Höfische Lebenswelt (Gottfried von Straßburg, Tristan): Unterschied zwischen den Versionen
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* Bumke, Joachim: Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter, München, ⁸1997, S.381, S.504 | * Bumke, Joachim: Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter, München, ⁸1997, S.381, S.504 | ||
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* Zitierung aller Versangaben nach: Gottfried von Straßburg: Tristan. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu herausgegeben, ins Neuhochdeutsche übersetzt, mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Rüdiger Krohn. Bd. 1–3. Stuttgart 1980 (RUB 4471-4473). | * Zitierung aller Versangaben nach: Gottfried von Straßburg: Tristan. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu herausgegeben, ins Neuhochdeutsche übersetzt, mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Rüdiger Krohn. Bd. 1–3. Stuttgart 1980 (RUB 4471-4473). |
Version vom 2. Februar 2011, 12:21 Uhr
Der Tristan - Roman ist eine Darstellung der höfischen Lebenswelt des Mittelalters. In ihm kommen viele Elemente zum Tragen, die für die mittelalterliche höfische Welt von Bedeutung waren, wie die Erziehung, das Aussehen, das Ansehen und die Liebe. Diese Aspekte zusammengenommen ergeben die Richtlinien, an die sich die Menschen bei Hof halten sollten und die dazu führen, ob man gesellschaftlich anerkannt wird oder nicht. Auch im Tristan finden sich viele Elemente der höfischen Kultur, wenn genau auf diese Aspekte geachtet wird und wenn untersucht wird, warum Tristan als Ritter anerkannt wurde.
Die Bedeutung von "höfisch"
Wenn von der mittelalterlichen Kultur die Rede ist, wird immer von einer höfischen Kultur und Lebenswelt gesprochen. Die ersten Belege für diesen Begriff gibt es seit dem 12.Jahrhundert aus der "Kaiserchronik", in der das Wort im Zusammenhang mit Damen gebrauht wird. "Höfisch" beschreibt also schon im Sprachgebrauch des Mittelalters eine adlige Gesellschaft, die auch im "Tristan" die Gesellschaft ist, die beschrieben ist. Auch heute wird der Begriff in diesem Sinn verwendet. (Bumbke, S.78)
"Höfisch" kann auch die Liebe eines Mannes zu einer ehrbaren Frau bedeuten, die ihn wiederum durch ihre Liebe tapferer und ehrbarer macht. In diesem Zusammenhang kommt das Wort hövescheit auf, das eben dieses Verhalten gegenüber Frauen beschreibt, die man respektvoll behandeln soll. (Bumbke, S.78)
Insgesamt gibt es mehrere Varianten, in denen der Begriff "höfisch" gebraucht werden kann: zum einen in Bezug auf die Literatur, wo der Begriff einfach nur auf eine Literatur hinweist, die bei Hofe spielt. Die Dichter waren Hfdichter und das Publikum war ebenfalls bei Hofe. Zum anderen in Bezug auf das Gesellschaftsideal, in dem der "höfische" Ritter im Mittelpunkt steht, der sich genau an die Regeln bei Hofe hält, sich angemessen kleidet und auch nur das Beste im Sinn hat, wonach er dann auch handelt. Dabei wird das Wort in einer ideologisierenden Weise gebraucht, wenn bedacht wird, dass "höfisch" als das Idealbild der Gesellschaft fungiert. (Bumbke, S.81)
Das höfische Idealbild
Die ganze Gesellschaft des Mittelalters richtet sich an den Vorbildern aus der Literatur aus. Allerdings verweist Bumke darauf, dass sich im Mittelalter niemand so verhalten hat, wie es in den Erzählungen geschildert wird, vor allem nicht wie es dem Ideal der Ritter von Artus´ Hof[1]. Dieses Ideal wurde nur von den Dichtern so konzipiert (Bumbke, S.430). Dort steht der ritterliche Kampf und das Erlangen der höfischen Liebe im Vordergrund. Die höfische Vorbildlichkeit, die von allen Rittern angestrebt wird, setzt sich allerdings in gesellschaftliches Verhalten um, das heißt, die Gesellschaft spricht dem Ritter erst sein Ansehen zu oder ab (Bumbke, S.428).
