Benutzer:Maria Benz: Unterschied zwischen den Versionen
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| Seht an Engelwânen, || | | Seht an Engelwânen, || Seht bei Engelwan, | ||
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| wie hôhe èr sîn hóubet treit! || | | wie hôhe èr sîn hóubet treit! || wie hoch er sein Haupt trägt! | ||
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| swanne er mit gespannem swerte bî dem tanze gât, || | | swanne er mit gespannem swerte bî dem tanze gât, || Wann immer er mit gezücktem Schwert beim Tanz herumgeht, | ||
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| sô ist er niht âne || | | sô ist er niht âne || so ist er nicht ohne | ||
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| der vláemìschen höveschéit, || | | der vláemìschen höveschéit, || das flämische höfische Benehmen, | ||
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| dâ sîn vater Batze wênic mit ze schaffen hât. || | | dâ sîn vater Batze wênic mit ze schaffen hât. || womit sein Vater Batze wenig zu tun hat. | ||
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| nu ist sîn sun ein oeder gouch mit sîner rûhen hûben: || | | nu ist sîn sun ein oeder gouch mit sîner rûhen hûben: || Nun ist sein Sohn ein törichter Narr mit seiner beharrten Haube: | ||
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| ich gelîche sîn gephnaete ze einer saten trûben, || | | ich gelîche sîn gephnaete ze einer saten trûben, || Ich vergleiche sein Schnauben mit einer satten Taube, | ||
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| diu mit vollem krophe ûf einem korenkasten stât. || | | diu mit vollem krophe ûf einem korenkasten stât. || die mit vollem Hals auf einem Kornspeicher sitzt. | ||
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| Swer in sîner tougen || | | Swer in sîner tougen || Wer auch immer in seiner Heimlichkeit | ||
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| ie líep òde léit gewán, || | | ie líep òde léit gewán, || je Liebe oder Leid erfuhr, | ||
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| dem sint mîne sorgen und mîn kumber wol bekant. || | | dem sint mîne sorgen und mîn kumber wol bekant. || dem sind meine Sorgen und mein Kummer wohl bekannt. | ||
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| sît ich mînen ougen || | | sît ich mînen ougen || Seit ich meinen Augen | ||
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| den stîc nìht verbíeten kán, || | | den stîc nìht verbíeten kán, || den Anblick nicht verbieten kann, | ||
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| sî enblicken hin, dâ Ruoze tanzet an ir hant, || | | sî enblicken hin, dâ Ruoze tanzet an ir hant, || sie schauen hin, als Ruoze an ihrer Hand tanzt, | ||
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| sô verlâze ich kûme, deich mich selben niht enroufe: || | | sô verlâze ich kûme, deich mich selben niht enroufe: || so verlasse ich geschwächt, da ich mich selber nicht raufe: | ||
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| solhen wehsel nement, die dâ minnent, an ir koufe. || | | solhen wehsel nement, die dâ minnent, an ir koufe. || Solche Wechsel nehmen sie, die da lieben, in Kauf. | ||
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| Minne, lâ mich vrî! mich twingent sêre dîniu bant. || | | Minne, lâ mich vrî! mich twingent sêre dîniu bant. || Liebe, lass mich frei! Mich erdrücken deine Bänder sehr. | ||
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| Minne, dîne snüere || | | Minne, dîne snüere || Liebe, deine Fesseln | ||
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| die twíngènt daz hérze mîn, || | | die twíngènt daz hérze mîn, || die erdrücken mein Herz, | ||
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| daz ich hân ze strîte wider dich deheine wer. || | | daz ich hân ze strîte wider dich deheine wer. || sodass ich dich im Streit wieder abwehre. | ||
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| swie verholne ich rüere || | | swie verholne ich rüere || Wie auch immer ich heimlich berühre | ||
