Der Fuchs und die Wölfe (Reinhart Fuchs)

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Diese Seite befasst sich mit der Beziehung zwischen Reinhart und der Familie der Wölfe in dem Tierepos "Reinhart Fuchs" von Heinrichs der Glîchezâre. Dabei liegt der Fokus auf den Episoden mit Isengrin, aber auch die Episoden mit Frau Hersant werden anhand von Textbelegen analysiert und gedeutet. Gerade der Konflikt zwischen Isengrin und Reinhart ist in zahlreiche Szenen aufgeteilt. Daher konzentriert sich dieser Artikel nur auf ausgewählte. Da die zwei Wolf-Söhne nicht direkt in Handlung verstrickt sind, werden sie in diesem Artikel ebenfalls nicht näher behandelt.

Fuchs und Wolf allgemein

Fuchs und Wolf in der Literatur

In Erzählungen werden Fuchs und Wolf häufig als weibliches und männliches Tier kontrastiert. [Müllneritsch 2010:291] Desweiteren werden Fuchs und Wolf oft als zunächst Verbündete beschrieben welche jedoch bereit sind, einander in den Rücken zu fallen sollte es für sie von Nöten oder von Nutzen sein. [[Müllneritsch 2010: 298] Somit kann man sagen, dass sie bereits in frühen Fabeln zu ihrem eigenen Vorteil handeln und somit Opportunismus über Loyalität stellen. Müllneritsch beschreibt Fuchs und Wolf in der mittelhochdeutschen Tierdichtung sogar als "altbekannte Widersacher" [Müllneritsch 2010: 299] und konkretisiert so ihre Beziehung.

Überleitung

Da Reinhart sowie Isengrin in Reinhart Fuchs Vetreter des männlichen Geschlechts sind, sind die geschlechterspezifischen Unterschiede zwischen Fuchs und Wolf in diesem Werk nicht vertreten. Hervorzuheben ist allerdings die Beziehung zwischen Reinhart und der weiblichen Vertreterin der Wölfe, Frau Hersant, auf die in dem Abschnitt Frau Hersant genauer eingegangen wird. Denn neben der Tatsache, dass Fuchs und Wolf hier männlich sind, kulminiert dieser Unterschied zu anderen Erzählungen darin, dass der Fuchs die Partnerin des Wolfes begehrt. Wie es sich dorthin entwickelt und wie die Familie der Wölfe Reinhart innerhalb des betrachteten Tierepos zum ersten Mal begegnet wird im Folgenden dargelegt.

Erstes Aufeinandertreffen (V. 384-413)

Vorangegangene Geschehnisse

Reinhart begegnet der Familie der Wölfe kurz nachdem er es durch eine List geschafft hat, aus einer Wildfalle zu entkommen. Isengrin hat dieses Schauspiel beobachtet, und so schon einen Eindruck von Reinhart's Gewitzheit erlangt. Reinhart berichtet ihm, dass er gekommen sei um ihn zu warnen, da viele Männer ihn hassen würden. Er verspricht Isengrin darauf hin, ihm und Frau Hersant zu dienen. Isengrin bespricht sich mit seiner Familie und verkündet, dass sie ihn als Vetter in die Familie aufnehmen. Dass sie dadurch noch großes Leid erfahren werden, wird dem Leser durch die Prolepse in Vers 411-413 vermittelt.

Übersetzung der Textstelle (V. 411-413)

Mittelhochdeutsch Übersetzung
do hate aber er Ysengrin Jedoch hatte Isengrin
ein vbel gesinde zv ime genvmen, böses Gesindel zu sich aufgenommen,
daz mvste im ze schaden kvmen. das musste ihn schnell ins Verderben stürzen.

Nachfolgende Geschehnisse

Die angeführte Textstelle beendet den Tag. Ein paar Tage später zieht Isengrin mit den gemeinsamen Söhnen auf die Jagd und vertraut Frau Hersant ironischerweise seinem Gevatter an.

Interpretation der Textstelle

Denn was die Wölfe nicht wissen, der Leser hingegen durch die Textstelle selbst und die vorangegangenen Verse erfahren hat, ist, dass Reinhart opportunistisch handelt um die Gunst von Frau Hersant zu erlangen. Somit hat er sich, perfiderweise ohne dass Isengrin sich dessen bewusst ist, zu Isengrin's Antagonist entwickelt und konkurriert mit seinem neu gewonnen Vetter um dessen Partnerin.

