Biografische Parallelen zwischen Gahmuret und Parzival (Wolfram von Eschenbach, Parzival): Unterschied zwischen den Versionen
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Bei der Lektüre des Parzivals fällt auf, dass sich einige Ereignisse wiederholen oder zumindest stark gleichen. So benötigt Parzival zwei Versuche, um den Gralkönig Anfortas von seinem Leiden zu erlösen. Außerdem wird das Motiv der Doppelung in der Gliederung des Romans in zwei Romanteile, die Parzival- und die Gawanerzählung, ersichtlich. Auch bei der Beschreibung der Lebenswege des Protagonisten Parzival und dessen Vater Gahmuret, fallen starke Ähnlichkeiten und sich wiederholende Ereignisse ins Auge. Diese Parallelen zwischen der Biografie des Vaters und dessen Sohnes werden im Folgenden genauer betrachtet. | |||
===Auszug in die Fremde=== | |||
Nachdem Gahmurets Vater, König Gandin, stirbt, erhält der ältere der beiden Söhne das gesamte Erbe und Gahmuret geht leer aus. Dem Vorschlag des Bruders, als Hausgenosse an dessen Hof zu bleiben, folgt er nicht und beschließt stattdessen in die Fremde hinauszuziehen und Rittertaten zu vollbringen. (evtl Textstelle 9, 23–27) | |||
Seine Mutter und sein Bruder statten ihn mit kostbaren Gütern, wie etwa Kästen voller Edelsteine sowie einer Menge Gold in Klumpen (mangen guldinen kloz, 10, 5) aus. Außerdem bekommt er Pferden und Knappen. Die Mutter, zu der er ein enges Verhältnis hat, ist sehr traurig, dass ihr Sohn fort reitet. Ihr Abschiedsschmerz bei Gahmurets Aufbruch sowie ihr späterer „Tod an gebrochenem Herzen“[Bumke 2004: S. 45], da ihr älterer Sohn Galoes stirbt, können als Vorboten für das Schicksal von Herzeloyde, der Mutter Parzivals, gedeutet werden. [Bumke 2004: Vgl. S. 45] | |||
Auch Parzival verlässt seine Mutter um ein ruhmreicher Ritter zu werden. Als Parzival ihr seinen Wunsch mitteilt, fällt sie zunächst in Ohnmacht (125, 30 – 126, 3). Als sie wieder zu Bewusstsein kommt, teilt Parzival ihr seine genauen Pläne mit und fordert zudem sie möge ihm ein Pferd geben. Herzeloyde steht seinem Wunsch aufzubrechen nun nicht mehr im Weg und stattet ihn, wie zuvor Gahmurets Mutter, für seine Reise mit Pferd und Kleidung aus. Im Unterschied zu Gahmurets Mutter, die für ihren Sohn nur die edelsten Gegenstände und Pferde auswählt, gibt Herzeloyde ihrem Sohn nur ein sehr schlechtes Pferd und Narrenkleidung mit. So hofft sie, er würde verspottet werden und zu ihr zurückkehren. | |||
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|si dâhte ‘in will im niht versagn:|| Sie dachte: „Ich will es ihm nicht verweigern, | |||
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|ez muoz abr vil boese sîn.'||es muss aber ein ganz schlechtes sein“. | |||
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|do gedahte mêr diu künegîn||Da fiel der Königin noch etwas ein: | |||
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|'der liute vil bî spotte sint.|| „Viele Leute spotten gern. | |||
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|tôren kleider sol mîn kint||Mein Kind soll Narrenkleider | |||
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|ob sîme liehten lîbe tragn||tragen über seinem lichten Leib. | |||
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|wirt er geroufet und geslagn,|| Wenn man ihn an den Haaren zerrt und prügelt, | |||
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|so kumt er mir her wider wol.’|| so kommt er gewiss zu mir zurück“. | |||
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126, 22–29 | |||
Parzival reitet los und seine Mutter läuft ihm nach. Als sie ihn aus den Augen verliert, bricht sie tot zusammen (128, 13–22). Parzival erfährt davon nichts. Erst bei dem Einsiedler Trevrizent erfährt er, dass seine Mutter bei dem schmerzvollen, tränenreichen Abschied gestorben ist. | |||
So lässt sich zusammenfassend sowohl bei der Lebensgeschichte des Vaters als auch bei der des Sohnes ein schmerzvoller Abschied von der Mutter, zu der ein enges Verhältnis besteht, ausfindig machen. Beide beschließen fort zu gehen, da sie nach Höherem streben und lassen eine traurige Mutter zurück. In beiden Fällen stirbt die Mutter an gebrochenem Herzen. |
Version vom 4. Juni 2012, 11:31 Uhr
Artikel noch in Bearbeitung!