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| den zímbèl der zélle dîn, || | | den zímbèl der zélle dîn, || die Glocke deiner Zelle, | ||
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| sô bin ich betwungen des, daz ich dir hulde swer. || | | sô bin ich betwungen des, daz ich dir hulde swer. || so bin gezwungen, dir Treue zu schwören. | ||
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| vrouwe Minne, dîn gewalt ist wider mich ze strenge; || | | vrouwe Minne, dîn gewalt ist wider mich ze strenge; || Frau Minne, deine Macht gegen mich ist zu stark; | ||
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| küneginne, dîner ungenâde niht verhenge, || | | küneginne, dîner ungenâde niht verhenge, || Königin, verhänge nicht deine Missgunst über mich, | ||
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| daz si mich verderbe! ja ist si über mich ein her. || | | daz si mich verderbe! ja ist si über mich ein her. || damit sie mich verdirbt! Ja sie herrscht über mich. | ||
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Version vom 6. Dezember 2020, 12:20 Uhr
Übersetzung Winterlied 10
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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Dô der liebe summer | Da der liebe Sommer, |
ureloup genam, | Abschied genommen hat, |
dô muose man der tänze | da musste man mit den Tänzen |
ûfm anger gar verphlegen. | auf den Wiesen schließlich aufhören. |
des gewan sît kummer | Dies entfachte Kummer |
der herre Gunderam: | in Herrn Gunderam: |
der muose ouch sîn gestränze | Der musste auch seine Landstreicherei |
dô lazen under wegen. | deshalb ebenfalls beiseitelegen. |
der ist bickelmeister disen winder: | Der ist Meister beim Würfelspiel diesen Winter: |
oeder gouch ist in dem lande ninder; | Nirgendwo im Lande findet man so einen törichten Narr; |
sîn rumegazze kaphet zallen zîten wol hin hinder. | sein Gassenräumer schaut sich ständig nach hinten um. |
Waz er an den meiden | Was er sich bei den Mädchen |
wunders dâ begât, | Unvorstellbares erlaubt hat, |
ê daz mîn vrouwe Schelle | ehe dass meine Dame klingle |
volende ir gebot! | und ihr Verbot vollende! |
erst vil unbescheiden, | Erst deutlich rücksichtslos, |
wan swlhe er bestât, | als er sich an einer vergriff, |
diu wirt von slegen helle | schrie laut auf von den Schlägen |
und mîdende den spot; | und vermied den Spott; |
dâ von lâzen alle ir smutzemunden, | daher lassen alle von ihrem Schmunzeln ab, |
des die jungen niht verheln enkunden! | das die Jungen nicht verbergen konnten! |
des hât ir hant von solher meisterschefte dicke enphunden. | Dies hat ihre Hand solche Gewalt oft erleiden lassen. |
Immer, sô man vîret, | Immer, wenn man so feiert, |
sô hebent sî sich dar | so machen sie sich auf, |
mit einer samenunge, | mit einer Gefolgschaft, |
den ich wol schaden gan. | der ich wohl Schaden gönne. |
Werenbreht der lîret, | Werenbreht spielt auf der Leier vor, |
sô sumbert Sigemâr. | während Sigemar trommelt. |
daz in dâ misselunge, | Dass ihnen das missglücke, |
daz laege et eben an! | das wäre sehr angebracht! |
daz sich doch vil lîhte mac verrîden: | Dass sich doch viel Leichtfertigkeit wenden möge: |
wellents ir getelse niht vermîden, | Wollt ihr eure Zügellosigkeit nicht vermeiden, |
sich mugen zwêne an miner weibelruoten wol versnîden. | so mögen sich die beiden an meinem Gerichtsschwert wohl schneiden. |
Koeme ich zeinem tanze, | Käme ich zu seinem Tanze, |
dâs alle giengen bî, | bei welchem alle mitmachen würden, |
dâ wurde ein spil von hende | da würde ein Spiel von Hand |
mit beiden ekken zuo. | mit beiden Schwertschneiden beginnen. |
lîhte geviele ein schanze, | Vielleicht würde ein Wurf fallen, |
daz von mir leagen drî. | dass vor mir drei lägen. |
ich hielte ez âne wende, | Ich hielte es ohne Wende, |
verbüte ez einer vruo. | übergäbe es einer Dame. |
sige und saelde hulfen mir gewinnen, | Übermacht und Glück würden mir helfen zu gewinnen, |
daz si halbe müesen dan entrinnen. | dass sie zur Hälfte entrinnen müssten. |