Anbandelungen Reinharts

Dass das Erlangen der Zuneigung von Frau Hersant jedoch zu scheitern prädestiniert ist, macht sie ihm recht schnell deutlich. Prägnant ist die, fast schon maliziöse, Aussage "wold aber ich deheines gern, so werest dv mir doch zv swach." (V. 432f.) [Heinrich der Glîchezâre 1995]. Hierbei hebt sie die körperliche Überlegenheit Isengrins über Reinhart hervor. Als Isengrin nach kurzer Zeit zu den beiden stößt "[...] tet der hobischere alse der rede niht inwere." (V. 441f.) [Heinrich der Glîchezâre 1995]. Die Tatsache, dass sich Reinhart vor seinem Vetter, als dieser zurückkehrte, nichts anmerken lassen möchte, verdeutlicht die bigotten und opportunistischen Grundzüge seines Handelns.

Depotenzierung Isengrins

Wie bereits erwähnt, hat Männlichkeit und die damit einhergehende Potenz einen hohen Stellenwert in der Beziehung der Wölfe. Ebendiese Männlichkeit nimmt jedoch irreversibel Schaden durch Reinhart's Taten. Die Depotenzierung erfolgt in zwei Schritten welche im Folgenden analysiert werden.

Tonsur Isengrins

Den erste Bestandteil der Depotenzierung Isengrins stellt die Tonsurierung dar. Welche Ereignisse zu dieser führten und welche Folgen sie mit sich bringt werden nun dargelegt.

Vorangegangene Geschehnisse

Der von Hunger geplagte Isengrin kommt auf der Suche nach Nahrung an der Tür seines Gevatters vorbei. Als er dort vorbeigeht nimmt er einen betörenden Essens-Duft wahr welcher sogleich sein Interesse weckt. Als Reinhart ihn bemerkt spricht er ihn an und ein Gespräch beginnt. Der untenstehende Teil des Gesprächs findet statt, nachdem Reinhart Isengrin zwei Stück Aal gegeben hat, um so dessen Interesse zu wecken.

Übersetzung der Textstelle (V. 684-696)

Mittelhochdeutsch Übersetzung
Reinhart sprach: 'des macht dv gnuc han, Da antwortete Reinhart: 'Davon könntest du genug haben -
wilt dv hie brvderschaft enpfan, wenn du der Bruderschaft beitrittst,
dv wirdest meister vber di braten.' wirst du für die Braten zuständig sein.'
da wart er san beraten. Da hat sich Isengrin sogleich entschieden.
'daz lob ich', sprach Ysingrin. 'Das gelobe ich', sagte Isengrin.
'nv stoz', sprach er, 'din hovbt herin.' 'Dann streck deinen Kopf herein!', antwortete Reinhart.
des was Ysengrin bereit, Dazu war Isengrin bereit,
do nahet im sin arbeit. da näherte ihm sich seine Qual.
dar in stiez er sin hovbet groz, Hinein streckte er sein mächtiges Haupt,
brvder Reinhart in begoz und Bruder Reinhart übergoss dieses, tatsächlich,
mit heizem wazzer, daz ist war, mit heißem Wasser,
daz vurt im abe hvt unde har. welches Isengrin's Haupt und seine Haare verbrühte.

Nachfolgende Geschehnisse

Nachdem Reinhart Isengrin diesen Schmerz zugefügt hat, begründet er dies damit, dass Isengrin Leid ertragen muss um in das Paradies zu gelangen. Reinhart betrachtet seine Taten und sich selbst als sakrosant und versucht, Isengrin ebendiesen Eindruck zu vermitteln, sodass dieser die Taten seines Gevatters nicht hinterfragt und seine Schmerzen vergisst.

Interpretion der Textstelle

Durch die Tonsur hat Isengrin nicht nur seinen Pelz im Kopfbereich verloren, und damit eines der Haupt-Anzeichen für Vitalität und Stärke im Tierreich, sondern hat nun ein anderes Auftreten als vor der Textstelle. Die Tonsurierung fungiert als conversio eines Mannes hin zu einem Mann Gottes. Durch die Tonsur evoziert nun auch Isengrin dieses Bild, dass er sich dem Weltlichen abgewandt und Gott zugewandt hat. Dies ist durch die Existenz seiner Partnerin und seiner zwei Söhne besonders problematisch. Als Mann Gottes darf die Weitergabe seiner Gene nicht seine Priorität sein - anders als es normalerweise der Fall wäre. Diese Abwendung von Sexualität stellt somit den ersten Schritt der Depotenzierung Isengrins dar.

