Benutzer:Maria Benz
Übersetzung Winterlied 10
| Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
|---|---|
| Dô der liebe summer | Da der liebe Sommer, |
| ureloup genam, | Abschied genommen hat, |
| dô muose man der tänze | da musste man mit den Tänzen |
| ûfm anger gar verphlegen. | auf den Wiesen schließlich aufhören. |
| des gewan sît kummer | Dies entfachte Kummer |
| der herre Gunderam: | in Herrn Gunderam: |
| der muose ouch sîn gestränze | Der musste auch seine Landstreicherei |
| dô lazen under wegen. | deshalb ebenfalls beiseitelegen. |
| der ist bickelmeister disen winder: | Der ist Meister beim Würfelspiel diesen Winter: |
| oeder gouch ist in dem lande ninder; | Nirgendwo im Lande findet man so einen törichten Narr; |
| sîn rumegazze kaphet zallen zîten wol hin hinder. | sein Gassenräumer schaut sich ständig nach hinten um. |
| Waz er an den meiden | Was er sich bei den Mädchen |
| wunders dâ begât, | Unvorstellbares erlaubt hat, |
| ê daz mîn vrouwe Schelle | ehe dass meine Dame klingle |
| volende ir gebot! | und ihr Verbot vollende! |
| erst vil unbescheiden, | Erst deutlich rücksichtslos, |
| wan swlhe er bestât, | als er sich an einer vergriff, |
| diu wirt von slegen helle | schrie laut auf von den Schlägen |
| und mîdende den spot; | und vermied den Spott; |
| dâ von lâzen alle ir smutzemunden, | daher lassen alle von ihrem Schmunzeln ab, |
| des die jungen niht verheln enkunden! | das die Jungen nicht verbergen konnten! |
| des hât ir hant von solher meisterschefte dicke enphunden. | Dies hat ihre Hand solche Gewalt oft erleiden lassen. |
| Immer, sô man vîret, | Immer, wenn man so feiert, |
| sô hebent sî sich dar | so machen sie sich auf, |
| mit einer samenunge, | mit einer Gefolgschaft, |
| den ich wol schaden gan. | der ich wohl Schaden gönne. |
| Werenbreht der lîret, | Werenbreht spielt auf der Leier vor, |
| sô sumbert Sigemâr. | während Sigemar trommelt. |
| daz in dâ misselunge, | Dass ihnen das missglücke, |
| daz laege et eben an! | das wäre sehr angebracht! |
| daz sich doch vil lîhte mac verrîden: | Dass sich doch viel Leichtfertigkeit wenden möge: |
| wellents ir getelse niht vermîden, | Wollt ihr eure Zügellosigkeit nicht vermeiden, |
| sich mugen zwêne an miner weibelruoten wol versnîden. | so mögen sich die beiden an meinem Gerichtsschwert wohl schneiden. |
| Koeme ich zeinem tanze, | Käme ich zu seinem Tanze, |
| dâs alle giengen bî, | bei welchem alle mitmachen würden, |
| dâ wurde ein spil von hende | da würde ein Spiel von Hand |
| mit beiden ekken zuo. | mit beiden Schwertschneiden beginnen. |
| lîhte geviele ein schanze, | Vielleicht würde ein Wurf fallen, |
| daz von mir leagen drî. | dass vor mir drei lägen. |
| ich hielte ez âne wende, | Ich hielte es ohne Wende, |
| verbüte ez einer vruo. | übergäbe es einer Dame. |
| sige und saelde hulfen mir gewinnen, | Übermacht und Glück würden mir helfen zu gewinnen, |
| daz si halbe müesen dan entrinnen. | dass sie zur Hälfte entrinnen müssten. |
| nu ziehen ûf und lâzen in ir gogelheit zerinnen! | Nun ziehen sie auf und lassen ihre Ausgelassenheit verrinnen! |
| Sîne weidegenge | Seine Jagdzüge |
| die verewent mich grâ, | die färben mich grau, |
| swenn er verwendeclîchen | immer wenn er hochmütig |
| vür mîne vrouwen gât. | vor meine Dame tritt. |
| trîbet erz die lenge, | Treibt er dies auf die Dauer, |
| bestât er danne dâ, | bleibt er dann dabei, |
| man hilft im ûz der kîchen, | man hilft ihm aus dem Keuchen, |
| daz er vil riuwic stât. | dass er sehr reuevoll dasteht. |
| er und etelîcher sîn geselle, | Wenn ich ihn und einer seiner Gefährten, |
| den ich tanzent an ir hant ersnelle, | tanzend an ihrer Hand erwische, |
| des sî gewis, ich slahe in, daz sîn offen stât ein elle! | dann sei gewiss, ich schlage ihn, dass ein Loch offensteht! |
| Im hilft niht sîn treie | Ihm hilft nicht seine Jacke, |
| noch sîn hiubelhuot; | noch sein Helm; |
| ez wirt im in getrenket: | es wird ihn getränkt: |
| er zuhte ir einen bal. | er entriss ihr einen Ball. |
| erst ein toerscher leie; | Er ist ein törichter Laie; |
| sîn tumbelîcher muot | sein dümmlicher Verstand, |
| der wirt im dâ bekrenket. | der wird ihn da kränken. |
| wil er vür Riuwental | Wenn er für Riuwental |
| hin und her sô vil gewentschelieren, | hin und her so umherstreichen will, |
| er wirt wol zezeist under vieren. | er wird wohl zerfetzt unter vieren. |
| her Werenbreht, waz mag ich des, wirt im der umberieren? | Herr Werenbreht, was kann ich dafür, wird ihm der abfallen? |
| Die wîl ich die klingen | Deshalb will ich die Schwerter |
| um mîne sîten trage, | um mich herumtragen, |
| sô darf mir durch mîn sumber | so darf mir durch meine Trommel |
| niemen stechen nieht. | niemand stechen. |
| er muoz vil wîte springen: | Er muss sehr weit wegspringen: |
| begrîfe ichn mit dem slage, | Erreichte ich ihn mit dem Schlag, |
| ich slahe in, daz er tumber | ich würde ihn schlagen, dass der Törichte |
| schouwet nimmer lieht. | nie mehr das Licht erblickt. |
| ich hilf im des lîbes in den aschen | Ich helfe seinem Körper in die Asche |
| und slah im mit willen eine vlaschen, | und schlag ihn mit Vergnügen mit einer Flasche, |
| daz im die hunt daz hirne ab der erde müezen naschen. | sodass ihm die Hunde das Hirn aus der Erde naschen könnten. |
| Her Nîthart hât gesungen, | Herr Neidhart hat gesungen, |
| daz ich in hazzen wil | dass ich ihn hassen will |
| durch mînes neven willen, | durch meines Neffen Willen |
| des neven er beschalt. | dessen Onkel er beeinträchtigt. |
| lieze ers unbetwungen! | Ließe er es unbezwungen! |
| es ist im gar ze vil. | Es ist ihm gar zu viel. |
| empflaege er sîner grillen | Würde er seinen Grillen entfliehen |
| und het ouch der gewalt! | und hätte auch die Macht! |
| ez ist ein schelten, daz mich freuden letzet. | Es ist ein Vorwurf, der mich meiner Freude beraubt. |
| wirt diu weibelruote mir gewetzet, | Wird das Gerichtsschwert für mich geschärft, |
| ich trenne in ûf, daz man wol einen sezzel in in setzet. | ich würde ihn auftrennen, sodass man wohl ein Sessel in ihn setzen könnte. |