Reinharts Bosheit (Reinhart Fuchs)
Ist Reinhart Böse?/ Die Bösartigkeit von Reinhart Fuchs./ Reinharts Bösartigkeit/Bosheit.
Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Bösartigkeit des Fuchses Reinhart aus dem von Heinrich der Glîchezære[1] verfassten Tierepos. Die verschiedenen Stufen seiner Listen sollen analysiert werden, mit Absicht die Entwicklung seiner Bosheit zu dokumentieren. Somit werden sowohl Reinheits Absicht und Bereitwilligkeit Schaden anzurichten, als auch Reinheits eigene Wahrnehmung seiner Moral im Fokus liegen.
Einleitung
Stufen der Listen
(mehr Fälle aufführen in chronologischer Reihenfolge aber auch darauf achtend wie sich die Bosheit etwickelt)
Gescheiterte Streiche
Listen zusammen mit den Wölfen
Listen werden zu Straftaten
Reinhartis drivwe warin laz, | Von Treue konnte bei Reinhart keine Rede sein; |
er gefror ie baz unde baz. | immer mehr fror jener ein. |
,Dirre eimir swerit', sprach lsingrin. | "Der Eimer wird mir zu schwer", klagte Isengrin. |
,da han ich gezellit drin | "Ich habe schon dreißig Aale darin gezählt", |
drizic ale', sprach Reinhart, | antwortete Reinhart, |
,diz wirtein nuzze vart; | "das Unternehmen wird sehr erfolgreich; |
kunnint ir stille gestan, | wenn Ihr Euch nur ruhig verhaltet, |
zehinzic wellint drin gan.' | werden hundert hineingehen." |
Alsez do begunde dagen, | Als es nun Tag wurde, |
Reinhart sprach: | meinte Reinhart: |
,ich wil ivch mere sagin: | "Ich kann nur sagen: |
ich furhte, wir unsir giticheit | wir müssen unsere Gier |
uil sere engeltin; mir ist leit, | - fürchte ich-sehr büßen; es macht mir Sorge, |
daz so uil uisce drinne ist; | daß so viele Fische im Eimer sind; |
ich neweiz der zuo neheinen list. | denn jetzt ist meine Kunst am Ende: |
ir mugint sie niht uz erhebin. | Ihr dürftet sie kaum herausheben können; |
sehint, ob ir sie mugint irwegin.' | seht zu, ob Ihr sie auch nur ein wenig fortbewegen könnt, |
lsingrin geriet zucken, | Isengrin begann zu ziehen, |
daz is begunde drucken | aber das Eis hielt |
den zagel, er muoze da stan. | seinen Schwanz fest, so daß er bleiben mußte. |
Reinhart sprach: ,ich wil gan | Reinhart sagte: "Ich werde mich |
nah unsirn bruoderin darhaim: | zu unsern Mitbrüdern nadl Hause aufmachen, |
dirre gewin wirt niht clein.' | denn dieser Erfolg ist wahrlich nicht gering." |
Der dag begunde uf gan, | Da wurde es vollends Tag, |
Reinhart huob sich dannan. | und Reinhart machte sich davon. |
Nach allem was Reinhart den Wölfen angetan hat und endlich vor Gericht geführt wird, flieht er sich in einem Dachsbau gefolgt von Hersante, Isegrins Gattin, die stecken bleibt und somit Reinhart ausgeliefert ist, der sie vor allen Anwesenden erniedrigt.
Mittelhochdeutsch | Übersetzung |
---|---|
do gewan si schire schande genuc: | Nachdem sie sicher genug Schande erlitten hatte: |
sine mochte hin noch her, | Sie steckte fest und konnte weder rein noch raus, |
Reinhart nam des gvten war, | Reinhart nahm sein Glück wahr, |
zv eime andern loche er vz spranc, | und sprang zu einem anderen Loch wieder raus, |
vf sine gevateren tet er einen wanc. | seinem Gevater/Freund fügte er (seelischen) Schaden zu. |
Isengrine ein herzen leit geschach: | Isegrin tat das Herz weh: |
er gebrvtete si, daz erz an sach. | Er vergewaltigte sie, so dass er es mit ansehen musste. |
Reinhart sprach: ,villibe vrvndin, | Reinhart sagte: ,Sehr geliebte Freundin, |
ir schvlt talent mit mir sin. | Ihr werdet heute den ganzen Tag mit mir sein. |
izn weiz niman, ob got wil, | Es weiß keiner, ob Gott will, |
dvrch ewer ere ich iz gerne verhil.' | (aber) ich verheimliche es gerne um Eurer Ehre willen.' |
vern Hersante schande was niht deine, | |
si beiz vor zorne in die steine, | sie biss vor Wut in die Steine, |
ir kraft konde ir nicht gefrvmen. | ihre Kraft konnte ihr nicht helfen. |
Reinhart entkommt auch diesmal, trotz seiner offenkundigen Straftat, und lässt unbekümmert die entehrte Wölfin liegen. Konnte man seine Taten bis jetzt noch rechtfertigen, so geht an dieser Stelle die Möglichkeit den Fuchs zu entschuldigen verloren. Die Bosheit des Fuchses ist nicht mehr nur auf seine Gier und auf sein Egoismus zurück zu führen, die in der Tierwelt gewisser Weise zum Überlebensinstinkt zu gehören scheinen, sondern beruhen auf die pure Absicht des Fuchses andere Beteiligte zu verletzen und ihnen Schaden zuzufügen. Diese Absicht ist in einigen seiner vorherigen "Listen" oder besser gesagt "Straftaten" enthalten, kann aber ab der Vergewaltigung deutlich als solche gesehen werden.
Man könnte versuchen mit Fortpflanzungsinstinkten zu argumentieren, jedoch können sich Wölfe und Füchse nicht paaren, außerdem schein Reinhart sich seiner Aktionen bewusst zu sein.
Bösartigkeit
Reinharts Moral-Wahrnehmung
Schluss
Literaturverzeichnis
- ↑ Heinrich der Glîchezâre: Reinhart Fuchs. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch, hg. und übersetzt von Karl-Heinz Göttert, Reclam, Stuttgart 1976.
- ↑ Ruh, Kurt: Höfische Epik des deutschen Mittelalters. Bd. 2: 'Reinhart Fuchs', 'Lanzelet', Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Straßburg, Berlin 1980 (Grundlagen der Germanistik 25), S.22.