Kampf
Im Tristan werden auch auf diese Tugenden Wert gelegt, vor allem auf den Kampf, sieht man das doch daran, dass Tristan mit verschiedenen Gegnern kämpft, um seine Ehre und die seines Königreiches zu verteidigen. Beispiele dafür sind der Kampf mit Morold, den er gewinnt, oder auch gegen Morgan, bei dem auch Tristan siegt. Durch diese Siege wird gezeigt, wie vorzüglich Tristan kämpfen kann und wie gut sich auch seine Erziehung ausmacht. Tapferkeit ist eine der vielen Tugenden, die einen Ritter ausmachen, auch wenn es um sein Leben geht, oder vor allem, wenn es um sein Leben geht. Dem Tapferen gebührt große Ehre:
- wes mohte ouch jener dô bȋten,
- dem ez umbe daz leben dô stuont?
- der tete reht als sȋ alle tuont,
- die ȗf rehte manheit
- alle ir sinne hânt geleit: (V.6842-6846)
Hierbei wird deutlich, dass sowohl Tristan als auch Morold vortrefflich beschrieben werden, denn die Stelle bezieht sich auf Morold. Somit lässt sich erkennen, dass das höfische Idealbild auch bei Gegnern erkannt wird.
Aussehen
Ein weiteres Idealbild ist das der Schönheit, das mit höfischer Vollkommenheit einhergeht, wie es auch die Beschreibung Ruals zeigt:
- er was des lȋbes edelȋch,
- (…)
- er was an rehter hȇrschaft
- aller keiser genôz.
- (…)
- man sach in mit hȇrlȋchen siten
- von aller der hȇrschefte stân. (V.4034-4049)
Die gute Kleidung und eine edle Haltung sind hierbei immer Ausdruck von edler Gesinnung und edlem Verhalten. Auch hier ist dies wieder ein Zeichen von guter Erziehung, die der Grundstein für alles ist. Dabei kommt es darauf an, dass der Ritter selbst eine gute Erscheinung abgibt und als solcher schon durch seine Erscheinung wahrgenommen wird:
- die dô wol kunden prȋsen
- beidiu man und ȋsen,
- die kâmen alle samet dar an,
- daz beidiu, ȋsen unde man,
- geworhten schoener bilde nie. (V.6687-6691)
Höfische Liebe
Ein weiteres wichtiges Merkmal der höfischen Kultur ist die höfische Liebe, die eigentlich in jeder Form vorkommen kann. Somit kann auch die Liebe zwischen Tristan und Isolde als höfische Liebe abgesehen werden, wenn man der Definition von Gaston Paris folgt, der vier Merkmale aufste
- 1. Die Ungesetzlichkeit, also Heimlichkeit, von der diese Liebe lebt.
- 2. Die Unterordnung des Mannes unter die Wünsche der Frau, die er liebt.
- 3. Die Bemühungen des Mannes besser und vollkommener zu sein, als andere Männer, was ihn für die Frau würdiger macht.
- 4. Höfische Liebe als eigene Kunst und als eigenes Spiel, das eigenen Regeln folgt.
Aber Bumbke führt auch an, dass es in der Forschung eine große Debatte darüber gibt, was genau die höfische Liebe ist und wie sie definiert werden kann.[2]
Die Liebe zwischen Tristan und Isolde kann allerdings nach den Kriterien von Paris als höfische Liebe bezeichnet werden, wenn man diese anlegt, da es eine Liebe ist, die im heimlichen stattfinden muss und der alles andere untergeordnet wird. Dabei kommen auch wieder Tristans Erziehung und sein ritterliches Verhalten zusammen, denn laut der Definition sind nur besonders edle Männer der Liebe der Frau würdig. Da Isolde von hoher Geburt und Schönheit ist, muss sich Tristan sich ihrer als besonders würdig erweisen können, um ihre Liebe zu rechtfertigen.
