêre stille dage. | so ist es mir gleichgültig, dass ich sehr stillschweige. |
| Ich geloube niht, das sî den mannen immer werde holt: | Ich glaube nicht, dass sie den Männern immer wohlgesonnen sein wird: |
| wir verliesen, swaz wir dar gesingen unde gerûnen, ich und jener Hildebolt. | Wir gaben auf, was wir da singen und raunen, ich und jener Hildebolt. |
| III | |
| Der ist nû der tumbist under geilen getelingen, | Dieser ist nun der Dümmste unter den begierigen Burschen, |
| er und einer, nennet man den jungen Willegêr: | ihn und <noch> einen nennt man den jungen Willeger: |
| den enkunde ich disen sumer nie von ir gedringen, | ich konnte ihn diesen Sommer nie von ihr wegdrängen, |
| sô der tanz gein âbent an der strâze gie entwer. | bis der Tanz gegen Abend an der Straße abgelehnt wurde. |
| mangen twerhen blic den wurfen sî mich mit den ougen an, | Sie warfen mir mit den Augen so manchen schiefen Blick zu, |
| daz ich sunder mînes guoten willen vor in beiden ie ze sweime muose gân. | dass ich gegen meinen guten Willen wegen ihnen beiden immer ins Schwanken kommen werde. |
| IV | |
| Wê, daz mich sô manger hât von lieber stat gedrungen | Wehe, dass mich so mancher von der günstigen Stelle weggedrängt hat |
| beidiu von der guoten unde ouch wîlent anderswâ! | sowohl von der guten und auch einst anderswohin! |
| oedelîchen wart von in ûf mînen tratz gesprungen. | Töricht wurde von ihm auf meinen Widerstand hin getanzt. |
| ir gewaltes bin ich vor in mînem schophe grâ. | Wegen ihrer Gewalt bin ich vorn auf meinem Kopf grau. |
| doch sô neic diu guote mir ein lützel über schildes rant. | Doch so neigte sich die Gute ein wenig über den Rand des Schildes zu mir. |
| gerne mugt ir hoeren, wie die dörper sint gekleidet: üppiclîch ist ir gewant. | Gerne könnt ihr hören, wie die Dörper gekleidet sind: übermütig ist ihre Kleidung. |
| V | |
| Enge röcke tragent sî und smale schaperûne, | Sie tragen enge Obergewänder und knappe Mäntel, |
| rôte hüete, rinkelohte schuohe, swarze hosen. | rote Hüte, Schnallenschuhe, schwarze Hosen. |
| Engelmâr getet mir nie sô leide an Vriderûne, | Engelmar tat mir nie so <großes> Leid an in Bezug auf Friderun, |
| sam die zwêne tuont. ich nîde ir phellerîne phosen, | wie es die beiden tun. Ich hasse ihre seidenen Beutel, |
| die si tragent: dâ lît inne ein wurze, heizet ingewer. | die sie bei sich tragen: darin befindet sich eine Wurzel, sie heißt Ingwer. |
| der gap Hildebolt der guoten eine bî dem tanze; die gezuhte ir Willegêr. | Hildebolt gab der Guten eine davon beim Tanz, diese entriss ihr Willeger. |
| Va | |
| Gern west ich, wie es die torpper vnter einander trachten. | Gerne wüsste ich, wie es die Dörper untereinander betrachten. |
| sie trugen peckkelhauben, darczu lange swert | Sie trugen Eisenhauben, dazu lange Schwerter. |
| ir spottigkeit, ir laster sie gar zu laster brachten: | Ihre Spottlust, ihr Laster brachte sie gar zur Schande: |
| des wurdens durch die goller mer denn halb gewert. | dadurch wurden sie durch den Brustharnisch mehr als halb geschützt. |
| sie stritten mit einander einen ganczen summer langen tag. | Sie stritten einen ganzen langen Sommertag miteinander. |
| das ir geläße sahe herre Neithart, do er in dem vas bey dem wein lag. | Herr Neidhart sah ihr Benehmen, da er bei dem Fass Wein lag. |
| VI | |
| Sagte ich nû diu maere, wie siz mit ein ander schuofen, | Ich erzählte nun die Geschichte, wie sie es miteinander trieben, |
| des enweiz ich niht: ich schiet von danne sâ zehant. | das weiß ich nicht: Ich hielt mich sofort von dort fern. |
| manneglîch begunde sînen vriunden vaste ruofen; | Jeder begann seinen Freunden laut zu rufen; |
| einer der schrê lûte: „hilf, gevater Weregant!“ | einer schrie laut: „Hilf, mein Freund Weregant!“ |
| er was lîhte in grôzen noeten, dô er sô nâch helfe schrê. | Er war sicher in großer Verzweiflung, da er so nach Hilfe schrie. |
| Hildeboldes swester hôrte ich eines lûte schrîen: „wê mir mînes bruoder, wê!“ | Hildebolts Schwester hörte ich allein laut schreien: „Wehe mir mein Bruder, wehe!“ |
| VIa | |