nu ziehen ûf und lâzen in ir gogelheit zerinnen! | Nun ziehen sie auf und lassen ihre Ausgelassenheit verrinnen! |
Sîne weidegenge | Seine Jagdzüge |
die verewent mich grâ, | die färben mich grau, |
swenn er verwendeclîchen | immer wenn er hochmütig |
vür mîne vrouwen gât. | vor meine Dame tritt. |
trîbet erz die lenge, | Treibt er dies auf die Dauer, |
bestât er danne dâ, | bleibt er dann dabei, |
man hilft im ûz der kîchen, | man hilft ihm aus dem Keuchen, |
daz er vil riuwic stât. | dass er sehr reuevoll dasteht. |
er und etelîcher sîn geselle, | Wenn ich ihn und einer seiner Gefährten, |
den ich tanzent an ir hant ersnelle, | tanzend an ihrer Hand erwische, |
des sî gewis, ich slahe in, daz sîn offen stât ein elle! | dann sei gewiss, ich schlage ihn, dass ein Loch offensteht! |
Im hilft niht sîn treie | Ihm hilft nicht seine Jacke, |
noch sîn hiubelhuot; | noch sein Helm; |
ez wirt im in getrenket: | es wird ihn getränkt: |
er zuhte ir einen bal. | er entriss ihr einen Ball. |
erst ein toerscher leie; | Er ist ein törichter Laie; |
sîn tumbelîcher muot | sein dümmlicher Verstand, |
der wirt im dâ bekrenket. | der wird ihn da kränken. |
wil er vür Riuwental | Wenn er für Riuwental |
hin und her sô vil gewentschelieren, | hin und her so umherstreichen will, |
er wirt wol zezeist under vieren. | er wird wohl zerfetzt unter vieren. |
her Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? | Herr Werenbreht, was kann ich dafür, wird ihm der abfallen? |
Die wîl ich die klingen | Deshalb will ich die Schwerter |
um mîne sîten trage, | um mich herumtragen, |
sô darf mir durch mîn sumber | so darf mir durch meine Trommel |
niemen stechen nieht. | niemand stechen. |
er muoz vil wîte springen: | Er muss sehr weit wegspringen: |
begrîfe ichn mit dem slage, | Erreichte ich ihn mit dem Schlag, |
ich slahe in, daz er tumber | ich würde ihn schlagen, dass der Törichte |
schouwet nimmer lieht. | nie mehr das Licht erblickt. |
ich hilf im des lîbes in den aschen | Ich helfe seinem Körper in die Asche |
und slah im mit willen eine vlaschen, | und schlag ihn mit Vergnügen mit einer Flasche, |
daz im die hunt daz hirne ab der erde müezen naschen. | sodass ihm die Hunde das Hirn aus der Erde naschen könnten. |
Her Nîthart hât gesungen, | Herr Neidhart hat gesungen, |
daz ich in hazzen wil | dass ich ihn hassen will |
durch mînes neven willen, | durch meines Neffen Willen |
des neven er beschalt. | dessen Onkel er beeinträchtigt. |
lieze ers unbetwungen! | Ließe er es unbezwungen! |
es ist im gar ze vil. | Es ist ihm gar zu viel. |
empflaege er sîner grillen | Würde er seinen Grillen entfliehen |
und het ouch der gewalt! | und hätte auch die Macht! |
ez ist ein schelten, daz mich freuden letzet. | Es ist ein Vorwurf, der mich meiner Freude beraubt. |
wirt diu weibelruote mir gewetzet, | Wird das Gerichtsschwert für mich geschärft, |
ich trenne in ûf, daz man wol einen sezzel in in setzet. | ich würde ihn auftrennen, sodass man wohl ein Sessel in ihn setzen könnte. |
Übersetzung Sommerlied 4
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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Heid, anger, walt in fröuden stât; | Feld, Wiese und Wald stehen in Freude; |
diu hânt sich bereitet mit ir besten wât, | die haben sich mit ihrem besten Kleid geschmückt, |
die in der meie hât gesant. | welches ihnen der Mai geschickt hat. |
sî wir alle | Wir sind alle |
frô mit schalle! | heiter und jubeln! |
sumer ist komen in diu lant. | Der Sommer ist ins Land gekommen. |
Wol ûz der stuben, ir stolzen kint, | Schön aus den Stuben, ihr übermütigen Kinder, |
lât iuch ûf der strâze sehen! hin ist der scherfe wint | lasst euch auf der Straße sehen! Weg ist der beißende Wind |
unde ouch der vil kalte snê. | sowie der sehr kalte Schnee. |
hebt iuch balde | Brecht schnell auf |
zuo dem walde! | zum Wald! |
vogelîn singent, den was wê. | Die Vögelein singen, denen ging es schlecht. |
Diu sint ergetzet leides gar. | Die sind vom Leid gänzlich getröstet. |
ir sult mirz gelouben! nemt sîn selbe war, | Ihr sollt es mir glauben! Nehmt es selbst wahr, |
waz der sumer erzeiget hât! | was der Sommer geleistet hat! |