Kastration Isengrins

Nach der vorangegangenen Tonsur erfolgt nun die ultimate und irreversible Depotenzierung. Wie es dazu kommt, und welche Folgen diese mit sich bringt werden im Folgenden erörtert.

Vorangegangene Geschehnisse

Als Reinhart Isengrin kurze Zeit später zum Eisfischen überredet, sagt er ihm, er solle den Eimer halten. Er befestigt ihn an dem Schwanz von Isengrin und gießt immer wieder Wasser über diesen, als Isengrin sich über das Gewicht wundert, behauptet Reinhart jedoch, dass sie großen Erfolg im Fischfang haben. Aufgrund der Temperaturen friert der Schwanz schnell fest. Als Reinhart sich sicher ist, dass Isengrin festgefroren ist, erzählt er ihm, dass er sich auf den Weg zum Kloster macht, um ihre Mitbrüder die Mönche zu holen die ihnen tragen helfen sollen, und lässt Isengrin zurück. Dieser gerät alsbald in eine heikle Situation als der Jäger Birtin sich im näherte.

Übersetzung der Textstelle (V. 805-821)

Mittelhochdeutsch Übersetzung
Isingrin was besezzin. Isengrin war umzingelt.
her Birtin hate ime gemezzin: Herr Birtin hatte ihn abgeschätzt:
den rucke wolter ime inzwei slahin. denn er wollte ihm den Nacken abschlagen.
do begunden ime die fuze ingan, Da fing es an, dass ihm die Füße wegrutschten,
vonme sliffe er nider kam: auf dem glitschigen Eis fiel er hin:
div gleti ime den swanc nam. die Glätte nahm ihm den Schwung.
umbe den sturz er niht enlie, Aufgrund des Sturzes
an den kniwin er wider gie. machte er auf den Knien weiter.
div gletin im aber den swanc nam, Die Glätte nahm ihm erneut den Schwung,
daz er heht ubir den zagel kam; sodass er nur den Schwanz traf;
den sluoc er ime garwe abe. den schlug er ihm gänzlich ab.
sie ir huobin beide groze clage. Sie hegten beide großes Bedauern.
Her Birtin do clagete, Herr Birtin beklagte,
daz er vermisset habete, dass er nicht getroffen hat,
ouch clagite sere Isingrin und Isengrin jammerte
den vil liebin zagil sin. seinem geliebten Schwanz nach.
den muoser da ze pfande lan. Den musste er als Pfand zurücklassen.

Nachfolgende Geschehnisse

Nach dem Verlust seines Schwanzes verlässt Isengrin den Schauplatz schnell und folgt Reinhart in Richtung Kloster.

Interpretation der Textstelle

Es könnte zwar als glückliche Fügung angesehen werden, dass er mit dem Leben davon gekommen ist, doch hat der Verlust des Schwanzes starke negative Auswirkungen. Die Textstelle kann auf verschiedene Weise gedeutet werden. Einerseits kann man "zagil" ausschießlich als die Rute des Wolfes verstehen, wahrscheinlicher ist jedoch die Auslegung, dass "zagil" hier für das männliche Glied steht. Somit wurde Isengrin nicht nur physischer Schmerz zugefügt, sondern er wurde desweiteren auch seiner Männlichkeit beraubt.

Folgen des Schwanzverlusts

Durch die vorangegangene Tonsur und die spätere Kastration ist die vorherig exorbitante Männlichkeit Isengrins nun nur noch rudimentär ausgeprägt. Das ist daher gravierend, da die Männlichkeit Isengrin's als einer der Hauptpfeiler der Beziehung zwischen ihm und Frau Hersant fungierte. Die Abweisungen Reinharts hat Frau Hersant stets mit ebendieser Männlichkeit begründet. Somit haben die Taten Reinharts, beziehungsweise die aus seinen Taten resultierenden Folgen, eminenten Einfluss auf das Familienkonstrukt der Wölfe. Dieser wird im Folgenden analysiert.

Vorangegangene Geschehnisse

Als Isengrin nach diesen Geschehnissen wieder zu seiner Familie stößt, und ihnen sein Leid klagt kommen sie zu dem selben Schluss, entsagen Reinhart die familiäre Verbindung und kündigen an, eine Fehde mit ihm zu beginnen. Eminent ist in diesem Wortwechsel die Bestürzung Frau Hersants über die Depotenzierung ihres Partners. Dies ist recht expressiv für den Stellenwert den die Männlichkeit Isengrins in ihrer Beziehung einnimmt, doch dessen Wichtigkeit ist besonders durch das Prestigegefühl Frau Hersants geprägt.

