Sexuelle Gewalt im Reinhart Fuchs
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Der vorliegende Artikel beschäftigt sich, anhand der Vergewaltigungsszene von Frau Hersant durch Reinhart Fuchs (V. 1168 -1182), mit dem Thema «sexuelle Gewalt im Tierepos Reinhart Fuchs».
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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ver Hersant lief nach im drin | Frau Hersant lief hinter ihm her, |
mit alle wan vber den bvc. | ganz bis zum Vorderteil. [Tip: "wan" formuliert eine Ausnahme] |
do gewan si schire schande genuc: | Da erwartete sie sofort großes Verderben: |
sine mochte hin noch her, | Weil sie weder vor noch zurück konnte, |
Reinhart nam des gvten war, | ergriff Reinhart die Gunst, |
zv eime andern loche er vz spranc, | sprang aus einem anderen Loch heraus |
vf sine gevateren tet er einen wanc. | und machte einen Sprung auf seine Gevatterin. |
Isengrine ein herzen leit geschach: | Isengrin wurde von Schmerz erfüllt, |
er gebrvtete si, daz erz an sach. | denn jener vergewaltigte sie, so dass er es mitansehen musste. |
Reinhart sprach: ,vil libe vrvndin, | Reinhart sagte: «Liebste Freundin, |
ir schvlt talent mit mir sin | Ihr solltet heute bei mir sein. |
izn weiz niman, ob got wil, | Es weiß niemand, so Gott will, |
dvrch ewer ere ich iz gerne verhil.' | um eurer Ehre willen würde ich es verheimlichen.» |
vern Hersante schande was niht cleine, | Frau Hersants Schande war riesig, |
si beiz vor zorne in die steine, [1] | sie biss vor Zorn in die Steine, |
- ↑ Heinrich der Glîchezære: Reinhart Fuchs. Mittelhochdeutsch Neuhochdeutsch, hg. v. Karl-Heinz Götter, Stuttgart 1995, V. 1168-1182