er wil rîchen | Er wird schmücken |
sicherlîchen | sicherlich |
manegen boum mit loubes wât. | viele Bäume mit einem Gewand aus Laub. |
Die nû vor grôzer huote megen, | Die nun unter großer Beobachtung stehen werden, |
die suln balde ir bestez vîrtacgwant an legen, | die sollen schnell ihr bestes Sonntagsgewand anlegen, |
lâzen sich dar inne ersehen! | und sich darin sehen lassen! |
wir suln schouwen | Wir sollten zusehen |
vor den ouwen | bei den Wiesen |
maneger hande bluomen brehen. | wie viele Hände Blumen pflücken. |
Swie Riuwental mîn eigen sî, | Auch wenn das Reuental mir gehört, |
ich bin disen sumer aller sorgen frî, | ich bin diesen Sommer frei von allen Sorgen, |
sît der winter ist dâ hin, | seit der Winter weg ist, |
ich wil lêren | ich will lehren |
die jungen êren | die jungen Leute |
freude: dar nâch stêt mîn sin. | Freude zu ehren: Danach steht mir der Sinn. |
Übersetzung Sommerlied 18
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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„Uns wil ein sumer komen", | "Bald wird der Sommer kommen", |
sprach ein magt: "jâ hân ich den von Riuwental vernomen. | sprach ein Mädchen: "Ja ich habe den Riuwental vernommen. |
jâ wil ich in loben. | Ja ich will ihn preisen. |
mîn herze spilt gein im vor vreuden, als ez welle toben. | Mein Herz hüpft ihm vor Freude entgegen, als sei es außer sich. |
ich hœr in dort singen vor den kinden. | Ich höre ihn dort singen vor den jungen Leuten. |
jâne will ich nimmer des erwinden, | Ja ich will es nie wieder beenden, |
ich springe an sîner hende zuo der linden." | ich springe an seinen Händen zu den Linden." |
Diu muoter rief ir nâch; | Die Mutter rief ihr nach; |
sî sprach: "tohter, volge mir, niht lâ dir wesen gâch! | sie sagte: Tochter, folge meinem Rat, verhalte dich nicht voreilig! |
weistû, wie geschach | Weißt du, wie geschah |
dîner spilen Jiuten vert, alsam ir eide jach? | deiner Gespielin Jiuten sowie ihrer Mutter letztes Jahr? |
der wuohs von sînem reien ûf ir wempel, | Der wuchs der Bauch von seinen Tänzen, |
und gewan ein kint, daz hiez sie lempel: | und sie bekam ein Kind, dass sie Lempel nannte: |
alsô lêrte er sî den gimpelgempel." | also lehrte er sie den „Gimpelgempel“.“ |
"Muoter, lât iz sîn! | "Mutter, lass es sein! |
er sante mir ein rôsenschapel, daz het liehten schîn, | Er schenkte mir einen Rosenkranz, der einen leuchteten Schein hat, |
ûf daz houbet mîn, | auf meinem Kopf, |
und zwêne rôte golzen brâhte er her mir über Rîn: | und zwei rote Schuhe brachte er mir über den Rhein: |
die trag ich noch hiwer an mînem beine. | Die trage ich noch immer an meinen Beinen. |
des er mich bat, daz weiz ich niewan eine. | Um was er mich bat, da weiß nur ich allein. |
jâ volge ich iuwer ræte harte kleine." | Ja deshalb werde ich eurem Rat nicht folgen.“ |
Der muoter der wart leit, | Die Mutter war es leid, |
daz diu tohter niht enhôrte, daz si ir vor geseit; | dass die Tochter nicht darauf hörte, was sie ihr vorhin gesagt hat; |
iz sprach diu stolze meit: | da sprach das übermütige Mädchen: |
"ich hân im gelobt: des hât er mîne sicherheit. | „Ich hab mich ihm versprochen, deshalb hat er mein Vertrauen. |
waz verliuse ich dâ mit mîner êren? | Warum sollte ich damit meine Ehre verlieren? |
jâne wil ich nimmer widerkêren, | Ja ich will nicht mehr wiederkehren, |
er muoz mich sîne geile sprünge lêren." | er muss mich seine wilden Sprünge lehren.“ |
Diu muoter sprach: "wol hin! | Die Mutter sprach: „ So geh! |
verstû übel oder wol, sich, daz ist dîn gewin. | Wohl oder übel wird es dir ergehen, sieh, das ist dein Erwerb. |
dû hâst niht guoten sin. | Du hast keinen guten Sinn. |
wil dû mit im gein Riuwental, dâ bringet er dich hin. | Willst du mit ihm zum Reuental gehen, da bringt er dich hin. |
alsô kan sîn treiros dich verkoufen. | So kann seine Melodie dich verkaufen. |
er beginnt dich slahen, stôzen, roufen | Er wird anfangen dich zu schlagen, stoßen und zu prügeln |
und müezen doch zwô wiegen bî dir loufen." | und müssen doch zwei Wiegen bei dir laufen.“ |
Übersetzung Winterlied 24