Übersetzung der Textstelle (V. 1057-1060)

Mittelhochdeutsch Übersetzung
'o we, ich en mag ez niht ane sin! 'O weh, ich kann nicht ohne ihn sein!
mir ist leit, daz der man min Es erschüttert mich, dass mein Mann
ane zagel mvz wesen. keinen Schwanz mehr hat.
wi sol ich arme des genesen?' Wie soll ich Ärmste das ertragen?'

Nachfolgende Geschehnisse

Diese Aussage Frau Hersants begründet letztendlich die Fehde. Isengrin trabt er sogleich los um sich auf die Suche nach Reinhart zu machen und sich so für das Leid welches ihm und seiner Familie zugefügt wurde zu rächen. Bevor er jedoch Selbstjustiz verüben kann, trifft er auf den Luchs. Da dieser sowohl Fuchs als auch Wolf zu seiner Verwandschaft zählt, überredet er Isengrin sein Anliegen bei dem Gerichtstag vorzutragen anstelle sich zu rächen.

Interpretation der Textstelle

Bei dieser Textstelle ist auffällig, dass Frau Hersant in dieser Situation einen selbst-zentrierten Standpunkt einnimmt und ihrem Partner gegenüber sehr unemphatisch auftritt. Obwohl es primär Isengrin ist, der Leid, sowie physischen Schmerz, erleiden musste, macht sie sich darüber Sorgen, wie sie das überstehen solle. In dieser Situation wirkt es zwar inadäquat, macht jedoch Rückschlüsse auf ihre Beziehung möglich. Ihr Mann muss für sie die Funktion einer Stütze und des Beschützers einnehmen, er fragt sie sogleich was sie bekümmert, während sie Resignation verspüren darf. Ihr Leid ist letztendlich der Auslöser dafür, dass sich Isenrgin auf die Suche nach Reinhart macht um die Fehde zu beginnen.

Frau Hersant

Entehrung Frau Hersants

Wie in Sexuelle Gewalt im Reinhart Fuchs ausführlich dargelegt, kommt es zu einer Vergewaltigung Frau Hersant's durch Reinhart. Da sie in einer Dachshöhle feststeckt, kann sie sich nicht zur Wehr setzen, obwohl sie die körperliche Kraft betrachtend, das stärkere Tier ist. Reinhart entehrt sie öffentlich vor zahlreichen Tieren - am schlimmsten ist jedoch, dass auch Isengrin und die gemeinsamen Söhne sich dies anschauen mussten, ohne einschreiten zu können da sie zu spät kommen.

Der finale Bruch der Wölfe mit Reinhart

Vorangegangene Geschehnisse

Isengrin ist konsterniert über diese Demütigung seiner Frau und auch seiner Ehre und beginnt vor Wut zu weinen. Diese öffentliche Entehrung des weiblichen Familienoberhaupts der Wölfe ist mehr als diese ertragen können.

Übersetzung der Textstelle (V. 1226-1231)

Mittelhochdeutsch Übersetzung
ver Hersant weinete do Da begann Frau Hersant zu weinen
vnde hulte Ysengrin, und Isengrin heulte,
alsam taten ovch di svne sin. wie es auch seine Söhne taten.
daz laster mvsten si haben. Was für eine Schmach die ertragen mussten.
do begonden si dannen draben, Da begannen sie, hinfort zu traben,
vil zornic was ir aller mvt. jeder von ihnen mit einem zornigen Gemüt.

Nachfolgende Geschehnisse

Reinhart hält jedoch an seinem impertinenten und mokanten Verhalten fest und beginnt nun auch noch die Familie der Wölfe zu verhöhnen. So sollen die Wölfe Frau Hersant zum Beispiel bei Reinhart zurücklassen, da sie aufgrund des vollzogenen Geschlechtsaktes nun bei ihm die Hausfrau sei. Isengrin erwidert darauf nichts mehr, da sich das Land in einem, von König Vrevel ausgerufenen, Landfrieden befindet.

Folgen am Hoftag

Wie sehr Reinhart der Familie der Wölfe durch die Vergewaltigung geschadet hat und wie sehr er sie entehrt hat wird beim Hoftag deutlich. Da Isengrin diesen Vorfall dort zur Anklage bringt wird ihm bewusst gemacht, dass er dieses Thema schnellstmöglich in Vergessenheit geraten lassen sollte. Andernfalls "[...] schädige [er] die Ehre von Weib und Kind, wenn er derartige Geschichten in die Öffentlichkeit trage." [Ruh 1980:15]. So wurde der Familie der Wölfe, insbesondere Frau Hersant, hier nicht nur Schaden zugefügt, sondern auch jede Möglichkeit genommen, den Schuldigen dafür zur Rechenschaft zu ziehen - die Tat als solche bleibt somit ungesühnt.

