Die Konzeption des Bösen im Parzival
Hinweis: Dieser Artikel entsteht im Rahmen des Hauptseminars Parzival an der Universität Konstanz und befindet sich noch in Bearbeitung.
Entwurf/Einleitung(13.05.15)
Der folgende Artikel setzt sich zum Ziel die Konzeption des Bösen im Parzival [1] zu erläutern. In diesem Zusammenhang wird insbesondere auf Parzivals Verständnis des Bösen eingegangen und wodurch er dieses Verständnis erlangt. Das Böse ist stark verbunden mit der Religion und hier insbesondere mit dem Heidentum und der Diskrepanz zwischen Heidentum und Christentum.
Vermittlung des Bösen
Bereits zu Beginn der Erzählung wird eine Verknüpfung der Dichotomie gut und böse mit Farben hergestellt: „der unstaete geselle hât die swarzen varwe gar“(1,10 f.), während sich die „mit staeten gedanken“(1, 14) an „die blanken“ (1, 13) halten. Diese Dichotomisierung hat auch eine Auswirkung auf die race-Konzeptionen im Parzival. In diesem Zusammenhang ist insbesondere Feirefiz interessant, der immer wieder als Elster aufgrund seiner fleckigen Haut beschrieben wird. Denn der Erzähler vergleicht auch die Vereinigung von Gutem und Bösem (hier: Himmel und Hölle) als „agelstern varwe“ (1, 6) niederschlägt.
Parzivals Erziehung durchgeht mehrere Phasen, in denen er unter anderem auch verschiedene und spezifischere Konzeptionen von gut und böse erfährt und teilweise auch internalisiert. Seine Mutter Herzeloyde liefert ihm eine Erklärung des Guten anhand der Gegenüberstellung von Gott und Teufel, mit der sie Parzival eine Antwort auf seine Frage: „waz ist got?“ (119, 17) gibt. Gott – „noch liehter denne der tac“ (119, 19) soll Parzival sich in der Not zuwenden, denn seine „triwe der werlde ie helfe bôt“ (119, 24). Im Gegensatz dazu steht nun der Teufel, „der helle wirt“ (119, 25), der „swarz“ (119, 26) ist und „untriwe […] niht verbirt“ (119, 26). Auch Herzeloyde greift hierbei auf eine Farbendichotomie zurück, die das Gute mit Helligkeit und das Böse mit Dunkelheit und Schwärze verbindet. Außerdem gibt sie noch einen Rat im Bezug auf den Teufel auf den Weg:
mittelhochdeutsch | neuhochdeutsch |
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von dem kêr dîne gedanke, | Von ihm wende dich gedanklich ab |
und och von zwîvels wanke. | und auch von der Unentschiedenheit des Zweifels. |
Im Zuge der Erzählung wird deutlich werden, dass Parzival diese Dichotomie nicht nur verinnerlicht hat, sondern auch lebt. Auch die Belehrung seiner Mutter nimmt sich Parzival zu Herzen:
mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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‘waz hân ich vernomn? | 'Was habe ich vernommen? |
wan wolt et nu der tiuvel komn | Wenn der Teufel kommen würde, |
mit grimme zorneclîche! | mit grimmigem Zorn, |
den bestüende ich sicherlîche. | den würde ich sicherlich überstehen. |
(120, 17 ff.)
Er überträgt das Gelehrte alsbald in die Realität um: Hufgetrappel ist für ihn ein Merkmal des Teufels; einen der Ritter hält er wegen dessen Schönheit für Gott. Diesen Fehler begeht Parzival jedoch nicht nur einmal, sondern gleich darauf erneut: „ez waere got, als im verjach frou Herzeloyd diu künegîn, do sim underschiet den leihten schîn.“ (122, 21 ff.) Dies ist nur nur eine weiteres Beispiel, wie sich Parzivals tumpheit in seinem Handeln niederschlägt. Doch Parzival entwickelt sich weiter, sobald der am eigenen Leib erfährt, was es heißt, selbst böse zu sein (vgl. 316). Im Laufe seiner Entwicklung zeigt er Reue und büßt für seine Tat. Trevrizent zufolge ist dies auch der richtige Weg, um sich Vergebung vor Gott zu verdienen:
mittelhochdeutsch | Übersetzung |
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'welt ir im riwe künden, | Wollt Ihr ihm Reue verkünden, |
er scheidet iuch von sünden.' | trennt er euch von den Sünden. |
(448, 25 f.)
Ursprung des Bösen
- ↑ Es wird unter Angabe von Strophen und Verszahl zitiert nach: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung von Peter Knecht. Mit einer Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der 'Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok, 2. Aufl., Berlin/New York 2003.