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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Sumer, dîner süezen weter müezen wir uns ânen: | Sommer, auf dein angenehmes Wetter müssen wir verzichten: |
dirre kalte winder trûren unde senen gît. | Dieser kalte Winter verursacht Trauer und schmerzliches Verlangen. |
ich bin ungetroestet von der lieben wolgetânen. | Ich bin nicht getröstet von der lieben Schönheit. |
wie sol ich vertrîben dise lange swaere zît, | Wie soll ich diese lange schwere Zeit vertreiben, |
diu die heide velwet unde mange bluomen wolgetân? | die die Wiese und viele schöne Blumen entfärbt? |
dâ von sint die vogele in dem walde des betwungen, daz si ir singen müezen lân. | Davon sind die Vögel im Wald so betrübt, dass sie ihr Singen lassen müssen. |
Alsô hât diu vrouwe mîn daz herze mir betwungen, | Also hat meine Dame mir das Herz gebrochen, |
daz ich âne vröude muoz verswenden mîne tage. | dass ich ohne Freude meine Tage verbringen muss. |
ez vervaehet niht, swaz ich ir lange hân gesungen; | Es nützt nichts, was auch immer ich ihr lange vorgesungen habe; |
mir ist alsô maere, daz ich mêre stille dage. | mir ist also bekannt, dass ich künftige schweigen werde. |
Ich geloube niht, das sî den mannen immer werde holt: | Ich glaube nicht, dass sie den Männern jemals wieder gewogen sein wird: |
wir verliesen, swaz wir dar gesingen unde gerûnen, ich und jener Hildebolt. | wir hören auf, was auch immer wir da gesungen und geflüstert haben, ich und jener Hildebolt. |
Der ist nû der tumbist under geilen getelingen, | Der ist nun der Narr unter übermütigen Gesellen, |
er und einer, nennet man den jungen Willegêr: | er und ein anderer, den man den jungen Willeger nennt: |
den enkunde ich disen sumer nie von ir gedringen, | den konnte ich diesen Sommer nie von ihr wegdrängen, |
sô der tanz gein âbent an der strâze gie entwer. | als der Tanz gegen Abend durch die Straße zog. |
mangen twerhen blic den wurfel sî mich mit den ougen an, | Viele schiefe Blicke warfen sie mir mit den Augen zu, |
daz ich sunder mînes guoten willen vor in beiden ie ze sweime muose gân. | dass ich entgegen meines guten Willens von den beiden zum Gehen gedrängt wurde. |
Wê, daz mich sô manger hât von lieber stat gedrungen | Oh weh, dass mich so mancher von dem schönen Ort verdrängt hat |
beidiu von der guoten unde ouch wîlent anderswâ! | sowohl von den Guten als auch vor Zeiten anderswo! |
oedelîchen wart von in ûf mînen tratz gesprungen. | Widerwärtig waren sie gegen meinen Trotz hergesprungen. |
ir gewaltes bin ich vor in mînem schophe grâ. | Aufgrund ihrer Gewalt bin ich auf meinem Kopf grau. |
doch sô neic diu guote mir ein lützel über schildes rant. | Doch so neigte die Gute sich ein wenig über den Schildrand zu mir. |
gerne mugt ir hoeren, wie die dörper sint gekleidet: üppiclîch ist ir gewant. | Gerne mögt ihr hören, wie die Dörper gekleidet sind: übertrieben ist ihr Gewand. |
Enge röcke tragent sî und smale schaperûne, | Enge Röcke tragen sie und kurze Mäntel, |
rôte hüete, rinkelohte schuohe, swarze hosen. | rote Hüte, Schnallenschuhe, schwarze Hosen. |
Engelmâr getet mir nie sô leide an Vriderûne, | Engelmar hat mir mit Friederun nie so Leid zugefügt, |
sam die zwêne tuont. ich nîde ir phellerîne phosen, | wie es die beiden tun. Ich hasse ihre purpurfarbenen Gürteltaschen, |
die si tragent: dâ lît inne ein wurze, heizet ingewer. | die sie tragen: darin liegt eine Wurzel, die heißt Ingwer. |
der gap Hildebolt der guoten eine bî dem tanze; die gezuhte ir Willegêr. | Die gab Hildebolt der Guten bei dem Tanz, die entriss ihr Willeger. |
Gern west ich, wie es die torpper vnter einander trachten. | Gern wüsste ich, wie sich die dörper untereinander kleiden. |
sie trugen peckkelhauben, darczu lange swert. | Sie trugen Pickelhauben, dazu lange Schwerter. |
ir spottigkeit, ir laster sie gar zu laster brachten: | Ihr Spott und ihre Fehler führten sie gar zur Schande: |
des wurdens durch die goller mer denn halb gewert. | Sie wurden durch den Halsschutz/ Brustharnisch mehr als halb geschützt. |