Klimax des Konflikts zwischen Fuchs und Wolf

Den Höhepunkt Reinhart's Listen, stellt jedoch der bereits erwähnte Hoftag dar. Obwohl Reinhart ursprünglich für seine Untaten angeklagt werden sollte, wendet er sich schnell durch eine List heraus und schafft es nun, auf diabolische Art und Weise, Isengrin gravierenden Schaden zuzufügen.

Vorangegangene Geschehnisse

Reinhart gibt sich als Botschafter eines Arztes aus, welcher ihn aus der Ferne entsendete um den Löwenkönig Vrevel von seinem Leid zu befreien. Aufgrund seiner eloquenter Ausdrucksweise, schafft es Reinhart sich das Vertrauen des Königs zu erschleichen. Als er diesen von seiner Loyalität und seinen Bemühungen ein Heilmittel für ihn, den König, zu finden überzeugt hat, erteilt er ihm Rat, wie der König sein doloröses Leiden beenden könne.

Übersetzung der Textstelle (V. 1896-1901)

Mittelhochdeutsch Übersetzung
'evch enpevtet der arzet me, 'Des weiteren lässt er mich euch ausrichten,
ob ir einen alden wolf mvget vinden, dass wenn ihr einen alten Wolf finden könnt,
den svlt ir heizen schinden, ihr ihm die Haut abziehen lassen sollt;
ovch mvzet ir eines bern hvt han.' auch müsst ihr die Haut eines Bären haben.'

Der König Vrevel beschließt sich, diesen Empfehlungen Folge zu leisten und fordert von Isengrin und seinem Kaplan die Pelze ein. Während der Kaplan Vrevel um Gnade anfleht, ist Isengrin insistent und versucht, Vrevel von dem Richtigen zu überzeugen.

Übersetzung der Textstelle (V. 1920-1925)

Mittelhochdeutsch Übersetzung
'sol mir alsvs gerichtet sin 'Soll das also das Gericht
vmme min wip, daz ist ein not.' für meine Frau sein, das ist ein Jammer.'
sinen zagelstrvmph er herfvr bot: Er zeigte den Stummel des Schwanzes vor und fuhr fort:
'sehet, wi mich ewer arzat 'Seht, wie mich euer Arzt
hinderwert gevnert hat. hinterrücks geschändet hat.
ouch mag evch wol ergan so.' Euch mag es wohl ebenso ergehen.'

Nachfolgende Geschehnisse

König Vrevel misst den Worten Isengrins jedoch keine Bedeutung bei und lässt ihn und Herr Brun seinen Kaplan ergreifen. Anschließend lässt er ihnen, Reinhart's Rat befolgend, das Fell abziehen.

Interpretation der Textstellen

Die Tatsache, dass Reinhart es schafft aus der ursprünglichen Rolle des Angeklagten auszubrechen und alleine durch seine Rhetorik und Überzeugungskraft den König dazu zu bringen ihm vollends zu vertrauen ist bestürzend. Die Familie der Wölfe konnte so keine Gerechtigkeit für die Dinge die Reinhart ihnen angetan hat erlangen - viel gravierender ist jedoch, dass Reinhart, trotz seiner anfänglichen Ohnmacht in der Szene des Hoftags, wiedereinmal für das Leid der Wölfe verantwortlich ist. Er kann von den Wölfen als sein Opfer nicht ablassen und holt somit zum finalen Gegenschlag aus. Dass Isengrin bei lebendigem Leibe, und somit unter brachialen Umständen, sein Fell abgezogen bekommt, verleiht dem Fuchs als bewiesener Widersacher der Wölfe letztlich infernalische Züge.

Verzeichnis

Quellen

<HarvardReferences />

  • [*Heinrich der Glîchezâre 1995] Heinrich der Glîchezære: Reinhart Fuchs. Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch, hg. Karl-Heinz Götter, Stuttgart 1995.

Literatur

<HarvardReferences />

  • [*Müllneritsch 2010] Müllneritsch, Helga: Die Darstellung des Fuchses in der mittelalterlichen Dichtung, Graz, S. 289-306

<HarvardReferences />

  • [*Ruh 1980] Ruh, Kurt: Höfische Epik des deutschen Mittelalters. Bd. 2: 'Reinhart Fuchs', 'Lanzelet', Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Straßburg, Berlin 1980 (Grundlagen der Germanistik 25), S. 13-33