Bei der Lektüre des Parzivals fällt auf, dass sich einige Ereignisse wiederholen oder zumindest stark gleichen. So benötigt Parzival zwei Versuche, um den Gralkönig Anfortas von seinem Leiden zu erlösen. Außerdem wird das Motiv der Doppelung in der Gliederung des Romans in zwei Romanteile, die Parzival- und die Gawanerzählung, ersichtlich. Auch bei der Beschreibung der Lebenswege des Protagonisten Parzival und dessen Vater Gahmuret, fallen starke Ähnlichkeiten und sich wiederholende Ereignisse ins Auge. Diese Parallelen zwischen der Biografie des Vaters und dessen Sohnes werden im Folgenden genauer betrachtet.
Auszug in die Fremde
Nachdem Gahmurets Vater, König Gandin, stirbt, erhält der ältere der beiden Söhne das gesamte Erbe und Gahmuret geht leer aus. Dem Vorschlag des Bruders, als Hausgenosse an dessen Hof zu bleiben, folgt er nicht und beschließt stattdessen in die Fremde hinauszuziehen und Rittertaten zu vollbringen. (evtl Textstelle 9, 23–27) Seine Mutter und sein Bruder statten ihn mit kostbaren Gütern, wie etwa Kästen voller Edelsteine sowie einer Menge Gold in Klumpen (mangen guldinen kloz, 10, 5) aus. Außerdem bekommt er Pferden und Knappen. Die Mutter, zu der er ein enges Verhältnis hat, ist sehr traurig, dass ihr Sohn fort reitet. Ihr Abschiedsschmerz bei Gahmurets Aufbruch sowie ihr späterer „Tod an gebrochenem Herzen“[Bumke 2004: S. 45], da ihr älterer Sohn Galoes stirbt, können als Vorboten für das Schicksal von Herzeloyde, der Mutter Parzivals, gedeutet werden. [Bumke 2004: Vgl. S. 45] Auch Parzival verlässt seine Mutter um ein ruhmreicher Ritter zu werden. Als Parzival ihr seinen Wunsch mitteilt, fällt sie zunächst in Ohnmacht (125, 30 – 126, 3). Als sie wieder zu Bewusstsein kommt, teilt Parzival ihr seine genauen Pläne mit und fordert zudem sie möge ihm ein Pferd geben. Herzeloyde steht seinem Wunsch aufzubrechen nun nicht mehr im Weg und stattet ihn, wie zuvor Gahmurets Mutter, für seine Reise mit Pferd und Kleidung aus. Im Unterschied zu Gahmurets Mutter, die für ihren Sohn nur die edelsten Gegenstände und Pferde auswählt, gibt Herzeloyde ihrem Sohn nur ein sehr schlechtes Pferd und Narrenkleidung mit. So hofft sie, er würde verspottet werden und zu ihr zurückkehren.
si dâhte ‘in will im niht versagn: | Sie dachte: „Ich will es ihm nicht verweigern, |
ez muoz abr vil boese sîn.' | es muss aber ein ganz schlechtes sein“. |
do gedahte mêr diu künegîn | Da fiel der Königin noch etwas ein: |
'der liute vil bî spotte sint. | „Viele Leute spotten gern. |
tôren kleider sol mîn kint | Mein Kind soll Narrenkleider |
ob sîme liehten lîbe tragn | tragen über seinem lichten Leib. |
wirt er geroufet und geslagn, | Wenn man ihn an den Haaren zerrt und prügelt, |
so kumt er mir her wider wol.’ | so kommt er gewiss zu mir zurück“. |
126, 22–29
Parzival reitet los und seine Mutter läuft ihm nach. Als sie ihn aus den Augen verliert, bricht sie tot zusammen (128, 13–22). Parzival erfährt davon nichts. Erst bei dem Einsiedler Trevrizent erfährt er, dass seine Mutter bei dem schmerzvollen, tränenreichen Abschied gestorben ist.
So lässt sich zusammenfassend sowohl bei der Lebensgeschichte des Vaters als auch bei der des Sohnes ein schmerzvoller Abschied von der Mutter, zu der ein enges Verhältnis besteht, ausfindig machen. Beide beschließen fort zu gehen, da sie nach Höherem streben und lassen eine traurige Mutter zurück. In beiden Fällen stirbt die Mutter an gebrochenem Herzen.