sie stritten mit einander einen ganczen summer langen tag. | Sie stritten miteinander einen ganzen Sommertag lang. |
das ir geläße sahe herre Neithart, do er in dem vas bey dem wein lag. | Dass ihr Benehmen Herr Neidhart sah, da er in dem Fass bei dem Wein lag. |
Sagte ich nû diu maere, wie siz mit ein ander schuofen, | Erzählte ich nun die Geschichte, wie sie miteinander schliefen, |
des enweiz ich niht: ich schiet von danne sâ zehant. | das weiß ich nicht: ich schied davon auf der Stelle. |
manneglîch begunde sînen vriunden vaste ruofen; | jeder begann seine Freunde schnell zu rufen; |
einer der schrê lûte: „hilf, gevater Weregant!“ | einer der schrie laut: „Hilf, Gevatter Weregant!“ |
er was lîhte in grôzen noeten, dô er sô nâch helfe schrê. | Er war scheinbar in großen Nöten, da er so nach Hilfe schrie. |
Hildeboldes swester hôrte ich eines lûte schrîen: „wê mir mînes bruoder, wê!“ | Hildebolds Schwester hörte ich mit einer Lautheit schreien: „Mir tut mein Bruder leid, oh weh!“ |
Dô kam schiere ein geteline geloufen von dem strîte: | Da kam plötzlich ein Bursche von dem Streit hergelaufen: |
den frâgt ich der maere. "Willeher mit ellen streit. | den fragte ich über die Geschehnisse. „Willeher streitet mit seinen Ellenbogen. |
Hildeboltes schapperûn der ist zerzerret wîte | Hildebolts Kapuzenmantel ist völlig zerrissen |
und dar zuo sîn enger roc wol drîer spannen breit." | und dazu sein enges Obergewand nun dreimal so breit.“ |
daz geschach umb eine wurzen, die man ûz der hende ir brach. | Das geschah wegen einer Wurzel, die man ihr aus den Händen entriss. |
des engalt vil mangiu spaehiu hûbe, die man bî dem tanze zerzerret ligen sach. | Dies wurde mit so manchen kunstvollen Hauben bestraft, die man bei dem Tanz zerrissen daliegen sah. |
Wâ bî sol man mîn geplätze hinne vür erkennen? | Wie soll man mein Geklimper in Zukunft erkennen? |
hie envor dô kande man iz wol bî Riuwental. | Bis jetzt kannte man es wohl bei Reuental. |
dâ von solde man mich noch von allem rehte nennen: | So sollte man mich noch mit allem Recht nennen: |
nust mir eigen unde lêhen dâ gemezzen smal. | Doch jetzt sind mein Eigentum und Lehen gemessen klein. |
kint, ir heizet iu den singen, der sîn nû gewaltic sî! | Kinder, ihr sollt singen lassen, der nun dort mächtig ist. |
ich bin sîn verstôzen âne schulde: mîne vriunt, nu lâzet mich des namen vrî! | ich bin vertrieben worden ohne Schuld: meine Freunde, nun befreit mich von dem Namen! |
Ich hân mînes herren hulde vloren âne schulde: | Ich habe meines Herren Ansehen ohne Schuld verloren: |
dâ von so ist mîn herze jâmers unde trûrens vol. | Von da an ist mein Herz voll Kummer und Leid. |
rîcher got, nu rihte mirz sô gar nâch dîner hulde, | Lieber Gott, nun richte mich so ganz nach deiner Gnade, |
manges werden friundes daz ich mich des ânen sol! | dass ich so vieler Freuden beraubt werden soll! |
des hân ich ze Beiern lâzen allez, daz ich ie gewan, | Ich habe in Bayern alles gelassen, das ich je gewann, |
unde var dâ hin gein Ôsterrîche und wil mich dingen an den werden Ôsterman. | und ziehe davon nach Österreich und will mich zuversichtlich an den Österreicher wenden. |
Mîner vînde wille ist niht ze wol an mir ergangen: | Meiner Feinde Wille ist nicht sehr wohl an mir ergangen: |
wolde ez got, sîn mähte noch vil lîhte werden rât. | Wollte es Gott, seine Mächte könnten etwas davon abwenden. |
in dem lande ze OEsterrîche wart ich wol enphangen | Im Land Österreich wurde ich gut empfangen |
von dem edeln vürsten, der mich nû behûset hât. | von dem edlen Fürsten, der mich nun beherbergt hat. |
hie ze Medelicke bin ich immer âne ir aller danc. | Hier bei Medelicke bin ich immer ohne all ihren Dank. |
mir ist leit, daz ich von Eppen und von Gumpen ie ze Riuwental sô vil gesanc. | Mir ist es leid, dass ich von Eppen und von Gumpen so viel im Reuental gesungen habe. |
Her Nîthart hât uns hie verlâzen als diu krâ den stecken, | Herr Neidhart hat uns hier verlassen, so wie die Krähen den Pfahl, |
diu dâ hinne fliuget unde sitzet ûf ein sât. | die dahin flogen und auf einem Feld voller Saat sitzen. |
