Kleidung bei Neidhart

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Kleines Glossar (mit Belegstellen)

Wortlaut im mhd. Original (konkrete Realisation) Belegstelle Alternative Notationen Bedeutung des Lexems
barchâne Winterlied 1 (IV, 2) barchant, barchât, barchet [Lexer 1872-1878: Bd. 1, Sp. 127] Etymologisch herleitbar von arab. Barrakan ‚grober Wollstoff‘ [Kiessling u.a. 1993: S.31] - ursprünglich aus Kamel- oder Ziegenhaar gefertigt.

Barchent ist ein Mischgewebe aus Baumwoll-Schuss auf Leinen-Kette. [Simon-Muscheid 2005]

Das Gewebe ist einseitig oder beidseitig aufgeraut. [Kiessling u.a. 1993: S.31]

Aus finanziell-ökonomischer Sicht des Mittelalters war Baumwolle der weitaus wertvollere Bestandteil dieses Mischgewebes: Während Leinen aus heimischem Flachs gewonnen werden konnte, musste Baumwolle aus dem östlichen Mittelmeerraum aufwendig und kostspielig importiert werden. Das Endprodukt war leichter und geschmeidiger als reines Leinen, der hohe Baumwollanteil sorgte zudem für verbesserte Pigmenteinlagerung beim Färbeprozess, es entstand Tuch in satteren und strahlenderen Farben. [Simon-Muscheid 2005]

phellerîne Winterlied 24 (V, 4) phellelîn, phellerîn, phellîn [Lexer 1872-1878: Bd. 2, Sp. 236] Adjektivbildung zu phellel, mit der Bedeutung ‚ein feines kostbares seidenzeug (auch wollenzeug?)‘ oder ‚gewand, decke u. dgl. aus solchem, allgem.‘ [Lexer 1872-1878: Bd. 2, Sp. 235 bis 236]
goller Winterlied 24 (Va, 4) x x
rinkelohte Winterlied 24 (V, 2) rinkeloht [Lexer 1872-1878: Bd. 2, Sp. 451 bis 453] Kompositum aus ‚rinke‘ + ‚loht‘

d.h.
mhd. rinke = nhd. ‚spange, schnalle am gürtel, schuh etc.‘ [Lexer 1872-1878: Bd. 2, Sp. 451 bis 452]
mhd. loht = nhd. gelocht

Grundbedeutung ist also, dass besagtes Kleidungsstück mit einer Schnalle versehen ist. Vermutlich müssen dafür Löcher gestanzt werden, in denen die Schnalle befestigt werden kann.

schaperûne Winterlied 24 (V, 1) schaperûn, schapperûn, schaprûn [Lexer 1872-1878:Bd. 2, Sp. 660 bis 661] ‚kaputze, kurzer mantel‘ [Lexer 1872-1878:Bd. 2, Sp. 660 bis 661]

Lehnwort aus franz. chaperon [BMZ Benecke/Müller/Zarncke 1854-1866: Bd. II/2, Sp. 87a bis 87b]

rîsen Winterlied 27 (IV, 9) rîse [Lexer 1872-1878: Bd. 2, Sp. 458 bis 459] eine ‚art herabfallender schleier‘ [Lexer 1872-1878: Bd. 2, Sp. 458 bis 459]
golzen Sommerlied 18 (III, 4) kolze , golze [Lexer 1872-1878: [Bd. 1, Sp. 1667 bis 1668] Wort nur im Plural gebräuchlich, mit der relativ offenen Bedeutung einer Art ‚fuss- u. beinbekleidung‘ [Lexer 1872-1878: [Bd. 1, Sp. 1667 bis 1668]

Die Lexikon-Angabe ist äußert unspezifisch gehalten, es kommen mehrere Möglichkeiten in Betracht: Gemeint sein könnten alle Varianten von Strümpfen, kurz bis hoch; Beinlinge; sämtliche Möglichkeiten von Schuhwerk, flach, knöchelhoch, Stiefeletten, Stiefel usw.

