Die Urinepisode (Ulrich von Liechtenstein, Frauendienst)

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Die Urinepisdoe in Ulrich von Liechtensteins Frauendienst lässt sich leicht überlesen. Sie ist in Relation zum Gesamtwerk und anderen Episoden sehr kurz, schnell und indirekt beschrieben. Dennoch hat sie großen Stellenwert, denn sie illustriert eingängig die Erniedrigung, die der Ich-Ezähler im gesamten Werk zu erleiden hat. Die Folgen sind für den weiteren Verlauf ausschlaggebend. Die Episode soll daher kurz in den Zusammenhang der Geschichte eingeordnet werden. Anschließend wird die Szene gedeutet und in einem letzten Schritt werden die weiteren Folgen erläutert.

Einordnung in den Gesamtzusammenhang

Vorgeschichte

Warten vor der Burg, Spiel als Kranker, Flucht

Episode mit kurzer Interpretation

Die Episode besteht aus den Versen 1188, 1189 und 1190:

mittelhochdeutscher Text[1]

neuhochdeutsche Übersetzung[2]

1188 Als tet ouch der geselle min,
wir muosten da vil stille sin.
do wir verholn lagen hie,
der husschaffer selbe sibent gie
umbe die burc her und dar;
er nam vil vliziclichen war,
ob iemen dar waer verholn chomen,
des wart von im wol war genomen.

So tat es auch mein lieber Freund,
wir mußten nun sehr stille sein.
Als wir versteckt so lagen dort,
da ging der Hausverwalter und
sechs Männer um die Burg herum;
er hatte eifrig nachzuseh'n,
ob jemand heimlich kommen wär'.
das nahm er dann auch sicher wahr.

1189 Do er ez hier und dort gesach,
nu horet, waz mir dort geschach:
ez gie der ungemuote man
von sinen gesellen zuo mir stan
und tet sin unzuht da uf mich,
so daz da von gar naz wart ich;
des getorst ich im geweren niht,
daz was ein wunderlich geschiht.

Als er so hin- und hergespäht,
nun hört, was mir nun dort geschah:
Es kam der wiederwärtige Mann,
er stand gerade über mir
und schlug auf mich sein Wasser ab,
und ich war danach ganz durchnäßt;
ich traute mich nicht wehren dort,
die Sache war recht seltsam doch.

1190 Da mit er in die burc sa gie.
so saz ich also nazzer hie,
daz was mir leit und ungemach;
uz der lin daz lieht ich sach
liuhten: do stuont ich zehant
uf und zoch abe min gewant,
daz boese, daz ich durch heln truoc,
daz barg ich snellich genuoc.

Dann ging er in die Burg hinein.
So saß ich nun ganz naß herum,
ganz elend war's und unbequem;
ich sah das Licht im Fenster bald:
Da stand ich auf so schnell ich konnt'
und zog die Bettlerkleider aus,
das ich zur Täuschung hier nun trug,
und ich versteckte sie sofort.


Anschließende Ereignisse

Treffen mit Herrin, Erlebnisse in der Burg

Interpretation

Erniedrigung im Moment

Identitäsverlust

"Null-Person"

Liteaturangaben

Primärliteratur

Der zitierte mittelhochdeutsche Text stammt aus:

  • Franz Viktor Spechtler (Hrsg.) (1987): Ulrich von Liechtenstein. Frauendienst, Göppingen: Kümmerle.

Die dazugehörigen hochdeutschen Übersetzungen sind folgendem Werk entnommen:

  • Liechtenstein, Ulrich von (2000): Frauendienst. Roman, Aus dem Mittelhochdeutschen ins Neuhochdeutsche übertragen von Franz Viktor Spechtler, Klagenfurt/Celovec: Wieser.

Forschungsliteratur

  1. Ackermann, Christiane: "'min lip reht als ein stumbe sweic', Ich – Subjekt – Körper –: zu Ulrichs von Liechtenstein 'Frauendienst'". In: Ridder, Klaus & Langer, Otto (Hrsgg.) (2002): Körperinszenierungen in mittelalterlicher Literatur. Kolloquium am Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld, 18. bis 20. März 1999, o.A.: Berlin, 139-156.
  2. Kablitz, Andreas (2000): "Die Minnedame. Herrschaft durch Schönheit." In: Neumeyer, Martina (Hrsg.): Mittelalterliche Menschenbilder. Regensburg: Friedrich Pustet, 79-118.
  3. Kartschoke, Dieter (2001): "Ich-Darstellung in der volkssprachigen Literatur". In: Dülmen, Richard van (Hrsg.): Entdeckung des Ich. Die Geschichte der Individualisierung vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Köln/Weimar/Wien: o.A., 61-78.
  4. Kiening, Christian (1998): "Der Autor als 'Leibeigener' der Dame – oder des Textes? Das Erzählsubjekt und sein Körper im Frauendienst Ulrichs von Liechtenstein". In: Andersen, Elizabeth A. et al. (Hrsgg.): Autor und Autorschaft im Mittelalter. Kolloquium Meißen 1995, o.A.: Tübingen, 211-238.
  5. Kraß, Andreas: Geschriebene Kleider, höfische Identität als literarisches Spiel; Tübingen 2006.

Einzelnachweise

  1. Zitiert wird aus der unter der Primärliteratur genannten Ausgabe. Im Folgenden werden solche Textpassagen mit der Sigle FD gekennzeichnet.
  2. Hir wird aus der unter der Primärliteratur genannten Übersetzung zitiert.