ez sol ein man mit fremden frouwen niht ze vil gezecken, | Es soll ein Mann mit fremden Damen nicht zu viele Scherze treiben, |
der der wâren schulde an sîner keine vunden hât. | denn er wäre an irgendeiner seiner Wunden ansonsten selbst Schuld. |
er niez sîn tegelîche spîse (der hât er dâ heime genouc), | Er genießt seine tägliche Speise (der hat daheim genug), |
lâz Hildebolten mit gemache! ez was ein eichel, die er bî im in dem biutel truoc. | lass Hildebolt daran teilnehmen! Es war eine Eichel, die er in seinem Beutel trug. |
Rädelohte sporen treit mir Fridepreht ze leide, | Runde Sporen trägt Friedepreht zu meinem Leid, |
niuwen vezzel hât er baz dan zweier hende breit. | er hat einen neuen Schwertgurt, mehr als zwei Hände breit. |
rucket er den afterreif hin wider ûf die scheide, | Rückt er den Schwertreif wieder zurück an die Scheide, |
wizzet, mîne vriunde, daz is mir ein herzenleit! | wisst ihr, meine Freunde, dass es mir im Herzen schmerzt! |
zwêne niuwe hantschuoh er unz ûf den ellenbogen zôch. | Zwei neue Handschuhe zog er auf den Ellenbogen hoch. |
mugt ir hoeren, wie der selbe gemzinc von der lieben hiuwer ab dem tanze vlôch? | Wollt ihr hören, wie derselbe Gamsbock von der Geliebten während dem Tanze floh? |
Er gap versengelt wol, rehte als im waer an gebunden | Er floh so schnell als wäre an ihn gebunden |
ein swînes blâse, alsô man den wilden hunden tuot. | eine Schweinsblase, wie man es bei den wilden Hunden tut. |
ofte brach er sînen zelt, als sî doch wol befunden, | Oft brach er seinen Passgang ab, als sie doch wohl bemerkten, |
Hatze und Pletze und jeniu ir gespile Hademuot. | Hatze und Pletze und ihr Gespiele Hademuot. |
frâget Engeltrûten, wiez laeg umbe ir bruoder Fridebreht! | Fragt Engeltrut, wie es um ihren Bruder Fridebreht steht! |
"ach ach, er hât verrenket sich vor vorhte", alsô hât si mir geseit, "der toersche kneht." | „Ach, ach, er hat sich verrenkt vor Furcht“, so hat sie mir gesagt, „der törichte Knecht.“ |
Sach ab ieman jenen mit der gickelvêhen täcken? | Sah jemand jenen mit der buntgescheckten Spitze? |
die treget er ûf der hende und klopfet ûf sîn niuwez swert: | Die trägt er auf den Händen und klopft sie auf sein neues Schwert: |
dâ mite er uns des nahtes ab der gazzen wil erschrecken. | Damit will er uns in der Nacht in den Gassen erschrecken. |
der selbe dünket sich noch mêr dan drîer bônen wert, | Derselbe hält sich für mehr als drei Bohnen wert, |
als er danne gerûzet unde gedraeset, der vil übele man, | wenn er gelärmt und geschnaubt hat, der schlimme Kerl, |
und im sîn täcke ringeleht erklinget dem gelîche, als er trage ein goller an. | und ihm seine geringelte Spitze so erklingelt, als würde er einen Brustharnisch tragen. |
Übersetzung Winterlied 13
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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Wi überwinde ich beide | Wie überwinde ich beides, |
mîn líep ùnd die súmerzît? | meine Liebe und die Sommerzeit? |
ine kan die wolgetânen schiere niht verklagen. | Ich kann die Schönheiten nicht so bald vergessen. |
von sô grôzem leide, | Von so großem Leid, |
mir ríuwe âne vröude gît, | das mir Betrübnis ohne Freude gibt, |
trûre ich wol von schulden nû ze disen trüeben tagen, | trauere ich nun gewiss mit Recht an diesen trüben Tagen, |
di uns den winder kündent, der uns manger vröude roubet. | die uns den Winter ankündigen, der uns vieler Freuden beraubt. |
sanges habent sich diu kleinen vogelîn geloubet: | Die kleinen Vögelchen haben aufgehört zu singen: |
alsô möhte ich wol mit mînem sange stille dagen. | So möchte ich wohl mit meinem Gesang still schweigen. |
Sol mich niht vervâhen | Sollte mich nicht erreichen |
mîn trôst ùnd mîn líeber wân, | mein Trost und meine liebe Hoffnung, |
sô enweiz ich, waz genâden ich mich troesten mac. | so weiß ich nicht, mit welchen Freuden ich mich trösten kann. |
wol mac ir versmâhen | Gewiss mögt ihr verschmähen, |
mîn dienènst, den ích ir hân | meinen Dienst, den ich ihr |
lange her geleistet und des ie mit triuwen phlac. | lange geleistet habe und den ich stets mit Treue pflegte. |