Lehnwort aus it. calzo, calzone, franz. caleçon, ursprünglich abgeleitet von lat. calceus [Lexer 1872-1878: Bd. 1, Sp. 1667 bis 1668]

gebende Winterlied 27 (V, 5) gebende Substantivierung/Nominalisierung zum Verb ‚binden‘ = Gebinde

Grundständige Bedeutung in etwa ‚alles womit gebunden wird: band, bandschleife‘ [Lexer 1872-1878: Bd. 1, Sp. 750 bis 752]

Im mittelalterlichen Modejargon kommt es zu einer Bedeutungsverengung, das Gebende bezeichnet hier einen Teil der Kopfbedeckung, die von Frauen getragen wurde: Beim Gebende handelt es sich um einen breiten Streifen Tuch, der unter dem Kinn lag, dann sehr straff anliegend links und rechts über die Ohren nach oben geführt wurde. Je nach Breite des Streifens waren auch die Wangen teils bedeckt. Der Streifen wurde Hinterkopfs gebunden und/oder mit Nadeln fixiert. Er konnte durch ein zusätzliches Stirnband ergänzt werden, was eine gänzliche Rahmung des Gesichts ermöglichte. Das Gebende wurde kombiniert mit schapel oder rîse getragen. Für schapel siehe auch Schmuck bei Neidhart

buosemblech Winterlied 27 (VII, 7) buosem-blëch [Lexer 1872-1878: Bd. 1, Sp. 389] Kompositum aus ‚buosem‘ + ‚blech‘

d.h.
mhd. buosem = nhd. Brustteil der Bekleidung des Oberkörpers - ‚der den busen bedeckende theil des kleides, des rockes‘ [Lexer 1872-1878: Bd. 1, Sp. 388 bis 389]
mhd. blech = nhd. Blech, dünngewalztes oder -gehämmertes Metall, danach in Form geschnitten und mit Löcher versehen - ‚blättchen, meist metallblättchen‘ [Lexer 1872-1878: Bd. 1, Sp. 301]

Vermutlich handelt es sich also um ein Obergewand, auf dessen Brustteil kleine Metallplättchen genäht wurden, ähnlich einer leichten Brustpanzerung (Plattenpanzer?) siehe auch Rüstung (und Waffen) bei Neidhart

gebræmet Winterlied 27 (VII, 10) x Partizip II (Partizip Perfekt) zum mhd. Verb bræmen

Das Verb existiert im Neuhochdeutschen in der Form ‚verbrämen‘, die Bedeutung ist nur noch mit absteigender Tendenz bekannt: Es ist ein Tätigkeitsverb und fällt in den Bereich des Nähens, laut Duden bedeutet es so viel wie ‚am Rand, Saum mit etwas versehen, was zieren, verschönern soll‘ [Duden - Lemma ‚verbrämen‘]

Der Rand eines Kleidungsstückes wird nicht nur gesäumt, sondern zusätzlich verbrämt d.h. mit einem schmückenden Abschluss versehen, das abschließende Stück kann alles Denkbare sein z.B. eine gewebte Borte, ein Samtband oder Pelzbesatz usw.

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Kulturelle Bedeutung von Kleidung

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Semantische Bedeutung von Kleidung

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Verweischarakter

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Farbsymbolik

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Funktionskatalog bei Neidhart

Welche Funktion erfüllt Kleidung im literarischen Werk Neidharts?


Literaturverzeichnis

<HarvardReferences />

  • [*BMZ Benecke/Müller/Zarncke 1854-1866] Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Mit Benutzung des Nachlasses von Georg Friedrich Benecke ausgearbeitet von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke. 3 Bde. Leipzig 1854-1866.
  • [*Lexer 1872-1878] Lexer, Matthias: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. 3 Bde. Leipzig 1872-1878.
  • [*Kiessling u.a. 1993] Kiessling, Alois; Matthes, Max: Textil-Fachwörterbuch, Berlin 1993.
  • [*Duden - Lemma ‚verbrämen‘] Duden: Lemma ‚verbrämen‘, https://www.duden.de/rechtschreibung/verbraemen, abgerufen am 29.12.2020.
  • [*Simon-Muscheid 2005] Simon-Muscheid, Katharina: "Barchent", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.11.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/013959/2005-11-15/, abgerufen am 28.12.2020.