Die Hauptunterschiede zwischen Chrétiens Conte du Graal und Wolframs Parzival (Wolfram von Eschenbach, Parzival): Unterschied zwischen den Versionen

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====Handlungsfiguren====
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Bei Chrétien werden viele Figuren nur mit Appelativen, wie etwa „der reiche Fischer“ oder „das hässliche Fräulein“ umschrieben. Im Gegensatz dazu benennt Wolfram alle Figuren und stellt sie zudem in ein kompliziert ineinander verstricktes Netz aus [[Verwandtschaftsbeziehungen_(Wolfram_von_Eschenbach,_Parzival)| Verwandtschaftsbeziehungen]]. [Mertens 2003: Vgl. S. 53] Erst im Laufe des Romans lichtet sich allmählich das, zu Beginn recht undurchsichtige, Verwandtschaftsgefüge.
Bei Chrétien werden viele Figuren nur mit Appelativen, wie etwa „der reiche Fischer“ oder „das hässliche Fräulein“ umschrieben. Im Gegensatz dazu benennt Wolfram alle Figuren und stellt sie zudem in ein kompliziert ineinander verstricktes Netz aus [[Verwandtschaftsbeziehungen_(Wolfram_von_Eschenbach,_Parzival)| Verwandtschaftsbeziehungen]]. [Mertens 2003: Vgl. S. 53] Erst im Laufe des Romans lichtet sich das zu Beginn recht undurchsichtige Verwandtschaftsgefüge allmählich.


===Erzähltechnische Unterschiede===
===Erzähltechnische Unterschiede===

Version vom 24. Juni 2012, 17:29 Uhr

Der Artikel ist noch in Bearbeitung.

Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass Chrétiens Conte du Graal, auch Perceval genannt, die Hauptquelle für Wolframs von Eschenbach Parzival bildet.[1] Jedoch können auch zahlreiche Abweichungen und Erneuerungen im Parzival ausgemacht werden. In folgendem Artikel sollen die wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Artusromanen aufgezeigt werden.

Allgemein

Der Conte du Graal

Der Conte du Graal ist im Auftrag von Philipp von Flandern geschrieben worden und wurde vermutlich zwischen 1180 und 1190 verfasst. Als Quelle diente Chrétien wahrscheinlich ein Buch vom Graal, das ihm sein Auftraggeber gegeben hatte. Auf diese schriftliche Quelle verweist er im Prolog. [Mertens 2003: Vgl. S. 26]. Es wird davon ausgegangen, dass der Perceval das letzte Werk Chrétiens ist. Es ist unvollendet und bricht mit Vers 9234, in der Mitte der zweiten Gauvain-Passage, abrupt ab. In den meisten der 15 überlieferten Handschriften folgt eine unmittelbare Fortführung der Geschichte. Gesicherte Belege, wie Chrétien seinen Perceval fortsetzen wollte, gibt es jedoch nicht und es können lediglich Vermutungen angestellt werden. So ist das eigentliche Werk Chrétiens ein Fragment, welches allerdings im Laufe des 13. Jahrhundert durch weitergedichtete Passagen fortgesetzt wurde. Es können zwei nachträglich verfasste Prologe sowie vier Fortsetzungsversionen ausgemacht werden. Auch Wolfram kannte vermutlich die Weiterführungen des Romans, wobei zwei als besonders wichtig gelten, da sie wahrscheinlich als Quelle für den Parzival dienten. Dies ist zum einen der Bliocadran-Prolog (800 Verse), der eigentlich weniger als Prolog zu verstehen ist, sondern vielmehr als Vorgeschichte der Parzivalhandlung zu betrachten ist. Er handelt vom Leben Bliocadrans, dem Vater des Protagonisten. Zum anderen ist die Gauvain-Fortsetzung, in welcher die Handlung des zweiten Romanhelden beendet wird, von Bedeutung. Es ist ungewiss, wie und über wen Wolfram vom Conte du Graal erfahren hat. Ebenso kann nicht mit Gewissheit gesagt werden, welche Handschriften Wolfram verwendet hat.[Bumke 2004: 237f.]

Die Hauptunterschiede

Inhaltliche Unterschiede

Handlungsbeginn

Insbesondere am Anfang der zu vergleichenden Romane lassen sich starke Unterschiede erkennen. So ist der Protagonist in dem französischen Artusroman bei Handlungsbeginn bereits ein Jugendlicher. Die Erzählung setzt an dem Tag ein, als Perceval im Wald die Ritter erblickt. Wolframs Parzival folgt einer anderen Handlungsstruktur, denn die Erzählung beginnt mit einer ausführlichen Schilderung der Geschichte der Eltern, Parzivals Geburt sowie Erlebnissen aus dessen früher Kindheit. Die Szene in der Parzival den Männern mit der schimmernden Rüstung begegnet, findet sich bei Wolfram erst im III. Buch. Wolfram hat darüber hinaus die Begegnung mit den Rittern, die bei Chrétien „die komische Wirkung von Percevals Einfälltigkeit i[n] [...] [den] Vordergrund“ [Bumke 2004: S. 61] stellen soll, etwa um die Hälfte des Textes verringert. So hat er die Fragen nach den einzelnen Bestandteilen der Rüstung auf die Frage nach dem Kettenhemd reduziert, denn „bei Wolfram steht die Verwechslung der Ritter mit Gott im Mittelpunkt“.[Bumke 2004: Ebd.] Das Motiv der Vorstellung, die Ritter seien Gott, taucht allerdings bereits bei Chrétien auf und ist keine Erfindung Wolframs.

Handlungsfiguren

Bei Chrétien werden viele Figuren nur mit Appelativen, wie etwa „der reiche Fischer“ oder „das hässliche Fräulein“ umschrieben. Im Gegensatz dazu benennt Wolfram alle Figuren und stellt sie zudem in ein kompliziert ineinander verstricktes Netz aus Verwandtschaftsbeziehungen. [Mertens 2003: Vgl. S. 53] Erst im Laufe des Romans lichtet sich das zu Beginn recht undurchsichtige Verwandtschaftsgefüge allmählich.

Erzähltechnische Unterschiede

Forschungsperspektiven

Quellennachweise

<HarvardReferences /> [*Bumke 2004] Bumke, Joachim: Wolfram von Eschenbach. Stuttgart 2004. 8. Auflage. Sammlung Metzler Bd. 36.

[*Mertens 2003] Mertens, Volker: Der Gral. Mythos und Literatur. Stuttgart 2003. Reclam Universal-Bibliothek Nr. 18261.

  1. Allerdings gilt es an dieser Stelle anzumerken, dass Wolfram die Vorbildfunktion des Percevals abweist, denn er sagt, Chrétien „habe der Erzählung unrecht getan“. Kyôt, der Provenzale, habe die Geschichte des Gralmythos auf bessere Weise erzählt. Es ist jedoch umstritten, ob es Kyôt tatsächlich gab und in der Forschungsliteratur überwiegt die Ansicht, dass der Perceval-Roman eine wichige Vorlagefunktion habe.[Mertens 2003: S. 51]