Negative Eigenschaften
Tristan selbst spricht über die Eigenschaften, die ein Ritter nicht aufweisen sollte, da sie mit dem eigentlichen Bild des "höfischen" Ritters nicht vereinbar sind. Das wäre zum einen Bequemlichkeit, denn durch diese kann man sich nicht auszeichnen, ist ein Ritter doch darauf bedacht, seine Ehre und seinen Ruhm durch Taten zu vermehren. Das andere ist der Müßiggang, durch den die Ehre wieder verschwindet, die schob gewonnen wurde. Es ist ein ständiger Kampf, seine Ehre zu erhalten und zu vermehren. Durch Müßiggang würde dies allerdings nicht geschehen. (V.4427-4434)
Höfische Elemente im "Tristan"
Auch der Tristan-Roman kann als ein Roman angesehen werden, in dem sich die höfische Lebenwelt wiederspiegelt, stehen doch zentrale Themen wie Liebe und Ritterlichkeit im Vordergrund, wenn man nach den Kriterien von Bumbke vorgeht. Bei Gottfried ist dabei auffällig, dass er Tristan immer wieder als einen vortrfflichen jungen Mann darstellt, der alle Eigenschaften und Voraussetzungen erfüllt, ein "höfischer" Ritter zu sein. Und nicht nur er erscheint als ein solcher, auch Rual li Fointenant wird als "höfischer" Ritter charakterisiert. So wird deutlich, dass Tristan seine Fähigkeiten schon von Kindheit an vor Augen gehabt hat:
- nu begunde er in dô starke
- und sêre wol gevallen.
- (...)
- diu cleider stânt dem koufman
- wol unde lobelîchen an.
- ouch ist er selbe hêrlîch.
- wer weiz, ern sî vil tugende rîch.
- er gebâret diu gelîche wol,
- ob man der wârheit jehen sol.
- nu seht, wie hêrlîche er gât,
- wie schoene gebaerde er hât
- in edelem gewande,
- und niuwan an Tristande
- dâ kieset sîne tugende an.
- wie kunde ein werbender man
- sîn kint sô schône erzogen hân,
- ezn müeze ûz edelem herzen gân? (V.4076-4094)
An dieser Textstelle lässt sich erkennen, dass für die Gesellschaft allgemein Rual als Vorbild Tristans fungiert und dieser mit gutem Beispiel vorangeht. So hat Tristan in seiner Kindheit schon immer einen Ritter, der ihm zeigt, was es heißt, "höfisch" zu sein. Dieses Attribut wird Rual dann auch von dem Hof verliehen und er erscheint in den Augen der anderen als ein solcher Ritter, wie es jeder sein will.
Höfische Erziehung
Im Mittelalter ist das Streben eines jungen Mannes darauf ausgerichtet, ein vortrefflicher Ritter zu werden, der viel Ruhm und Ehre gewinnt. Um ein vorbildlicher Ritter werden zu können, ist die Erziehung und Ausbildung Tristans ein wichtiger Bestandteil seines Lebens. Darauf muss schon in frühester Kindheit hingearbitet werden, damit später aus dem jungen Mann ein guter Ritter werden kann:
- wan ritterschaft, alsô man seit,
- diu muoz ie von der kindheit
- nemen ir anegenge
- oder sî wirt selten strenge. (V.4417-4420)
Denn Rual li Foitenant legt großen Wert darauf, dass Tristan so gut wie möglich erzogen wird. Sein ganzes Leben ist von da ab davon bestimmt, zu lernen:
- und iedoch do er ir began,
- do leite er sinen sin dar an
- und sinen vliz so sere,
- daz er der buoche mere
- gelernete in so kurzer zit
- danne ie kein kinte oder sit. (V.2087-2091)
Er erhält die Ausbildung in vielen verschiedenen Fremdsprachen, im Lesen, im Spielen von Saiteninstrumenten und außerdem vorzüglich zu reiten, mit Waffen umzugehen und zu jagen. Diese Fähigkeiten sind die Voraussetzung für sein Dasein als Ritter und seine Anerkennung bei Hof. Abgeschlossen ist diese Erziehung dann letztendlich mit der Schwertleite der jungen Ritter, bei der sie ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen und in den Ritterstand erhoben werden, womit sie ein vollwertiger Ritter sind. Danach gilt das Streben nur der Vervollkommnung und Bewahrung der ritterlichen Tugenden, wie es auch schon bei Tristan in jungen Jahren der Fall ist:
- al diu werlt diu troug in an
- vriundes ouge und holden muot,
- als man dem billȋche tuot
- des muot niwan ze tugende stât,
- der alle untugende unmaere hât. (V.2144-2148)
Tristan verhält sich so gut und respektabel, dass ihn Marke wegen seiner Ausbildung lobt, denn diese kann nur vortrefflich gewesen sein, wenn sich Tristan nun so verhält. Alle anderen Jungen in seinem Alter wirken gegen ihn unbedeutend und blass. Marke spricht auch an, dass er für sein Können das Ansehen des Hofes verdient, ebenso wie sein Lehrer (V.3649-3651). Das zeigt, dass Tristan schon bevor er überhaupt ein Ritter ist, Tugenden eines solchen erfüllt. Dies zeichnet ihn eindeutig als etwas besonderes aus und zeigt wieder einmal, dass auch Gottfried von Tristans Fähigkeiten erstaunt ist.
