Die Struktur des Doppelwegs: "Parzival" und "Erec" im Vergleich

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Die Struktur des Doppelwegs. "Parzival" und "Erec" im Vergleich

Die Doppelwegstruktur ist typisch für einen Artusroman. Das Vorzeigebeispiel dieser Struktur ist der Artusroman 'Erec' von Hartmann von Aue. Ob der Doppelweg auch die bestimmende Struktur in Wolfram von Eschenbachs 'Parzival' ist, gilt es zu klären. Dafür wird das Strukturmodell des "Erecs" dem des "Parzivals" gegenübergestellt. Es soll anhand der Grobstrukturen der Texte aufgezeigt werden, ob die Doppelwegstruktur, die Kuhn bei "Erec" entdeckt hat, das passende Strukturmodell ist.

Die Struktur des 'Erecs' bei Kuhn

Hugo Kuhn fasst den 'Erec', das „Jugendwerk eines wachsenden Dichters“[1], in zwei Hauptteile: „I Geschichte Erecs und Enites bis zu Hochzeit – II die spätere Abenteuerfahrt des Paares, nach Handlung und Zeit völlig getrennt, nur durch die Einheit der Hauptpersonen damit verbunden.“*[*Kuhn 1973:S.18]<HarvardReferences />

Der erste Teil soll aus vier Geschichten bestehen: (1) Die Jagd auf den weißen Hirsch, (2) die Zwergenbeleidgung, (3) der Sperberpreis und (4) die arme Herberge in Tulmein.*[*Kuhn 1973:S.18ff]<HarvardReferences /> Am Ende des ersten Teil hat Erec eine Dame, die unglaubliche schöne Enite, für sich gewonnen. Er und Enite reisen nach Karnant. Dort 'verligen' die beiden allerdings, was die Hofesfreude raubt und den Ruhm kostet. *[*Kuhn 1973:S.19ff]<HarvardReferences /> Deswegen begeben sie sich auf Abenteuerfahrt um ihren Ruhm wiederzuerlangen. Der zweite Handlungszyklus kann durch die Tabelle von Schulz aufgezeigt werden.

A: ungemach, Arbeit für Erec und Enite B: Vreude
(1) Doppeltes Räuberabenteuer
(2) Graf Galoeinl (5) Graf Oringles
(3) Guivreiz (6) Guivreiz
(7) Joi de la curt
(4) Zwischeneinkehr am HofBeispiel (8) Schlußeinkehr am Hof

[2]

Kuhn kann durch die Doppelungen und die Steigerungen, die im 'Erec' existieren, eine Struktur erkennen, die seine Interpretation des Werkes stützt, wenn nicht sogar ermöglicht. Die Doppelwegstruktur ist zwingend für die Interpretation des Werks. An ihr wird der Lernprozess des Protagonisten deutlich.

Allerdings sollte erwähnt werden, dass Erec nicht von Geburt an begleitet wird. Es wird nur ein kurzer Ausschnitt seines Lebens dargestellt. Erec ist bereits ein jungen Ritter. Seine Geschichte handelt von der 'adolescentia' hin zur 'iuventus'(mehr dazu Parzival als Entwicklungsroman (Wolfram von Eschenbach, Parzival)).

  1. Kuhn Hugo (1973): >Erec<. In: Hartmann von Aue, hrsg. Kuhn, Hugo und Cormeau, Christoph, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, S.17.
  2. Vgl. Schluz, Armin (2012): Erzähltheorie in mediävistischer Perspektive, Berlin: de Gruyter. S.248.