| Dô kam schiere ein geteline geloufen von dem strîte: | Da kam bald ein Bursche von dem Streit herbeigerannt; |
| den frâgt ich der maere. "Willeher mit ellen streit. | den fragte ich nach der Geschichte. „Willeher streitet mit Ellen(bogen). |
| Hildeboltes schapperûn der ist zerzerret wîte | Hildebolts Mantel ist überall zerissen |
| und dar zuo sîn enger roc wol drîer spannen breit." | und dazu sein enges Obergewand wohl drei Spannen breit.“ |
| daz geschach umb eine wurzen, die man ûz der hende ir brach. | Dies geschah wegen einer Wurzel, die man ihr aus den Händen riss. |
| des engalt vil mangiu spaehiu hûbe, die man bî dem tanze zerzerret ligen sach. | Daher geht es um viele schöne Hauben, die man bei dem Tanz <dort> zerrissen liegen sah. |
| VII | |
| Wâ bî sol man mîn geplätze hinne vür erkennen? | Wodurch soll man mein Geschwätz künftig erkennen? |
| hie envor dô kande man iz wol bî Riuwental. | Bisher kannte man es wohl dort beim Jammertal. |
| dâ von solde man mich noch von allem rehte nennen: | Davon sollte man mich noch zu allem Recht nennen: |
| nust mir eigen unde lêhen dâ gemezzen smal. | Es nützt mir selbst und das Lehen dort ist klein bemessen. |
| kint, ir heizet iu den singen, der sîn nû gewaltic sî! | Kinder, ihr werdet in den Gesänge genannt, der Sinn sei nun gewaltig! |
| ich bin sîn verstôzen âne schulde: mîne vriunt, nu lâzet mich des namen vrî! | Ich bin nicht der Grund für sein Zurückweisen: Meine Freunde, nun lasst mich frei von diesem Namen! |
| VIII | |
| Ich hân mînes herren hulde vloren âne schulde: | Beispiel |
| dâ von so ist mîn herze jâmers unde trûrens vol. | Beispiel |
| rîcher got, nu rihte mirz sô gar nâch dîner hulde, | Beispiel |
| manges werden friundes daz ich mich des ânen sol! | Beispiel |
| des hân ich ze Beiern lâzen allez, daz ich ie gewan, | Beispiel |
| unde var dâ hin gein Ôsterrîche und wil mich dingen an den werden Ôsterman. | Beispiel |
| IX | |
| Mîner vînde wille ist niht ze wol an mir ergangen: | Beispiel |
| wolde ez got, sîn mähte noch vil lîhte werden rât. | Beispiel |
| in dem lande ze OEsterrîche wart ich wol enphangen | Beispiel |
| von dem edeln vürsten, der mich nû behûset hât. | Beispiel |
| hie ze Medelicke bin ich immer âne ir aller danc. | Beispiel |
| mir ist leit, daz ich von Eppen und von Gumpen ie ze Riuwental sô vil gesanc. | Beispiel |
| IXa | |
| Her Nîthart hât uns hie verlâzen als diu krâ den stecken, | Beispiel |
| diu dâ hinne fliuget unde sitzet ûf ein sât. | Beispiel |
| ez sol ein man mit fremden frouwen niht ze vil gezecken, | Beispiel |
| der der wâren schulde an sîner keine vunden hât. | Beispiel |
| er niez sîn tegelîche spîse (der hât er dâ heime genouc), | Beispiel |
| lâz Hildebolten mit gemache! ez was ein eichel, die er bî im in dem biutel truoc. | Beispiel |
| X | |
| Rädelohte sporen treit mir Fridepreht ze leide, | Beispiel |
| niuwen vezzel hât er baz dan zweier hende breit. | Beispiel |
| rucket er den afterreif hin wider ûf die scheide, | Beispiel |
| wizzet, mîne vriunde, daz is mir ein herzenleit! | Beispiel |
| zwêne niuwe hantschuoh er unz ûf den ellenbogen zôch. | Beispiel |
| mugt ir hoeren, wie der selbe gemzinc von der lieben hiuwer ab dem tanze vlôch? | Beispiel |
| Xa | |
| Er gap versengelt wol, rehte als im waer an gebunden | Beispiel |
| ein swînes blâse, alsô man den wilden hunden tuot. | Beispiel |
| ofte brach er sînen zelt, als sî doch wol befunden, | Beispiel |
| Hatze und Pletze und jeniu ir gespile Hademuot. | Beispiel |
| frâget Engeltrûten, wiez laeg umbe ir bruoder Fridebreht! | Beispiel |
| "ach ach, er hât verrenket sich vor vorhte", alsô hât si mir geseit, "der toersche kneht." | Beispiel |
| Xb | |
| Sach ab ieman jenen mit der gickelvêhen täcken? | Beispiel |
| die treget er ûf der hende und klopfet ûf sîn niuwez swert: | Beispiel |
| dâ mite er uns des nahtes ab der gazzen wil erschrecken. | Beispiel |
| der selbe dünket sich noch mêr dan drîer bônen wert, | Beispiel |
| als er danne gerûzet unde gedraeset, der vil übele man, | Beispiel |
| und im sîn täcke ringeleht erklinget dem gelîche, als er trage ein goller an. | Beispiel |