Aber auch die Erziehung von Isolde wird beschrieben und bei dieser kann man erkennen, dass auch Frauen eine Bildung genießen, die vom Hof angestrebt wird und die jungen Damen als sittenhafte, vorteffliche Damen darstellen soll. Bei Isolde ist jedoch auffällig, dass diese in einem Maße erzogen wird, die bei Frauen unüblich ist:
- si kunde franzoise und latîn (V.7986)
- diu süeze Îsôt, diu reine
- si sang in, si schreip und si las.
- si videlte ir stampenîe,
- leiche und sô vremediu notelîn,
- diu niemer vremeder kunden sîn,
- in franzoiser wîse (V.8054-8061)
- si kunde schoeniu hantspil,
- schoener behendekeite vil:
- brieve und schanzûne tihten,
- ir getihte schône slihten,
- si kunde schrîben unde lesen. (V.8137-8141)
Aus diesen Textstellen wird deutlich, dass Isoldes Bildung sehr gut ist und über das Hinausgeht, was junge Damen im Mittelalter lernen mussten, nämlich ein bisschen Latein, das Saitenspiel und Handarbeiten. Isolde beherrscht dies zwar alles, aber sie kann noch weit mehr, Dinge, die eigentlich nur Männer beherrschten, wie Französisc und das Dichten von eigenen Texten und Liedern. Diese Fähigkeiten weiß Isolde auch einzusetzen und erscheint somit als die perfekte Frau, die andere betören kann:
- Wem mag ich sî gelîchen
- die schoenen, saelderîchen
- wan den Syrênen eine,
- die mit dem agesteine
- die kiele ziehent ze sich?
- als zôch Îsôt, sô dunket mich,
- vil herzen unde gedanken în,
- die doch vil sicher wânden sîn
- von senedem ungemache. (V.8085-8093)
Bei diesem Vergleich fällt auf, dass Gottfried Isolde so beschreibt, als ob von ihr eine Gefahr ausgehen würde, wie von den Sirenen. Dabei berücksichtigt sie in ihrem Verhalten nur die Regeln des Hofs, möglichst gebildet und vortrefflich zu sein. An den Fertigkeiten der jungen Damen lässt sich erkennen, dass die mittelalterlichen Dichter die Frauen ins Ideale stilisiert haben, da diese so viele Tugenden in sich vereinen, aber auf der anderen Seite immer darauf geachtet wird, dass sie diese nur in einem angemessenene Maße beherrschen. [1]. Gottfrieds Abweichung dieser Idealvorstellung ist in diesem Zusammenhang besonders auffällig, kommt dadurch doch durchaus auch ein negativer Aspekt der höfischen Erziehung auf. Denn Isolde wird durch ihre Darstellung durchaus zur Gefahr für Männer, wenn man den Vergleich mit den Sirenen beachtet.