alsô phlaege ichs immer gerne, möhte ich des geniezen, | So pflegte ich es immer gerne, möchte es mir zu Nutzen machen, |
sô daz mich die dörper mînes lônes iht verstiezen. | sodass mich die Dörper nicht um meinen Lohn bringen. |
des ist Uoze grîfic und sîn rûher schavernac. | Danach ist Uoze gierig und nach seiner rauen Pelzmütze. |
Engelwân und Uoze | Engelwan und Uoze, |
die zwênè sint mír geház | die zwei sind mir verhasst |
(schaden unde nîdes muoz ich mich von in versehen) | (Schaden und Neid muss ich bei ihnen vorhersehen) |
und der geile Ruoze: | und der übermütige Ruoze: |
wie tíuwèr er sích vermáz, | Wie vornehm er sich in beschämender Weise übertraf, |
er bestüende mich durch sî! die drîe widerwehen | er könnte mir mit ihnen standhalten! Die drei Widersacher |
râtent unde brüevent, daz ich âne lôn belîbe. | berieten sich und prüften, damit ich ohne Lohne bleibe. |
niht envolge ir lêre, vrouwe, liebist aller wîbe! | Folge nicht ihren Anweisungen, Dame, Liebste aller Frauen! |
lône mîner jâre; lâz in leit an mir geschehen! | Belohne meine Jahre; lass ihnen Leid durch mich geschehen! |
Vrouwe, dîne güete | Dame, deine Güte, |
di erkénne ich sô mánicvált, | die erkenne ich auf so vielfältige Weise, |
daz ich liebes lônes von dir noch gedingen hân. | dass ich noch auf den lieben Lohn von dir hoffe. |
daz mich ie gemüete, | Da es mich stets kränkt, |
die spränzlèr und ír gewált, | die Bauern (?) und ihre Gewalt, |
daz was mit den bluomen hin. nu wil mir Engelwân | war es mit den Blumen vorbei. Nun will mir Engelwan |
dîne hulde verren: daz im müeze misselingen, | deine Freundlichkeit verwehren: Das muss ihm misslingen, |
sô daz hundert swert ûf sînem kophe lûte erklingeln! | so dass hundert Schwerter auf seinem Kopf laut erklingen! |
snîdent sî ze rehte, sî zerüttent im den spân. | Schneiden sie richtig, sie zerzausen ihm die Locken. |
Seht an Engelwânen, | Seht bei Engelwan, |
wie hôhe èr sîn hóubet treit! | wie hoch er sein Haupt trägt! |
swanne er mit gespannem swerte bî dem tanze gât, | Wann immer er mit gezücktem Schwert beim Tanz herumgeht, |
sô ist er niht âne | so ist er nicht ohne |
der vláemìschen höveschéit, | das flämische höfische Benehmen, |
dâ sîn vater Batze wênic mit ze schaffen hât. | womit sein Vater Batze wenig zu tun hat. |
nu ist sîn sun ein oeder gouch mit sîner rûhen hûben: | Nun ist sein Sohn ein törichter Narr mit seiner beharrten Haube: |
ich gelîche sîn gephnaete ze einer saten trûben, | Ich vergleiche sein Schnauben mit einer satten Taube, |
diu mit vollem krophe ûf einem korenkasten stât. | die mit vollem Hals auf einem Kornspeicher sitzt. |
Swer in sîner tougen | Wer auch immer in seiner Heimlichkeit |
ie líep òde léit gewán, | je Liebe oder Leid erfuhr, |
dem sint mîne sorgen und mîn kumber wol bekant. | dem sind meine Sorgen und mein Kummer wohl bekannt. |
sît ich mînen ougen | Seit ich meinen Augen |
den stîc nìht verbíeten kán, | den Anblick nicht verbieten kann, |
sî enblicken hin, dâ Ruoze tanzet an ir hant, | sie schauen hin, als Ruoze an ihrer Hand tanzt, |
sô verlâze ich kûme, deich mich selben niht enroufe: | so verlasse ich geschwächt, da ich mich selber nicht raufe: |
solhen wehsel nement, die dâ minnent, an ir koufe. | Solche Wechsel nehmen sie, die da lieben, in Kauf. |
Minne, lâ mich vrî! mich twingent sêre dîniu bant. | Liebe, lass mich frei! Mich erdrücken deine Bänder sehr. |
Minne, dîne snüere | Liebe, deine Fesseln |
die twíngènt daz hérze mîn, | die erdrücken mein Herz, |
daz ich hân ze strîte wider dich deheine wer. | sodass ich dich im Streit wieder abwehre. |
swie verholne ich rüere | Wie auch immer ich heimlich berühre |
den zímbèl der zélle dîn, | die Glocke deiner Zelle, |
sô bin ich betwungen des, daz ich dir hulde swer. | so bin gezwungen, dir Treue zu schwören. |
vrouwe Minne, dîn gewalt ist wider mich ze strenge; | Frau Minne, deine Macht gegen mich ist zu stark; |
küneginne, dîner ungenâde niht verhenge, | Königin, verhänge nicht deine Missgunst über mich, |
daz si mich verderbe! ja ist si über mich ein her. | damit sie mich verdirbt! Ja sie herrscht über mich. |