Tristan als "höfischer" Ritter
Der „höfische“ Ritter vereint eine Reihe verschiedener Tugenden in sich, die ihn letzen Endes als „höfisch“ auszeichnen. Dazu gehören Weisheit, Gerechtigkeit, Mäßigung, Tapferkeit, er muss vornehm, schön und geschickt im Umgang mit Waffen sein, außerdem sollte er die Etikette und die Sitte, die am Hof angebracht ist, beherrschen und vor allem mit den Damen gut umgehen können (Bumbke, S.425). Diese Eigenschaften vereint Tristan alle in seiner Person, wie es aus Gottfrieds Beschreibung deutlich wird.
Was besonders auffällt ist, dass Gottfried Tristan in einer Weise darstellt, die ihn als vorbildlichen und "höfischen" Ritter charakterisiert und für den Leser in ein sehr gutes Licht rückt. Durch seine Beschreibungen erhält der Leser immer wieder den Eindruck, dass es sich bei Tristan um einen besonders tapferen und ehrenvollen Ritter handeln muss. Sein Leben erscheint als gut und edel und seine Vornehmheit kommt dabei zut Geltung. Schon durch die Schwertleite, die Tristan erhält, wird deutlich, dass er später ein vortrefflicher Ritter werden wird. Das geht aus seinem Auftreten hervor. Sowohl seine Kleidung als auch sein Benehmen entsprechen dem eines guten Ritters:
- swaz sô daz ros und ouch den man
- ze rittere geprüeven kan,
- der geziuc was aller sêre rîch
- und alsô rîch, daz iegelîch
- einem künege wol gezaeme,
- daz er swert dar inne naeme. (V.4583-4588)
Daraus wird ersichtlich, dass Tristan sich zu einem "höfischen" Ritter entwickeln wird, der nach den Maßstäben handeln wird, die Bumbke beschrieben hat. Er wird zu großen Ehren kommen und viel Ruhm erlangen, denn wie aus der Textstelle erkennbar ist, ist er würdig ein Schwert zu führen. Die Beschreibung der Ausrüstung während des Kampfes mit Morold lässt deutlich werden, dass aus Tristan dann auch tatsächlich ein solcher Ritter geworden ist:
- swie sô der ȗzer waere,
- der innere bildaere
- der was baz betihtet,
- bemeistert unde berihtet
- ze ritters figiure
- dan diu ȗzere faitiure.
- daz werc daz was dar inne
- an geschepfede unde an sinne
- vil lobelȋchen ȗf geleit.
- hȋ, wie wol diu dar an schein!
- sȋn brust, sȋn arme und sȋniu bein
- diu wâren hȇrlȋch unde rȋch,
- wol gestalt und edelȋch.
- im stuont daz ȋsen dar obe
- wol und ze wunderlȋchem lobe. (V.6643-6658)
Die Darstellung zeigt, dass Tristans Ausrüstung seiner angemessen ist, es aber nicht schaffen kann, seine Vortrefflichkeit in der richtigen Weise darzustellen. Der edle Charakter und sein Aussehen machen Tristan zu einem besonderen Mann, mit dem sich niemand messen kann.
Tristan wird von Gottfried immer als bester Ritter dargestellt, der die Anerkennung des Hofes genießt. So ist sein Verhalten in der Kindheit nicht mit dem anderer Knaben zu vergleichen, seine Ausrüstung bei der Schwertleite übertrifft alle anderen, seine Rüstung und sein Pferd im Kampf sind besser, als die der übrigen Ritter. Aus diesen Belegen kann man herausnehmen, dass Tristan ein wahrhaft "höfischer" Ritter ist. Wenn das Ziel ist, von der Gesellschaft als solcher angesehen zu werden und nach diesen Idealen zu leben, so gelingt es Tristan ohne weiteres. Er ist derjenige, der alles kann und den alle bewundern und für ehernhaft erachten.
Literatur
- Bumke, Joachim: Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter, München, ⁸1997, S.381, S.504
- ↑ Bumke, Joachim: Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter. München, 1997, S.473ff.
- Zitierung aller Versangaben nach: Gottfried von Straßburg: Tristan. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu herausgegeben, ins Neuhochdeutsche übersetzt, mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Rüdiger Krohn. Bd. 1–3. Stuttgart 1980 (RUB 4471-4473).